Verwirrend bis zum Schluss
PlaylistAuf die jährliche Veröffentlichung des neuen Fitzek fiebere ich immer schon Monate im Voraus hin. Und Fitzek, der neben einem grandiosen Autor vor allem auch Meister der Selbstvermarktung ist, verkürzte ...
Auf die jährliche Veröffentlichung des neuen Fitzek fiebere ich immer schon Monate im Voraus hin. Und Fitzek, der neben einem grandiosen Autor vor allem auch Meister der Selbstvermarktung ist, verkürzte uns diesmal die Wartezeit mit kleinen Rätseln rund im die Entführung von Feline, was uns schon einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Buch gab. Allein für das gesamte „Erlebnis Fitzek“ könnte man schon fünf Sterne vergeben. Und passend zum Buch kam die Vorgeschichte auch noch als Graphic Novel auf den Markt- der Fitzek weiß halt wies läuft (oder zumindest sein schlaues Marketing Team).
Zum Inhalt: Feline wird auf dem Weg zur Schule entführt und bleibt über Wochen spurlos verschwunden. Als ein ominöser Kastenwagen vor ihrem Elternhaus parkt und ihr Ehemann anfängt sich komisch zu verhalten, beschließe Felines Mutter Alexander Zorbach um Hilfe zu bitten, der vor Jahren bereits erfolgreich Fälle mit entführten Kindern gelöst hat. Doch zur Alexander beginnt damit ein erneuter Albtraum in dem er abermals Gefahr läuft alles zu verlieren was er hat- und das ist nicht mehr viel. Und sein einziger Anhaltspunkt ist eine Playlist.
Zuallererst: das Buch selbst und die extra dafür erstellte Playlist mit exklusiven Songs für das Buch sind grandios. Ein Fitzek Buch kaufen wird eben immer mehr zum Erlebnis. Dass die Songs jetzt so gar nicht meinen Musikgeschmack treffen finde ich nicht schlimm, zur Stimmung des Buchs haben sie erheblich beigetragen- und zur Lösung des Falls natürlich auch.
Ob es so eine kluge Idee war Zorbach nochmal aus der Mottenkiste zu ziehen, darüber lässt sich streiten. Da ist mir vorher die Graphic Novel zu Gemüte geführt habe sind mir aber ein paar Unstimmigkeiten aufgefallen z.B. bei Alinas Tattoo. Welches Werk jetzt genau den Fehler trägt müsste man anhand der alten Bücher nochmal überprüfen, da mir diese Aspekte aber aus der Graphic Novel so frisch im Gedächtnis waren haben sie mich einfach gestört.
Schon bei den letzten Büchern ist mir aufgefallen, dass Fitzek immer mehr mit den Gedanken und der Logik eines Wahnsinnigen schreibt, denn nicht alle Aspekte im Buch waren für mich schlüssig nachvollziehbar, unter anderen die teilweise sehr wüst erschlossenen Lösungswege für bestimmte Rätsel, sowie grundlegende Handlungen des Täters, die einfach keinen tieferen Sinn haben.
Und als Zornach am Ende auch noch verkündet, dass er schon relativ früh einen bestimmten Verdacht hatte, wäre aus meiner Sicht ein Großteil der Katastrophen vermeidbar gewesen, wenn er früher aktiv eingegriffen hätte. Also ja, rein von der Handlung war ich dieses mal eher wenig begeistert. Aber darum geht es gefühlt auch gar nicht in erster Linie. Denn das Leseerlebnis, dass ich trotz allem als sehr eindringlich und spannend beschreiben würde, lebt von dem perfiden Spiel, der atemlosen Jagd, der Perversion des Täters und der Verwirrung die Fitzek mit all dem stiftet. Denn beim Lesen habe ich mich immer wieder gefragt, ob ich was verpasst habe, etwas überlese oder falsch verstehe. Weil nichts zusammenpasste. Weil ich mich schnell auf einen falschen Verdächtigen versteift habe. Weil der eigentliche Täter praktisch von Beginn ab auf dem Silbertablett präsentiert wird, ohne dass man ihn so wahrnimmt. Und deswegen hat mir das Buch trotzdem so gut gefallen. Ich wurde ausgetrickst und überrascht, völlig in die Irre geführt und geschockt. Und am Ende konnte ich über so viel Wahnhaftigkeit nur ungläubig den Kopf schütteln. Und hoffe, dass Zorbach nun zurück in die Mottenkiste darf und diesmal auch dort bleiben wird.