Sherlock – Ein Fall von Pink ist ein gelungener Manga für alle Fans der erfolgreichen gleichnamigen BBC-Serie und solche, die es noch werden wollen.
Die Handlung entspricht der ersten Episode der ersten Staffel der Serie, weshalb es grundsätzlich besser ist, wenn die Erinnerungen an diese nicht mehr allzu frisch sind, sofern man sie überhaupt schon einmal gesehen hat. Das macht die Geschichte fesselnder und man wird von der Lösung des Falls erneut überrascht. Aber nicht nur die Handlung basiert auf der Serienvorlage, auch die Charaktere sind optisch größtenteils stark an die entsprechenden Schauspieler angelehnt.
Es ist überaus interessant zu erfahren, wie Sherlock Holmes und John Watson, deren Namen beinahe immer in einem Atemzug genannt werden, sich kennenlernen und schließlich von Mitbewohnern zu Freunden werden, wobei die Entwicklung dieser Beziehung im ersten Band natürlich erst ihren Anfang nimmt. Die zwei haben sich eindeutig gesucht und gefunden, was sie zu einem tollen Team macht. Ihrem Zusammenspiel sind viele Szenen zu verdanken, die einen zum Schmunzeln bringen, beispielsweise wenn die beiden für ein Pärchen gehalten werden, was vor allem Watson gar nicht gefällt.
Es ist schön zu sehen, wie Watson durch die Bekanntschaft und Arbeit mit Sherlock wieder aufblüht und einen neuen Sinn in seinem Leben sieht, nachdem er zu Beginn sehr niedergeschlagen und antriebslos wirkt. Obwohl er Sherlock erst seit wenigen Tagen kennt, verhält er sich im gegenüber außerdem loyal, was Watson sehr sympathisch macht.
Sherlock ist im Gegensatz dazu zwar nicht gerade die Liebenswürdigkeit in Person, man kann jedoch auch nicht behaupten ihn nicht leiden zu können, obschon er sich anderen intellektuell überlegen fühlt und sie mitunter frei heraus als dumm bezeichnet. Die traurige Wahrheit ist, dass er im Grunde Recht hat: Im Vergleich zu ihm sind die meisten Leute alles andere als intelligent. Sein Bruder Mycroft dürfte eine der wenigen Ausnahmen darstellen.
Bedauerlicherweise stehen einige Polizisten Sherlock aufgrund seines Verhaltens sehr feindselig gegenüber und erwarten, dass er eines Tages aus Langeweile selbst zum Täter wird. Als Leser kann man sich allerdings des Verdachts nicht erwehren, dass sie eigentlich nur sauer sind, weil sie ihre Schwächen und moralischen Ausrutscher nicht vor Sherlock verbergen können, da er cleverer ist als sie.
Der Fall bzw. die Reihe von Todesfällen entpuppt sich als ziemlich kniffelig, sodass es kein Wunder ist, dass Detective Inspector Lestrade sich schließlich gezwungen sieht Sherlocks Rat einzuholen, als irgendwann tatsächlich einige Hinweise eher für Morde als für Suizide sprechen. Dabei ist es immer wieder interessant Sherlocks immenses Talent zur Deduktion zu erleben, wie schnell er in der Regel ganz konkrete Schlüsse ziehen kann, die erheblich zur Lösung des Falls beitragen, und wie wenig Informationen er dafür benötigt.
Die Auflösung ist ebenfalls sehr gut gelungen und bringt durchaus einige unerwartete Überraschungen mit sich. Am Ende werden darüber hinaus schon erste, spannende Andeutungen hinsichtlich späterer Entwicklungen und bezüglich einer ganz bestimmten Figur, die noch von großer Bedeutung sein wird, gemacht. Dadurch hat man gleich Lust die weiteren Bände zu lesen, von denen es hoffentlich mehr als nur zwei geben wird.
Der schöne Zeichenstil von Mangaka Jay passt wunderbar zur Geschichte und ist darüber hinaus nicht nur angenehm anzusehen, sondern auch ausgesprochen detailreich.
FAZIT
Sherlock – Ein Fall von Pink ist eine wunderbare Manga-Adaption der bekannten und erfolgreichen BBC-Serie. Sie eignet sich sowohl für Fans der Serie als auch für solche, die es erst noch werden wollen.