Wer oder was ist Heimat?
Mit 5 Jahren wird Erika von der hungernden Familie m Rheinland zu ihrer strengen Tante Mimi nach Böhmen geschickt, wo sie eine gute Schulbildung erhält. Erika entwickelt sich zu einer selbstbewussten jungen ...
Mit 5 Jahren wird Erika von der hungernden Familie m Rheinland zu ihrer strengen Tante Mimi nach Böhmen geschickt, wo sie eine gute Schulbildung erhält. Erika entwickelt sich zu einer selbstbewussten jungen Frau. Dann bricht der 2. Weltkrieg aus, der schließlich die Vertreibung der Deutschen aus Böhmen zur Folge hat...
Abschied von der Heimat ist der Auftakt zu einer dreiteiligen Familiensaga. Angeregt von der Geschichte ihrer eigenen Mutter schafft die Autorin eine facettenreiche Geschichte, mit der sie die Entwicklung in Böhmen vor, im und nach dem 2. Weltkrieg beleuchtet anhand fiktiver Figuren rund um Protagonistin Erika. Anders als von den Inhaltsangaben her anzunehmen spielt hier im ersten Teil die Vertreibung noch nicht die große Rolle, vielmehr haben wir hier an der Vorgeschichte teil. Ich bin daher mit etwas anderen Erwartungen an den Roman herangegangen, fand mich aber dennoch in einer interessanten Geschichte wieder, die ich gerne gelesen habe und mir viel eröffnet hat, was ich nicht wusste. Die Figuren sind gut dargestellt, jedoch manche fast ein wenig überzogen und nicht immer wirken alle Charaktere glaubhaft und realistisch. Mit der Protagonistin Erika tat ich mich anfangs etwas schwer, auch wurden ihr und ihren Kinderfreunden manchmal unrealistisch Erwachsene Gendanken zugewiesen, die mir sehr unglaubhaft schienen. Im Verlauf entwickelt sie sich aber durchaus positiv und man kann als Leser gut mit ihr mitfiebern, wenn auch nicht alle ihre Emotionen nachvollziehbar sind. Mehr als einmal muss sich Erika zwischen ihrer Familie im Rheinland, wo sie innige Liebe erfährt und ihrer Tante, wo sie bessere Zukunftschancen hat und Freunde gefunden hat, entscheiden und es stellt sich die Frage, wer oder was ist Heimat?
Die Geschichte führt viele Handlungsstränge und Ereignisse zusammen, was manchmal etwas überfrachtet wirkt, so dass andererseits Einzelheiten auf der Strecke bleiben ,die man als Leser noch gerne erfahren hätte. Am Ende weiß man hier bei manchen als Leser nicht, ob sie einfach als Anregung für den nächsten Band offengehalten werden. Ein Hauptkonfliktfaktor für die Protagonistin wird am Ende aus meiner Sicht zu schnell abgehandelt. Zusammenfassend würde ich sagen handelt es sich hier um eine interessante Lektüre mit Stärken und Schwächen und auf alle Fälle will ich wissen, wie es Erika und ihren Zeitgenossen weiterhin ergeht, so dass ich gespannt auf die nächsten Bände bin, die im Laufe des Jahres 2022 erscheinen sollen.