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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2017

Skurrile Detektivgeschichte mit hohem Unterhaltungswert

Friesenschwindel
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Reent Reents hat sich nach einem Lottogewinn seinen Traum erfüllt und ist Detektiv geworden. Er hat sich in seine polnische Nachbarin verguckt und würde alles für sie tun. Daher nimmt er auch ihren Hund ...

Reent Reents hat sich nach einem Lottogewinn seinen Traum erfüllt und ist Detektiv geworden. Er hat sich in seine polnische Nachbarin verguckt und würde alles für sie tun. Daher nimmt er auch ihren Hund in Pflege obwohl er Hunde gar nicht mag. Als Marietta nicht wieder auftaucht, hat er seinen ersten eigenen Fall als Detektiv.
Reent Reents – so eigentümlich wie der Name so ist auch sein Träger. Der liebenswerte Detektiv stolpert durch die unterschiedlichsten Situationen und kommt mit Hilfe seiner „inneren“ Stimme trotzdem der Lösung des Falls immer näher.
Mit dem Protagonisten hat Olaf Büttner einen sehr speziellen Charakter geschaffen und genau wie dieser ist der Schreibstil ebenfalls besonders. Mir hat sowohl der überforderte, aber sehr liebenswerte Reent als auch der Schreibstil gefallen. Er ist sehr bildhaft, wobei sich die Vergleiche meist auf die friesische Natur oder Mentalität beziehen, und durchsetzt mit friesischem Humor.
Eine weitere Besonderheit ist die hilfreiche „innere“ Stimme. Bis zum Schluss lässt der Autor den Leser im Ungewissen was es mit dieser Stimme auf sich hat. Ich habe mir hierzu zwar meine Meinung gebildet, werde aber nichts dazu sagen; das muss jeder für sich entscheiden.
Mich haben lediglich einige zu ausschweifende Gedankengänge gestört, aber ansonsten hat mich die Geschichte sehr gut unterhalten und ich hoffe auf weitere Fälle mit Reent Reents. Insgesamt vergebe ich gerne 4 wohlverdiente Sterne.

Veröffentlicht am 08.05.2017

Wunsch und Wirklichkeit kommen nicht immer zusammen

Das geträumte Land
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Jende Jonga hat es mit Hilfe seines Cousins geschafft, seine Heimat Kamerun zu verlassen und nach New York zu kommen. Er arbeitet hart und lebt sparsam, trotzdem dauert es 1 ½ Jahre bis er seine Frau Neni ...

Jende Jonga hat es mit Hilfe seines Cousins geschafft, seine Heimat Kamerun zu verlassen und nach New York zu kommen. Er arbeitet hart und lebt sparsam, trotzdem dauert es 1 ½ Jahre bis er seine Frau Neni und seinen Sohn Liomel nachholen kann. Dann hat Jende Glück und bekommt den Job als Chauffeur bei Clark Edwards, der eine gehobene Position bei Lehman Brothers innehat. Alles könnte gut sein, wenn Jende sich nicht um seine Greencard sorgen müsste, denn bisher hat er nur eine Arbeitserlaubnis und Neni ein Studentenvisum.
Gegensätzlicher könnten die beiden Familien nicht sein; die Edwards sind reich, wohnen großzügig, haben ein Sommerhaus und Dienstboten, gehören zur High Society in New York, leben in gesicherten Verhältnissen und daneben die Jongas, sie kommen aus ärmlichen Verhältnissen in Kamerun, leben in einer kleinen mit Kakerlaken verseuchten Wohnung und sehen einer ungewissen Zukunft entgegen solange sie keine endgültigen Papiere haben.
Jende ist mir mit seiner freundlichen und offenen Art direkt ans Herz gewachsen auch wenn er sich aufgrund der Umstände im Verlauf der Zeit verändert und ich nicht alles gut heißen kann was er macht. Eine Veränderung ist auch bei den anderen Protagonisten aufgrund der Ereignisse sichtbar. Diese Veränderungen machen die Charaktere so authentisch. Das Ende hat mich dann doch überraschen können, denn so hatte ich es nicht erwartet, aber es passt.
Gut gefallen haben mir die Einblicke in den kameruner Alltag und die eingeflochtenen Sätze in der Landessprache. Der Erzählstil ist toll und lässt sich sehr flüssig lesen.
Imbolo Mbue greift sozialkritische und aktuelle Themen wie Auswanderung oder die Lehmann-Pleite auf und hat sie in ihrem Debütroman wunderbar verarbeitet. Ein wirklich lesenswertes Buch!

Veröffentlicht am 05.05.2017

Der etwas andere Reiseführer

Wien abseits der Pfade Band II
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Für seine Spaziergänge/Wanderungen hat sich Georg Renöckl sieben Bezirke Wiens ausgesucht. Jedes Kapitel beginnt mit einem kleinen Kartenausschnitt, in dem die verschiedenen Sehenswürdigkeiten gekennzeichnet ...

Für seine Spaziergänge/Wanderungen hat sich Georg Renöckl sieben Bezirke Wiens ausgesucht. Jedes Kapitel beginnt mit einem kleinen Kartenausschnitt, in dem die verschiedenen Sehenswürdigkeiten gekennzeichnet sind. Dadurch hat man vor dem Start einen guten Überblick wohin es gehen wird. Am Ende des Kapitels werden die besonderen Orte noch einmal aufgelistet und kurz charakterisiert. Als besonderes Highlight bekommt der Leser noch spezielle Rezepte von unterwegs zu bekommenden Köstlichkeiten.
Mir haben diese Spaziergänge durch Wien richtig gut gefallen. Man bekommt hier nicht die touristischen Sehenswürdigkeiten vorgesetzt sondern erhält ein authentischeres Bild der Stadt und seiner Bevölkerung. Ich bezweifele, dass ich ohne dieses Büchlein jemals etwas über einen Schneckenzüchter erfahren hätte, wüsste was eine Bassena ist oder einen der letzten Klavierbauer Wiens kennen gelernt hätte.
Der Leser bekommt hier keine trockene Aufzählung sondern in einem sehr ansprechenden Schreibstil erzählt der Autor aus vergangenen und gegenwärtigen Zeiten über Stadtgeschichte, Gebäude, Personen, Kulinarisches und, und, und …..
Sicher wird man bei seinem ersten Wien-Besuch auch die bekannten Sehenswürdigkeiten besuchen wollen, aber bei einem längeren oder wiederholten Aufenthalt in der Hauptstadt Österreichs sollte man ruhig mal abseits der ausgetretenen Pfade einen der hier vorgestellten Weg gehen. M. E. ist für jeden Geschmack was dabei. Bei mir steht Wien schon länger auf der Wunschliste und ich bin ziemlich sicher, dass ich dann auch den ein oder anderen hier beschriebenen Spaziergang machen werde.

Veröffentlicht am 24.04.2017

Eine eher ruhige und gefühlvolle Geschichte

Die zwei Leben der Florence Grace
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Florrie, die schon früh ihre Eltern verloren hat, führt mit ihrer Großmutter ein hartes und entbehrungsreiches Leben in Cornwall. Sie ist sehr naturverbunden und liebt das Moor über alles. Als ihre Großmutter ...

Florrie, die schon früh ihre Eltern verloren hat, führt mit ihrer Großmutter ein hartes und entbehrungsreiches Leben in Cornwall. Sie ist sehr naturverbunden und liebt das Moor über alles. Als ihre Großmutter stirbt, kommt sie zu ihrer reichen aber bis dato unbekannten Familie nach London, die sie nicht gerade bereitwillig aufnimmt.
Es ist interessant zu beobachten wie si
ch Florrie nach und nach in Florence verwandelt. Findet sie zu Beginn noch, dass ihre neue Familie von allem zu viel hat – zu viel Essen, zu viel Kleidung – gewöhnt sie sich nach und nach daran und übernimmt den Lebensstil weitestgehend. Während der ganzen Zeit verlässt sie jedoch die Sehnsucht nach ihrer Heimat mit den weiten Mooren nicht.

Die Person der Florrie ist sehr gut dargestellt. Ihre innerliche Zerrissenheit zwischen Heimweh, Loyalität und Pflichtgefühl zur Familie; Sehnsucht und Heimlichtuerei bis zur Lüge was ihre große Liebe angeht, ist durchweg fühlbar.

Die übrigen Charaktere sind ebenfalls sehr authentisch in ihrem Tun und Handeln. Die bildhafte Beschreibung lassen die Lebensumstände im 19. Jahrhundert lebendig werden.

Erzählt wird aus Sicht von Florrie in einem angenehmen und gut zu lesenden Schreibstil.

Meiner Meinung nach setzt das Cover den Inhalt der Geschichte sehr gut um. Auf der Vorderseite sieht man die Toreinfahrt mit Florence im Vordergrund und den prachtvollen Familiensitz im leichten Dunst im Hintergrund. Auf der Rückseite ist nur noch die Toreinfahrt zu sehen.

Mir hat es trotz einiger kleiner Längen im Verlauf der Geschichte gut gefallen. Besonders das Ende, das aufzeigt wie wenig an materiellen Gütern man wirklich zum Glücklichsein benötigt, fand ich sehr gelungen.

Veröffentlicht am 21.04.2017

Geheimdienste mischen in der Kunstszene mit

Der Raub
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Gabriel Allon ist in seinem geliebten Venedig und restauriert ein Altarbild als die italienische Polizei seine Hilfe einfordert. Am Comer See wurde ein Kunstsammler brutal ermordet. Er nimmt diesen Auftrag ...

Gabriel Allon ist in seinem geliebten Venedig und restauriert ein Altarbild als die italienische Polizei seine Hilfe einfordert. Am Comer See wurde ein Kunstsammler brutal ermordet. Er nimmt diesen Auftrag nur an, weil sein langjähriger Freund Isherwood als Hauptverdächtiger gilt.

In seinem zweiten „Beruf“ als israelischer Geheimagent wandelt sich Allon vom liebevollen Ehemann und kunstbegeistertem Restaurator in einen knallharten und mit allen Wassern gewaschenen Agenten, der auch vor unlauteren Machenschaften nicht zurückschreckt.

In diesem 14. Band der Reihe erhält der Leser sehr viele Informationen aus der Kunstszene. Es geht um bekannte Maler und ihre Bilder, um Sammler und Fälscher. Hier hat der Autor sehr gut recherchiert.
Bei der Lösung des Falls nutzt Allon sein über die Jahre gestricktes Netzwerk und wir bewegen uns wie auch schon in anderen Bänden dieser Reihe quer durch Europa. Er entwickelt einen ausgeklügelten Plan, um ein seit langem verschwundenes Gemälde aufzutreiben. Als die Spuren zur syrischen Herrscherfamilie führen wird die Geschichte zunehmend politischer.

Insgesamt eine spannende und gut konstruierte Geschichte, die durch einige zu langatmige Beschreibungen zwischendurch aber Längen aufweist. Außerdem fordern die zahlreich mitwirkenden Personen und ihre Verflechtungen höchste Konzentration des Lesers, damit der Überblick nicht verloren geht.

Der gut lesbare und fesselnde Schreibstil hat es mir angetan. Die Charaktere sind entsprechend ihrer Rolle sehr gut ausgearbeitet und kommen authentisch rüber.

Bei der Bewertung schwankte ich zwischen 3 und 4 Sternen; aufgrund des sehr spannenden letzten Teils habe ich mich für 4 Sterne entschieden.