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Veröffentlicht am 14.04.2022

Eine starke Frau

Das Land, von dem wir träumen
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„...Ich habe meine Ausbildung als Lehrerin mit Bravour überstanden. Als Jahrgangsbeste! Dann aber komme ich zurück aus Innsbruck und will endlich unterrichten, doch statt der Berufung an eine Schule erwartet ...

„...Ich habe meine Ausbildung als Lehrerin mit Bravour überstanden. Als Jahrgangsbeste! Dann aber komme ich zurück aus Innsbruck und will endlich unterrichten, doch statt der Berufung an eine Schule erwartet mich ein Berufsverbot…..“

Franziska ist sauer, richtig sauer. Ihr Vater Ludwig Bruggmoser hatte ihr das Studium ermöglicht. Nun aber macht Italien ernst. In Südtirol darf nur noch in italienischer Sprache unterrichtet werden, denn seit Ende des Ersten Weltkriegs gehört Südtirol zu Italien. Franziska aber kann noch kein Italienisch.
Mit dem Buch beginnt die Autorin eine Saga über Südtirol. Die Geschichte ist abwechslungsreich und deutet schon an, wo die Reise in der Zukunft hingeht.
Der Schriftstil ist ausgefeilt. Er lässt sich flott lesen.
Nachdem Franziska mitbekommt, wie Schüler, die kein italienisch beherrschen, in der Schule abgestraft werden, gründet sie in einem alten Turm auf dem Gelände ihres Vaters eine geheime Schule. Nur erwischen darf sie sich nicht lassen.
Die gesellschaftlichen Verhältnisse werden gut wiedergegeben. Während sich Franziska mit den Verhältnissen nicht abfinden will, beugt sich ihr Vater dem Regime. Wunschgemäß hat er seinen Namen in Ponte geändert.

„...Immer schon haben die Landesfürsten uns kleinen Leuten gesagt, was wir zu tun und zu lassen haben. […] Sie alle gieren nach Steuern und wollen, dass wir gute Untertanen sind. Das ist alles. Ich sage dir, wenn wir den Kopf unten halten, dann passiert uns am wenigsten...“

Noch ahnt der Vater nicht, wie hoch der Preis für diese Einstellung ist. Er merkt zwar, dass ihn die Nachbarn schneiden, doch Folgen für den Hof sollte es erst später haben.
Der Krieg hat tiefe Spuren in der Familie hinterlassen. Zwei Söhne sind gefallen. Die Mutter versinkt zeitweise in Schwermut. Franziska formuliert das so:

„…Der älteste Bruder rannte davon und versuchte, sich mit Obstrand umzubringen. Wenn er das nicht schaffte, würde er früher oder später auf einem der steilen Wege in die Berge abstürzen. […] Und Andreas, der Jüngste, der ihr der Liebste war? Genau wie Leopold war er aus dem Krieg zurückgekommen, […] doch seine einstige Fröhlichkeit war dahin...“

Mit Andreas war Wilhelm auf den Hof gekommen. Als bayrischer Bauernsohn hatte er alles verloren und verdingte sich nun als Knecht.
Leah, Franziskas Freundin, die als Goldschmiedin bei ihrem Vater arbeitet, ist Jüdin. Auch das Geschäft der Familie bekommt die ersten Repressalien zu spüren. Es beginnt der politische Aufstieg des Duke.
Das Buch ermöglicht mir einen Blick in den Widerstand, der sich in Südtirol formiert. Gleichzeitig wird deutlich, wie hart und brutal das Regime durchgreift. Für Franziska wird das Leben zur Gratwanderung. Es sind ihre Ideen, die den Hof am Leben erhalten. Doch noch ist dr Vater der Meinung, dass nur der älteste Sohn erben darf. Was soll dann werden?
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie hat nichts an ihrer Aktualität verloren, denn sie zeigt, was passiert, wenn man Menschen ihre Identität und ihre Wurzeln nimmt.

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Veröffentlicht am 05.03.2022

Das Auf und Ab des Lebens

Das sonnengelbe Cabrio
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„...“Ich sage, jetzt steht uns die ganze Welt offen.“ Mike nickte. „Ja, stimmt. Kein Job, kein Geld, kein Dach über den Kopf...irgendwie ist alles offen.“...“

Mike, Grundschullehrer, und Jessy, Architektin, ...

„...“Ich sage, jetzt steht uns die ganze Welt offen.“ Mike nickte. „Ja, stimmt. Kein Job, kein Geld, kein Dach über den Kopf...irgendwie ist alles offen.“...“

Mike, Grundschullehrer, und Jessy, Architektin, haben ihr Studium beendet. Beide planen eine gemeinsame Zukunft in München. Bevor sie starten können, erhält Jessy einen Anruf. Der wird alles ändern.
Die Autorin hat eine realistische Gegenwartsgeschichte geschrieben. Wer bei den frühlingshaften Cover eine lockerleichte Liebesgeschichte erwartet, liegt allerdings falsch. Das Leben ist meist nicht nur locker und leicht.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er bringt vor allem die verschiedenen Stimmungen gut zum Tragen, die entscheidend für die Handlung sind.
Bevor ich erfahre, was es mit dem Anruf auf sich hat, werde ich zurück ins Jahr 1985 geführt. Es ist ein wichtiges Jahr für Jessy. Bisher lebte sie mit ihrer Mutter in Lübeck. Ihre Cousine und beste Freundin Isa wohnt nur wenige Schritte entfernt. Doch nun wird die Mutter wieder heiraten. Peter hat für die Familie auf dem Dorf ein Haus gebaut. Zur ersten Fahrt holt er Jessy und ihre Mutter mit einem sonnengelben Cabrio ab. Dieses Auto wird Jessys Traum bleiben.
Eines weiß Jessy schnell:

„...Sie wollte studieren, wollte Karriere machen, wollte weg von hier...“

Sie möchte sich nicht mehr vorschreiben lassen, wie sie zu leben hat.
Zum Studium geht sie nach Hamburg. Dort zieht sie mit Isa zusammen. Eines aber überschattet seit Jahren ihr Leben. Sie will wissen, wer ihr Vater ist. Dabei kann sie sich nicht beklagen. Peter macht keinen Unterschied zwischen ihr und den eigenen Kindern. Er ist auch wesentlich großzügiger als ihre Mutter. Doch die Frage nach den Wurzeln bleibt. Zwar gibt es eine Antwort, aber selbst Isa ist der Meinung, dass die Mutter ihr nicht die Wahrheit gesagt hat.
Und dann zerschlägt sich der Traum von München. Der Anruf zwingt Jessy, ihre Pläne zu ändern.
Die Autorin macht die Spannung deutlich, zwischen einen selbstbestimmten Leben und dem Verantwortungsgefühl gegenüber der Familie. Ist es richtig, die eigenen Wünsche immer zurückzustecken? Wo endet die Verpflichtung? Dieses Fragen geht die Geschichte nach. In vielfältigen Diskussionen wird darüber debattiert. Jessys Mutter ist gut darin, Forderungen durchzusetzen und, wenn das nicht möglich ist, geschickt andere zu manipulieren.
Es sollte einige Jahre dauern, bis Jessy ihren Weg gefunden hat. Dazwischen wartet manch Überraschung auf sie. Auch mit Mike geht nicht alles glatt. Sie müssen durch Höhen und Tiefen, bis sie zu einem gleichberechtigten Miteinander finden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es thematisiert die Probleme unserer Zeit und zeigt, dass die Berufstätigkeit der Frau immer noch mit anderen Augen gesehen wird als die des Mannes. Und das sonnengelbe Cabrio? Es taucht immer mal wieder auf – mit einer besonderen Rolle im Geschehen.

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Veröffentlicht am 06.02.2022

Gut Falkenbach anno 1938

Die Wege der Söhne
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„…Und das schätze ich an dir. Du hast deinen Standpunkt und bleibst dir selbst stets treu. Das kann man nicht von vielen Menschen sagen...“

Diese Worte von Martin zeigen, wie sehr sich Wilhelmine verändert ...

„…Und das schätze ich an dir. Du hast deinen Standpunkt und bleibst dir selbst stets treu. Das kann man nicht von vielen Menschen sagen...“

Diese Worte von Martin zeigen, wie sehr sich Wilhelmine verändert hat. Sie weiß, was sie will und hat sich einen kritischen Blick auf die Geschehnisse des Jahres 1938 erarbeitet.
Die Autorin hat eine spannende Fortsetzung ihrer Falkenbach – Saga geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Ferdinand ist befördert wurden, hat aber den aktiven Dienst der Wehrmacht verlassen. Der Preis, den er dafür bezahlen muss, ist hoch. In der Porzellanfabrik seines Vaters soll zusätzlich eine Waffenproduktion installiert werden. Entgegen Ferdinands Erwartungen ist sein Vater Heinrich sofort davon angetan, dann die Fabrik steht kurz vor der Pleite.
Die Frauen der Familien jedoch sind dagegen.

„...“Was redest du denn da nur?“, fragte Käthe. „Die Menschen brauchen Teller, von denen sie essen, und Tassen, aus denen sie trinken. Und zwar dringender als irgendwelche Waffen, mit denen sie sich gegenseitig umbringen.“...“

Die verschiedenen Geheimnisse in der Familie bergen permanent Gefahren. Doch die Zeitverhältnisse sind wirklich schwierig. Wem kann man trauen? Jeder hat seine eigenen Vorstellungen und Ziele. Notfalls nimmt Carl – Friedrich von Falkenbach das Ruder in die Hand. Aber ehrlich ist er auch nicht. Er ist nur gut im Lavieren. Allerdings hat er die Schmerzen seiner Kriegsverletzung nicht im Griff. Sein Tablettenkonsum könnte zum Problem werden.
Und Leopold fährt wie immer seine Strategie gegen die Familie. Sein Vater ist nach wie vor vorsichtig. Er traut ihm nicht – und das mit Recht.
Es sind die Diskussionen, die für eine permanente innere Spannung sorgen. Besonders prekär wird es, als ein Hausmädchen zwangssterilisiert wird, weil deren Schwester behindert ist. Hier muss vor allem Ferdinand aufpassen, dass er nicht schon zu weit mit dem neuen Gedankengut infiltriert ist. Seine Mutter und seine Frau machen ihm das klar.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Allerdings ist der Cliffhanger heftig.

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Veröffentlicht am 12.01.2022

Gelungener Auftakt der Reihe

Heartstopper Volume 1 (deutsche Hardcover-Ausgabe)
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„...Manchmal hab ich fast das Gefühl, dass er mich auch mag, aber ...Ich weiß nicht, vielleicht ist er auch nur echt nett...“

Im Anhang des Buches finden sich zwei Briefe. Einer ist von Charlie. Die ...

„...Manchmal hab ich fast das Gefühl, dass er mich auch mag, aber ...Ich weiß nicht, vielleicht ist er auch nur echt nett...“

Im Anhang des Buches finden sich zwei Briefe. Einer ist von Charlie. Die Zeilen deuten das Dilemma an, in dem er steckt.
Im Januar werden in der Schule neue Lerngruppen eingeteilt. Dabei lernt Charlie Nick kennen. Er ist der Star der Rugbymannschaft. Charlie dagegen ist schwul. Das weiß in jeder, denn er hat sich schon geoutet.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Graphic Novel geschrieben. Es geht einerseits um Freundschaft, andererseits darum, sich selbst zu erkennen.
Die Geschichte besticht durch die fein ausgearbeiteten Zeichnungen. Die Emotionen der Protagonisten sind an den Gesichtern ablesbar. Auch die Gesten lassen die Erzählung leben. Deshalb bedarf es nur weniger Worte.
Die Personen sind meiner Meinung nach gut zu unterscheiden. Charlie ist von Anfang an in Nick verliebt. Der gilt allerdings im Freundeskreis und auch bei den Mädchen eher als Mädchenschwarm. Trotzdem kümmert er sich um Charlie und steht ihn gegen Ben bei. Nach und nach wird deutlich, dass Nick dabei seine eigenen Gefühle hinterfragt.
Auch Geschwister und Freunde kommen zu Wort und dürfen ihre Meinung sagen. Sehr gut gefällt mir die Sportlehrerin. Sie bringt es auf den Punkt:

„...Wie dem auch sei, es ist extrem unhöflich, darüber zu spekulieren, welche sexuelle Orientierung jemand hat...“

Natürlich werden im Buch auch moderne Kommunikationsmittel integriert. Die Gespräche unterstützen die Handlung. Außerdem lerne ich eine Menge über Rugby.
Im Anhang befinden sich die Steckbriefe der wichtigsten Protagonisten, die Schuluniformen und zwei Playlisten. Außerdem vertiefen zwei Briefe eine besondere Szene der Geschichte.
Allerdings endet die Erzählung genau dann, als ich eigentlich mit Nicks Entscheidung gerechnet habe. Doch er wird von einem Freund gerufen – und geht.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 22.12.2021

Inhaltsreicher Roman über den Zweiten Weltkrieg

Der Dolmetscher
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„...Öffentlich äußert er sich nicht darüber, aber im Geheimen hasst er die Faschisten. Er sagt es mir nie deutlich, aber er macht Anspielungen und ich verstehe ihn...“

Enzo, der eigentlich in der Schweiz ...

„...Öffentlich äußert er sich nicht darüber, aber im Geheimen hasst er die Faschisten. Er sagt es mir nie deutlich, aber er macht Anspielungen und ich verstehe ihn...“

Enzo, der eigentlich in der Schweiz lebt, unterhält sich mit seinem Cousin Luca, als er wieder einmal während der Ferien bei den Verwandten auf Sizilien ist. Wir schreiben das Jahr 1936. Die Lage ist angespannt.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben und dabei ein Stück eigene Familiengeschichte verarbeitet. Das Buch lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil passt sich der Situation an. Stellenweise unterstützt er die spannende Handlung, andererseits lässt er Raum für abwechslungsreiche Gespräche.
Enzos Verwandte gehören zur gehobenen Gesellschaft. Außerdem sind sie weit verstreut. Ein Onkel lebt mit seiner Familie in Amerika. Dadurch hat die Autorin die Möglichkeit, das Geschehen der letzten Kriegsjahre aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.
1941 wird Enzo Student an der Fachhochschule für Textilindustrie in Cottbus. Er findet Freunde, die dem Regime kritisch gegenüberstehen. Als er in den Semesterferien in die Schweiz zurückkehrt, trifft es ihn hart. Da er nach wie vor italienischer Staatsbürger ist, wird er mit sofortiger Wirkung zur italienischen Armee eingezogen.
Wegen seiner Sprachkenntnisse wird er als Dolmetscher nach Rom beordert. Dort erkennt er:

„...Es war nicht nur die Sprache, vielmehr das Zusammentreffen zweier unterschiedlicher Kulturen. Südländer trafen auf Nordländer. Italienisches Temperament stieß auf deutsche Arroganz...“

Enzo, der in beiden Kulturen gelebt hat, wirkt als Vermittler und erarbeitet sich auf beiden Seiten ein gutes Ansehen. Das gilt auch für seine nächste Station, die Insel Lampedusa.
Immer wieder wird die Handlung an andere Orte verlagert. So erfahre ich eine Menge über die geheime Arbeit von Priestern des Vatikan, aber auch über die Rolle, die italienische Emigranten bei der Landung der Alliierten auf Sizilien gespielt haben.
Wichtige Kriegsereignisse wie die Bombardierung des Hafens von Bari erlebt Enzo hautnah. Danach entschließt er sich die Armee zu verlassen und in die Schweiz zurückzukehren. Ausführlich wird die beschwerliche Reise beschrieben.
Im Text sind Briefe eingebunden, die während des Krieges geschrieben worden sind. Sie geben dem Buch eine zusätzliche Authentizität. Auch Tod und Trauer werden nicht ausgespart.
Im Nachwort werden die politischen Zusammenhänge nochmals ausführlich erläutert.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, dass viele Dinge aus italienischer Sicht anders bewertet wurden als aus deutscher.

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