Vaterliebe
Im Mittelpunkt dieses Romans steht der Paläontologe Zach Wells mit seiner Familie. Er lebt in Altadena/Kalifornien und ist Professor an der Universität. Zach ist ein ungewöhnlicher Protagonist: sein Beruf ...
Im Mittelpunkt dieses Romans steht der Paläontologe Zach Wells mit seiner Familie. Er lebt in Altadena/Kalifornien und ist Professor an der Universität. Zach ist ein ungewöhnlicher Protagonist: sein Beruf langweilt ihn, sein Forschungsgebiet interessiert ihn nicht mehr – genauso wenig wie seine Studenten und Kollegen. Sich selbst findet er ebenfalls todlangweilig. Politik interessiert ihn ebenfalls nicht, auch nicht die aktuelle Rassismusdebatte, obwohl er selbst Farbiger ist. Seine Frau Meg arbeitet ebenfalls an der Universität und schreibt Gedichte. Sie haben die zwölfjährige Tochter Sarah, die Zach über alles liebt. Ihr Vater zu sein, sie am Leben zu erhalten betrachtet er als seine wichtigste Aufgabe. Die Ehe hat sich zu einer meist friedlichen Koexistenz entwickelt, ohne nennenswerte Liebe. Dann leidet Sarah plötzlich an der seltenen unheilbaren Krankheit Batten-Syndrom, und nichts ist mehr, wie es war. Ich-Erzähler Zach und seine Frau leiden unendlich, während sie dem raschen Verfall ihrer Tochter und schließlich ihrem Sterben zusehen, ohne ihr helfen zu können. Eines Tages findet Zach in mehreren im Internet gekauften Secondhand-Kleidungsstücken Zettel mit handgeschriebenen Hilferufen in spanischer Sprache. Irgendwann beschließt er, der bisher so wenig Empathie für seine Mitmenschen gezeigt hat, der Sache nachzugehen. In New Mexico stößt er auf weiße Nazis, die mexikanische Frauen aus dem Grenzgebiet entführen, gefangen halten und versklaven. Unter Gefahr für Leib und Leben organisiert er mit einigen Helfern eine Rettungsaktion. Er weiß, er kann sich nicht selbst erlösen, aber er muss etwas tun, um anderen zu helfen.
Dieses ungewöhnliche Buch mit eingestreuten wissenschaftlichen Passagen über seine Funde in Höhlen und Schachzüge aus den Spielen mit Tochter Sarah hat mir gut gefallen. Es ist ein Roman über Liebe, Verlust und Trauer, der dennoch viel (Selbst-)Ironie und Wortwitz enthält und sich gut lesen lässt. Dieser Autor hat viele Bücher geschrieben, aber nur drei wurden bisher ins Deutsche übersetzt. Ich werde ihn auf jeden Fall im Auge behalten. Eine klare Empfehlung für diesen Roman.