Ist nach dem Tod vielleicht doch vor dem Tod?
„Seine Muskeln erschlaffen, in seinem Kopf drehte sich alles und er kämpfte gegen die Ohnmacht. Seine Seele bekam eine neue Narbe“
Wo fängt man hier bloß an… Dieses Buch habe ich in einer Nacht durchgezogen ...
„Seine Muskeln erschlaffen, in seinem Kopf drehte sich alles und er kämpfte gegen die Ohnmacht. Seine Seele bekam eine neue Narbe“
Wo fängt man hier bloß an… Dieses Buch habe ich in einer Nacht durchgezogen und das passiert mir selten (lese eher im Schneckentempo). Warum?
Zum einen am Aufbau: Die Autorin fängt immer im Wechsel mit drei Zeitsträngen an, die sich schleichend einander nähern. Der letzte handelt 2020, das macht es leicht, sich in die Gegebenheiten einzufinden.
Dazu habe ich selten so eine gute Kapitel-Einteilung erlebt. Kurz, aber trotzdem hält sich der Spannungsbogen, bis man unwillig doch wieder in die nächste Zeitzone geschmissen wird, die mindestens genauso viel Spannung und Grauen bereithält, bis man gar nicht mehr weiß, ob man bleiben, oder zurückspringen will.
Tja, so wird aus „Nur noch ein Kapitel“ -> „Ups, jetzt bin ich schon durch“.
Als nächstes die Täterin. Richtig gelesen, wir haben hier mal eine weibliche Hauptfigur, oder wie ich sie zwischendurch betitelt habe: durchgeknallte Psychopatin. Gut ausgebaut und absolut passend zu der ganzen Handlung.
Und tjaaa, die Handlung… Ich denke, wer Thriller liest, weiß, dass die Guten generell nichts für schwache Nerven sind, aber hier geht es auch um Kindesmisshandlung, also Obacht, wer zu diesem Buch greift. Mich hat es absolut gepackt, ich habe jedes Wort aufgesaugt, mit gefiebert und die meiste Zeit einfach nur eine tosende Wut verspürt.
Kennt ihr diesen: „Ohhh, ich wusste es, ich wusste es verdammt“- Moment? Also genau den hatte ich auch hier und wenn ich so in der Story gefangen bin, kann das nur bedeuten: Echt kranker Scheiß.
Wie Arthur Conan Doyle es schon gesagt hat, machen auch genau diese Momente das Buch aus. Der Leser will mit fiebern, das Gefühl haben, es zu durchschauen, um dann doch überrascht zu werden. Also das hat Andrea Reinhardt geschafft . Definitiv nicht mein letztes Buch von ihr.