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Veröffentlicht am 30.01.2022

Recherche führt zu Vermisstenfall

Grabesstern
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Journalisten als Romanfiguren haben irgendwie immer ein deutlich aufregenderes Leben als ihre realen Gegenstücke. Zum Beispiel die Kopenhagener Investigativjournalistin Heloise Kaldan, die in Anne Mette ...

Journalisten als Romanfiguren haben irgendwie immer ein deutlich aufregenderes Leben als ihre realen Gegenstücke. Zum Beispiel die Kopenhagener Investigativjournalistin Heloise Kaldan, die in Anne Mette Hancocks Thriller "Grabesstern" nun schon ihren dritten Fall löst. Eigentlich wollte sie eine Reportage über Sterbebegleitung schreiben, doch de schwer krebskranken alten Mann, den sie in seinen letzten Wochen begleitet, scheint etwas auf der Seele zu liegen. Von Blut spricht er im Delirium und von alttestamentarischer Rache - Auge um Auge, Zahn um Zahn. Und er stammelt einen Namen, den der befreundete Kommissar Erik Schäfer entgegen aller Datenschutzregeln für sie durch die Abfrage im polizeilichen Auskunftsystem laufen lässt.

Heloise will herausfinden, was dahintersteckt und macht sich auf den Weg in das Küstenstädtchen Sonderburg, in dem der alte Mann einst lebte. Der Mann, von dem sie sich Auskünfte erhofft, ist schon lange tot. In dem Kleinstädtchen will keiner über die Vergangenheit reden, eine Vergangenheit, die auch zwei vermisste junge Frauen enthält. Urplötzlich sieht sich Heloise mit einem cold Case konfrontiert, bei dem es auch um Serienmord gehen kann. Nicht bei allen kommen ihre hartnäckigen Fragen gut an.

Spannend ist dieser Roman auf jeden Fall und die Autorin schafft es, immer neue Wendungen zu schaffen, die das schon sicher geglaubte auf den Kopf stellen. Wer sich gerne überraschen lässt, ist hier auf jeden Fall richtig. das gilt ganz besonders für den Schluss, mit dem ich so nicht gerechnet hätte.

Ausgesprochen sympathische Nebenfiguren sind Erik Schäfer und seine Frau, mit Sterbebegleitung von einsamen Menschen ohne Angehörige wird auch ein eher unbequemes und oft verdrängtes Thema angesprochen.

Die Autorin hat zwar selbst als Journalistin gearbeitet, aber eher im Lifestylebereich - das merkt man. Wenn es um die Polizeiarbeit oder Redaktionsabläufe geht oder gar journalistische Standards bei der Berichterstattung über Verbrechen oder bei der Zusammenarbeit mit der Polizei, ist das bar jeglicher Realität - angefangen von den Datenabfragen, die aus gutem Grund nicht mal eben so möglich sind bis hin zur Anwesenheit bei einer behördlichen Exhumierung. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellebn, dass da die dänischen Polizisten bei allem hygge-Gefühl zugünglicher sind als ihre deutschen Kollegen.

Langweilig wird es mit "Grabesstern" jedenfalls nicht. Das Buch ist flüssig geschrieben und auch wenn die Leser von der Autorin so manches mal an der Nase herumgeführt werden, lohnt sich das für den abschließenden Aha-Effekt.

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Veröffentlicht am 12.01.2022

Krieg - zwischen Schrecken und Verklärung

Krieg
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Ich war neugierig auf das Buch "Krieg" von von Margaret McMillan. Als "Kulturgeschichte des Krieges" war das Buch der kanadischen Historikerin angekündigt - von der Antike bis zur Gegenwart, wobei sie ...

Ich war neugierig auf das Buch "Krieg" von von Margaret McMillan. Als "Kulturgeschichte des Krieges" war das Buch der kanadischen Historikerin angekündigt - von der Antike bis zur Gegenwart, wobei sie in ihre Definition duchaus auch Bandenkriege moderner Großstadtgangs und die internen Konflikte innerhalb von Ländern einbezieht. Wie hat sich die Haltung zu Kriegen verändert, wie hat sich Kriegführung verändert, wie haben militärische Konflikte nicht nur die jeweiligen Gesellschaften, sondern auch Kunst und Literatur geprägt? MacMillan holt hier zu einem Rundumschlag aus, mit einer langen und ausführlichen Literaturliste, neben einschlägiger Fachliteratur auch Literatur und Memoiren.

Der Abriss der Kriegsgeschichte geht von der Antike bis ins Zwanzigste Jahrhundert, geht auf die englischen Rosenkriege, die napoleonischen Kriege oder den amerikanischen Bürgerkrieg ein, um nur ein Beispiel zu nennen, zeigt, wie sich militärisches Denken, die Zusammensetzung von Soldaten und Offizieren im Verlauf der Jahrhunderte veränderte und welche Rolle die modernen Kriege zumindest teilweise für die Stärkung von Frauen etwa im Arbeitsleben bedeuteten.

Dass mich das Buch dennoch ein wenig befremdet zurück ließ, ist die Darstellung von Krieg, in der durchaus Verständnis, Bewunderung und Faszination mitschwingt. Dass Krieg nicht nur das Schlechteste, sondern auch das Beste in Menschen hervorzubringen vermag. Dass bei allem Leid und der Zerstörung auch Größe vorhanden sei. Shakespeare-Königsdramen aus den Rosenkriegen werden ausführlich zitiert. Und dort, wo sich der Krieg nicht auf der Bühne abspielte, dominiert etwa in der Beschreibung des Ersten Weltkriegs ein Autor wie Ernst Jünger und seine "Stahlgewitter", während Erich Maria Remarque mit seiner desillusionierten und Haltung eher angelegentlich erwähnt wird.

Vielleicht ist es eine geografische und Generationsfrage: MacMillan berichtet, ihr Vater sei Soldat im Zweiten Weltkrieg gewesen, sie muss also schön etwas älter sein und einer Generation angehören, für die Krieg als eine durchaus gerechte Sache galt - vor allem für diejenigen, die in den Truppen der Alliierten gegen Nazi-Deutschland kämpften und sich angesichts der deutschen Verbrechen im Sinn ihres Krieges bestätigt fühlen konnten. Zudem bedeutet die kanadische Herkunft, seit Generationen keine direkte Kriegserfahrung in der eigenen Heimat gemacht zu haben.

Ich glaube nicht, dass es in (Kontinental-)Europa viele Familien gibt, die nicht unmittelbare Erfahrungem mit dem Zweiten Weltkrieg auf das unmittelbare Leben von Familien hat - nicht nur durch Familienmitglieder in Uniform und an der Front, sondern auch durch Bomben, Luftangriffe, Flucht und Evakuierung, den allnächtlichen Schrecken im Luftschutzbunker oder Lebensmittelknappheit, Erfahrungen mit brutaler Beatzungspolitik, Zwangsarbeit, Deportationen oder Angst vor Spitzeln. Egal, ob auf der historischen Sieger- oder Verliererseite - mit solchen Erfahrungen wird Krieg in den Familienerzählungen als etwas Schreckliches geschildert, nicht als faszinierend. Und nicht zuletzt - ich selbst bin mit Kaltem Krieg und Friedensbewegung aufgewachsen, meine prägenden Lehrer stammten aus der 68-er Generation - ein glorreicher, verklärender Blick auf Kriege im allgemeinen und die des 20. Jahrhunderts im besonderen lag da fern.

"Westliche Gesellschaften haben heute eine merkwürdige zwiespältige Einstellung zum Krieg", resümiert McMillan am Ende. Einerseits sei man besessen nach Kriegsfilmen und Kriegsspielen, andererseits seien die Gesellschaften nicht bereit, noch einmal solche Verluste hinzunehmen. Drohnenkriege, Kampfroboter und Cyberkriege könnten da an die Stelle einstiger Truppenaufmärsche treten.

Zu kurz kommt mir in dieser Kulturgeschichte des Kriegs auch der Blick auf die Veränderungen bei den zivilen Opfern im Zwanzigsten Jahrhundert. Ob im Zweiten Weltkrieg, ob in Vietnam, im jugoslawischen Bürgerkrieg: Der Anteil der Zivilisten, die unter Kriegshandlungen litten und getötet wurden, ist, Genfer Konventionen hin oder her, immer größer geworden. Und die "chirurgischen Schläge" etwa im und nach dem Golfkrieg mögen verlustarm für die US-Truppen und ihre Allieerten gewesen sein - der Tod völlig unschuldiger und unbeteiligter Menschen als "Kollateralschaden" wurde und wird in Kauf genommen. Hier hätte ich mir eine klare Positionierung der Autorin und mehr Akzente auf die wenig heldenhaften Aspekte von Kriegen gewünscht, die zwar keineswegs verschwiegen werden, aber meiner Meinung nach zu nebensächlich gehalten werden. Nichtsdestotrotz: Schon der umfangreiche Literaturanhang lädt zu vertiefendem Lesen zu dem Thema ein.

Veröffentlicht am 10.01.2022

Sufragetten und Serienmörder

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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Sufragetten und Serienmörder - das ist der Rahmen in dem sich Henrike Engels historischer Roman "Die Hafenärztin" bewegt. Angesiedelt im Hamburg des Jahres 1910, also in die Zeit noch vor dem Wahlrecht ...

Sufragetten und Serienmörder - das ist der Rahmen in dem sich Henrike Engels historischer Roman "Die Hafenärztin" bewegt. Angesiedelt im Hamburg des Jahres 1910, also in die Zeit noch vor dem Wahlrecht für Frauen. scheint der Roman de Auftakt einer Serie zu sein. Denn es bleibt einiges offen zu der Hauptfigur, der Ärztin und Frauenrechtlerin Anne Firzpatrick, die trotz des angelsächsischen Namens eine Hamburger Reedertochter ist, heimlich und unter falschem Namen in ihre Geburtsstadt zurückgeommen ist, und sich nun als Ärztin im Hafen um diejenigen kümmert, die besonders schwer von prekären Lebensverhältnissen betroffen sind - die Arbeiterinnen, Prostituierten und ihre Kinder.

Auch Pastorentochter Helene, die in großbürgerlichen Verhältnissen privilegiert aufwächst, will etwas tun, um die Verhältnise zu ändern, vor allem aber möchte sie als Frau selbstbestimmt leben. Da sie noch nicht volljährig ist, muss sie in ihrem konservativen Elternhaus allerdings um Kompromisse kämpfen. Als sie zur Eröffnung von Fitzpatricks "grünem Haus" heimlich in den Hamburger Hafen fährt, entdeckt sie die Leiche einer Frau. Es bleibt nicht die einzige Tote, und die Art, wie die Morde begangen wurden, weist auf einen Serientäter hin.

Fitzpatrick ist alarmiert, denn auch das "grüne Haus", in dessen Nähe die Toten gefunden wurden und sie selbst scheinen die Aufmerksamkeit des Täters zu erregen - und das, nachdem die Ärztin bereits in England die Verbrechen des noch immer nicht gefassten Jack the Ripper erlebt hatte. Ob dessen Verbrechen in irgendeiner Weise mit ihrer heimlichen Flucht aus England zu tun hatten und worum es in der Fehde zwischen ihrem Vater und seinem einstigen Nachbarn ging - das bleibt in diesem Buch offen. Angesichts der vielen Andeutungen gehe ich davon aus, dass die eine oder andere Lösung dieser Rätsel in einem Folgeband gefunden werden soll.

Der Polizist Bertold Rheydt wiederum, der ein privates Trauma mit reichlich Alkohol und körperlicher Verausgabung beim Fußball bekämpft, ist misstrauisch, was Fitzpatrick verschweigt. In welcher Verbindung sie zu dem Täter stecken könnte, bestimmt schon bald seine Untersuchungen. Doch der Fall enntwickelt sich bald zum Politikum, dient Gegnern der Frauenbewegung dazu, das Engagement der Frauen in den Armenvierteln der Hansestadt zu verunglimpfen. Auch auf die Ermittler wird Druck ausgeübt, sie sollen sich auf einen Verdächtigen aus dem Milieu konzentrieren. Rheydt hingegen ist überzeugt: Der Täter gehört den sogenannten besseren Gesellschaftsschichten an. Um ihn zu finden, ist heimliche Ermittlungsarbeit notwendig - in einem Wettlauf gegen die Zeit.

Auch wenn das Buchcover erst einmal einen historischen Frauenroman nach Herz-Schmerz-Schema vermuten lässt: Hier steckt ordentlich Spannung mit einer Portion Sozialkritik. Gut und Böse sind zwar recht plakativ gezeichnet, doch langweilig wird es bei der Lektüre nicht. Ähnlich wie in den Romanen um die Berliner Hebamme Hulda Gold stehen Anne Fitzpatrick und Helene für Frauen, die sich mit den herrschenden Verhältnissen nicht abfinden wollen und auch die traditionelle Rolle als Ehefrau und Mutter nicht akzeptieren wollen. Ein bißchen Queerness ist auch noch dabei, um den Bruch mit herkömmlichen Lebens- und Verhaltensmustern zu verstärken. Manches ist ein bißchen dick aufgetragen, etwa die Dämonen, die de Polizisten Rheydt plagen. Trotz kleiner Schwächen aber ein Auftakt, der neugierig auf die Folgebände macht.

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Affäre mit Familienanschluss

Hitze
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Edie stolpert nach abgebrochenem Kunststudium eher orientierungs- und antriebslos durchs Leben. In ihrem Assistenzjob in einem Verlag fühlt sie sich als Alibi-Schwarze, entwickelt aber auch keinen Ehrgeiz, ...

Edie stolpert nach abgebrochenem Kunststudium eher orientierungs- und antriebslos durchs Leben. In ihrem Assistenzjob in einem Verlag fühlt sie sich als Alibi-Schwarze, entwickelt aber auch keinen Ehrgeiz, Stereotype zu widerlegen - im Gegenteil - dass sie während der Arbeitszeit ihre Energie auf Sex-Chats konzentriert, ist wenig karrierefördernd. Die bedeutungslosen Affären am Arbeitsplatz dürften auch ein Ausdruck ihres schwach ausgeprägten Selbstbewusstseins sein. Die Ich-Etzählerin in Raven Leilanis Roman "Hitze" ist eine junge Frau, die man einfach mal durchschütteln möchte mit dem Ruf: "Hör auf, dem Leben und allen anderen die Schuld an deinen Problemen zu geben!"

Denn Edie ist weder dumm noch unfähig, scheint aber jeglichen Ehrgeiz aufgegeben oder nie entwickelt zu haben - und die Beziehungen, in denen sie nur Objekt ist, sind da fast schon eine self fulfilling prophecy. Mit Eric, so hofft sie, könnte es anders sein. Er ist weiß, verheiratet, doppelt so alt wie sie und führt nach eigenen Angaben eine offene Ehe. Und wenn es um Intimität geht, scheint sie ihn mehr zu wollen als umgekehrt, jedenfalls lernt Edie Eric wesentlich besser kennen als ihre üblichen one night stands, ehe sie das erste Mal Sex haben.

Edie entwickelt eine gewisse Besessenheit, mehr über Eric und sein Leben herauszufinden - was schließlich zu einer Begegnung mit Rebecca, der Ehefrau Erics führt. Als Edie dann auch noch Job und Wohnung verliert, nehmen die Dinge eine unerwartete Wendung - sie kommt im Gästezimmer der Familie unter.

Eine Affäre mit Familienanschluss? Eine Bezugsperson für Akila, die schwarze Adoptivtochter des Paares, die nach verschiedenen Pflegefamilien ambivalent auf Edie reagiert - auf der einen Seite ist hier eine Frau, die ihr etwa im Umgang mit ihrem Haar, an dem Rebecca völlig scheitert, helfen kann. Auf der anderen Seite ist Edie durch die Beziehung zu Eric eine Bedrohung der relativen Stabilität, die Akila gefunden hat. Und dann ist da noch die Herausforderung, als Schwarze Frau in weißer Vorort-Umgebung zu leben, Alltagsrassismus zu begegnen und Erfahrngen zu teilen, die Eric und Rebecca einfach nie gemacht haben.

Mit Edies Leben im Gästezimmer nimmt das Buch eine neue, interessantere Wendung - denn das Verhältnis sowohl zu Rebecca als auch zu Akila ist wesentlich komplexer und für mich spannender als die Beziehung zu Eric, der sich nicht zuletzt aufgrund seines Alkoholkonsums als Enttäuschung für die Frauen in seinem Leben erweist. Die unsentimentale Selbstanalyse, die genaue Studie des Lebens in Suburbia und die unerwarteten Ausbrüche daraus sind die Höhepunkte dieses Romans, der für Edie auch ein Stück Selbstfindung ist.

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Veröffentlicht am 30.11.2021

Freunde und andere Feinde

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Von wegen ewige Freundschaft! Eine seit Schulzeiten bestehende Freundesclique teilt in Nle Neuhaus zehntem Taunuskrimi so manches Geheimnis und neigt zu Intrigen, die auch vor den Freunden nicht haltmachen. ...

Von wegen ewige Freundschaft! Eine seit Schulzeiten bestehende Freundesclique teilt in Nle Neuhaus zehntem Taunuskrimi so manches Geheimnis und neigt zu Intrigen, die auch vor den Freunden nicht haltmachen. Liegt es daran, dass die Schöngeister und Intellektuellen von einst in der Verlagsbranche gelandet sind und es nicht allein um Literatur, sondern auch harten kommerziellen Druck geht?

Taunus-Ermittlerin Pia Sander will eigentlich nur ihrem Ex-Mann einen nicht ganz uneigennützigen Freundschaftsdienst erweisen. Der ist nämlich unter die Kriminalschriftsteller gegangen und hat nun schon das zweite Buch über einen Fall geschrieben, mit dem er als Leiter der Frankfurter Rechtsmedizin befasst war und in dem Eingeweihte sehr leicht Parallelen zu Pia und ihren Kollegen erkennen.

Das allein könnte ja noch der Eitelkeit schmeicheln, doch dass der Pathologe sein zweites Buch ausgerechnet "in Liebe" Pia widmete, hat deren jetzigen Ehemann nicht gerade begeistert. Henning Kirchhoff soll den Verlag die Widmung schleunigst ändern lassen - nur deshalb hat sich Pia Sander bereiterklärt, mit der Agentin ihres Ex-Mannes zum Haus einer Freundin der Literaturexpertin zu fahren, die nicht zu einer Verabredung erschienen ist.

Doch schnell ist Pia davon überzeugt, dass die Frau, die lange das Programm eines renommierten Verlags herausgegeben hatte und kürzlich im Streit um die künftige Ausrichtung des Verlags entlassen wurde, nicht freiwillig verschwunden ist. Die schlimmsten Befürchtungen werden bestätigt, als in einer Schlucht eine Frauenleiche gefunden wird. Nur: wer war´s? Schnell präsentieren sich gleich eine ganze Reihe von Verdächtigen und Motiven.

Eifersucht und Konkurrenz, Neid und enttäuschte Liebe, ein Plagiatsvorwurf und ein Schriftsteller mit Schreibblockade, Familienfehden und Geheimnisse eines 30 Jahre zurückliegenden Sommers. Die alte Freundesclique und gleich mehrere Generationen der Verlegerfamilie geben sich im neuen Neuhaus-Krimi ein Stelldichein und parallel zu den Ermittlern stellt auch eine up and coming Juniorlektorin eigene Ermittlungen an.

Sie habe in ihren Büchern immer ein großes Personenangebot, schreibt Nele Neuhaus in ihrem Nachwort, und das ist im Fall von "In ewiger Freundschaft" schon fast zuviel des Guten. Denn mindestens ebenso viel Raum wie die eigentlichen Ermittlungen nehmen gleich mehrere Stränge von Beziehungsproblemen ein. Wer die vorangegangenen Taunuskrimis kennt, wundert sich nicht, dass auch Pias adeliger Kollege von Bodenstein mal wieder eine Ehekrise erleben muss und von privaten Problemen schwer gebeutelt wird. Mitunter, so scheint es, geht es mehr um erweiterte Patchworkfamilien und ihre Herausforderungen als um Mord und Totschlag.

Das ist allerdings wohl genau die Mischung, die Nele Neuhaus seit Jahren eine treue Fangemeinde beschert. Für meinen persönlichen Geschmack wäre hier weniger mehr gewesen. Die Lösung des eigentlichen Falls kam für mich dann nicht sonderlich überraschend. Deshalb hätte ich es besser gefunden, wenn die Autorin mehr in den eigentlichen Plot investiert hätte als in das ganze Drumherum inklusive einer für den Fall völlig überflüssigen Liebesgeschichte. Hier hat Neuhaus die Handlung leider unnötig zerfasert. Spannende Unterhaltung mit einigen amüsanten Elementen bietet "In ewiger Freundschaft" allemal .

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