Eine fantastische Reise ins Märchenland
Fabula - Das Portal der dreizehn ReicheDen Abschied von Harry Potter habe ich immer noch nicht ganz überwunden. Jedoch ist der Trennungsschmerz nun viel besser geworden – jetzt, wo ich die Zwillinge Will und Charlotte auf ihrer Reise durch ...
Den Abschied von Harry Potter habe ich immer noch nicht ganz überwunden. Jedoch ist der Trennungsschmerz nun viel besser geworden – jetzt, wo ich die Zwillinge Will und Charlotte auf ihrer Reise durch das fantastische Fabula begleiten konnte...
Magische Wesen bewegen sich durch das uns Menschen bekannte New York, als die Zwillinge Will und Charlotte das Licht der Welt erblicken. Dreizehn Jahre vergehen, bis die beiden - zufällig oder magisch angelockt? – den in ihrer Geburtsnacht gepflanzten Weltenbaum entdecken und über ihn den Weg nach Fabula, die Heimat der magischen Wesen, finden.
Dort lernen sie Stück für Stück, wer sie tatsächlich sind und was es nicht nur mit dem plötzlichen Verschwinden ihrer Mutter, sonder auch mit dem ihres totgeglaubten Vaters auf sich hat...
Die Zwillinge Will und Charlotte waren mir von Anfang an sympathisch. Zunächst stand ich eher auf Wills schelmische Seite und nicht auf der seiner streberhaften Schwester. Umso spannender fand ich es, wie sich die beiden im Verlauf der Geschichte entwickelt haben. Nun kann ich gar nicht mehr sagen, mit welchem Zwilling ich mehr sympathisiere.
Alle Figuren werden sehr authentisch und glaubwürdig dargestellt. Jedes Fabelwesen erfüllt die Rolle, die man ihm als Märchenkenner zuordnen würde, so dass sich diese Geschichte zwar neu und dennoch völlig schlüssig anhört. Besonders den griesgrämigen Zentaur Kenta habe ich ins Herz geschlossen, in dessen harter Schale ein weiches Herz ruht.
Dem Autor Akram El-Bahay ist es sehr gut gelungen, über die ganze Geschichte hinweg einen guten Spannungsbogen aufrecht zu halten. Er lässt immer wieder neue Wendungen in das Geschehen kommen, die wieder neue Fragen und dringenden Wunsch, diese beantwortet zu bekommen, aufwerfen. Immer mehr lernen Will und Charlotte über Fabula und zugleich über das mysteriöse Verschwinden ihrer Mutter und auch ihres totgeglaubten Vaters. Wären mir nicht die Augen zugefallen, hätte ich das Buch sicher an einem Abend und der folgenden Nacht durchgelesen.
Es hat so viel Spaß gemacht, immer neue Fabelwesen kennen zu lernen mit all ihren Eigenarten und besonderen Fähigkeiten. Und – genau wie bei Harry Potter – hatte ich große Freude an den kleinen und großen überaus hilfreichen magischen Hilfsmitteln, die das Märchenland Fabula so bezaubernd und rätselhaft zugleich machen – wie der Schleim der Rennschnecken, der einen, unter die Schuhe geschmiert, so schnell werden lässt, wie der Wind; oder der Stoff, der aus der Seide der Vergissmich-Rauben gewonnen wird, der jeden sofort vergessen lässt, dass er den Träger des aus ihm genähten Kleidungsstücks gesehen hat.
Sehr spannend fand ich zudem auch den Wechsel zwischen Fabula, der Welt der Fabelwesen, und dem realen New York unserer Menschenwelt. Nicht nur, dass die Charaktere natürlich ganz andere sind, sondern auch den damit einhergehenden Wechsel der Rollen: Während Will und Charlotte in seiner Welt Lehrlinge des fabulanischen Jägers Orion sind, werden sie in ihrer menschlichen Welt zu seinen Lehrmeistern, die ihm – aus seiner Sicht betrachtet – fantastische Dinge, wie das Internet erklären.
Auch die Aufmachung des Buchs hat mir gut gefallen. Das Cover ist wunderschön gezeichnet und die Innenseiten der Buchdeckel zieren tolle Illustrationen der Fabelwesen, wie sie Phillip Grimm, der Vater von Will und Charlotte, in seinem magischen Notizbuch angefertigt hat. Dazu kommen auch im Inneren des Buches zu jedem Kapitel- und Abschnittswechsel hübsche Ornamentzeichnungen.
Mein Fazit:
Wer gerne in fantastische Welten voller unbekannter Wesen und Magie eintaucht, ist mit „Fabula“ sehr gut beraten! Was im Buchhandel wahrscheinlich eher als „Für Kinder“ katalogisiert wird, ist tatsächlich eine wundervolle Geschichte, die zum träumen einlädt – darüber, wie toll es wäre, dieses fantastische Land Fabula selber besuchen und seine magischen Gegenstände selber nutzen zu können. Von mir eine absolute Lese-Empfehlung – gerade auch für Erwachsene, denen es viel zu oft an Fantasie mangelt...