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Veröffentlicht am 15.01.2022

Vom Winter in der Seele eines einsamen Mannes

Winter in Maine
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Julius Winsome ist ein Einzelgänger. Zusammen mit seinem Hund Hobbes und dem Vermächtnis seines Vaters, das aus über dreitausend Büchern besteht, lebt er in einer einsamen Waldhütte. Er scheint ein zufriedenes ...

Julius Winsome ist ein Einzelgänger. Zusammen mit seinem Hund Hobbes und dem Vermächtnis seines Vaters, das aus über dreitausend Büchern besteht, lebt er in einer einsamen Waldhütte. Er scheint ein zufriedenes Leben zu haben, ist eins mit der Natur, pflanzt Blumen vor dem Haus und füttert die Wildvögel, die an seine Hütte kommen.
Die Idylle endet jäh mit Hobbes‘ Tod, denn der Pitbullterrier wird ganz in der Nähe der Hütte erschossen, und schnell wird klar, es war kein Unfall, sondern geschah mit Absicht.
Dieses Ereignis trifft Julius so hart, dass er daraufhin Handlungen begeht, die so gar nicht zum Bild des belesenen, ruhigen Mannes passen: Auf der Suche nach der Person, die seinen Hund erschossen hat, wird er selbst zum Massenmörder.
Über den Verlauf der Handlung möchte ich gar nicht mehr sagen, denn wie hier eines zum anderen kommt, muss man einfach selbst lesen.
Das Buch ist in der 1. Person aus Julius‘ Sicht geschrieben. Was mich völlig erstaunt hat, ist die Emotionslosigkeit, mit der er seine Geschichte erzählt. Aber auch wenn er keine Gefühle äußert, konnte ich ihn anfangs teilweise verstehen, auch wenn ich seine Taten letztendlich nicht nachempfinden oder gar gutheißen konnte. Im weiteren Verlauf der Handlung ist mir jedoch die Person Julius Winsome völlig entglitten. Zu extrem und konfus waren seine Handlungen, bei denen mir teilweise der rote Faden gefehlt hat. Nur so viel konnte ich aus dem ganzen Chaos herauslesen, es geht nicht allein um den Tod seines Hundes, sondern das Problem liegt viel tiefer und hängt mit dem Verlust einer großen Liebe zusammen.
Mit der Handlung konnte ich mich also nicht hundertprozentig anfreunden, auch wenn sich das Ende dann wiederum stimmig gestaltet hat. Allerdings hat mir der Roman sprachlich sehr gut gefallen. Der Autor beschreibt wortgewaltig und stimmungsvoll die Atmosphäre in seiner Hütte mit den vielen Büchern, in den Wäldern Maines und den Einbruch des Winters in dieser Gegend. Der tolle Schreibstil hat mich mit der streckenweise etwas verstörenden Handlung versöhnt, so dass ich den Roman insgesamt noch gut bewerte.

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Veröffentlicht am 13.01.2022

Kurzweiliger Krimi, wobei das Cover wohl das weihnachtlichste Element ist

Leise rieselt der Tod
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Jennifers Aussichten auf Weihnachten sind eher einsam, denn ihr Lebensgefährte hat sie mit der Begründung verlassen, sie sei ihm zu langweilig. Als ihr Jugendfreund Tom sich bei ihr meldet und sie über ...

Jennifers Aussichten auf Weihnachten sind eher einsam, denn ihr Lebensgefährte hat sie mit der Begründung verlassen, sie sei ihm zu langweilig. Als ihr Jugendfreund Tom sich bei ihr meldet und sie über die Weihnachtstage zu sich einlädt, sagt sie spontan zu. Tom hat sich gerade erst in einem kleinen Dorf als Landarzt niedergelassen und ein altes Haus bezogen und ist dabei, sich häuslich einzurichten. Aus der trauten Zweisamkeit wird jedoch nichts, denn bei ihrem Eintreffen erfährt Jennifer von Tom, dass sich seine ganze Familie für Weihnachten angekündigt hat. Immer noch besser als allein zuhause, denkt sie sich und verfällt in rege Betriebsamkeit, denn Toms Vater besteht auf selbst gebackenem Stollen nach dem Familienrezept. Die Zeit für die Vorbereitungen ist knapp, und als Jennifer vor der Eingangstür von Toms altem Landhaus über eine tote Frau stolpert, ist es mit der Idylle gänzlich vorbei, vor allem weil Tom in den Brennpunkt des Verdachts gerät. Um ihrem alten Freund zu helfen, stellt Jennifer Nachforschungen an, die sie zu einem weihnachtlichen Flirtkurs führen. In diesem Kurs ist vieles nicht so wie es scheint, und so viel sei verraten, es bleibt nicht bei der einen Leiche.

Dieser Weihnachtskrimi ist kurzweilig, amüsant und temporeich. Man findet einige sehr skurrile Situationen vor, und interessanterweise sind die Toten, die es gibt, in weihnachtlicher Verkleidung. Manches ist zwar vorhersehbar, aber dem Lesevergnügen hat dies keinen Abbruch getan.

Die weihnachtliche Atmosphäre blieb für mich, trotz der leckeren Rezepte im Anhang, ein wenig auf der Strecke, und von der versprochenen Romantik war auch nicht viel zu spüren. Trotzdem habe ich den Krimi sehr gerne gelesen und einige vergnügliche Stunden mit der Lektüre verbracht.

Das wunderschöne Cover ist schon ein Highlight und verführt geradezu zum Lesen.

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Veröffentlicht am 08.01.2022

Temporeicher historischer Debütroman

Das Mündel des Apothekers
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Der Autor erzählt hier die Geschichte einer starken jungen Frau während der Zeit des dreißigjährigen Krieges. Katharina wächst in Nördlingen als Mündel des Apothekers Riesinger auf. Schon sehr jung wird ...

Der Autor erzählt hier die Geschichte einer starken jungen Frau während der Zeit des dreißigjährigen Krieges. Katharina wächst in Nördlingen als Mündel des Apothekers Riesinger auf. Schon sehr jung wird sie in eine arrangierte Ehe mit dem unsympathischen Kaufmannssohn Wilhelm Hofmeister gedrängt. Dabei wollte sie unbedingt Ärztin werden. Der plötzliche gewaltsame Tod ihres Stiefvaters lässt nicht nur diesen Traum zerplatzen, sondern er bringt Katharina in schwere Bedrängnis, denn als Frau kann sie Riesingers Erbe nicht antreten. Ihr ungeliebter Gatte ist im Krieg, und sie hat lediglich zwölf Wochen Zeit, ihn zu finden, sonst fällt das Erbe an die Stadt. Hilfe erhält sie von ihrem Jugendfreund, dem Zimmermann Simon Mühlbichler. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach Augsburg, denn dort hofft Katharina, etwas über den Verbleib ihres Gatten zu erfahren. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, und es lauern ungeahnte Gefahren auf dem Weg.

Dieser historische Roman weist zahlreiche kriminalistische Elemente auf und entwickelt sich sehr spannend. Die Charaktere sind farbig und sehr lebendig dargestellt, und Katharina muss immer wieder erfahren, dass vieles nicht so ist wie es anfangs erscheint, und immer wieder wird sie von Menschen in ihrem Umfeld enttäuscht. Wie sie sich beherzt durchs Leben schlägt und nicht unterkriegen lässt, liest sich kurzweilig und fesselnd. Man merkt dem Roman an, dass sich der Autor ausgiebig mit Geschichte befasst hat, auch wenn es für mich ein paar Ungereimtheiten gab. Manchmal empfand ich die Ausdrucksweise der Protagonisten doch als etwas zu modern, auch wenn Katharina eine Frau ist, die sich nicht einschränken lassen möchte und gerne tut was sie für richtig hält. Da wird aber beispielsweise im Lauf der Handlung geschildert, dass die Hebamme einen Bachblütentee zubereitet hat. Hier muss ich leider sagen, dass die Bachblüten erst Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt wurden.

Im Handlungsverlauf gibt es einige Zeitsprünge mit rasanten Übergängen, die mich immer ein wenig aus dem Lesefluss gebracht haben, denn ich war noch von einer Szene gefangen, und im nächsten Moment gab es einen spontanen Zeit- und Ortswechsel. So hatte ich nicht nur einmal das Gefühl, dass mich die Geschichte mit ihrem Tempo überholt. Zwischen manchen Ereignisse scheinen im Roman nur wenige Tage zu liegen, wenn man es sich aber genauer überlegt müssen die Zeitabstände viel größer sein. Das wurde nicht immer klar formuliert. Einige Situationen erscheinen anfangs dubios, aber man erfährt ziemlich am Ende die Auflösung dazu, so dass man den Bogen zielgenau zurück spannen kann. Andere Erklärungen wiederum waren für mich nicht so ganz schlüssig.

Wenn ich es richtig verstanden habe, ist dies der Debütroman des Autors, und er ist, trotz der genannten kleinen Kritikpunkte, gut gelungen und unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 08.01.2022

Neuauflage des Romans "Die Gottessucherin"

Die Götter der Dona Gracia
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Erzählt wird die Geschichte der Jüdin Gracia Mendes Nasi, die von 1510 bis 1569 wirklich gelebt hat. Gracia wird als energische Frau beschrieben, die einen steinigen Weg zu gehen hat. Ihr Mann, mit dem ...

Erzählt wird die Geschichte der Jüdin Gracia Mendes Nasi, die von 1510 bis 1569 wirklich gelebt hat. Gracia wird als energische Frau beschrieben, die einen steinigen Weg zu gehen hat. Ihr Mann, mit dem sie gegen ihren Willen verheiratet wird, in dem sie aber später ihre große Liebe findet, stirbt viel zu früh, und Gracia ist auf sich allein gestellt. Ihr Lebensweg und ihre Verdienste um viele Juden, denen sie während der Inquisition zur Flucht verhilft, werden sehr ausführlich und detailreich geschildert. Oft erscheint Gracia als harte Frau, die nicht nur anderen gegenüber, sondern auch zu sich selbst unerbittlich sein kann. Inwieweit das hier gezeichnete Bild der realen Gracia entspricht, kann man nur erahnen, aber ich denke, der Autor hat hier sehr gründlich recherchiert, worauf schon die Detailgenauigkeit des ganzen Romans hinweist. Gracias Handlungen konnte ich nicht immer nachvollziehen, und oft erschien sie mir allzu selbstgerecht, aber sie lebte in einer völlig anderen Welt als wir sie heute kennen, und sie musste sich in vielen Bereichen behaupten, was vermutlich zu einer gewissen Härte in ihrem Wesen führte.

Es ist ein umfangreicher historischer Roman, der ab und zu kleine Längen aufweist, aber insgesamt sehr lesenswert ist.

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Veröffentlicht am 07.01.2022

Klassiker neu übersetzt

Charles Dickens - Meistererzählungen (Neuübersetzung)
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Ich liebe die Weihnachtserzählungen und Weihnachtsmärchen von Charles Dickens, allen voran natürlich „A Christmas Carol“. Aber auch seine Romane wie David Copperfield und Oliver Twist haben mich in ihren ...

Ich liebe die Weihnachtserzählungen und Weihnachtsmärchen von Charles Dickens, allen voran natürlich „A Christmas Carol“. Aber auch seine Romane wie David Copperfield und Oliver Twist haben mich in ihren Bann gezogen. Die Geschichten in dem neu übersetzten Band „Meistererzählungen“ kannte ich bisher alle noch nicht. Es handelt sich um eine bunte Mischung aus atmosphärischen Beschreibungen, Schilderungen schicksalsträchtiger Ereignisse, kriminalistischer Geschichten, und manchmal wird es auch ein wenig mystisch. Alle Geschichten waren neu für mich, aber jede hat mich auf ihre Art fasziniert. Charles Dickens beschreibt einzigartige Charaktere, unter ihnen auch nicht selten Sonderlinge. Meist schwingt in seinen Geschichten auch ein gewisses Maß an Gesellschaftskritik mit, oft satirisch verpackt, manchmal auch sehr geradlinig. Dickens machte sich für die Schwächsten der Gesellschaft seiner Zeit stark und nahm kein Blatt vor den Mund.

Die Geschichten lesen sich kurzweilig und angenehm. Wie bereits erwähnt, liegen sie hier in neuer Übersetzung vor. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die Übersetzerin den Schreibstil ein wenig modernisiert hat. Da dieses Buch zweisprachig aufgebaut ist und man den Originaltext der Übersetzung jederzeit gegenüberstellen kann, empfinde ich die deutsche Übersetzung als klarer und schnörkelloser als den blumigen, weit ausholenden Schreibstil, den ich von Charles Dickens kenne. Für mich fühlten sich diese Übersetzungen etwas ungewohnt an, und ich muss gestehen, dass ich die meiste Zeit mit den englischen Originalgeschichten verbracht habe, denn da kommt das, was ich an Dickens‘ Ausdrucksweise so liebe, für mich besser zum Ausdruck.

Ab und zu musste ich mir aber dann doch durch die deutsche Übersetzung Hilfe holen, denn Dickens verwendet hier öfter Redewendungen, die mir bisher noch nicht geläufig waren.

Aber ich finde dieses Buch großartig für alle, die ihre Englischkenntnisse auffrischen wollen oder die sich gerne in die Originaltexte vertiefen möchten, immer mit der Sicherheit der Übersetzung gleich nebenan.

Oft habe ich schon, vor allem von jungen Lesern, gehört, dass sie mit Dickens‘ blumiger, „altmodischer“ Ausdrucksweise und seinen weit ausholenden Schilderungen nicht klar kommen. Ihnen kann ich für dieses Buch eine besondere Leseempfehlung aussprechen, denn ich könnte mir vorstellen, dass die klare, schnörkellose Übersetzung von Heike Holtsch hier besonders gut ankommt und hilfreich ist, die Geschichten von Charles Dickens einem neuen Leserkreis zu vermitteln.

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