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Veröffentlicht am 22.03.2022

Dämonenjagd Down Under

Papier & Blut
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Al MacBharreis ist einer von fünf Siegelagenten und kann mit Tinte und Papier magische Siegel erstellen. Da er so langsam in die Jahre kommt, möchte er einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin ausbilden. ...

Al MacBharreis ist einer von fünf Siegelagenten und kann mit Tinte und Papier magische Siegel erstellen. Da er so langsam in die Jahre kommt, möchte er einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin ausbilden. Das Problem dabei ist, dass seine Auszubildenden nie lange genug bei ihm bleiben, um die Lehre abzuschließen. Sie versterben aus mysteriösen Gründen, was an einem Fluch liegt, der dafür sorgt, dass nach ungefähr einem Jahr diejenigen, die bei ihm arbeiten, sterben.

MacBharreis bekommt einen Anruf von Ya-ping, der Schülerin der australischen Siegelagentin. Darauf hin unterbricht er alles und macht sich zusammen mit dem Hobgoblin Buck Foi auf den Weg nach Australien, da dort mehr als mysteriöse Dinge vor sich gehen.

Es ist ein wenig anders als das erste Buch, was unter Umständen daran liegen kann, dass mehr gekämpft wird und es in Australien spielt. Aber das tut der Geschichte keinen Abbruch, denn es ist gespickt mit witzigen Anekdoten aus dem Leben der ganz leicht schrägen Figuren und spielt wieder gekonnt mit schwarzem Humor.

Die einzelnen Charaktere sind liebevoll spleenig ausgeschmückt. Buck, der Hobgoblin mit einer großen Vorliebe für Whisky und einem Hang zum Diebstahl, Nadia, Als Grufti-Managerin und dann noch Gladys, hinter der eine ganze Menge mehr steckt, als am Anfang gedacht. Sie bezeichnet sich als ein wenig überqualifiziert für ihren Job als Rezeptionistin. Mit dem Eisernen Druiden kommt noch eine interessante Persönlichkeit hinzu und da er Hunde hat, für mich natürlich eine willkommene Figur. Auch die Auszubildende Ya-ping ist freakig genug und es warten noch satte Überraschungen in dem Buch, die ich jetzt nicht verrate.

Auch der zweite Teil der Chronik des Siegelmagiers ist wieder gut und locker erzählt und schreit förmlich nach einer Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 09.03.2022

Feine Beobachtungen des Miteinanders

Nebenan
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Wie leben die Menschen „Nebenan“? Wie viel wissen wir überhaupt über die Menschen, die neben uns oder gegenüber von uns leben? Haben wir überhaupt eine Verbindung zu denjenigen, die ums herum, die nebenan ...

Wie leben die Menschen „Nebenan“? Wie viel wissen wir überhaupt über die Menschen, die neben uns oder gegenüber von uns leben? Haben wir überhaupt eine Verbindung zu denjenigen, die ums herum, die nebenan leben oder leben wir nur nebeneinander her und sind uns fremd?

In einem kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal stellt Julia, eine der Hauptfiguren des Buches, am Anfang des Jahres fest, dass die Familie, die nebenan gewohnt hat, gar nicht mehr da ist – quasi über Nacht verschwunden. Dies setzt ein Gedankenkarussel bei ihr in Gang, denn eigentlich weiß sie gar nicht viel über diese Menschen, die im Haus neben ihr und ihrem Mann Chris gewohnt haben.
Aber Julia ist nicht die einzige, die sich Gedanken um diese Familie macht, auch Astrid beschäftigt sich damit, denn sie hat einen an die Besitzerin des Hauses gerichteten Brief nachts auf einem Feld gefunden und möchte ihn zustellen. Ihre Tante Elsa wohnt neben dem verlassenen Haus und hatte Kontakt zu den Bewohnern.

So kreisen die Gedanken um diese verschwundene Familie und gleichzeitig um die eigenen Verbindungen zu anderen Menschen.

Es ist nicht allein die Handlung, die den Charme dieses Buches ausmachen, obwohl das mysteriöse Verschwinden der Familie von nebenan eine gewisse Spannung birgt. Das Schöne des Buches sind die genauen und liebevollen Beschreibungen der Gedanken der einzelnen Figuren des Romans. Jede dieser Personen hat eine oder mehrere Sachen, die sie umtreibt und Kristine Bilkau schafft es so treffsicher, uns als Leser:innen Einblick in diese Gedankenwelt der jeweiligen Person geben.

Es sind diese genauen und liebevollen Beschreibungen, die das Buch für mich so besonders machen. Es gelingt ihr, die Verzweiflung Julias über die bislang erfolglosen Versuche schwanger zu werden zu schildern, das Gefühl Astrids, dass sie bedroht wird und nicht ausmachen kann, von wem und das Gefühl, dass sie die ehemals intensive Beziehung zu ihrer Nachbarin Marli vermisst, Elsa, wie sie langsam älter wird, dabei aber pragmatisch und liebevoll bleibt. Feine Beobachtungen des Innenlebens und wie diese Menschen miteinander verbunden sind.

Es ist aber trotzdem keine Geschichte, die langsam vor sich her plätschert, sondern sie besitzt einen langsamen Spannungsaufbau. Zum einen das Verschwinden der Familie, die Bedrohung, der Astrid ausgesetzt ist, die Sorge um Elsa und natürlich die Versuche von Julia und Chris, schwanger zu werden. Jede dieser Charaktere hat ein ganz eigenes Päckchen zu tragen und hat ganz besondere Eigenschaften, die im Zusammenspiel wichtig sind.

Alles in allem ein ganz wunderbares Buch über die Beziehungen, die wir alle haben zu den Menschen, die nebenan leben bzw. den Menschen, mit denen wir in irgendeiner Art verbunden sind und wie sich dies alles auf uns und unsere Gedanken auswirkt.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Ein Buch, das hält, was es verspricht

Der Gesang der Flusskrebse
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Lange bin ich um „Der Gesang der Flusskrebse“ herumgeschlichen, tue ich mich doch manchmal recht schwer mit solchen Bestsellergeschichten, die eine bestimmte Art der Rührseligkeit versprechen, die ich ...

Lange bin ich um „Der Gesang der Flusskrebse“ herumgeschlichen, tue ich mich doch manchmal recht schwer mit solchen Bestsellergeschichten, die eine bestimmte Art der Rührseligkeit versprechen, die ich nicht mag. Irgendwann habe ich mich dann doch herangetraut und wurde positiv überrascht.

Ja, im Buch geht es um Liebe und um Enttäuschung, es geht um das Erwachsenwerden und schwierigen Bedingungen, es gibt einen Kriminalfall und es ist berührt, aber es ist nicht rührselig. Delia Owens gelingt es, auf diesem schmalen Grat zu balancieren und die Geschichte nicht ins Kitschige kippen zu lassen. Dafür sorgt sie allein schon mit der sehr spröden Sprache der Küstenbewohner. Dies sind Menschen, die sehr handfest leben und sich dementsprechend ausdrücken.

Dann wird die Geschichte auch gut aufgebaut. Am Anfang ist klar, dass es einen Mordfall gibt im Jahre 1969. Dann geht es aber erst einmal mit dem Tag weiter, an dem Kyas Mutter ging und von da aus nähern sich die beiden Fäden der Geschichte ganz langsam an, bis sie schließlich zusammenfinden.

Feste Größen in ihrem Leben sind Jumpin‘ und Mabel, die sich um sie kümmern und ihr so unter die Arme greifen, dass sie es nicht merkt. Das macht das Buch auch aus, dass man als Leserin merkt, dass es in Kyas Leben auch die guten Momente gibt, gute Erinnerungen wie die Liebe zu ihrer Mutter und zu einem ihrer Brüder. Sie lernt Lesen und das hilft ihr ungemein. Es wird aber auch klar, wie einsam und ausgegrenzt sie ist und es wird nichts beschönigt an ihrem Leben.

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Veröffentlicht am 05.02.2022

Haben wir noch die Wahl?

Noch haben wir die Wahl
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Ein Gespräch über Freiheit, Ökologie und den Konflikt der Generationen soll dieses Buch sein. Luisa Neubauer und Bernd Ulrich reden über die Themen, die jetzt und auch in den nächsten Jahren wichtig sein ...

Ein Gespräch über Freiheit, Ökologie und den Konflikt der Generationen soll dieses Buch sein. Luisa Neubauer und Bernd Ulrich reden über die Themen, die jetzt und auch in den nächsten Jahren wichtig sein werden. Sie reden aus zwei zumindest altersmäßig unterschiedlichen Blickwinkeln miteinander über etwas, das beide Generationen angeht.

Das Buch hat den Untertitel „Ein Gespräch über Freiheit, Ökologie und den Konflikt der Generationen“. Diesem Titel wird es nicht ganz gerecht. Es wird aber dem Anspruch gerecht, dass es darum geht, ein Konflikt des unterschiedlichen Mindsets zu sein und zwar nicht zwischen Luisa Neubauer und Bernd Ulrich, sondern zwischen dem, was in unser Gesellschaft über die verschiedenen Generationen hinweg zu beobachten ist. Und natürlich ist es auch ein Konflikt der Generationen, aber nicht nur, es geht noch tiefer und das wird gut herausgearbeitet.

Dass es ein Gespräch auf Augenhöhe ist, ist einer der vielen positiven Aspekte dieses Buchs. Es wird nicht künstlich versucht, wie es mittlerweile ja schon fast Standard in den Talkshows im Fernsehen ist, auf Konfrontation zu gehen. „Noch haben wir die Wahl“ ist kein Buch des Streits oder unüberbrückbarer Differenzen. Es sind zwei Menschen, die sich sehr intensiv mit dem, was sie machen, beschäftigen und deshalb klug ausgewählt für solch ein Buch. Denn so wird sich auf das Thema und nicht das Streiten konzentriert.

Es gab viel Input gerade in Bezug darauf, was die Klimakrise mit Gerechtigkeit zu tun hat und was von vielen Seiten zu tun ist. Was es heißt, nicht mehr mit den alten Methoden zu arbeiten. Es betrifft ja nicht nur jede:n Einzelne:n von uns, sondern alle. Die Medien sind gefordert, anders zu agieren. Wie kann es sein, dass es ein Ressort Sport oder Finanzen gibt, aber keines für Klimafragen mit eigens dafür ausgebildeten Journalist:innen? Wie muss sich die Politik, besonders die Geopolitik ändern? Was bedeutet Freiheit? Die Freiheit zu konsumieren bis der Arzt kommt und am anderen Ende der Welt bleibt nichts übrig?

Klar, auch der Konflikt zwischen den Generationen ist Thema, denn die ganz Jungen, die können jetzt noch gar nicht entscheiden. Es geht um Generationenverantwortung, wir, die Älteren, tragen die Verantwortung dafür, dass du nächste Generation in einer lebenswerten Umgebung leben kann.

Für mich, gerade auch im Hinblick auf die in diesem Jahr in Deutschland anstehenden Landtagswahlen eine absolute Leseempfehlung. Und eine Leseempfehlung in Hinblick auf die Ursachen der Klimakrise, um die wirkliche Dimension dieser drohenden Katastrophe zu verstehen und warum es unser aller Aufgabe ist, etwas zu tun.

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Veröffentlicht am 20.01.2022

Fragiles Glück

Die Glücklichen
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Wo ehemals Leichtigkeit war, sind jetzt ernste Gesichter, Angst und Unzufriedenheit. Dabei könnten Isabell und Georg nicht glücklicher sein in ihrer kleinen Welt, zu der seit Kurzem auch Matti, ihr kleiner ...

Wo ehemals Leichtigkeit war, sind jetzt ernste Gesichter, Angst und Unzufriedenheit. Dabei könnten Isabell und Georg nicht glücklicher sein in ihrer kleinen Welt, zu der seit Kurzem auch Matti, ihr kleiner Sohn gehört. Wie konnte die Leichtigkeit verschwinden und aus dem glücklichen Paar ein sorgenvolles Paar werden?

Isabell und Georg geht es gut. Sie ist Musikerin, er arbeitet als Journalist und gekrönt wird diese Idylle durch die Geburt ihres Sohnes Matti. Doch dann schleicht sich ganz langsam etwas in ihr Leben, durch das alles schwer wird, das sich wie ein dunkler Vorhang auf alles legt.

„Die Glücklichen“ ist der Debütroman von Kristine Bilkau und er ist absolut gelungen. Die Sprache trägt die Geschichte. Es ist eine Geschichte, wie es sie viele gibt, wie ich sie aber noch nicht so ausformuliert gelesen habe.

Es wird immer abwechselnd die Geschichte aus Isabells Sicht und dann wieder aus Georgs Sicht erzählt. Isabell, die sich um alles und jeden und vor allem um Matti Sorgen macht, die versucht, ihr Zittern allein unter Kontrolle zu bekommen. Georg, der immer um Vernunft bemüht ist, sich auch noch um seine Mutter kümmert und ist sich zerreibt. Seine Ablenkung sind Immobilienportale im Internet, wo er sich Häuser anschaut und dabei überlegt, wie es wäre dort zu leben.

Man spürt als Leser:in, wie die sich die Leichtigkeit langsam aus der Beziehung schleicht und ein Unterton hineinkommt, der den anderen in Frage stellt.

Es ist mal wieder ein leises Buch, eines dieser Bücher, die ich so sehr mag. Es ist ein Buch, in dem die Personen die wahre Geschichte sind und nicht die Geschichte. Man erlebt die Entwicklung mit und fühlt mit, kann verstehen, warum sie auf ihn sauer ist und er auf sie. Die Autorin schlägt sich nicht auf eine Seite, es gibt nicht die gute oder die schlechte Figur und man spürt auch die Gefühle, die da sind, füreinander und natürlich für Matti.

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