Politthriller vom Allerfeinsten
Wie wir töten, wie wir sterben - Shortlist Crime Cologne Award 2022Dan Vanuzzi steht vor der fast unlösbaren Aufgabe, zwei untergetauchte Mitglieder der algerischen Befreiungsarmee zu finden. Um die Zielpersonen ausfindig zu machen, muss Vanuzzi all seine Kraft und sein ...
Dan Vanuzzi steht vor der fast unlösbaren Aufgabe, zwei untergetauchte Mitglieder der algerischen Befreiungsarmee zu finden. Um die Zielpersonen ausfindig zu machen, muss Vanuzzi all seine Kraft und sein Können aus 20 Jahren Geheimdiensttätigkeit aufwenden, um zum Erfolg zu kommen. Er merkt, dass er alleine nicht weiterkommt und der Zufall spült Rosenberg an, der eigentlich gerade dabei ist, eine alte Schuld zu sühnen, in dem er den ehemaligen KZ-Kommandanten Florstedt finden und nach Israel entführen soll. Schnell wird klar, dass sie nur gemeinsam ihre Ziele erreichen können...
Bisher hat sich Martin von Arndt nicht wirklich auf meinem Radar bewegt und ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich literarisch ganz viel verpasst habe. Mit "Wie wir töten, wie wir sterben" hat mich der Schriftsteller von der ersten Sekunde an begeistert und ich werde mir auf jeden Fall die vorhergehenden Bände dieser Reihe besorgen, um das Defizit auszugleichen.
Nun aber zum Buch:
Schon die ersten Szenen nehmen mich komplett von sich ein und die aufgeheizte Stimmung beim Boxkampf lässt spüren, dass es hier um Schuld und Sühne, alte Wunden und Vergangenheitsbewältigung geht. Vanuzzi verdingt sich in Schaukämpfen, deren Ausgang vorher schon festgelegt worden ist und nach bestimmten Regeln abläuft. Wer es wagt, diese Regeln zu brechen, spürt umgehend die Konsequenzen.
Diese Szenen sind federführend für das ganze Buch, denn sowohl Vanuzzi als auch Rosenberg müssen sich durchboxen, regelrecht verbeißen, um hier das gesteckte Ziel zu erreichen.
Der Hintergrund des Romans erzählt von der Aufarbeitung des Holocaust und dem Aufspüren von Kämpfern des Unabhängigkeitskrieges und bewegt sich somit auf brisantem Boden - der Schreibende hat hier sehr gut recherchiert und die grausamen Tatsachen mit brillanten Ideen verwebt. Es entsteht ein packender Agententhriller, der mit zwielichtigen Charakteren gespickt ist und die Leser:innen in Atem hält. Gerade das Auseinandersetzen von Rosenberg mit seinen Schuldgefühlen - er hat alle seine Verwandten durch den Holocaust verloren - verlangt den Leser:innen einiges ab und bedeutet Seelenpein und quälende Gedanken.
Abwechslungsreich, aufregend und mit manchmal auch mit einem gewissen Augenzwinkern erzählt, gelingt es hier dem Autor, den Spagat zwischen der Tätigkeit als Agent und dem eigenen Gewissen darzustellen und, wie ganz nebenbei, noch die politische Situation der 1960er Jahre wissensbildend