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Veröffentlicht am 26.02.2022

Rache als Motiv?

Boom Town Blues
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Patsy Logan ist eine erfolgreiche Ermittlerin beim LKA München, die aber nach beruflichem und privatem Stress dringend eine Auszeit braucht. Da sie irische Wurzeln hat, beschließt sie, ihre Cousine in ...

Patsy Logan ist eine erfolgreiche Ermittlerin beim LKA München, die aber nach beruflichem und privatem Stress dringend eine Auszeit braucht. Da sie irische Wurzeln hat, beschließt sie, ihre Cousine in Dublin zu besuchen, um ihr angeschlagenes Selbstwertgefühl wieder aufzubauen und vom Beruf abzuschalten. Doch dies währt nicht lange, denn sie wird um Amtshilfe gebeten, als in der österreichischen Botschaft eine deutsche Praktikantin während eines Festessens vergiftet wird. Offiziell darf sie als Ausländerin nicht ermitteln, aber ihr Interesse ist schnell geweckt und zusammen mit Sam Feuerstein von der österreichischen Botschaft startet sie Ermittlungen auf eigene Faust, die interessante Spuren aufdecken.
Sehr interessant werden die Zusammenhänge zwischen der Finanzkrise am Anfang dieses Jahrhunderts und dem sich anschließenden Wirtschaftsboom geschildert, der die Immobilienpreise explodieren ließ und viele Hauseigentümer, deren Objekte mit Hypotheken belegt waren, in den Abgrund stürzte, da die Arbeitslosigkeit groß war. Vor diesem Hintergrund, zwischen Untergang und Habgier, spielt dieser Fall.
Zunächst fängt die Handlung ganz gemächlich an, baut aber immer mehr Spannung auf, was sich steigert und den Leser am Ende nicht mehr zur Ruhe kommen lässt, bis der Täter gefunden ist, so dass ich das Buch in der zweiten Hälfte nur schwer aus der Hand legen konnte. Einige überraschende Geschehnisse zwischendrin verstärken diese Wirkung noch.
Am flotten Schreibstil der Autorin haben mir besonders die Beschreibungen gefallen, die intensive Bilder liefern, da sind z.B. Bäume, die wie Streifenpolizisten agieren oder der Mantel an der Garderobe, der wie eine schlafende Fledermaus wirkt. Irgendwann schluckt Patsy ' das Gefühl nach feuchtem Waschlappen nach unten' usw. Sehr wirkungsvoll in der saloppen und gleichzeitig intensiven Beobachtung!
Patsy als Hauptprotagonistin ist sympathisch, da sie geradlinig, ehrlich und selbstbewusst agiert. Ihre ironischen Hiebe auf ihre eigene Person sind humorvoll. Allerdings ist sie ein eher negativ denkender Charakter, was sie öfters durch Alkohol zu korrigieren versucht. Was mir auch nicht gefallen hat, sind die ständigen Rückblicke auf die negativen Seiten ihrer Ehe und den Selbstmord ihres Vaters. Da hätte es weniger auch getan.
Alles in allem hat mich das Buch gut und spannend unterhalten und mir interessante Einblicke in Boomtown Dublin geliefert. Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 19.02.2022

Perfekte Spannung

Perfect Day
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Professor Lesniak lebt mit seiner Tochter Ann in Berlin. Anns Mutter ist früh gestorben, und ihr Vater hat sie groß gezogen, wobei die beiden ein wirklich gutes Verhältnis hatten. Ann bekam immer Hilfe ...

Professor Lesniak lebt mit seiner Tochter Ann in Berlin. Anns Mutter ist früh gestorben, und ihr Vater hat sie groß gezogen, wobei die beiden ein wirklich gutes Verhältnis hatten. Ann bekam immer Hilfe und Unterstützung von ihrem Vater. Jetzt ist sie Mitte zwanzig, lebt aber immer noch mit ihrem Vater zusammen.
Eines Abends, während die beiden auf den Pizza-Service warten, klingelt die Polizei und verhaftet den Professor. Ihm wird vorgeworfen, über Jahre zehn junge Mädchen in Berlin und Umland ermordet zu haben, die Wege zu den Opfern wurden mit roten Schleifen markiert. Ann ist entsetzt und glaubt fest an die Unschuld ihres Vaters. Sie beschließt, seine Unschuld zu beweisen und gerät dabei in gefährliche Situationen, Auge in Auge mit menschlichen Abgründen.
Der Schreibstil ist einfach zu lesen und beschreibt anschaulich die jeweilige Situation.
Nachdem im ersten Teil die Spannungskurve nur langsam zunahm, änderte sich dies in der zweiten Hälfte enorm. Der Thriller wurde zu einem regelrechten Pageturner, sehr spannend und mit einigen Wendungen, die den Leser wieder neue Spuren aufnehmen ließen. Das Miträtseln hat Spaß gemacht, weil die Autorin falsche Fährten legte und damit ein Umdenken unbedingt erforderlich war. In diesen Momenten konnte man das Buch nur schwer aus der Hand legen.
Der häufige Perspektivenwechsel hat mir sehr gut gefallen, so merkte man schnell, dass die Handlungsstränge miteinander verwoben waren. Es folgte dann ein überraschendes Ende, das aber überzeugend und durchdacht konstruiert war.
Die Hauptprotagonistin Ann scheint mir etwas übertrieben dargestellt, bisweilen sogar rätselhaft. Sie ist ein sehr wechselhafter und teilweise auch schwieriger Charakter. Sympathisch ist sie mir nicht und wirkt bisweilen nicht authentisch.
Alles in allem habe ich mich gut unterhalten gefühlt und gebe 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 26.01.2022

Gedankenlosigkeit und Vertuschung in den 70er/80er Jahren

Unser kostbares Leben
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Gedankenlosigkeit und Vertuschung in den 70er/80er Jahren
Das Buch erzählt die Geschichte der Familien Stern und Schönwetter, die im fiktiven Ort Mainheim in den 70er/80er Jahren leben. Die Töchter der ...

Gedankenlosigkeit und Vertuschung in den 70er/80er Jahren
Das Buch erzählt die Geschichte der Familien Stern und Schönwetter, die im fiktiven Ort Mainheim in den 70er/80er Jahren leben. Die Töchter der Familien, Caro und Minka, sind beste Freundinnen und damals ein Herz und eine Seele. Diese Jahre spielten auch in meinem Leben eine große Rolle, so dass ich mich über viele schöne Erinnerungen gefreut habe. Ach ja, da war doch: Europa Schallplatten, Hawaii-Toast, Gummitwist, das Parfüm 'My Melody', Knautschsäcke u.v.m.
Aber da ist auch eine andere Seite, die ich mir nie bewusst gemacht habe und die mir durch den Roman deutlich vor Augen geführt wurde: diese Jahre haben der Umwelt und der Natur sehr zugesetzt, beide wurden rücksichtslos ausgebeutet und die Schäden wurden vertuscht. Besonders die Tierrechte wurden radikal missachtet, Versuchstiere wurden schlimmstens misshandelt und fast keinen kümmerte es. Medikamente wurden an wehrlosen Heimkindern getestet, ohne Rücksicht auf die Folgen. Bäume wurden massenweise gefällt für irgendwelche Autostraßen, die Plastikschwemme erreichte einen Höhepunkt, Industrieabwässer flossen unkontrolliert in die Flüsse u.v.m. Das fand ich sehr erschütternd, weil mir erst jetzt klar wurde, dass ich damals sehr gleichgültig gewesen bin und die offensichtlichen Gefahren ignoriert habe. Der große Umbruch kam erst 1986 mit Tschernobyl.
Mir hat gefallen, dass das Buch politisch und gesellschaftskritisch in die Tiefe ging und nicht diese Zeit als kunterbunte Hippiewelt darstellte. Die Autorin hat sehr gründlich recherchiert und dies alles versprachlicht. Deshalb liegt dieser 600 Seiten-Wälzer vor dem Leser! Hier muss ich hinzufügen, dass mir manches zu detailliert beschrieben war und einige Passagen recht langatmig waren. Auch hat sie viele verschiedene Handlungsfäden aufgenommen, die aber dann nicht alle richtig zu Ende geführt wurden. Da hätte ich in manchen Verflechtungen mehr Klarheit erwartet. Gegen Ende geht alles ganz schnell und die Kapitel werden deutlich kürzer, um alle Protagonisten nochmal zu betrachten. Das hat mir weniger gefallen.
Der Schreibstil ist einfach und klar, die Beschreibungen detailliert und meist nachvollziehbar. Die Handlungen werden aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, über jedem einzelnen Kapitel findet sich der Name des Betrachters.
Wer einen Bezug zu dieser revolutionären Zeit hat, wird hier gut unterhalten, informiert und findet sich in interessanten Erinnerungen wieder. Mich hat das Buch zum Nachdenken angeregt und ich möchte eine Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Eine abwechslungsreiche böhmische Familiengeschichte

Abschied von der Heimat
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Diese Familiensaga macht den Leser mit Erika bekannt, die bereits als Fünfjährige sehr tapfer sein muss. Denn sie muss ihre Heimat, das Rheinland, verlassen, um zu ihrer Tante nach Böhmen zu ziehen. Grund ...

Diese Familiensaga macht den Leser mit Erika bekannt, die bereits als Fünfjährige sehr tapfer sein muss. Denn sie muss ihre Heimat, das Rheinland, verlassen, um zu ihrer Tante nach Böhmen zu ziehen. Grund dafür ist eine Hungersnot, die Familie Binder dazu bringt, die jüngste Tochter zu Tante Mimi zu schicken, die Lehrerin ist und keine Kinder hat. Dort wächst Erika behütet, aber ziemlich gefühlsneutral auf. Die Tante wirkt verbittert und herrisch. Aber Erika macht mit ihrem sonnigen Gemüt das Beste daraus und entwickelt sich zu einer selbstbewussten jungen Frau. Aber dann bricht der Krieg aus und bringt große Probleme mit sich....
Ich habe sehr viel über den politischen Hintergrund der historischen Region Böhmen gelernt, allerdings hatte ich gehofft, mehr über die Vertreibung der Deutschen zu erfahren, was der Klappentext versprach. Dieses Thema wurde aber nur am Ende des Buches angesprochen und wird sich wohl im nächsten Band zurückmelden. Das hat mich etwas enttäuscht. In diesem Zusammenhang möchte ich noch die Übersichtskarte vorne im Buch positiv erwähnen, die ich gern benutzt habe, um die erwähnten Orte zu finden und so einen besseren Überblick zu bekommen.
Das Buch liest sich flüssig und spannend, man möchte immer wissen, was als Nächstes passiert. Darunter sind auch einige schwerwiegende Vorfälle, die aber vorsichtig umschrieben werden, so dass der Leser nicht vor den Kopf gestoßen wird.
Widersprüche sehe ich in der Person der jugendlichen und erwachsenen Erika. Einerseits selbstbewusst und intelligent, reagiert und handelt sie manchmal mit überraschender Naivität und Gutgläubigkeit. Auch ist ein weiter Bogen gespannt von der kämpferischen Erika, die Partisanenaufgaben gegen die Nazis übernimmt, bis zur verliebten Erika, die sich der nazifreundlichen Gesinnung ihres Freundes anschließt. Das war für mich nicht überzeugend!
Alles in allem hat mir das Buch unterhaltsame Lesestunden beschert, so dass ich eine Leseempfehlung aussprechen möchte, aber wegen der oben erwähnten Kritikpunkte ziehe ich ein Sternchen ab.

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Veröffentlicht am 11.01.2022

Hasserfüllter Blick zurück

Strahlentod
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Der Blick zurück beschreibt eine Konfrontation zwischen Atomgegnern und Polizisten, bei der ein gewalttätiger Demonstrant einen Polizeibeamten mit einem Steinwurf tötet. Einige Jahre später explodiert ...

Der Blick zurück beschreibt eine Konfrontation zwischen Atomgegnern und Polizisten, bei der ein gewalttätiger Demonstrant einen Polizeibeamten mit einem Steinwurf tötet. Einige Jahre später explodiert während einer Protestaktion gegen Atommüll Transporte ein alter VW-Bus, in dem einer der lokalen Alt-Hippies saß. Kommissar Ralph Angersbach ist schockiert, als er zum Tatort kommt, denn sein Vater fährt einen derartigen Wagen. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um ein identisches Fahrzeug eines anderen Atomkraftgegners handelt, und dieser kam bei dem Anschlag ums Leben. Im näheren Umfeld geschehen weitere grausame Morde und Angriffe, und bald muss man einfach einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Fällen sehen. Aber wer mag dahinter stecken?
Zusammen mit LKA-Beamtin Kaufmann nimmt Angersbach die Ermittlungen auf, die sich nicht einfach gestalten. Es gibt eine ganze Reihe von Verdächtigen, und als Leser ist man geneigt auf so manche Spur reinzufallen, die sich dann aber als Sackgasse erweist. Auf jeden Fall kann man miträseln, was ich an Kriminalromanen sehr schätze, und ich hatte auch schon sehr bald einen dringenden Verdacht. Der Autor schaffte es aber immer wieder, mich unsicher zu machen. Das hat mir gut gefallen, und das Ende hat mich vollends überzeugt, alles wurde logisch gelöst und erklärt.
Die Spannung baut sich ganz allmählich auf, in der ersten Hälfte des Buches gab es einige langatmige Passagen, die aber in der zweiten Hälfte nicht vertreten waren. Ganz im Gegenteil - in der zweiten Hälfte mochte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, die Spannung steigerte sich enorm!
Was mir nicht gefallen hat, waren häufige Wiederholungen. Ich weiß nicht, wie oft ich im Buch gelesen habe, dass Angersbach seine Halbschwester Janine sehr mag und dass sein Vater ihn im Stich ließ, um die freie Liebe zu praktizieren. Sehr oft! Zu oft! Irgendwann hat man es kapiert!
Ja, und dann wurden viel zu viele Seiten gefüllt mit der privaten Beziehung der beiden Ermittler zueinander, die nicht wissen, ob sie eine dauerhafte Partnerschaft eingehen sollten. Dieses ständige Hin und Her nervt und nimmt zu viel Platz ein. Ich finde es ganz nett, in Maßen etwas über das Privatleben zu erfahren, aber nicht in diesen Ausmaßen!
Die Hauptfigur Ralph Angersbach ist mir nicht sympathisch. Offensichtlich hat der Kommissar traumatische Ereignisse seiner Kindheit noch nicht verarbeitet. Er ist schroff, empathielos, empfindlich und Humor ist für ihn ein Fremdwort. Auch seine Sprache (z.B. 'das geleckte Ehepaar') gefällt mir nicht. Seine Kollegin Sabine Kaufmann gefällt mir etwas besser, sie zeigt deutlich mehr Empathie und ermittelt weitsichtiger. Aber auch sie wirkt unreif im Umgang mit möglichen Lebenspartnern.
Gut gefallen hat mir der Rechtsmediziner Hack. Raue Schale, netter Kern, und oftmals sarkastische und treffende Kommentare.
Alles in allem stufe ich das Buch als lesenswerten Kriminalroman ein, ziehe aber aus oben genannten Gründen ein Sternchen ab.

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