Für mich zu wirr
AncoraDie Idee der Geschichte fand ich grandios und auch der Beginn von „Ancora - Die Zeit ist gegen dich“ war wirklich fantastisch. Aber leider war die Umsetzung in meinen Augen nicht spannend genug. Die Story ...
Die Idee der Geschichte fand ich grandios und auch der Beginn von „Ancora - Die Zeit ist gegen dich“ war wirklich fantastisch. Aber leider war die Umsetzung in meinen Augen nicht spannend genug. Die Story um Romy, Aurel und Jannis hatte so viel Potential, das einfach nicht ausgeschöpft wurde.
Aber bevor ich darauf weiter eingehe, möchte ich, zunächst den Schreibstil von Colin Hadler positiv hervorheben. Hadlers Stil liest sich angenehm und wenn man raten müsste, würde man wohl kaum auf einen zwanzigjährigen Schriftsteller tippen. Dafür wirkt Hadlers Ausdrucksweise einfach schon zu gereift.
Alles, was der Autor zu Beginn des Buchs toll umgesetzt hatte, verlor sich dann jedoch mit Fortgang der Geschichte. Die Story beginnt mit einer sehr packenden, unheimlichen Szene auf einer Landstraße, die mir wahrlich das Blut in den Adern gefrieren ließ, und auch die Beschreibung von Ancora und den Bewohnern wirkte auf mich vielversprechend und geheimnisvoll. Allerdings verlor sich dann der rote Faden des Plots und viele Ungereimtheiten schienen zunächst bedeutungslos. Das waren sie dann jedoch doch nicht. Mein Gefühl der Bedeutungslosigkeit entstand, da einfach etliche Fäden lose in der Luft hängen blieben, statt sich nach und nach zu einem größeren Strang zu verknüpfen. Für mich war das so, als hält man einem Hund ein Leckerli vor die Nase, gibt es ihm aber stundenlang nicht. Irgendwann interessiert sich der Hund gar nicht mehr für das Leckerli, weil er denkt, er bekommt es wohl eh nie zu fressen. 😉 Versteht ihr, was ich meine?
Vielleicht fehlte der Story auch einfach etwas Struktur, etwas Finesse im Aufbau der Geschichte. Verschiedene Perspektiven oder Sprünge in die Vergangenheit hätten hier sicher sehr geholfen, um mich mehr ans Buch zu fesseln. Aber so verlor ich das Interesse an den Figuren, deren Handlungen mir immer weniger nachvollziehbar wurden. Romy konnte man noch am besten verstehen, da sie die Geschichte erzählt. Aurel und Jannis verloren im Verlauf der Geschichte jedoch komplett ihre Bedeutsamkeit für mich – und auch die anfänglichen Sympathien.
Außerdem habe ich tatsächlich irgendwann nicht mehr gewusst, was nun tatsächlich passiert und was nicht. Der Mystery-Anteil war mal größer, mal kleiner. Es war sehr schwierig alles vollends zu verstehen und bedurfte enormer Aufmerksamkeit. Manche Absätze musste ich mehrmals lesen, weil Erklärungen so nebenbei passierten, dass ich vermutete etwas überlesen zu haben. 🙈
Auch das Ende konnte leider nicht bei mir punkten. Ich habe die Figuren und (vermutlich auch die Auflösung) nicht verstanden.
Ich kann euch also leider keine Empfehlung aussprechen, bin mir aber sehr sicher, dass Colin Hadler toll schreiben kann. Vielleicht ist sein Stil einfach zu modern für mich. Aus meiner Sicht hat er hier eine tolle Geschichte leider nicht ausreichend spannend und strukturiert erzählt.