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Nilchen

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Seebär mit Kater an Land gestrandet

Pelle Tigerkralle - Großer Lesespaß zum Vor- und Selberlesen mit lustigen farbenfrohen Illustrationen
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Ein rundum gelungenes Kinderbuch! Ich bin nach der Lektüre von „Pelle Tigerkralle“ von Ann-Katrin Heger voller Lob für diese einerseits witzige, aber zugleich spannende Geschichte.
Es geht um Pelle Tigerkralle, ...

Ein rundum gelungenes Kinderbuch! Ich bin nach der Lektüre von „Pelle Tigerkralle“ von Ann-Katrin Heger voller Lob für diese einerseits witzige, aber zugleich spannende Geschichte.
Es geht um Pelle Tigerkralle, der Kater des Piraten Kanone. Kanone setzt sich zur Ruhe an Land und tauscht mit Onkel Sebastian das Habitat. Sie geben das Schiff ab und bekommen ein abgefahren eingerichtetes Haus, dort ist natürlich Sand im Wohnzimmer und Betten gibt es auch keine, sondern Hängematten. Jedenfalls trifft Pelle natürlich auf andere Tiere in seiner Nachbarschaft, die ihm teils wohlgesonnen sind, wie das Einhörnchen und ein Meerschwein und teils suspekt sind wie die beiden Dackel der Nachbarinnen Elke und Elke. Das Buch ist wirklich sprachwitzig und unterhaltsam geschrieben und eben zugleich spannend, denn es gilt den Kaputtmacher zu finden, der die Gärten verwüstet!
Dieses Buch hat den Charme, dass es Kindern ab 5 Jahren vorlesbar ist, da die Geschichte an sich einen simplen Aufbau hat, aber eben genauso gut den Erstlesern zum Selbstlesen gefallen kann. Die Schrift ist groß, stark durchsetzt mit stets farbigen tollen Illustrationen von Nikolai Renger.
Ein netter Kniff der Erzählung ist, dass zu beginn jeden Kapitels ein Teil in dicker blauer Schrift erscheint. Hier wendet sich der Text direkt an die/den Leser:in um den Spannungsbogen zu erhöhen. Erinnern beim Lesen an die Stimme aus dem Off bei Bibi Blocksberg & Co. Mir hat es gefallen.
Ich komm aus dem Schwärmen gar nicht raus, denn dieses Buch ist auch wunderbar genderneutral! Klar, einfacher, wenn viele Tiere zu Akteuren mutieren, aber wirklich sehr neutral gehalten und für alle was!
Noch kurz zum inhaltlichen Fokus: Aus meiner Sicht legt es Kindern sehr sehr spielerisch nahe, dass Vorurteile echter Mist sind und die eigene voreingenommen Einschätzung sich ultra schnell als falsch erweisen kann. Das kann gar nicht oft genug herangetragen werden und dann so ganz ohne pädagogischem Zeigefinger. Toll.
Und, hier muss ich mal das Buch selbst loben, denn die Seiten sind wunderbar dick und es liegt dadurch einfach toll in der Hand ohne zu schwer zu sein!
Fazit: Lange kein Kinderbuch in der Hand gehalten von dem ich so restlos überzeugt war!

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Geht tief unter die Haut

Erschütterung
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Was für ein treffender Titel für diesen Roman: Erschütterung. Genau das bringt uns Percival Everett mit seinem Roman näher die Erschütterung seines Protagonisten Zach. Die Geschichte wird aus dessen Perspektive ...

Was für ein treffender Titel für diesen Roman: Erschütterung. Genau das bringt uns Percival Everett mit seinem Roman näher die Erschütterung seines Protagonisten Zach. Die Geschichte wird aus dessen Perspektive erzählt und nimmt uns zunächst mit in sein sehr komfortables gar langweiliges Leben mit. Er ist Universitätsprofessor der Paläontologie. Ein selbstironischer afroamerikanischer Gebildeter, der es sich im Leben mit seiner Frau, die er schätzt, aber nicht wirklich liebt und seinem Stern des Lebens, seiner Tochter Sarah gemütlich gemacht hat.
Was ihn aus den Angeln hebt ist die Diagnose der 12jährigen Tochter, dass sie das Batten-Syndrom hat und somit rasch erblinden wird und vermehrt epileptischen Anfällen bekommt – unheilbar krank. Es stürzt ihn förmlich in ein Loch und er folgt einer Spur. Diese Spur begann in seiner second hand Jacke, ein Zettel mit einem Hilferuf. Er flüchtet nach New Mexico um diesem Hilferuf nachzugehen um seiner eigenen Fassungslosigkeit zu entgehen.
Wunderbar beschreibt Percival Everett die Sorgen und den Taumel Zachs von gemütlicher Langweile zur veränderten Lage des Ausgeliefertseins. Wirklich eindrücklich geschildert. Vor allem geht es hier vordergründig um den Vater, der um die Zukunft seiner Tochter trauert, aber auch auf einer weiteren Ebene viel allumfassender arbeitet Everett das Thema Rassismus ein und setzt starke Akzente, in dem er zeigt was Zach alles nicht tut.
Auf vielen Ebenen ein starker Roman, sehr lesenswert! Mich hat er voll überzeugt.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Schneebälle und ein magischer Zauber

Die geheimnisvolle Weihnachtskugel
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Schneebälle und ein magischer Zauber

In diesem netten Buch für gute Selbstleser oder auch zum Vorlesen ab der Vorschule geeignet, ist Jim die Hauptfigur. Er ist mürrisch, schlecht gelaunt und achtet nicht ...

Schneebälle und ein magischer Zauber

In diesem netten Buch für gute Selbstleser oder auch zum Vorlesen ab der Vorschule geeignet, ist Jim die Hauptfigur. Er ist mürrisch, schlecht gelaunt und achtet nicht darauf wie er auf sein Umfeld negativ wirkt. Auf dem Weihnachtsmarkt kommt es zu einer Begegnung mit einer Hexe, die ihn verzaubert und an einen neuen Gefährten bindet: der Schneegolem Snorri. Aus diesem unliebsamen Bann entsteht eine Freundschaft. Auch wird Jim nachdenklich und merkt wie seine eigene Einstellung zu seinem eigenen Glück beitragen. Auch, dass das Wohl seiner Freunde und Familie großen Einfluss auf sein Wohlbefinden hat. Tja, um die Verzauberung zu brechen müssen die beiden 3 Sachen besorgen sonst wird Jim zum Schneegolem und Snorri zum Menschen!
Jims Erkenntnisprozess zieht sich durch das gesamte Buch und mündet an Weihnachten in einem Aha-Erlebnis. Natürlich geht es gut aus und Jim ist glücklicher als zuvor.
Mich hat dieses Buch überzeugt, weil es gut geschrieben ist in einfacher kindlicher Sprache und die Veränderung der Gedanken und er Erkenntnis in der Regel auch nicht über Nacht kommt und das ist mit dem Protagonisten Jim äußerst gut gelungen. Auch das Miteinander hat hier einen hohen Stellenwert und macht das Zünglein an der Waage aus.
Fazit: Ein Buch voller Schnee und winterlicher Szenen in 24 Kapiteln, dass Kindern zeigt wie ihre Einstellung und ihr Handeln ihr Glück ausmachen können!

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Schwarzhumoriger Abgrund südafrikanischer Geschichte

Das Versprechen
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Damon Galgut ist der dritte südafrikanische Autor, der den Booker Prize gewann (nach J. M. Coetzee und Nadine Gordimer). Der in 2021 frisch gekürte Roman „Das Versprechen“ (im O-Ton gleichlautend `The ...

Damon Galgut ist der dritte südafrikanische Autor, der den Booker Prize gewann (nach J. M. Coetzee und Nadine Gordimer). Der in 2021 frisch gekürte Roman „Das Versprechen“ (im O-Ton gleichlautend `The Promise`) wurde von Thomas Mohr umsichtig im Affenzahn übersetzt und liegt seit einem Tag vor Weihnachten in deutscher Übersetzung vor! Was für ein Roman, er wird natürlich momentan Land auf Land ab rezensiert und ist aus meiner Sicht zu Recht so hochgelobt, auch wenn er nicht ganz trivial zu lesen ist.
Es geht um eine weiße südafrikanische Farmerfamilie, die einen großen Landbesitz außerhalb von Pretoria hat. Wir starten im Jahr 1986 und die Mutter ringt auf dem Sterbebett ihrem Mann das Versprechen ab, dass er ein Haus auf ihrem Grundstück der schwarzen Haushälterin Salome überschreibt. Die jüngste Tochter Amor wohnt dieser Versprechung bei und bringt diese Erwartung der verstorbenen Mutter fortwährend in den kommenden 31 Jahren immer wieder zur Sprache.
Es werden zeitliche Sprünge gemacht (9-10 Jahre) und wir landen immer wieder bei einer Beerdigung, veränderter politischer Gegebenheiten, aber immer noch verharrte Gedanken und keine Einlösung des Versprechens.
Was dem Autor wahnsinnig gut gelingt ist die Verzahnung der südafrikanischen Geschichte in jüngerer Vergangenheit von der Apartheid in eine Demokratie. Lässt dabei aber die Sichtweisen der Weißen und der Schwarzen nie außer Acht und toppt das Ganze noch mit Galgenhumor. Es ist ein schweres Thema, aber Damon Galgut hat es wirklich sarkastisch gut auf den Punkt gebracht.
Aber keine reine Lobeshymne. Es kostet schon eine gewisse Konzentration diese knapp 360 Seiten zu lesen, denn der Autor nutzt einen besonderen Schreibstil einen „Stream of Consciousness“, wobei er ständig und immer wieder von einem Kopf in den nächsten springt und wir Leser:innen sind dabei. Manches Mal springt er mitten im Satz, oft im Absatz und auch so immer wieder. Dazu kommt ein allwissender Erzähler, der uns auch ab und an direkt anspricht. Großer Vorteil dieser Erzählweise ist ein so umfassendes Bild der Gegebenheiten, dass kein Blickwinkel, kein Gefühl und keine Meinung verborgen bleibt.
Titelgebend ist zwar der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte „Das Versprechen“, für mich liegt der Fokus auf dem daraus resultierenden Generationenkonflikt und die verqueren Ansichten der älteren weißen Familienmitglieder.
Fazit: Wenn das mal nicht in Zukunft im Englisch LK im Vergleich zu Ulysses von James Joyce als moderne Variante des „Stream of Consciousness“ behandelt wird.

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Veröffentlicht am 17.12.2021

Kein Licht des Lebens

Der gefrorene Himmel
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Noch ein Kanadier, den es zu entdecken gilt, denn Richard Wagamese ist einer DER bekanntesten Schriftsteller Kanadas mit indigenen Wurzeln. Er verstarb leider bereits 2017, in dem Jahr in dem „Der gefrorene ...

Noch ein Kanadier, den es zu entdecken gilt, denn Richard Wagamese ist einer DER bekanntesten Schriftsteller Kanadas mit indigenen Wurzeln. Er verstarb leider bereits 2017, in dem Jahr in dem „Der gefrorene Himmel“ in Canada in die Kinos kam, nachdem das Buch 2013 den Burt Award for First Nations, Inuit and Métis Literature bekam. Es erschien 2012 im Original.
„Der gefrorene Himmel“ ist ein zutiefst erschütterndes Buch das beispielhaft die sogenannten Residential Schools in Kanada des letzten Jahrhunderts beleuchtet. In 139 solcher Einrichtungen wurden indigene Kinder gesteckt und durchlitten dort ihre Schulzeit. In diesem Roman verarbeitet Wagamese echte Geschichten, nicht seine eigenen, aber aus seinem näheren Umfeld und die eines berühmten NHL Profis mit indigenen kanadischen Wurzeln: Fred Sasakamoose.
Das Buch ist die Geschichte eines indigenen Jungens, Saul Indian Horse, der zunächst bei der Großmutter lebt, dann aber in der St. Jerome’s Residential School in Ontario landet. Hier erlebt er erschütterndes und verliebt sich zugleich in das Eishockey spielen. Durch den Sport schafft er es raus in die Freiheit, aber diese eine Flucht endet mit einem anderen Mittel des Vergessens: Alkohol.
Dieser Roman lässt einen Verzweifeln und es tut weh, wahrlich kein Buch was uns Freude bringt, aber so unglaublich wichtig für die Aufarbeitung der kanadischen Vergangenheit, wie sie mit ihren indigenen Völkern umgegangen sind. Und doch zugleich eine Liebeserklärung an das Eishockey! Dieser Spagat ist eine Meisterleistung. Der Schreibstil ist nüchtern, aber trotz allem schön.
Fazit: Traut euch es zu lesen und lernt daraus!

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