Profilbild von Fanti2412

Fanti2412

Lesejury Star
offline

Fanti2412 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Fanti2412 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2022

Tiefgründiger Roman in dem die Vergangenheit Auswirkungen bis in die Gegenwart hat

Wir zwei in diesem Augenblick
0

Die Studentin Anna wird von ihrer Mitbewohnerin und Freundin auf eine Party mitgeschleppt und lernt dort den Fotografen Max kennen. Die beiden verbringen den Abend gemeinsam und spielen „Wahrheit oder ...

Die Studentin Anna wird von ihrer Mitbewohnerin und Freundin auf eine Party mitgeschleppt und lernt dort den Fotografen Max kennen. Die beiden verbringen den Abend gemeinsam und spielen „Wahrheit oder Pflicht“ und lernen sich dabei näher kennen. Schnell springt ein Funke über und die beiden verlieben sich sehr ineinander. Schnell wird die Beziehung sehr innig, scheinbar haben sie sich zwar nicht gesucht aber jeweils genau den richtigen gefunden.
Doch ein altes Foto, auf das sie zufällig stoßen, verändert dann alles und scheint die Liebe zu zerstören.

Ich hatte hier einen seichten Liebesroman erwartet, aber viel mehr bekommen.
Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven der Protagonisten und auf zwei Zeitebenen erzählt.
In einem Handlungsstrang sind wir in der Gegenwart und erleben das Kennenlernen und Verlieben von Anna und Max.
Die beiden sind sehr unterschiedlich nur ihre Gefühle füreinander gleichen sich. Anna ist fast zwanghaft kontrolliert, sehr ehrgeizig und hat ihr Leben komplett durchgetaktet. Sie arbeitet hart für ihr Studium der Betriebswirtschaft, übernimmt Verantwortung in der Firma ihres Vaters, in der sie mitarbeitet und unterstützt den Vater auch menschlich sehr, denn die Mutter ist bereits verstorben.
Max ist eher spontan, ideenreich und kreativ und versucht Anna immer mehr aus ihren festgefahrenen Gewohnheiten heraus zu reißen. Das lässt Anna öfter daran zweifeln, ob er der richtige Partner für sie ist, wenn da nur nicht diese tiefen Gefühle wären.

Im anderen Handlungsstrang, in der Vergangenheit im Jahr 1989 spielend, geht es um Charlotte und Thomas, die als junges Ehepaar aufs Land ziehen, einige Kilometer von Bamberg entfernt. Dort bauen sie ein Haus und wollen eine Familie gründen. Charlotte fühlt sich dort jedoch nie so richtig wohl, denn sie ist eher ein Stadtmensch. Die beiden bekommen zwei Söhne und schließen mit den Nachbarn eine gute Freundschaft. Doch das Dorfleben mit seinem Klatsch und Tratsch behagt Charlotte nie so richtig.

Anfangs erweckt der zweite Handlungsstrang den Eindruck, völlig eigenständig zu sein und ich überlegte mir beim Lesen dauernd, wie und wo wohl die Verbindung zur Gegenwart ist.
Nur aufgrund ganz kleiner Andeutungen lassen sich da Vermutungen anstellen und erst durch das alte Foto, das Anna und Max auseinander bringt, wird der komplette Zusammenhang klar.

Beide Handlungsstränge werden wechselnd erzählt und konnten mich auch beide fesseln.
Das Leben von Charlotte und Thomas in dem kleinen Dorf birgt Konfliktpotential. Die Gegenwart mit Anna und Max und ihre frische Liebe ist ebenso spannend zu verfolgen, denn Anna schafft es lange nicht, loszulassen und sich völlig auf Max einzulassen.
Sowohl Anna als auch Charlotte konnte ich gut kennenlernen und mich in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen. Wobei mir Anna mit ihrem „Kontrollzwang“ sich selbst gegenüber manchmal etwas auf die Nerven ging. Es war aber interessant zu erleben, wie sie durch ihre Gefühle für Max eine neue Seite an sich entdeckt und sich förmlich zerrissen fühlt.

Dieser Roman ist mehr als eine Liebesgeschichte sondern erzählt auch von einem Familiendrama, das Auswirkungen bis in die Gegenwart hat. Die Geschichte hat Tiefgang und ist sehr empathisch und lebendig erzählt. Durch Geheimnisse und Wendungen ist die Handlung spannend und hat einige unterschiedliche Emotionen in mir ausgelöst.
Ich kann diesen mitreißenden Roman mit Tiefgang durchaus empfehlen!


Fazit: 4 von 5 Sternen



© fanti2412.blogspot.com

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.01.2022

Spannender Thriller über menschliche Abgründe

Die falsche Zeugin
0

Harleigh „Leigh“ Collier ist Rechtsanwältin, verheiratet, aber getrennt lebend und Mutter einer Tochter.
Sie arbeitet in einer großen Kanzlei und wird von ihrem obersten Chef gerufen, als ein Mandant ausdrücklich ...

Harleigh „Leigh“ Collier ist Rechtsanwältin, verheiratet, aber getrennt lebend und Mutter einer Tochter.
Sie arbeitet in einer großen Kanzlei und wird von ihrem obersten Chef gerufen, als ein Mandant ausdrücklich nach ihr verlangt.
Andrew Tenant wird der mehrfachen Vergewaltigung beschuldigt und Leigh soll seine Verteidigung übernehmen.
Schnell erkennt Leigh den Mandanten, der mit seiner Mutter zur ersten Besprechung erscheint und ahnt, warum er nach ihr verlangt hat.
Da die Vergangenheit sie einzuholen scheint, sorgt sich Leigh sehr um ihre Sicherheit, die ihrer Familie und ihrer Schwester Callie.
Callie lebt auf der Straße und ist drogenabhängig.
Leigh fühlt sich verantwortlich für ihre jüngere Schwester, da die Mutter der beiden sie schon in Kindertagen vernachlässigt hat. Außerdem wird Leigh von Schuldgefühlen geplagt, da sie sich dafür verantwortlich macht, dass Callie in den Drogensumpf abgerutscht ist.

Die Geschichte beginnt im Sommer 1998 als Callie als junges Mädchen als Babysitterin bei dem kleinen Trevor arbeitet, dessen Eltern ihren Berufen nachgehen. Callie hat es nicht nur mit einem schwierigen kleinen Jungen zu tun sondern erlebt dort auch schreckliche Dinge, die sie für ihr Leben zeichnen.
Nach dieser ausführlichen Einleitung springt die Handlung ins Frühjahr 2021 und wir erleben Leigh, die an einem Sonntag an einer Schulaufführung ihrer 16-jährigen Tochter teilnimmt und von ihrem obersten Chef gerufen wird, der ihr den Fall des Andrew Tenant überträgt.

Im Vordergrund der Handlung stehen die aktuellen Ereignisse um Leigh, die die Verteidigung vorbereiten muss und dazu einiges recherchiert, Gespräche mit ihrem Mandanten führt und sich eine Strategie überlegt.
Immer wieder eingeschoben werden Rückblicke in das Jahr 1998 und auch zu einem Ereignis im Jahr 2005.
Immer mehr kristallisiert sich heraus, was damals geschah und wie die Verbindung zu den Ereignissen in der Gegenwart ist.
Das war fesselnd und spannend dargestellt. Teilweise sind allerdings auch die Beschreibungen recht brutal.
Neben Leigh bekommt man auch einen guten Einblick in Callies aktuelles Leben auf der Straße und als Drogensüchtige.
Beide Figuren, Leigh und Callie, haben mir gut gefallen, so unterschiedlich sie auch sind. Callie schildert den Umgang mit ihrer Sucht sehr offen aber wir bekommen auch einen Einblick in ihre Tierliebe und ich konnte ihr gutes Herz erkennen.
Leigh ist Anwältin mit Leib und Seele, aber ihre oberste Priorität ist der Schutz ihrer Familie und von Callie, denn sie sieht sie alle in Gefahr. Dabei geht sie sehr clever vor.
Beide schleppen Trauma aus ihrer Vergangenheit mit sich herum, die sie nun nach 20 Jahren einzuholen drohen.

Schritt für Schritt ergibt sich ganz allmählich ein Gesamtbild und es wird klar, worauf es hinauslaufen wird. Dabei gibt es aber auch ein paar kleine Längen und am Ende einen großen Showdown. Außerdem hat die Autorin auch noch einige Überraschungen eingebaut.

Was mich wirklich gestört hat ist, dass die Autorin die Corona-Pandemie in die Handlung eingebaut hat und ich dauernd etwas von Masken, Abstandsregeln usw. lesen musste.
Sie erklärt im Nachwort ihre Gründe dafür aber eigentlich möchte ich beim Lesen durch die Geschichten von der Corona-Situation abgelenkt werden. Hier war sie aber auch allgegenwärtig.

Dieser Thriller hat einen raffinierten Plot, ist größtenteils kurzweilig, spannend und weist auch einige Brutalität auf.
Trotz meiner kleinen Kritikpunkte hatte ich fesselnde Lesestunden und kann das Buch Thriller-Fans durchaus empfehlen!


Fazit: 4 von 5 Sternen


© fanti2412.blogspot.com

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.01.2022

Ein großes Familienepos über Jahrzehnte - toll geschrieben!

Das Haus Morell - Glanz und Sünde
0

Sir Julian Morell, der Gründer eines luxuriösen Kosmetikimperiums, ist verstorben. Die Familie trifft sich zur Testamentseröffnung und diese endet mit einer faustdicken Überraschung, die die Familie in ...

Sir Julian Morell, der Gründer eines luxuriösen Kosmetikimperiums, ist verstorben. Die Familie trifft sich zur Testamentseröffnung und diese endet mit einer faustdicken Überraschung, die die Familie in große Unruhe versetzt. Er hat jeweils 49 % der Anteile an seinem Unternehmen an seine Tochter und seine zweite Ehefrau vermacht. Die entscheidenden 2 %, die jeweils einer der beiden Frauen zur Mehrheit verhelfen könnten, hat er einem Fremden hinterlassen, den niemand kennt.
Eine wilde Suche nach dem Fremden beginnt.

Der vorliegende Roman ist der erste, den die inzwischen leider verstorbene Autorin jemals geschrieben hat und er erschien im Original bereits 1989.
Der Roman erzählt die Geschichte und das Schicksal einer Familie über Jahrzehnte.
Es beginnt mit dem Epilog, der die Testamentseröffnung im Mai 1985 schildert. Hier lernen wir auch gleich die wichtigsten Figuren neben Julian Morell kennen. Da sind seine Mutter Letitia, seine erste Ehefrau Eliza, seine ehrgeizige Tochter Roz und seine zweite Ehefrau Phaedria.
Schnell ist klar, dass Roz und Phaedria nicht gerade Freundinnen sind sondern eher ernsthafte Konkurrentinnen, zuerst um die Liebe von Julian und nach seinem Tod um das Geschäft.

Danach beginnt der Roman im Jahr 1939 mit der Gründung des Unternehmens, das anfangs mit der Herstellung von Medikamenten begann, ehe die Kosmetik ins Spiel kam. Die Handlung erstreckt sich über Jahrzehnte bis zum Jahr 1986 und erzählt, wie Julian Morell sein Imperium langsam aber stetig aufgebaut hat, immer mehr Macht auf dem Markt bekam und wie er sein Leben gestaltet hat.
Eingeschoben sind insgesamt 12 Kapitel, die mit „Die Verbindung“ überschrieben sind. Sie erzählen von einem Ehepaar in Los Angeles und dessen britischem Freund, der sie häufig besucht, wenn er geschäftlich in den USA ist. Anfangs konnte ich diesen Handlungsstrang nicht so recht einordnen, hatte aber nach einer Weile einen Verdacht, wer der britische Freund sein könnte, der sich später auch bestätigt hat.
Nach gut zwei Dritteln des Romans ist man dann in der Gegenwart, also nach der Testamentseröffnung angelangt und die Verbindung ist klar.

Schauplätze des Romans sind hauptsächlich London, Los Angeles, New York, Sussex, die Bahamas und Miami.
Allesamt sind gut und zur jeweiligen Zeit passend beschrieben.
Man darf beim Lesen nie vergessen, wann der Roman geschrieben wurde und zu welcher Zeit er spielt. Denn solche Dinge wie Handys und Internet fehlen hier.

Die Figuren sind alle gut charakterisiert und sie entwickeln sich im Laufe der Jahre in der Handlung schlüssig weiter.
Als Leser tauchen wir tief in das Leben aller Personen ein, lernen sie gut kennen und können an ihrem Schicksal teilhaben. Ich fühlte mich ihnen allen nahe und habe mit Interesse ihre Lebensläufe verfolgt.
Es geht viel um Glanz und Glamour aber vor allem um menschliche Schicksale.

Man sollte sich nicht von den über 1000 Seiten abschrecken lassen, denn der Roman ist fast als Familienepos zu bezeichnen, aus dem man tatsächlich eine Fernsehserie machen könnte.
Die Geschichte hat mich an diverse Serien aus den 1980er Jahren erinnert, sie driftet jedoch nicht in Kitsch ab.
Im Mittelteil gab es ein paar Längen, weil tatsächlich nicht so sehr viel passierte. Aber ansonsten ist die Handlung fesselnd und in gewisser Weise sogar spannend, denn es gibt immer wieder Wendungen, Überraschungen, Verwicklungen und Ereignisse, die vieles verändern.

Penny Vincenzi war eine wirklich großartige Erzählerin und hat diese Geschichte in einem sehr lebendigen, detailreichen und flüssigen Schreibstil geschrieben. Daher war der Roman niemals langweilig sondern sehr unterhaltsam und ich habe es genossen, diese große Familiengeschichte zu lesen!


Fazit: 4 von 5 Sternen



© fanti2412.blogspot.com

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2022

Schöner Roman über verpasste und neue Chancen

Immer wieder zurück zu dir
0

Charlotte ist 22 Jahre alt, Studentin und hobbymäßig Songwriterin. Durch ihren Bruder Matthew, der Mitglied in einer Band ist, lernt sie den Drummer Tom kennen. Zwischen den beiden ist sofort eine starke ...

Charlotte ist 22 Jahre alt, Studentin und hobbymäßig Songwriterin. Durch ihren Bruder Matthew, der Mitglied in einer Band ist, lernt sie den Drummer Tom kennen. Zwischen den beiden ist sofort eine starke Anziehung zu spüren und Tom interessiert sich auch für ihre Songs. Er belächelt sie nicht, wie andere, sondern spricht ihr sogar ein großes Talent zu. Doch Tom ist vergeben und kurz darauf löst sich die Band auf. Charlotte erfährt den Grund für die Auflösung der Band nie und sie verliert Tom aus den Augen, doch vergessen kann sie ihn nicht.
Zufällig trifft sie ihn nach fünf Jahren wieder und die große Anziehungskraft zwischen den beiden ist sofort wieder da. Diesmal kommen die beiden zusammen und schmieden schon Zukunftspläne, als eine Tragödie die beiden erneut trennt. Werden sie sich wiedersehen und hat ihre Liebe noch eine Chance?

Charlotte erzählt die Geschichte in der Ich-Form und die gesamte Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von neun Jahren.
Wir erleben Charlottes erste Begegnung mit Tom, nach einem Zeitsprung die zufällige erneute Begegnung und alles was darauf folgt.
Charlotte ist eine sympathische junge Frau, die Lehrerin wird und die Arbeit mit den Kindern sehr liebt. Ihre Musik liebt sie auch, aber sie vernachlässigt sie immer wieder.
Charlottes Gefühle und Gedanken wirkten auf mich authentisch und glaubhaft. Ihre starken Gefühle für Tom sind gut bei mir angekommen.
Tom dagegen wirkte auf mich immer etwas flatterhaft, auch wenn ich ihm seine Gefühle für Charlotte abgenommen habe.
Die Anziehung zwischen den beiden und die sprühenden Funken waren allerdings immer spürbar.
Auch nachdem die Tragödie geschieht, die die beiden erneut trennt, drehen sich Charlottes Gedanken immer wieder um Tom und das, was sie verloren hat. Dennoch tut sie das, was sie glaubt tun zu müssen und lebt von der Hoffnung, Tom eines Tages wiederzusehen.
Dabei verliert sie sich aber fast selbst, denn sie wird geplagt von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen. Ständig fragt sie sich, was wäre gewesen wenn und oftmals zweifelt sie auch an ihren eigenen Entscheidungen.
Diese Phase zieht sich über eine längeren Zeitraum hin und dabei gibt es dann aus meiner Sicht ein paar Längen.
Aber im letzten Drittel verändert sich etwas und bei Charlotte beginnt ein Umdenken.
Neben Charlotte und Tom gibt es noch eine Reihe Nebenfiguren, die allesamt gut gelungen sind. Hervorzuheben ist hier ihre Schwester, die ihr immer zur Seite steht und wirklich liebenswert ist.

Dieser Roman ist eine Geschichte über eine große Liebe, geprägt von der Frage: Was wäre gewesen wenn?
Das haben wir uns sicher alle schon öfter in unserem Leben gefragt und so habe ich auch hier einige Stellen gefunden, die mich zum Nachdenken angeregt haben.

„Immer wieder zurück zu dir“ ist ein Liebesroman mit ein bisschen Drama und auch Tiefgang.
Durch den flüssigen und eingängigen Schreibstil hatte ich schöne Lesestunden mit einer Gefühlsachterbahn und guter Unterhaltung!


Fazit: 4 von 5 Sternen



© fanti2412.blogspot.com

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.01.2022

Humorvoller Roman um den "Offline-Opa", den selbsternannten Ordnungshüter

Wo kommen wir denn da hin (Der Offline-Opa 1)
0

Günter Habicht, bereits bekannt aus einigen Werken von der kultigen Online-Omi Renate Bergmann, ist der Offline-Opa und erzählt nun seine Geschichten selbst.
Mit 63 Jahren wurde er nach über 40 Dienstjahren ...

Günter Habicht, bereits bekannt aus einigen Werken von der kultigen Online-Omi Renate Bergmann, ist der Offline-Opa und erzählt nun seine Geschichten selbst.
Mit 63 Jahren wurde er nach über 40 Dienstjahren als Busfahrer nun in Rente geschickt und hat auf einmal viel zu viel Zeit.
Das ist sicher ein Umstand, den viele Menschen zu Beginn ihrer Rentnerzeit kennen.
Aber auch Brigitte, seine Frau kommt nicht so gut damit zurecht, dass ihr Günter nun plötzlich immer zu Hause ist.
So versucht sie mit Hilfe eines Beziehungsratgebers an der gemeinsamen Beziehung zu arbeiten, sehr zum Leidwesen von Günter.
Der verzieht sich dann lieber in die Kleingartenanlage oder auf den Zeltplatz, wo er den Wärter oder Aufseher spielt.
Aber auch die Nachbarschaft ist vor Günter nicht sicher, denn er überwacht alles und jeden. Da werden Parkverstöße geahndet, die ordentliche Mülltrennung überwacht und auf die Sauberkeit im Haus und auf den Gehwegen geachtet. Die Leute sind vor Günter nicht mehr sicher und schon bald beginnt Brigitte sich für ihren Günter zu schämen, weil er sich überall einmischt.
Der Günter sieht das natürlich völlig anders, denn seiner Meinung sorgt ja sonst niemand für Ordnung!

In einem sehr lockeren Ton erzählt uns der Günter, wie sich sein Leben jetzt gestaltet. Dabei verwendet er viele umgangssprachliche Formulierungen und sein Lieblingssatz ist offenbar „Ich sag Sie das, wie es ist“. Anfangs fand ich das noch sehr witzig, aber es kam dann doch ein bisschen zu häufig vor.
Es gibt auch etliche Bezüge zu Renate Bergmann und Erlebnissen am Zeltplatz und in der Kleingartenkolonie, die man schon aus den Büchern von Renate kennt und die hier nun aus der Sicht von Günter geschildert werden. Dadurch sind für mich ein paar Längen entstanden und das ging auch auf Kosten des Humors.

Günter thematisiert so ziemlich alles, was sein neues Leben so ausmacht. Ob es das Zusammenleben mit seiner Frau ist, die die Wohnung plötzlich umräumt, Einkäufe mit Brigitte bei Ikea oder eben seine Lieblingsbeschäftigung, auf Ordnung immer und überall zu achten.
Dabei entwickelt er sich für seine Mitmenschen immer mehr zur Nervensäge. So einen selbsternannten Ordnungshüter möchte sicher niemand in der Nachbarschaft haben.

Die Geschichte ist durchaus kurzweilig und humorvoll, kommt aber an den Charme und den Humor von Renate Bergmann nicht heran.
Natürlich werden viele Klischees bedient und in vielen Dingen der Gesellschaft auch ein Spiegel vorgehalten. Aber manches war auch recht überzogen dargestellt.

Ich hatte mit Günter Habicht und seinen Erlebnissen unterhaltsame und amüsante Lesestunden, bin aber nicht ganz so begeistert, wie von Renates Geschichten!


Fazit: 4 von 5 Sternen



© fanti2412.blogspot.com

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere