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Veröffentlicht am 21.02.2022

Triest 1914

Ein Giro in Triest
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Ein Giro in Triest ist der Beginn einer Romanreihe um den Triestiner Polizisten Gaetano Lamprecht. Ein ambitioniertes Projekt des Schriftstellers Christian Klinger, der mit „Die Liebenden von der Piazza ...

Ein Giro in Triest ist der Beginn einer Romanreihe um den Triestiner Polizisten Gaetano Lamprecht. Ein ambitioniertes Projekt des Schriftstellers Christian Klinger, der mit „Die Liebenden von der Piazza Oberdan“ schon einmal überzeugend über das historische Triest geschrieben hat.

Es 1914, eine besondere Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg.
Die Hafenstadt ist zerrissen zwischen Italien und dem Habsburger Reich.
Triest ist dann auch wirklich eine Hauptfigur und nicht nur Kulisse.
Aber der Roman lebt auch von dem Protagonisten Lamprecht, der ein Hitzkopf ist und in einem Mordfall ermittelt.
Es macht Spaß, ihn auf seinen Wegen durch die Stadt zu folgen.

Schwächen des Romans: Lamprecht ist als Figur unausgewogen und der Kriminalplot steht dem historischen Beitrag eher im Weg.

Fazit: Es ist eine Mischung aus Kriminalroman und einem historischen Kontext.
Vermutlich wird in den Folgebänden mehr über die Entwicklung Triest zu erfahren sein.

Veröffentlicht am 18.02.2022

Innerer Monolog

Zusammenkunft
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Die Erzählerin dieses kurzen, hochkonzentrierten Roman befindet sich in eine inneren Konflikt.
Die knappe Form, die die Autorin Natasha Brown für ihren erfolgreichen Debütroman wählt führt zur Verdichtung. ...

Die Erzählerin dieses kurzen, hochkonzentrierten Roman befindet sich in eine inneren Konflikt.
Die knappe Form, die die Autorin Natasha Brown für ihren erfolgreichen Debütroman wählt führt zur Verdichtung. Die Problematik eines nur vermeintlichen sozialen Aufstiegs als schwarze Frau im Londoner Hochfinanzmilieu wird sichtbar.
Außerdem bekommt die Protagonistin dann auch noch die Diagnose Krebs. Das verbreitet insgesamt schon eine gewisse Hoffnungslosigkeit.

Erwähnenswert ist auch, dass der Roman aus dem Englischen von Jackie Thomae übersetzt wurde.
Es ist ein relativ hartes Buch, das ich nicht ohne Beklemmung gelesen habe.
Da die Autorin selbst jahrelang im Londoner Finanzsektor gearbeitet hat, bekommt der Text eine hohe Glaubwürdigkeit.
Es ist kein schmeichelhaftes Porträt eines Landes wie England und es bleibt eine Ausweglosigkeit und Schwermut.

Veröffentlicht am 28.01.2022

zeitgenössische Prosa, manchmal schwierig

Dschinns
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Dschinns ist eine türkisch-deutsche Familiengeschichte mit eigenwilligem Stil.
Der Vater reiste in die Türkei und starb unerwartet.
Der jugendliche Sohn Ümit reist zusammen mit seinen Geschwistern Peri ...

Dschinns ist eine türkisch-deutsche Familiengeschichte mit eigenwilligem Stil.
Der Vater reiste in die Türkei und starb unerwartet.
Der jugendliche Sohn Ümit reist zusammen mit seinen Geschwistern Peri und Hakan sowie der Mutter in die Türkei.
Es wird viel aus der Gedankenwelt Ümits erzählt und das hebt eine Distanz auf.
Ümit ist in Deutschland aufgewachsen und entsprechend geprägt.
Mit Ümit als tragende Figur tat ich mich schwer. Ich lese ungern über naive, junge Männer. Ümit ist zwar sensibel, aber auch impulsiv.
In den nächste Buchteilen wechselt dann die Perspektive erst zu Sveda, einer weiteren Tochter und dann zu Peri. Deren nachdenkliche Gedankengänge sind schon interessanter.
Dann folgen noch die Kapitel mit Hakan (eher unangenehm) und Emine.

Fatma Aydemir ist die Autorin von Ellbogen. Ein Roman, der einiges an Aufsehen erregte und ich denke, bei Dschinns wird es ähnlich werden.
Ihre Prosa ist scharf und sehr zeitgenössisch. Lange habe ich mich gefragt, was ich mit der Handlung anfangen soll. Es führt mich nirgends hin. Es gibt durchaus Ansätze, aber mit einigen kann ich nicht so viel anfangen. Letztlich war es einfach nicht mein Buch.

Veröffentlicht am 19.01.2022

Rozie und die Queen

Die unhöfliche Tote
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Die Forstsetzung der amüsanten „Die Queen ermittelt“-Reihe beschert uns ein Wiedersehen mit der Queen und ihrer unkonventionellen Privatsekretärin Rozie.
Die englische Schriftstellerin S.J. Bennett orientiert ...

Die Forstsetzung der amüsanten „Die Queen ermittelt“-Reihe beschert uns ein Wiedersehen mit der Queen und ihrer unkonventionellen Privatsekretärin Rozie.
Die englische Schriftstellerin S.J. Bennett orientiert sich an klassische Kriminalromane und so wirkt auch ihr Roman im besten Sinne altmodisch.

Zur Queen werde ich immer Distanz haben, aber die sympathische 30jährige Rozie bietet Identifikationspotential und man verbringt gerne seine Lesezeit mit ihr.

Eine Haushälterin wird tot am Pool aufgefunden. Unfall oder Mord?

Auch dieser Teil ist klar Cozy Crime und ziemlich britisch. Das Erzähltempo lässt aber zu wünschen übrig und für den Leser wird es zum Geduldsspiel.
Überzeugend sind aber die Details über das königliche Leben im Buckingham Palace und kurz auch in den schottischen Highlands.
Auch einige der Erinnerungen der Queen sind sehr interessant.
Insgesamt eine Steigerung zum ersten Teil.

Veröffentlicht am 17.01.2022

Folgen des Mobbings

Creep
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Creep von Philliip Winkler hält nicht ganz das, was ich von dem Buch erwartet hatte. Ich habe allerdings seinen Erfolgsroman Hool nicht gelesen.

In Creep wird von 2 Menschen in emotionaler Schieflage ...

Creep von Philliip Winkler hält nicht ganz das, was ich von dem Buch erwartet hatte. Ich habe allerdings seinen Erfolgsroman Hool nicht gelesen.

In Creep wird von 2 Menschen in emotionaler Schieflage erzählt: Fanni in Deutschland und Junya in Japan, die beide Außenseiter sind. Die Kapitel wechseln zwischen den beiden.
Während ich den Fanny-Part relativ langweilig fand sind die Junya-Abschnitte schmerzhaft. Er ist ein unglücklicher Mensch, dessen Qualen sich in Wut und Gewalt äußern.
Winklers Stil kommt mir sehr kühl vor. Das muss man auch aushalten.
Das düstere Weltbild scheint mir vom Autor aber auch kalkuliert.
Schade, dass die beiden Handlungsstränge Fanni und Junya außer dem rein thematischen nie miteinander verbunden werden.
So lässt mich der Roman am Ende ratlos zurück.