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Veröffentlicht am 08.01.2022

Berührt bis ins Mark…

Papa stirbt, Mama auch
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Klappentext:

„Ein Buch, das uns alle betrifft: Maren Wursters zutiefst berührende Reflektion über Fürsorge und Übergriffigkeit, Krankheit und Tod – und die Suche nach der eigenen Geschichte.



Ein persönliches, ...

Klappentext:

„Ein Buch, das uns alle betrifft: Maren Wursters zutiefst berührende Reflektion über Fürsorge und Übergriffigkeit, Krankheit und Tod – und die Suche nach der eigenen Geschichte.



Ein persönliches, in seiner Offenheit radikales, überraschend tröstliches Buch über den Abschied von den Eltern – und der literarische Versuch, die eigene Herkunft zu ergründen. Der Vater liegt auf der Intensivstation, die demenzkranke Mutter wird in einem Pflegeheim betreut. Dazwischen steht die Tochter, selbst Mutter eines kleinen Kindes, und muss sich kümmern, weiß aber nicht, wie. Sie fängt an, sich zu erinnern: an ihre Kindheit, an das Ferienhaus in Spanien, aber auch an die Sucht des Vaters und die Unnahbarkeit der Mutter. Und während sie das Leben der Eltern vom Moment des Sterbens aus erzählt, begreift sie nach und nach, was die beiden eigentlich für Menschen waren, was für ein Mensch sie selbst geworden ist.“



Manchmal gibt es Bücher, die will man eigentlich gar nicht lesen, weil die Vogelstrauß-Politik manches Mal beim Menschen das Einfachste zu sein scheint. Tut das gut? Nein. Wir können uns vor so vielen Dingen und Situationen nicht verstecken und verschließen, denn sie werden kommen, eines Tages…ob wir wollen oder nicht.



Autorin Maren Wurster hat mir das wieder klar gemacht. In ihrem Buch beschreibt sie eine Art Sterbebegleitung ihrer Eltern aber nicht in dem Sinne wie man das „professionell“ kennt, sondern wie man es als Kind seiner Eltern macht - mit Liebe bis zum Schluss, egal was war…Wurster erzählt von ihrem Vater, der vom Alkohol zerfressen war und der dafür seine Quittung des Lebens bekommt - er liegt im sterben. Wursters Mutter führt ihr eigenes Leben weit ab von dem, was sie weiß: sie hat eine fortschreitende Demenz und geht in ihrem Kopf ihren eigenen Weg des Lebens bis zum Schluss. Wursters Worte sind nicht nur berührend und traurig, ja sie quälen den Leser genau an der Stelle wo es richtig schmerzt. 140 Seiten braucht es dafür, dass man als Leser aufwacht und darüber nachdenkt wie man selbst damit umgehen würde. Braucht man dann so ein Buch? Umbedingt! Es zeigt, dass es einem nicht nur allein so geht. Alle Kinder ziehen irgendwann dieses Los des Schicksals. Wurster begleitet die beiden und erlebt eine riesige Kraft der Liebe zwischen ihnen, eine Liebe, an die sie selbst nicht mehr gedacht/geglaubt hätte, nach allem was war. Und vielleicht war es genau das was sie brauchte um die beiden für sich nochmal neu kennenzulernen. Wer waren ihre Eltern? Sie geht auf Spurensuche und findet sich selbst als Ergebnis der beiden wieder.

Mein Fazit: aufwühlend, schmerzend, traurig, hammerhart, aufrüttelnd, wie ein Weckruf an alle Kinder…Ein gigantisches Buch mit einer noch gigantischeren Message. Lesen! Unbedingt lesen und mit sich selbst darüber sprechen…5 von 5 Sterne! Wobei diese wahrlich noch untertrieben sind!

Veröffentlicht am 08.01.2022

Gigantisch schön und einmalig!

Frida Kahlo. Sämtliche Gemälde
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!ein Lesehighlight 2022!

Was soll man zu diesem Meisterwerk groß sagen? Es ist einfach nur perfekt!
Dieses gewaltige Schwergewicht (wir reden hier von knapp 6,5kg!) und 624 Seiten ist DAS Coffetable-Book ...

!ein Lesehighlight 2022!

Was soll man zu diesem Meisterwerk groß sagen? Es ist einfach nur perfekt!
Dieses gewaltige Schwergewicht (wir reden hier von knapp 6,5kg!) und 624 Seiten ist DAS Coffetable-Book für alle Kunstliebhaber und Fan‘s von Frida Kahlo. Der stolze Preis von 150.-€ wirft viele Fragen auf und die möchte ich hier gern beantworten.
Ja, es ist ein hoher Preis aber allein die Bindung des Buches ist es einfach wert und ebenso die Größe. Die Buchdeckel sind hervorragend geleimt, der Buchrücken ist mit Leinen gespannt und mit tiefer Goldprägung des Titels versehen, die Seiten haben eine fantastische Stärke (ich empfehle hier Handschuhe beim blättern!), die Farben sind brilliant, es gibt keinerlei Druckfehler und die generelle Gestaltung zwischen sämtlichen!!! Werken Kahlos und gelungenen und informativen Texten dazu ist einfach nur ein Traum. Wir finden in diesem Buch wirklich alle Gemälde der Künstlerin wieder. Teilweise sogar in Originalgröße und genau das macht diese Größe dann eben auch aus. Das ist bislang einmalig! Es gab bisher keinen Kunstkatalog oder ein Coffetable-Book das alle Werke der Künstlerin aufgelistet hat! Viele Bilder waren bislang der Öffentlichkeit verborgen bzw. wurden nur in Mexico einer ausgewählten Masse gezeigt. Man spürt von Bild zu Bild Kahlos Zauber, hört leicht mexikanische Klänge in Gedanken, hat das Gefühl ihren Blumenschmuck im Haar zu riechen und wenn man sich dann noch mehr in ihren Bildern verliert als ohnehin, meint man, hinter einem raschelt ihr opulenter Rock und sie grinst über die Begeisterung des Lesers. Man spürt ihren gemalten Schmerz…es ist unbeschreiblich dieses Werk zu genießen!

Ganz tolles Extra: das Buch kommt in einem Umkarton/ Schutzkarton mit dem Konterfei Kahlos daher und allein dieser Umkarton ist schon ein Highlight. Hier hat der Taschen-Verlag alles, aber wirklich alles richtig gemacht. Ergebnis: dieses Buch ist seinen Preis definitiv wert!

Mein Fazit: dieses Buch ist einfach nur gigantisch! Ich vergebe hier voller Stolz 5 von 5 Sterne und freue mich so ein Meisterwerk mein Eigen nennen zu dürfen!

Veröffentlicht am 07.01.2022

Top!

Baedeker Reiseführer Sachsen
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Klappentext:

„Meissner Porzellan, idyllische Seenplatten, die Sächsische Weinstraße, zahlreiche Weihnachtsmärkte im Advent und geschichtsträchtige Städte – all das ist Sachsen!

Dampfender Glühwein, herrlich ...

Klappentext:

„Meissner Porzellan, idyllische Seenplatten, die Sächsische Weinstraße, zahlreiche Weihnachtsmärkte im Advent und geschichtsträchtige Städte – all das ist Sachsen!

Dampfender Glühwein, herrlich puderbestäubter Stollen und würzige Pfefferkuchen! Alle Jahre wieder werfen sich die Stadtzentren Sachsens im Advent in ein funkelndes Weihnachtsgewand: Auf gigantischer Länge von drei Kilometern in Dresden, kaufmännisch zentral vor dem Alten Rathaus in Leipzig oder possierlich überschaubar in Bautzen.

Neu sind die Magischen Momente – Dresden z.B. von oben zu betrachten ist fast schon Pflicht, und in der Frauenkirche beeindruckt schon der Blick ins Kircheninnere beim Aufstieg. Es beginnt am Eingang G; nach einem Stück mit dem Fahrstuhl geht es über Treppen, Leitern und einen Wendelgang im Innern der Kuppel hinauf zur Laterne unter dem Turmkreuz und zur Rundumsicht über die Altstadt. Das ist weit weniger anstrengend, als die Warnhinweise vermuten lassen – und der Blick über die Dächer der Stadt und den wunderbar sanften Schwung der Elbe entschädigt ohnehin für alles.“



Als gebürtigen Sächsin schaut man bei einem Reiseführer, der die Heimat näher beschreibt, genauer hin. Und was soll ich hierzu nur sagen? Er ist einfach perfekt und repräsentiert den Freistaat sehr edel und gekonnt wider. Wir erobern von Seite zu Seite den Norden, den Osten, Westen und den zauberhaften Süden des Freistaates und erhalten allerlei vielseitige Tipps, Anregungen und Geschichten. Die markantesten Städte werden unheimlich detailliert beschrieben, Sehenswürdigkeiten erläutert aber auch die weniger bekannten aber besonderen Fleckchen des Freistaates beschrieben.

Der Aufbau des Reiseführers ist seinem Stil, wie immer, treu geblieben und hat dadurch einen großen Wiedererkennungswert, welcher überzeugt. Neben kleinen Stadtplänen/Landkarten können wir kleine Bilder/Fotos der jeweiligen Stätte oder dem Ort begutachten, wir haben kleine Merkkästen, kurze Zusammenfassungen - alles wirkt hier stimmig. Es gab hier und da Flüchtigkeitsfehler, die besser hätten recherchiert werden müssen, aber diese negative Werte werden von den positiven verdängt.

Der Reiseführer ist ein kleines Juwel und genau deshalb erhält er von mir 5 von 5 Sterne!

Veröffentlicht am 29.12.2021

Harte Zeiten

Die wärmste aller Farben
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Klappentext:

„Während die Gelbwesten-Proteste Frankreich in Atem halten, lebt der dreizehnjährige Geoffroy in einer imaginären Welt, die er nach Zahlen und Farben ordnet. Das sensible Wesen des besonderen ...

Klappentext:

„Während die Gelbwesten-Proteste Frankreich in Atem halten, lebt der dreizehnjährige Geoffroy in einer imaginären Welt, die er nach Zahlen und Farben ordnet. Das sensible Wesen des besonderen Kindes überfordert seine Familie: Vater Pierre ist unfähig, mit ihm zu kommunizieren, und gefangen im eigenen Zorn; Mutter Louise versucht ihn zu beschützen und hofft vergeblich auf etwas Zärtlichkeit. Und seine Freundin Djamila, die sich von den Vorschriften der muslimischen Tradition unter Druck gesetzt fühlt, ist fasziniert von der unschuldigen Wahrnehmung des Jungen, die neue Perspektiven und Freiheiten eröffnet. Inmitten des gesellschaftlichen Aufruhrs prallen Wut, Träume und Verlangen aufeinander. Gibt es einen Ausweg aus all dem Chaos?“



Wow! Das war ein Buch, welches mich tief gefesselt hat. Neben Protagonist Geoffroy erleben wir weitere Charaktere und dieses Geflecht baut sich wunderbar zart und stimmig auf, aber erstmal zu Geoffroy: Er ist besonders, er ist anders, er lebt in seiner Welt und schlussendlich beneidet man den Jungen um dieses „Glück“ ein bisschen, denn die Zeit, in der er real lebt, ist hart, böse und schädigt sogar das Land in dem sie leben. Die Gelbwesten wüten durch Frankreich und man fragt sich, genau wie die Protagonisten im Buch: Was soll werden? Wo kommt diese rechte Wut her und was treibt diese Fratzen an? Solche aktuellen Themen in einem Buch und in einer Geschichten zu verweben ist nicht einfach umzusetzen aber hier wurde es großartig eingebettet und gibt gerade Geoffroy einen gewissen Schutzschirm vor seiner Welt, denn nur seine Welt ist die, die zählt. Aber nicht nur das wütete durch die Buchseiten! Auch der Familienkonflikt ist derbe und hart. Die eine will ihr Kind schützen, der andere kommt erst gar nicht an ihn heran und dann ist da auch noch Djamila mit ihrer Religion und ihren eigenen Problemen.

Ja diese Geschichte hat wahrlich viel Chaos und Konflikte inne aber genau die muss man erlesen, verstehen und sich selbst eine Meinung darauf bilden. Jeder Leser wird hier andere Gesichtspunkte haben und anders an die Themen heran gehen. Autor Grégoire Delacourt nimmt hier eine ganze Hand voll Themen auf und mischt sie durcheinander und dennoch lassen sie sich nicht komplett vermixen. Aber sie gehören auf gewisse Weise zusammen. Diese Geschichte ist eine gewisse Reflexion der aktuellen Zeit, Gesellschaftskritik aber auch Themen wie Liebe werden gekonnt erzählt.

Ein besonderes Buch mit besonderem Inhalt und genau deshalb gibt es 5 von 5 Sterne!

Veröffentlicht am 29.12.2021

Licht ist Hoffnung

Was bleibt, ist Licht
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Klappentext:

„Nach dem Tod ihres kleinen Sohnes findet die Illustratorin Melanie Garanin ihren ganz eigenen Weg, um mit ihrer Trauer, Wut und Verzweiflung umzugehen: Sie beginnt, die sogenannten „Kerzentiere“ ...

Klappentext:

„Nach dem Tod ihres kleinen Sohnes findet die Illustratorin Melanie Garanin ihren ganz eigenen Weg, um mit ihrer Trauer, Wut und Verzweiflung umzugehen: Sie beginnt, die sogenannten „Kerzentiere“ zu zeichnen, insgesamt 365 Stück. Diese Tiere haben eines gemeinsam: Sie alle tragen eine Kerze. Mal schleppen sie sie, mal balancieren sie sie auf dem Kopf, mal lehnen sie sich an ihr an – immer aber hüten sie ihr Licht wie einen Schatz. Eine Auswahl der tragisch-komischen Zeichnungen ist in diesem Buch versammelt, das mit wenigen Worten, aber umso berührenderen Bildern Licht ins Dunkel bringt und gleichzeitig Raum lässt für die eigene Trauer. Garanins Kerzentiere verkörpern die ganze Bandbreite von Gefühlen, die der Tod in uns auslöst, sie ersetzen die passenden Worte, die eigentlich immer fehlen, sie bringen uns zum Lachen und zum Weinen und sie erinnern uns daran, dass nichts unmöglich ist.“



Mit Trauer umzugehen…dafür sind wir Menschen nicht gemacht. Wenn Liebe so groß wird und ist, und dann der geliebte Mensch aus dem Leben gerissen wird, ist kein Tag mehr wie der andere, kein Erlebnis mehr dasselbe…Jeder geht mit Trauer anders um. Bei dem einen „heilt“ sie, bei anderen bleibt sie ein Leben lang tief verankert. Melanie Garanin hält ihre Trauer in sogenannten Kerzentieren fest. Für jeden Tag im Jahr, für jeden Tag der vergeht, gibt es ein Licht der Hoffnung und dieses wird durch zarte Tierzeichnungen untermalt. Diese Art scheint wie ein Lichtblick obwohl man eigentlich in Trauer zerfließen müsste aber dennoch zaubern die kleine Maus oder der Panther, das Pferd, der Waschbar uvm. ein kleines Lächeln zumindest in die Gedanken. Jedes Tier befasst sich mit diesem Licht, es gibt zarte Worte manchmal kurze Sätze dazu - nachdenken und trauern auf andere Art. Ich muss gestehen, ich mag diese verniedlichende Art auch für Erwachsene und sage hier deutlich, dieses Buch ist nicht nur für Kinder möglich! Verniedlichende Dinge tun auch in grausamen Zeiten ihren Dienst und genau das ist was zählt.

Ein ganz besonderes Buch für besondere Momente - 5 von 5 Sterne!