Eine Frau geht ihren Weg
Die HennakünstlerinWertung:
Für Alka Joshis „Hennakünstlerin“ gibt’s von mir viereinhalb von insgesamt fünf möglichen Sternen.
Worun geht’s?
- Indien, 1955. Die Inder haben sich endlich vom britischen Joch befreit, Nehru ...
Wertung:
Für Alka Joshis „Hennakünstlerin“ gibt’s von mir viereinhalb von insgesamt fünf möglichen Sternen.
Worun geht’s?
- Indien, 1955. Die Inder haben sich endlich vom britischen Joch befreit, Nehru ist Premierminister.
Eine junge Frau bricht aus einer gewalttätigen Ehe aus. Sie ist völlig mittellos, zurück zu den Eltern kann sie nicht, zu groß ist die Schande. Glücklicherweise konnte ihr ihre Schwiegermutter nützliche Kenntnisse vermitteln, Kurtisanen in Agra brachten ihr die Feinheiten exotischer Hennamuster bei. Ihr Weg führt sie nach Jaipur. Um zu überleben, beginnt Lakshmi als „Hennakünstlerin“ zu arbeiten, sie bemalt die Hände und Füße reicher Kundinnen mit einzigartigen Mustern. Außerdem stellen sich ihre Kenntnisse in Pflanzenheilkunde als nützlich heraus – die Wirkung von diversen Heilpflanzen ist bei Lakshmis Kundschaft heiss begehrt. Die Damen aus Rajasthans High Society sind ganz begeistert von den Tinkturen, Mittelchen und Schönheitscremes, sie schwören auch auf die empfängnisverhütende oder fruchtbarkeitsfördernde Wirkung. Lakshmi achtet sehr darauf, ihre Herkunft zu verschleiern, lässt ihr Umfeld im Glauben, sie sei eine geschiedene Frau – mit der Unabhängigkeit von den Briten hat sich auf dem Subkontinent scheinbar Einiges geändert; doch der Androzentrismus und das Kastenwesen spielen noch immer eine Rolle. Trotzdem gelingt es der Protagonistin, gesellschaftliche Anerkennung und einen gewissen Wohlstand zu erlangen, sie beginnt sogar, ein Haus zu bauen. Als die Inderin vom Tod der Eltern und der überraschenden Existenz einer Schwester erfährt, werden die Karten neu gemischt.
Waren Lakshmis Bemühungen umsonst?
Eine Ich- Erzählerin führt durch das Geschehen. Besonders gut gefielen mir die Hindi – Einsprengsel im Text, die das Ganze authentisch wirken lassen. Die Figurenzeichnung habe ich als gelungen empfunden, auch wenn sie stellenweise hätte nuancierter sein können. Lakshmi ist der „Boss“ für ihren kleinen Gehilfen Malik. Die Interaktion zwischen den beiden gefiel mir gut, die Schwester Rahdha benimmt sich hingegen manchmal trotzig und pubertär. Dieser Kontrast bringt Würze in den plot, die Handlung wird auf gute und schlechte Weise beeinflusst. Alka Joshi erzählt bildhaft und farbenfroh. Der Stil liest sich angenehm flüssig, daher habe ich die Geschichte gern verfolgt & mich so gut unterhalten gefühlt, dass ich im Anschluß an die Lektüre in Dietmar Rothermunds „Geschichte Indiens“ geschmökert habe.