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Veröffentlicht am 22.01.2022

Es war einmal ein Stück "Berliner Mauer"...

Der Palast
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Nachdem mich Cover und Klappentext von „Der Palast“ sofort angesprochen haben, war ich sehr gespannt auf diesen besonderen „Roman zur Serie“ von Rodica Doehnert, der – wie zu vermuten war – als eine neue ...

Nachdem mich Cover und Klappentext von „Der Palast“ sofort angesprochen haben, war ich sehr gespannt auf diesen besonderen „Roman zur Serie“ von Rodica Doehnert, der – wie zu vermuten war – als eine neue Interpretation des „Doppelten Lottchens“ zu lesen ist.
Der Einstieg in das Buch fiel mir aufgrund der gewählten Rahmenhandlung rund um das „Mädchen mit den Mauersteinen“, das auf einem langen Flug von Bangkok nach Berlin ihrer Sitznachbarin ihre Familiengeschichte offenbart, sehr leicht. Auch ich wollte gern mehr darüber erfahren, wie die Geschäftsidee, in Thailand bunte Mauersteine zu produzieren, mit Kindheitserinnerungen an den Friedrichstadtpalast wohl zusammenhängen könnten. Und so habe ich mich auf diese besondere Zeitreise nach Ost-Berlin im Jahre 1989 eingelassen und in diesem Zusammenhang auch viel Wissenswertes über das Leben in der DDR und den Friedrichstadtpalast erfahren.
Besonders gut gefallen haben mir hierbei die kurzen Kapitel-Einleitungen, die immer wieder neugierig auf den Fortgang der Geschichte machten.
Vor der Lektüre war ich sehr gespannt, mit welcher Begründung Marlene Wenninger aus Bayern wohl an der Jubiläumsshow des 40. Jahrestages der DDR teilnehmen darf. Dass sie geschäftlich vor Ort war und sich der Faszination des Friedrichstadtpalastes nicht entziehen konnte, war für mich nachvollziehbar, sodass ich mich sehr gut auf diese so ganz andere Version des „Doppelten Lottchens“ einlassen konnte.
Insofern habe ich „Der Palast“ sehr gern gelesen und bin nun umso gespannter auf die Verfilmung. Da mir der leicht zu lesende Stil von Rodica Doehnert unheimlich gut gefallen hat und ich bisher auch die Verfilmungen von „Das Adlon“ und „Das Sacher“ nicht gesehen habe, wandern auch diese Romane zum Film auf meine Leseliste, weil ich mich durchgängig sehr gut unterhalten gefühlt habe! 😊

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Veröffentlicht am 19.01.2022

"Wenn der Wind sich dreht..."

Unser kostbares Leben
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…an diese vertonte Redewendung wurde ich bei der Lektüre von „Unser kostbares Leben“ immer wieder erinnert, denn „Wenn der Wind sich dreht…“ beschreibt meiner Meinung nach sehr anschaulich die Stimmung, ...

…an diese vertonte Redewendung wurde ich bei der Lektüre von „Unser kostbares Leben“ immer wieder erinnert, denn „Wenn der Wind sich dreht…“ beschreibt meiner Meinung nach sehr anschaulich die Stimmung, die der aktuelle Roman von Katharina Fuchs vermittelt. Denn die Windrichtung bestimmt nicht nur das durch die Industrie beeinträchtigte Klima vor Ort, sondern auch politisch wird von einer Zeit berichtet, in der der Wind sich deutlich dreht…
Aus immer wechselnden Perspektiven wird die Geschichte von Caro, ihrer Stiefschwester Claire und ihrer Freundin Minka erzählt, deren zunächst unbeschwerte Kindheit im hessischen Mainheim durch einen Schicksalsschlag plötzlich ihre Leichtigkeit verliert und die auf ihre ganz eigene Weise versucht, damit umzugehen.
Sehr schnell wird deutlich, wie prägend die jeweils eigene Sozialisation der Mädchen ist. Minka, Tochter des Bürgermeisters, tritt – der Familientradition folgend - sehr früh bei den JuSos ein. Allerdings merkt sie sehr schnell, dass ihr Interesse an den Missständen vor Ort (Umweltverschmutzung, Tierversuche) hier nicht wirklich berücksichtigt wird, sodass sie selbst aktiv werden muss. Im Gegensatz dazu wächst Caro, Tochter des Direktors einer weltbekannten Schokoladenfabrik, in einer Großfamilie auf, die viel Wert auf christliche Erziehung setzt. Durch ihre Affinität zur Schriftstellerei und ihre Leidenschaft für den Brockhaus nimmt sie in ihrer Familie eher die Rolle einer stillen Beobachterin ein. Als ihre Eltern dann auch noch das hochbegabte, gleichaltrige vietnamesische Waisenmädchen Claire adoptieren, das mit ganz eigenen „Schatten der Vergangenheit“ zu kämpfen hat, scheint Caro noch mehr herausgefordert zu sein, ihren Platz im Leben zu finden…
Einige Jahre später, das politische Klima hat sich stark gewandelt, dürfen wir als Leser:innen Caro, Minka und Claire erneut auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden begleiten und so sind in diesem zweiten Teil die Themen politische Missstände, Zeitgeist, Rebellion gegen Traditionen, Freundschaft und Liebe umso präsenter.
Insofern beschreibt der Roman „Unser kostbares Leben“, der an der eigenen Lebensgeschichte der Autorin Katharina Fuchs angelehnt ist, eine Zeit im Wandel, in der – ähnlich wie heute auch – die Jugend den Anstoß zu wichtigen gesellschaftlichen Entwicklungen gegeben hat. Auch wenn ich aufgrund des Covers gehofft hatte, dass die Jugendzeit einen etwas größeren Raum einnimmt, hat mir die Erzählung sehr gut gefallen und auch die vielen Seiten waren schneller gelesen als gedacht.

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Veröffentlicht am 09.01.2022

Drei Geschwister, eine Weltraum-Mission und ein Moment, der das Leben aus der Bahn wirft

Die Nelsons greifen nach den Sternen
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Nachdem mich bereits das Cover sehr angesprochen hat, konnte mich auch der Plot zu "Die Nelson greifen nach den Sternen" von Erin Entrada Kelly wirklich begeistern:
Die drei Geschwister Cash, Bird und ...

Nachdem mich bereits das Cover sehr angesprochen hat, konnte mich auch der Plot zu "Die Nelson greifen nach den Sternen" von Erin Entrada Kelly wirklich begeistern:
Die drei Geschwister Cash, Bird und Fitch, die aus schwierigen Familienverhältnissen stammen und somit auf ihre eigene Art das Erwachsenwerden zu meistern versuchen, werden Zeugen eines bedeutenden, geschichtlichen Ereignisses, das zu einer großen gemeinsamen Herausforderung wird.
Da die Geschichte wechselseitig aus Perspektive der Hauptfiguren erzählt wird, die auf mich sehr sympathisch gewirkt haben, konnte man schnell in die Geschichte eintauchen. Auch dass am Ende der Kapitel zu Bird immer eine Zeichnung von ihr ergänzt wird, hat mir sehr gut gefallen.
Da ich selbst in den 1980er Jahren aufgewachsen bin, hatte ich gleich bestimmte Bilder und Emotionen zu den verschiedenen Situationen vor Augen (z.B. das Gefühl, wenn der Videorekorder einfach nicht aufgezeichnet hat oder bei der Auswahl der Frühstückscerealien).
Was mir an „Die Nelsons greifen nach den Sternen“ besonders gut gefallen hat, ist, wie einfühlsam sie schwierige Themen wie das Erwachsenwerden, Konflikte in der Familie, Geschlechterrollen und das Erleben von Verlusten in die Rahmenhandlung einbettet. Da ich das Buch gemeinsam mit meinen älteren Kindern (13 und 9 Jahre alt) gelesen habe, hat uns das Buch sehr viele Erzählanlässe angeboten. Ich fand es z.B. sehr spannend, die Sicht meiner Kinder zur Atmosphäre in der Familie und den gegenseitigen Umgang zu hören oder mit ihnen die tatsächlichen Ereignisse rund um die Challenger-Mission zu recherchieren.
Aufgrund der kurzen Kapitel, den wechselnden Perspektiven und den darin behandelten Themen könnte ich mir auch sehr gut vorstellen, das Buch im Unterricht einzusetzen.
Zum Selbstlesen ist es meiner Meinung nach ab 12 Jahren und zum gemeinsamen Lesen auch ab 9 Jahren geeignet.

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Veröffentlicht am 26.12.2021

Authentisch, humorvoll und mit starker Botschaft - das perfekte Geschenk für schwierige Lebenssituationen im Übergang zwischen Kindheit und Jugend!

nICHt genug (nICHt genug-Reihe - Band 1)
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Wer kennt das nicht, dieses mulmige Gefühl kurz vor dem Übergang auf die weiterführende Schule. Wie gut, wenn man für diese besondere Situation mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein und guten Freund:innen ...

Wer kennt das nicht, dieses mulmige Gefühl kurz vor dem Übergang auf die weiterführende Schule. Wie gut, wenn man für diese besondere Situation mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein und guten Freund:innen ausgestattet ist...
Natalie hat leider nicht so viel Glück! Ihrer Meinung nach ist sie immer nur unteres Mittelmaß - nicht talentiert, begabt oder beliebt. Doch bis jetzt war dies kein großes Problem für sie, da sie ihre beste Freundin Lily hatte. Doch genau zum schwierigen Zeitpunkt des Übergangs zerbricht diese Freundschaft...
Und damit nicht genug – Natalie durchlebt, wie es ist, nicht dazu zu gehören und gemobbt zu werden. Sie erlebt aber auch, welche Chancen sich aus dieser schwierigen Situation ergeben, wenn man sich selbst nicht aufgibt.

In "nICHt genug" gelingt es Maria Scrivan schwierige Themen wie Verlust einer Freundschaft, Mobbing, mangelndes Selbstbewusstsein und erste Liebe auf so humorvolle und authentische Weise umzusetzen, dass man - egal wie alt man ist - sich absolut in diese krisenhafte Situation hineindenken kann und durch die Botschaft: „So wie Du bist, bist Du mehr als genug und genau richtig!“ gleichsam selbst gestärkt wird.
Meiner Meinung nach das perfekte Geschenk sowohl für den Schulübergang, als auch wenn Freundschaften kriseln oder es an Selbstbewusstsein fehlt.
Aufgrund der starken Botschaft könnte ich mir auch sehr gut vorstellen, Ausschnitte dieses Comics als Erzählanlässe im Unterricht einzusetzen, da die einzelnen Bilder einen sehr hohen Aufforderungscharakter haben.
Mich hat dieser Tagebuchroman als Comicbuch sehr überzeugt und auch meine älteren Kinder (13 und 9 Jahre alt) waren begeistert!

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Veröffentlicht am 18.12.2021

Humorvolle Wohlfühl-Lektüre fürs Herz

Mach dich locker
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Seitdem ich vor einigen Jahren eher durch Zufall meinen ersten Ellen-Berg-Roman gelesen habe, freue ich mich immer sehr, wenn es ein neues Werk dieser sympathischen Autorin zu lesen gibt!
Insofern war ...

Seitdem ich vor einigen Jahren eher durch Zufall meinen ersten Ellen-Berg-Roman gelesen habe, freue ich mich immer sehr, wenn es ein neues Werk dieser sympathischen Autorin zu lesen gibt!
Insofern war ich sehr gespannt darauf, die zweifache Mutter und erfolgreiche Food-Designerin Marie Hasemann kennenzulernen, der es anscheinend perfekt zu gelingen scheint, ihre Arbeit, Familie und den Alltag zu vereinbaren. Scheinbar… wäre da nicht die neu zugezogene, von Marie als ernsthafte Konkurrentin wahrgenommene Hippie-Mutter Babette, deren Erscheinen auf dem Elternabend eine Kettenreaktion an unerwarteten Wendungen auszulösen scheint, die letztendlich dazu führen, dass Maries Leben komplett auf den Kopf gestellt wird…
Wer Ellen-Berg-Romane kennt, kann sich vorstellen, dass diese Entwicklungen häufig so unerwartet und lustig sind, dass man das Buch eigentlich nicht mehr zur Seite legen kann.
Neben den rasanten Handlungsverläufen und des gewinnenden, humorvollen Schreibstils hat mir bei „Mach dich locker“ insbesondere auch die Bandbreite an unterschiedlichen Charakteren gefallen, durch die es Marie nach und nach, wenn auch unfreiwillig, gelingt, ihren Perfektionismus zu reflektieren. Spannend fand ich es, die Geschichte aus Maries Perspektive zu erleben, weil man sich so bis zum Ende nicht wirklich sicher sein konnte, wer es nun tatsächlich gut mit Marie meint.
Auch wenn Marie häufig sehr überspitzt reagiert und man es anfangs nicht leicht hat, ihre Verhaltensweisen nachzuvollziehen, muss man im Nachhinein wohl ehrlich zugeben, dass sie an ihrem Perfektionismus nicht alleine schuld ist – und dass die damit verbundenen „Service-Leistungen“ gern und wohlwollend sowohl von ihrer Familie als auch von ihrem (beruflichen) Umfeld in Kauf genommen werden… Und auch diese Perspektive greift das Buch meiner Meinung nach an verschiedenen Stellen, wie z.B., wenn die Familie sich morgens mal ohne Maries Organisationstalent selbstständig fertig machen soll, sehr augenzwinkernd auf.
Da das Leben selbst manchmal kompliziert genug ist, kann ich diese humorvolle Wohlfühl-Lektüre insbesondere denjenigen weiterempfehlen, die ihren Alltag ebenfalls zwischen Familie, Beruf und Haushalt jonglieren und dabei jeden Tag aufs Neue versuchen, ihr Bestes zu geben!

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