Eine Liebeserklärung an New Orleans und seine Bewohner
Clara lebt ihren Traum. Sie ist Ballerina in New Orleans und ist gerade dabei die Stadt für sich zu entdecken. Die anderen Tänzerinnen sind oft gemein und lästern, aber dafür hat sie ihre Nachbarin, eine ...
Clara lebt ihren Traum. Sie ist Ballerina in New Orleans und ist gerade dabei die Stadt für sich zu entdecken. Die anderen Tänzerinnen sind oft gemein und lästern, aber dafür hat sie ihre Nachbarin, eine liebevolle alte Dame, die Clara sofort in ihr Herz geschlossen hat. Sie ist es auch, die ihrem Leben eine neue Richtung gibt – niemals hätte Clara die Folgen überblicken können, als ihr ihre Nachbarin die Geschichte von Angelina und John erzählte und von der weinenden, wünscheerfüllenden Mauer von Windisle.
Eigentlich wollte sie sich etwas anderes wünschen, aber als sie vor der Mauer steht, kann sie nicht anders, als von Mitgefühl für Angelina überwältigt zu werden und sich etwas für sie zu wünschen. Sie ahnt nicht, dass auf der anderen Seite Jonah steht, ein von Brandnarben gezeichneter Mann, den seine Schuldgefühle verzehren. Sie unterhalten sich und es ist magisch. Aber sie leben in verschiedenen Welten. Können sie je zueinander finden?
Dieses Buch ist so viel. Es ist eine Liebeserklärung an New Orleans, seine Architektur, seine Geschichte, seine Bewohner, seine Traditionen und Legenden, an dieses ganz besondere Gefühl und an den Glauben an Dinge, die man nicht erklären kann.
Das Buch läuft auf zwei Ebenen ab. Die Gegenwart mit Clara und Jonah und die Vergangenheit, die 1860/61 spielt, zu Zeiten des Amerikanischen Bürgerkriegs, als Angelina, halb weiß, halb farbig und dadurch ebenso in die Sklaverei gepresst, wie ihre farbige Mutter, sich in den weißen John verliebt. Eine Liebe, die tragisch endet, das steht schon zu Beginn fest, aber es ist auch eine Liebe, die die Grenzen dessen sprengt, was „normal“ ist.
Angelina erfüllt der Legende nach Wünsche, die durch die Ritzen der weinenden Mauer geschoben werden. Aber warum ist sie noch da, wenn John doch seiner Treulosigkeit wegen verflucht wurde und nicht sie? Und stimmt überhaupt das, was alle zu wissen glauben?
Man erlebt New Orleans durch Claras Augen. Sie fühlt sich fremd in dieser Stadt auf der anderen Seite des Landes, aber gleichzeitig verliebt sie sich auch jeden Tag ein wenig mehr in die Stadt selbst, seine Bewohner und einfach alles.
Die Legende um Angelina lässt ihr keine Ruhe, sie will die Wahrheit erfahren und gibt einfach nicht auf, egal, wie schwierig es auch wird – immerhin sind seitdem 160 Jahre vergangen.
Man erlebt aber auch den Zauber zwischen Clara und Jonah durch ihre Augen.
Jonah hat nicht mehr viel mit dem Mann zu tun, den wir im allerersten Kapitel kennenlernen. Damals war er ein aufstrebender Anwalt, karriereorientiert, kalt und egoistisch – ja, auch arrogant. Heute ist er ein einsamer, zutiefst verletzter Mann, der sich mit heftigsten Schuldgefühlen herumplagt und sich nicht mehr traut sein Anwesen zu verlassen. Er hat Angst erkannt zu werden und Angst, wie die Leute auf seine Narben reagieren werden. Gleichzeitig sehnt er sich aber unbeschreiblich nach menschlichem Kontakt, nach Wärme und Liebe. Aber er glaubt, dass er das alles nie wieder empfinden und fühlen kann und dass er es vor allem auch nicht verdient.
Fazit: Es geht in diesem Buch um Schmerz, um Einsamkeit, Schuldgefühle, Geheimnisse, menschliche Güte und Grausamkeit. Es geht um die dunkle Vergangenheit Amerikas und vor allem des Südens, aber auch um die Vergangenheit der Menschen selbst. Es geht um Egoismus und Großherzigkeit. Es geht um eine Liebeserklärung an eine Stadt, die man durch die Seiten dieses Buches ebenso lieben lernt und um Legenden, die wunderschön und traurig zugleich sind.
Ich fand dieses Buch wirklich sehr schön und berührend. Manchmal war es mir etwas zu dramatisch und die Handlung in der Vergangenheit war für mich von zu viel Melancholie durchzogen. Ich weiß, es ging nicht anders, aber trotzdem ist es schlimm, sich vorzustellen, dass es wirklich so war.
Ich konnte einiges vorhersehen, aber das hat mich nicht gestört. Es hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es mir stellenweise ein wenig zu dramatisch war. Daher bekommt es 4,5 Sterne von mir.