Revitalisierung einer alten Freundschaft?
Zugegeben: das Buch ist durchaus fordernd. Es ist dialoglastig und kommt bei der wörtlichen Rede ohne Anführungszeichen aus. Deswegen muß man sich schon konzentrieren und sollte sich nicht ablenken lassen. ...
Zugegeben: das Buch ist durchaus fordernd. Es ist dialoglastig und kommt bei der wörtlichen Rede ohne Anführungszeichen aus. Deswegen muß man sich schon konzentrieren und sollte sich nicht ablenken lassen.
Und es ist ein eher ruhiges, schwebendes Buch, das sich Zeit läßt, um Atem zu schöpfen bei der Entfaltung der Handlung.
Davy und Joe, Iren aus Dublin, waren sehr gute, enge Jugendfreunde.
Davy wohnt aber schon lange in England und die beiden sehen sich nur, wenn er nach Baile Atha Cliath kommt, um seinen Vater zu besuchen.
Normalerweise sind ihre Begegnungen und Gespräche in den Pubs belang- und substanzlos. Sie haben sich schon zu sehr auseinander dividiert.
Aber jener spezielle Abend generiert sich komplett anders. Reminiszenzen beider mischen sich mit aufbrodelnden Emotionen und Reibungspunkte werden eminent.
Jessica war ein Mädchen gewesen, in das beide verschossen gewesen waren. Nun erfährt Davy, daß Joe im vorherigen Jahr seine Familie ihr zuliebe verlassen hat.
Dann bekommt Davy einen Anruf aus dem Hospiz, in welchem sein Vater ist. Wird die universale, übergeordnete Kraft des drohenden, nahenden Todes eines geliebten Menschen und die der Liebe die Freunde kathartisch wieder zusammenführen?
Roddy Doyle, 1958 in Dublin geboren hat viele, erstklassige Bücher verfasst. Sechs von ihm kenne ich bereits. Dies ist das siebte.
Die keltische Schwermut tränkt unterschwellig die Seiten. Es gibt viele Facetten, die sanft und zart zwischen den Zeilen anklingen. In jenen Momenten, in welchen man Atem schöpft, um dann weiterzusprechen.
Mit exakter Beobachtungsgabe entschlüsselt und entlarvt Roddy Doyle die feinen Nuancen einer Entfremdung aber auch potentiellen Wiederannäherung.
Die Liebe lebt hier, mit all ihren differierenden Gesichtern. Psychologisch einleuchtend und emotional tiefgründig kann man hier das Zwischenmenschliche ergründen. Und wie immer, ist Roddy Doyle zwar scharfsichtig und auch kritisch, aber ebenso warmherzig und voller Verständnis für die Fehlbarkeit des Homo Imperfectus. Klasse! Danke!!!!!