Cover-Bild Hundepark
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 13.01.2022
  • ISBN: 9783462000115
Sofi Oksanen

Hundepark

Roman | »Atemberaubend erzählt und spannend wie ein Krimi.« EMMA
Angela Plöger (Übersetzer)

Die preisgekrönte finnische Bestsellerautorin Sofi Oksanen führt uns in die Welt reicher Europäerinnen, die auf Kosten ärmerer Frauen aus dem Osten oder in den Entwicklungsländern, die in ihrer Not keine Wahl haben, ihren Kinderwunsch mit Eizellenspenden erfüllen. Ein Roman von großer politischer und moralischer Brisanz und literarischer Brillanz.

Helsinki, 2016. Olenka sitzt auf einer Parkbank und beobachtet eine Familie: Mutter, Vater, zwei Kinder. Als sich eine Frau neben sie setzt, erschrickt sie; sie würde diese Frau überall wiedererkennen, denn Olenka hat ihr Leben zerstört. Und gewiss ist sie gekommen, um Rache zu nehmen. Für einen kurzen Moment sind sie hier zusammen – und schauen ihren eigenen Kindern, die nichts von ihrer Existenz ahnen, beim Spielen zu.

»Ein rasanter Thriller über die Machtverhältnisse der Fruchtbarkeitsindustrie im Osten.« Aftonbladet.

Der Roman, der sich zwischen dem heutigen Finnland und der Ukraine nach dem Zusammenbruch der UdSSR bewegt, ist ein scharf beobachteter, temporeicher Text, der an der Schnittstelle zwischen Ost und West spielt und sich um ein Netz von Ausbeutung und die Kommerzialisierung des weiblichen Körpers dreht. Sofi Oksanen erzählt mit psychologischer Schärfe die fesselnde Geschichte einer Frau, die der Sehnsucht nach ihrem verlorenen Kind nicht entkommen kann, und über die rücksichtslosen Mächte, die sie erbarmungslos jagen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.02.2022

Heikles Thema gut umgesetzt

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Olenka ist Reinigungskraft und vor einigen Jahren mit falschen Papieren nach Helsinki eingereist und dort untergetaucht. Ihre Freizeit verbringt sie regelmäßig im „Hundepark“, um dort ein Ehepaar mit zwei ...

Olenka ist Reinigungskraft und vor einigen Jahren mit falschen Papieren nach Helsinki eingereist und dort untergetaucht. Ihre Freizeit verbringt sie regelmäßig im „Hundepark“, um dort ein Ehepaar mit zwei Kindern zu beobachten und deren Verhalten zu analysieren. Olenka hat sich diese Familie bewusst ausgesucht, denn eines der Kinder entstammt einer ihrer Eizellen. Als plötzlich eine Frau aus ihrem ursprünglichen ukrainischen Dorf auftaucht und sich zu ihr auf die Bank gesellt, wird Olenka von ihrer Vergangenheit eingeholt…
Die Geschichte wird von Olenka aus der Ich-Perspektive erzählt. Dabei blicken wir tief in ihre Vergangenheit und erfahren so manch illegale Handlung. Was sofort auffällt ist, dass Olenka nicht den Leser selbst, sondern ihre verflossene Liebe anspricht. Als würde sie einen Monolog nur mit ihm führen. Ihm öffnet sie ihre Gefühle und es kommen Details ans Tageslicht, die dem Leser zeigen, dass Olenka eine schwere und gefährliche Vergangenheit hat.

Die Hauptprotagonistin wurde authentisch und real dargestellt. Es war nicht immer einfach, ihrem Denken oder ihren Handlungen zu folgen. Die vielen Zeitsprünge, haben mich oft verwirrt. Dennoch sind sie sehr wichtig für die Handlung und erzählen unter anderem von ihrer Kindheit, einigen alten Kunden, ihrer Familie und Freunden, aber am meisten von ihrem Geliebten. Gefühlsmäßig hat mich ihre Erzählung voll abgeholt und tief ergriffen.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, er war flüssig und hat mich bildhaft durch den Plot geleitet. Hin und wieder hat mir so ein bisschen die Würze gefehlt, was eindeutig an den vielen Rückblicken lag, die leider erst nach einer ganzen Weile ein ordentliches Bild ergeben. Aber wenn es dann soweit ist, dann ist man als Leser schon fasziniert von dem ganzen Drumherum und denkt auch über das ein oder andere intensiver nach.

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Veröffentlicht am 14.01.2022

Düstere Ukraine

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In ihrem neusten Buch thematisiert die finnische Autorin Sofi Oksanen das umstrittene Geschäft mit Eizellen in der Ukraine. Für ungewünscht Kinderlose kann Eizellspende eine Chance sein – die Spenderinnen ...

In ihrem neusten Buch thematisiert die finnische Autorin Sofi Oksanen das umstrittene Geschäft mit Eizellen in der Ukraine. Für ungewünscht Kinderlose kann Eizellspende eine Chance sein – die Spenderinnen wiederum können hier zwar verhältnismäßig viel Geld verdienen, müssen dafür aber oft mit den physischen und psychischen Folgen kämpfen. Für mich war das ein neues Thema – zuvor hatte ich in diesem Dunstkreis (und auch u.a. in der Ukraine angesiedelt) nur von dem Geschäft Leihmutterschaft gelesen, das hier aber keine Rolle spielt. Beides interessante, kontroverse Themen, die es wert sind, besprochen zu werden.
Es bleibt in "Hundepark" aber nicht nur beim Thema Eizellspende. Bei den dubiosen Geschäften und Gaunereien, die so gut wie alle Protagonist*innen betreiben, habe ich manchmal den Überblick verloren und nicht immer alles verstanden. Das war etwas schade – verständlich war das Buch im großen und ganzen aber dennoch.

Interessant und packend für mich vor allem das Bild der Ukraine, das die Autorin zeichnet. Eckpunkte der tragischen Geschichte des Landes im 20. und ganz aktuell ja auch im 21. Jahrhundert werden immer wieder aufgegriffen und mit der eigentlichen Geschichte verknüpft. Es bildet sich ein vielleicht etwas klischeehaftes, fast schon hoffnungsloses Bild. Das Schöne, das die Ukraine ja durchaus auch zu bieten hat, klingt nur ganz zaghaft an und hat gegen die Düsternis keine Chance. Das Buch hat mich nachdenklich zurück gelassen.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Ein leidvolles Durcheinander mit genialer Auflösung

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Ich habe inzwischen schon mehrere Bücher dieser genialen Autorin gelesen und stelle fest, jedes ist ganz und gar anders, thematisch, aber auch stilistisch. Dieses hier ist emotional, wütend und verzweifelt, ...

Ich habe inzwischen schon mehrere Bücher dieser genialen Autorin gelesen und stelle fest, jedes ist ganz und gar anders, thematisch, aber auch stilistisch. Dieses hier ist emotional, wütend und verzweifelt, direkt. Ihre geschliffene Sprache und der wunderbare Humor blitzen auf, kommen aber nicht so zum Tragen wie z. B. in „Fegefeuer“.

Hier geht es um das Leben in der Ukraine nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems. Die plötzlich gewonnene Freiheit bietet Raum für kreative Geschäftsmodelle. Während Babuschka Galina in ihrem Garten Mohn zur Opiumgewinnung züchtet, entsteht anderswo ein Kinderwunschzentrum, das junge, attraktive Eizellenspenderinnen vermittelt, gerne mit Stammbaum. Damit hatte auch Olenka zu tun, die inzwischen in Helsinki lebt und Angst hat. Täglich beobachtet sie im Hundepark die spielenden Kinder.

Der Aufbau des Buches ist anspruchsvoll und fordernd. Erst weiß man nur, dass Olenka verzweifelt ist und nicht mehr leben will. Wie es dazu kam, wird nach und nach geklärt. Ihre Geschichte umfasst gut 30 Jahre. In zahlreichen Zeitsprüngen wird das Geschehen eingekreist.


Das allein wäre schon verzwickt genug, die Autorin legt aber noch nach. Kaum meint man, der Handlung folgen zu können, bekommt man unvermittelt ein paar Erinnerungen, Anekdoten oder ausführliche Beobachtungen geliefert, bis man kaum noch weiß, wo man sich befindet. Man bekommt immer nur kleine Zipfel zu fassen und schwimmt durchs Geschehen. Auf dem Weg zur Auflösung hat man Mühe, sich die Probleme zu merken, ein schrecklich leidvolles Durcheinander. Das Lesen ist fordernd und sehr anstrengend. Dieses Buch bringt einen an seine Grenzen. Wenn ich nicht in der Rezensionspflicht gewesen wäre, hätte ich es abgebrochen.


Allerdings lohnt sich das Durchhalten dann doch. Zum Ende hin mausert sich der Wirrwarr tatsächlich zu einem handfesten Thriller mit genialem Plot. Ich bin ein bisschen ratlos, wie ich das bewerten soll. Grundsätzlich empfand ich das Buch als sehr ärgerlich, habe aber doch viel ukrainische Atmosphäre und Geschichte mitbekommen und die Auflösung ist großartig. Ich vergebe vier freundliche Sterne, aber der Vierte wackelt ein bisschen.

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Rache verjährt nicht

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Olenka ist auf der Flucht, sie hat sich unter Zuhilfenahme falscher Papiere in Finnland ein neues Leben aufgebaut und kommt gerade so über die Runden, indem sie fremde Wohnungen putzt. Olenka hat in der ...

Olenka ist auf der Flucht, sie hat sich unter Zuhilfenahme falscher Papiere in Finnland ein neues Leben aufgebaut und kommt gerade so über die Runden, indem sie fremde Wohnungen putzt. Olenka hat in der Ukraine in einem Business gearbeitet, das ihr ein tolles Leben ermöglicht hat; sie hat es reichen Frauen ermöglicht, sich ihre Kinderwünsche auf Kosten armer Frauen zu erfüllen und sie war gut in ihrem Job. Dann aber hat sie sprichwörtlich auf das falsche Pferd gesetzt und musste untertauchen. Nun wurde sie gefunden, muss einen Verrat befürchten und sich entscheiden, ob sie wieder flieht oder sich ihrer Vergangenheit stellt.

Die erzählende Olenka ist ein zerrissener Charakter; sie ist ungebildet, aber nicht dumm, eher raffiniert als intelligent, sie weiß ihren Vorteil zu nutzen und tut es auch. Schon früh lernt sie, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist und nur Zielstrebigkeit sie weiterbringen kann. Sie ist leider auch kein sympathischer Mensch und bleibt für mich bis zuletzt nicht greifbar. Dies mag an ihrer Herkunft liegen und an ihrer Kultur, hier führt es dazu, dass ich keinerlei Gefühle für sie aufbringen kann. Alle anderen Personen im Buch bleiben ebenfalls wie unsichtbar, Geistern gleich tauchen sie hier und da zwischen den Seiten auf, still und leise huschen sie wieder davon.

Die Erzählung springt zwischen den Jahren, mal in 2016 im Hier und Jetzt, mal 2006, dann wieder vermischt Olenka die Zeiten, ist mal Kind, mal erwachsene Frau. Dies führt dazu, dass ich der Story stellenweise nicht mehr folgen kann, überhaupt nicht mehr verstehe, wohin die Reise geht. Und auch sonst habe ich das Gefühl, dass die Autorin sich nicht festlegen konnte; Roman, Krimi, historische Erzählung oder Drama, von allem gibt es etwas, von nichts genug im Zusammenhang. Die wirre Erzählweise hat jedes Interesse im Keim erstickt, statt Neugier entsteht bei mir fast Langeweile und mein Widerwille, überhaupt weiterlesen zu wollen, wächst.

Das eigentliche Thema blieb auf der Strecke, was ich enttäuschend fand. Das letzte Drittel dann hat endlich Struktur und beantwortet einige Fragen, wenn auch bei weitem nicht so, dass es mich befriedigt. Einiges blieb unklar, viele Fragen offen und ich enttäuscht und unzufrieden zurück. Leider konnte mich das Buch nicht überzeugen. Das Buch war okay, mehr aber leider nicht. Von mir gibt es drei Sterne, weil es dazwischen viele interessante Passagen gab. Leider nicht genug.

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