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Veröffentlicht am 05.03.2022

Alte Sage im neuen Gewand...

Tell
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Nachdem mir "Kalmann" so unglaublich gut gefiel, musste ich auch zum neuen Buch von Joachim B. Schmidt greifen. Gespannt begann ich mit der Lektüre.

In der Geschichte geht es um den Bergbauern Wilhelm ...

Nachdem mir "Kalmann" so unglaublich gut gefiel, musste ich auch zum neuen Buch von Joachim B. Schmidt greifen. Gespannt begann ich mit der Lektüre.

In der Geschichte geht es um den Bergbauern Wilhelm Tell, in dessen Heimatort die Habsburger ihr Unwesen treiben und die Bevölkerung terrorisieren. Aufgrund eines kleinen Fehlverhaltens folgt der berühmte Apfelschuss, aber das ist erst der Anfang von so viel mehr. Wer wird überleben und wer wird es nicht schaffen?

Zu Beginn brauchte ich etwas, um in die Handlung zu finden, da mich die vielen Akteure, die alle aus der Ich- Perspektive berichten, etwas verwirrt haben. Man sieht erst nach und nach wer zu wem gehört und wer letztlich wer ist.

Die insgesamt zehn Kapitel sind nochmals in Sequenzen unterteilt, die recht kurz sind, was für einen enormen Speed in der Handlung sorgt. Ich fühlte mich regelrecht durch die Ereignisse getrieben, weil alles Knall auf Fall geht. Das hat mir gut gefallen, sorgt es doch dafür, dass man nicht mehr aufhören kann zu lesen.

Ich kannte die Tell- Sage nur wage und kann daher wenig Vergleiche ziehen, was aber absolut nicht nötig ist, da diese Geschichte für sich steht. Was mich besonders berührt hat waren die Geschehnisse bei Vater Loser, weil es einen Bezug zur aktuellen Realität hat, obwohl diese Geschichte ja einige Jahrhunderte vor uns spielt.

Auch das Leid der Frauen hat mich mitgenommen, sind sie doch oft der Willkür der Männer ausgesetzt und können ihr Schicksal nur hinnehmen.

Meine absolute Hassfigur und ich denke das war auch so gewollt, war Harras. Wie verbittert muss man sein vom Leben, dass man von allen Menschen nur schlecht denkt und jedem nur Schlechtes wünscht? Die dusseligen Soldaten hingegen fand ich dazu köstlich amüsant.

Fazit: Ein spannender Roman, der mit hartem Stoff daherkommt, aber eben auch einige witzige Momente zu bieten hat. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.02.2022

Hängst du am Leben oder nicht?

Ende in Sicht
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Die Schnecke mit der Discokugel auf dem Rücken und der Klappentext haben mich neugierig aufs Buch gemacht und gebannt begann ich zu lesen.

In der Geschichte geht es um Hella, 69 Jahre und Juli, 15 Jahre ...

Die Schnecke mit der Discokugel auf dem Rücken und der Klappentext haben mich neugierig aufs Buch gemacht und gebannt begann ich zu lesen.

In der Geschichte geht es um Hella, 69 Jahre und Juli, 15 Jahre alt, die beide dasselbe Ziel haben. Sie wollen sterben. Doch als sie sich begegnen kommt alles anders. Oder doch nicht?

Zunächst einmal fand ich den rotzigen Schreibstil sehr erfrischend. Vor allem Juli spricht als Jugendliche wie ihr der Mund gewachsen ist, aber auch Hella passt sich da sehr schnell an.

Ich hatte ehrlich gesagt etwas anderes erwartet als das was ich bekam, aber irgendwie sind Überraschungen ja auch gut. Eigentlich glaubte ich, dass sie nicht durch Deutschland irren, sondern schlichtweg gemeinsam in die Schweiz fahren, aber das war ein Irrglaube.

Bei beiden Figuren brauchte ich doch so meine Zeit um sie zu mögen, denn man möchte sie die ganze Zeit schütteln, dass sie endlich mit der Sprache rausrücken, was sie denn nun so bewegt. Für mich hat es sich so angefühlt als würde die beiden Hassliebe verbinden, denn eigentlich nerven sie sich, aber andererseits tut ihnen die Aufmerksamkeit der jeweils anderen richtig gut.

Der Autorin ist es gelungen das Thema Depression mal etwas anders zu verpacken. Man denkt viel drüber nach warum die beiden nicht mehr leben wollen. Jeder hat mal einen schlechten Tag, aber gleich so viele, dass man von einer Brücke springt?

Ich las den Roman mit einem lachenden und einem weinenden Auge, da viel Lustiges, aber eben auch oft ernste Szenen dabei sind.

Das Ende hat mich richtig geschockt und ich hatte einen Kloss im Hals. Das kann doch nicht wahr sein. Da war ich Frau von Rönne aber ordentlich auf den Leim gegangen.

Fazit: Erfrischend, wachrüttelnd und unterhaltsam noch dazu. Gern spreche ich eine Empfehlung aus. Gelungen!

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Veröffentlicht am 03.02.2022

Das Dilemma mit der Realität...

Die Tochter
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Kultur aus Südkorea ist ja gerade mega in und nachdem mich bereits südkoreanische Lektüre gut unterhalten hatte und so besonders war, wollte ich auch dieses Buch unbedingt lesen.

In der Geschichte geht ...

Kultur aus Südkorea ist ja gerade mega in und nachdem mich bereits südkoreanische Lektüre gut unterhalten hatte und so besonders war, wollte ich auch dieses Buch unbedingt lesen.

In der Geschichte geht es um ein Mutter- Tochter- Verhältnis. Aus Geldmangel muss die Tochter wieder bei der Mutter einziehen, was die andere mit Zähneknirschen hinnimmt. Doch außer Green zieht auch deren Partnerin mit ein. Was sollen die Leute denken?

Die Handlung wird uns über die Mutter als Ich- Erzählerin nahe gebracht, die dauerhaft namenlos bleibt. Durch diese Perspektivwahl bekommen wir ihre Gedanken und Emotionen hautnah mit. Sie ist gefangen in dem was sie von der Gesellschaft gelernt hat und das was jetzt neu auf sie zu kommt, nämlich dass sie eine Tochter hat, die wohl nicht mit Mann und Kindern leben wird. Dieser Zwiespalt ist enorm gut heraus gearbeitet.

Zudem versteckt sich im Buch an vielen Stellen Gesellschaftskritik. So wird deutlich, dass man immer mehr für weniger arbeiten muss und wie die Zustände in der Gesellschaft, in Pflegeeinrichtungen und ähnliches sind.

Green und Rain haben in meinen Augen eher Gastrollen gespielt. Man bekommt nur durch den Blick der Mutter deren Beziehung mit, aber eben eingefärbt durch Vorurteile und Klischees, aber nie die Realität. Die beiden waren mir durchaus sympathisch, da hätte ich zu gern auch mal deren Perspektiven erlebt.

Für mich war besonders, dass die Mutter eine enorme Entwicklung durchmacht und dann doch mehr auf den Bauch hört, was ich als gut und richtig empfand.

Etwas schade fand ich, dass die letzten fünfzig Seiten nicht mehr ganz so gut waren wie der Rest. Ich glaube 80 Prozent der Menschen würden das was die Mutter auf sich nimmt einfach nicht tun. So gutherzig ist leider kaum jemand und deswegen war das Ende für mich nicht ganz glaubwürdig.

Fazit: Eine intensive Geschichte über ein Thema, das immer mehr in den Fokus rücken sollte. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und viel über Südkorea gelernt.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Wenn das Volk entscheidet...

Reality Show
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Von der Autorin kannte ich bisher die Jugendbücher und da ich Reality- TV ganz gern mag, schien mir das die perfekte Kombination und so kam es dann auch.

In der Geschichte ist Heiligabend und dieses Mal ...

Von der Autorin kannte ich bisher die Jugendbücher und da ich Reality- TV ganz gern mag, schien mir das die perfekte Kombination und so kam es dann auch.

In der Geschichte ist Heiligabend und dieses Mal darf das Volk entscheiden. Zehn besondere Persönlichkeiten wurden entführt und in der "Reality Show" sollen die Menschen vor den Apparaten das Urteil sprechen. Ist das rechtens? Ist das Fake oder Realität?

Zunächst einmal muss man schon sehr fokussiert lesen, denn zu Beginn werden einem sehr viele Menschen vorgestellt, sowohl die Drahtzieher von allem, als auch die Zuschauer und Opfer. Zudem wird zwischen Gegenwart und Vergangenheit sehr oft gesprungen, so dass man gut aufpassen muss wo und bei wem man sich befindet. Nachdem ich mich dann eingelesen hatte, hat gerade das die Spannung und das Tempo erzeugt.

Das was mir vor allem gefallen hat, dass man sowohl Täter, Opfer und auch Richter kennenlernt und sich in jeden gut hineinversetzen kann und es wirklich schwer fällt zu entscheiden, was denn nun richtig ist und was nicht. Was ist noch erlaubt und was kriminell?

Das Thema las sich zudem so hochaktuell, dass es glaubwürdig erschien, dass genauso etwas passieren kann.

Ich mochte auch sehr, dass Bezug genommen und Vergleiche gezogen werden zu aktuellen TV- Serien und Co, da fühlt man sich richtig mit einbezogen in die Geschichte.

Fazit: Konstant spannend. So kannte ich die Schreibe der Autorin bisher nicht, bitte mehr davon. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

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Veröffentlicht am 10.01.2022

Die ersten Male der Jugend...

Der große Sommer
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Nachdem mir schon so oft von diesem Buch vorgeschwärmt wurde und Vergleiche zu Benedict Wells seinem Roman "Hard Land" gezogen wurden, musste ich einfach mal reinlesen und war direkt gefangen.

In der ...

Nachdem mir schon so oft von diesem Buch vorgeschwärmt wurde und Vergleiche zu Benedict Wells seinem Roman "Hard Land" gezogen wurden, musste ich einfach mal reinlesen und war direkt gefangen.

In der Geschichte geht es um Frieder, der seinen Sommer wohl nicht so verbringen wird wie geplant, denn statt Urlaub steht Lernen auf dem Programm, wenn es mit der Schule noch etwas werden soll. Dazu soll er zu seinem Großvater, vor dem alle Angst haben. Na das kann ja heiter werden. Wird es wirklich so schlimm wie befürchtet?

Das Besondere an dem Roman ist ganz klar, dass der Leser zurück in die Jugend versetzt wird, egal ob er eher oder später als Frieder groß geworden ist, denn die Themen und Probleme in dieser Zeit sind dann doch irgendwie dieselben. Auch wenn ich zu Beginn einige Taten der Jugendlichen als sehr albern empfand, so stellte ich doch bald beim Erinnern an eigene Erlebnisse fest, dass man genau solchen Mist eben auch gemacht hat und diesen nur gut verdrängt hat.

Ich mochte zudem, dass sich die Familie annähert und Geheimnisse ans Licht kommen, über die kaum gesprochen wird. Vor allem die Sache mit den Tagebüchern der Großmutter fand ich sehr interessant.

Und dann sind da eben auch die vielen ersten Male, die man eben nur als junger Mensch durchlebt und die einen später nicht mehr so erschüttern oder prägen wie bei diesem einen ersten Mal. Das hat mich sehr berührt, da man vieles davon viel zu schnell vergisst.

Bei dem vorliegenden Roman bekommt man wirklich einen großen Sommer serviert, wie er wirklich immer nur ein einziges Mal passiert, meist kurz nachdem man die Schule verlässt.

Und ich habe wieder etwas dazugelernt, was ich gern mag beim Lesen, denn nun weiß ich was Bossa Nova ist. Den Begriff hatte ich vorher noch nie gehört.

Fazit: Ein berührender Roman über das Erwachsenwerden, der mich gut unterhalten hat. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

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