Cover-Bild Das giftige Glück
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11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Haymon Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 21.12.2021
  • ISBN: 9783709939680
Gudrun Lerchbaum

Das giftige Glück

Roman
Eine Stadt in gespenstischer Ekstase.

Etwas Leuchtendes liegt in der Luft. Befällt Pflanzen. Und Menschen. Ist überall.
Angenommen, der Rausch deines Lebens, die pure Euphorie wächst frei zugänglich im Park um die Ecke. Der einzige Haken dieser Substanz: Du kannst sie nur ein einziges Mal genießen. Denn sie ist hochgiftig und ohne Ausnahme tödlich. Auch wenn der Tod, den sie verspricht, süßer denn je ist. Was würdest du tun? Zugreifen? Oder widerstehen?
Als ein bis dahin unbekannter Pilz den Bärlauch rund um Wien befällt, steigt die Zahl der Todesfälle rasant an. Denn wie in jedem Frühling dominiert das Kraut nicht nur die Speisekarten vieler Lokale, sondern auch die Wälder der Stadt, die – aller Verbote zum Trotz – gestürmt werden. Versehentliche Vergiftungen werden bald zu praktischen Beseitigungen von lästigen Langzeitfeind*innen, auch die Partyszene der Stadt entdeckt Viennese Weed für sich. Und die befallene Pflanze bietet eine weitere für viele verlockende Möglichkeit: die Trostlosigkeit des Lebens zu beenden. Selbstbestimmt, friedlich und ohne einer anderen Person Schaden zuzufügen.

Ein Waldspaziergang der Verzweifelten
Nach einem Gefängnisaufenthalt versucht Kiki, zurück in ein geregeltes Leben zu finden. Als ihre unheilbar kranke Freundin Olga rund um die Uhr Pflege benötigt, zieht sie zu ihr und kümmert sich aufopfernd. Das neuartige Viennese Weed ist für Olga eine Möglichkeit zur Flucht, die sie ergreifen möchte. Für Kiki ein Albtraum, dem sie nicht entkommen kann. Dennoch ist sie bereit, für ihre Freundin die tödlichen Blätter zu beschaffen, auch wenn sie weiß, dass das für sie den ultimativen Abschied von Olga bedeuten kann.
Auch die dreizehnjährige Jasse treibt es in den Wald. Aus Wut, Trauer und Verzweiflung möchte sie ihrem Leben ein Ende setzen. Als plötzlich Aufseher auftauchen, fliehen Kiki und Jasse zusammen – und knüpfen eine vorsichtige Verbindung, eine Freundschaft, die sich aus Unglück speist. Das hält Jasse allerdings nicht davon ab, den Bärlauch, den sie gesammelt hat, zum Einsatz zu bringen – allerdings nicht an sich selbst …
Während Jasse mit ihrem Gewissen kämpft, breitet sich der Bärlauch-Befall immer weiter aus, dominiert die internationalen Medien, befeuert neue Verschwörungstheorien.

Viennese Weed ist Ausweg, Waffe und Droge zugleich. Bedeutet aber auch: eine Wahl haben, selbstbestimmt leben und sterben dürfen.
Gudrun Lerchbaum blickt mit viel Einfühlungsvermögen in die Gedankenwelt von Menschen, die unheilbar krank, von denen, die voller Verzweiflung sind, einen Ausweg suchen. Sie kratzt an einem Tabu, bringt den sonst oft verdrängten Tod in die Mitte der Gesellschaft und stellt unangenehme Fragen: Gehört zu einem selbstbestimmten Leben nicht auch ein selbstbestimmtes Sterben? Was passiert mit uns, wenn es plötzlich eine friedliche, einfache Möglichkeit dazu gibt? Und was tun wir, wenn die Menschen, die wir am meisten lieben, sich dazu entschlossen haben?
Sie zeigt, wie die Nähe des Todes das Menschlichste in uns hervorbringt – und dass stark sein nicht immer bedeuten muss, das Unerträgliche zu ertragen.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2022

Ein anspruchsvoller Krimi

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Gudrun Lerchbaum ist eine Meisterin des dystopischen Krimis. Wie schon in „Lügenland“ beschwört sie auch hier in „Das giftige Glück“ eine verstörende Welt herauf. Einige Begebenheiten fühlen sich gar nicht ...

Gudrun Lerchbaum ist eine Meisterin des dystopischen Krimis. Wie schon in „Lügenland“ beschwört sie auch hier in „Das giftige Glück“ eine verstörende Welt herauf. Einige Begebenheiten fühlen sich gar nicht so fremd an.

Worum geht’s also?

In einem Wien der nicht allzu fernen Zukunft sorgt ein Pilz dafür, dass der echte Bärlauch (botanischer Name Allium Ursinum), wenn er gegessen wird, ebenso zum Tode führt wie seine tödlichen Zwillinge Maiglöckchen und Herbstzeitlose. Die preisgünstige Art, seinem Leben ein Ende zu bereiten, lässt Menschen, die des Lebens überdrüssig sind, in Wiens Wälder ausschwärmen und die giftige Pflanze pflücken. Allerdings ruft der vergiftete Bärlauch auch potenzielle Mörder auf den Plan ...

Mitten in diesem Hype befinden sich die 13-jährige Jasse, die allein und orientierungslos bei ihrem Vater lebt und ihrer verschwundenen Mutter nachtrauert, Olga, die an MS leidet und Kiki, einer verurteilten Straftäterin, die Olga pflegt. Olga, des Leidens überdrüssig, bekniet Kiki, ihr das Kraut zu besorgen. Kiki hingegen sträubt sich, denn wenn Olga nicht mehr ist, hat sie weder Wohnung noch Einkommen. Was wird Kiki also tun? Noch bevor sie eine Entscheidung treffen kann, werden sie und Jasse in einen Mord verwickelt.

Meine Meinung:

Wie eben auch in „Lügenland“ sprengt die Autorin die strengen Genregrenzen und beschert ihren Lesern einen Krimi, der gleichzeitig ein Gesellschaftsroman ist. Er hält uns einen Spiegel vor Augen, wie wir mit dem Tod umgehen, vor. Vor allem im Lichte der aktuellen Diskussion um die „assistierte Sterbehilfe“ (Sterbeverfügungsgesetz) in Österreich ist dieser Roman lesenswert.

Die Figuren haben alle ihre Ecken und Kanten, manche sind stark, andere sind schwach wie Jasses Vater.

Aus der Hoffnungslosigkeit der drei Frauen entwickelt sich eine Freundschaft und eine Geschichte über den Sinn des Lebens, den die drei, jeweils auf unterschiedliche Weise für sich selbst wiederfinden.


Fazit:

Die Lektüre ist gleichzeitig anspruchsvoll wie unterhaltsam. Das liegt zum einem an den philosophischen Fragen und zum anderen an den Figuren, die durchaus mit Humor präsentiert werden. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 30.01.2022

Glücklich sterben

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Es ist Bärlausaison, in den Wäldern und Parks rund um Wien stehen ganze Felder des grünen Krauts und ziehen Sammler an. Plötzlich kommt es zu einigen unerklärlichen Todesfällen. Personen, die Bärlauch ...

Es ist Bärlausaison, in den Wäldern und Parks rund um Wien stehen ganze Felder des grünen Krauts und ziehen Sammler an. Plötzlich kommt es zu einigen unerklärlichen Todesfällen. Personen, die Bärlauch gegessen haben sterben, glücklich zwar und anscheinend ohne Schmerzen, aber sie sterben. Statt das Kraut nun zu meiden, wird es für viele Verzweifelte zum vermeintlichen Rettungsanker.

In dieses Szenario setzt die Autorin ihre Figuren. Kiki, die ihre an MS erkrankte zynische Freundin Olga pflegt und Jasse, die gerade mit dem Weggang ihrer Mutter klarkommen muss und der daraus resultierenden Hilflosigkeit ihres Vaters. Die Figuren sind allesamt speziell, schleppen viel Ballast mit sich herum und ihre Interaktion ist konfliktbehaftet. Das schafft eine ganz besondere Atmosphäre, die anscheinend nur einen Ausweg zulässt. Leider fehlt den Figuren etwas an Substanz. Gerade bei der dreizehnjährigen Jasse wird dies deutlich, oft erklärt sich ihr radikales Verhalten nur schwer.

Das Buch ist sehr vielschichtig aufgebaut und vereint verschiedene Genre miteinander. Zeitweise war ich etwas unschlüssig, wohin die Autorin mich mitnehmen möchte. Die Geschichte zeigt eindeutig Krimielemente, ist Gesellschaftskritik und in gewisser Weise auch eine dystopische Zukunftsversion und hat auch ein bisschen was von einer Tragikkomödie mit abgrundtief schwarzem Humor. Im Grunde ist das aber auch ganz egal, denn auch ohne in eine Schublade zu passen, bringt einen das Buch zum Nachdenken.

Wir Alle werden sterben, diese unausweichliche Tatsache steht fest, seit dem Tag unserer Geburt. Die meisten von uns haben keine Angst vor dem Tod an sich, sondern eher vor dem Wie. Hier setzt die Autorin an. Was würden wir tun, würde die Natur uns hier einen schmerzfreien Ausweg aufzeigen? Eigentlich doch eine beruhigende Vorstellung, man hätte da sein "Notfallkit" Zuhause und würde, im Fall des Falles, Tag und Uhrzeit selbst bestimmen und glücklich aus dem Leben scheiden. Verlockender Gedanke, oder nicht?

Ein interessantes Gedankenspiel mit ernstem Hintergrund, gerade angesichts der Diskussion um Patientenverfügungen, lebensverlängernde Maßnahmen, selbstbestimmtes Sterben und Sterbehilfe.

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Veröffentlicht am 10.01.2022

Ein glücklicher Tod

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Was wäre wenn ... eine Bärlauchmutation garantieren würde, schnell, glücklich und ohne Nebenwirkungen zu sterben? Würde eine Welle von Suiziden folgen? Von begleiteten Selbstmorden? Würde man selbst entscheiden ...

Was wäre wenn ... eine Bärlauchmutation garantieren würde, schnell, glücklich und ohne Nebenwirkungen zu sterben? Würde eine Welle von Suiziden folgen? Von begleiteten Selbstmorden? Würde man selbst entscheiden können, ob man gehen möchte? Ist es leichter, jemanden zu ermorden?
Da wäre Olga mit ihrer unheilbaren MS. Kiki, ihre Assistentin mit Knastvergangenheit und Jasse, deren Mutter abgehauen ist. Könnte das Kraut ihr Schicksal ändern?
Oder ist der pilzbefallene, tödliche Bärlauch nur eine neue biologische Waffe, um Konzernen mehr Macht zu geben oder Regierungen zu helfen, die Bevölkerung zu manipulieren?
Gudrun Lerchbaum zeichnet ihre Protagonisten realistisch und gut vorstellbar. Ihre Schicksale sind glaubhaft. Leider bezieht sie unglaublich viele Fernsehinterviews mit langatmigen Monologen oder Diskussionen bzw. Artikel sogenannter Experten ein. Die Handlung ufert aus, nimmt ungeahnte Ausmaße an.
Dieser dystopisch anmutende fiktionale Roman ist ein interessantes Gedankenspiel und düstere Vision aus dem Haymoon Verlag.

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Veröffentlicht am 18.11.2021

Selbstbestimmtes Sterben oder Mord? Du hast die Wahl...

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Wien ist im Aufruhr - der eigentlich sehr gesunde Bärlauch ist mit Pilzen konterminiert und führt damit nun zu einem glücklichen Tod. Die Lösung für zahlreiche Sterbenskranke und Lebensmüde? In Massen ...

Wien ist im Aufruhr - der eigentlich sehr gesunde Bärlauch ist mit Pilzen konterminiert und führt damit nun zu einem glücklichen Tod. Die Lösung für zahlreiche Sterbenskranke und Lebensmüde? In Massen pilgern die Menschen in den Wald, um das Kraut zu horden.
Vor allem das tolle Cover hat mich bei diesem Buch sehr angesprochen und auch überwiegend aufgrund dessen, habe ich mich entschlossen dieses zu lesen. Die Story versprach zwar einige interessante Aspekte, jedoch war für mich die Zusammenfassung auf der Rückseite eher weniger ausschlaggebend.
Nachdem ich das Buch ausgelesen habe, lässt es mich eher ratlos zurück. Der von der Autorin gewünschte Aspekt über das selbstbestimmte Leben und Sterben hinterlässt bei mir einen bitteren Beigeschmack. Das jeder anfänglich Zugriff auf die Pflanze hat, ermöglicht ganz leicht die Nutzung zu negativen, kriminellen Zwecken (Erpressung/Mord).
Auch bleiben viele Handlungen der Protagonisten letztendlich ohne Auflösung - vielmehr kann/soll sich der Leser seinen Teil denken.
Für mich, auch wenn mit guter Absicht erdacht, eher ein verstörendes Buch. Am besten hat mir daran das Cover gefallen

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