Unausgegorene Storyline, unsympathische Akteure und eine TSTL Heldin vergällen einen leider das Buch. Für mich eine Leseenttäuschung
Die erste FrauHannah arbeitet in einer Kunstgalerie. Bereits seit einiger Zeit wird diese beinahe täglich von einem attraktiven Mann frequentiert, der einen Hang zu, wie Hannah findet, geschmacklosen Kunstwerken hegt, ...
Hannah arbeitet in einer Kunstgalerie. Bereits seit einiger Zeit wird diese beinahe täglich von einem attraktiven Mann frequentiert, der einen Hang zu, wie Hannah findet, geschmacklosen Kunstwerken hegt, weil dessen Künstler Gewalt und Fesselungsphantasien favorisiert in seinen Werken. Doch Thomas, so heißt der Kunde und einer der Freunde von Hannahs Chef, entpuppt sich, während eines Gesprächs, als ausgesprochen sympathischer Zeitgenosse. Und so verliebt sich Hannah Hals über Kopf in den reichen Geschäftsmann, der zusammen mit seinem kleinen Sohn Ben am Bodensee lebt.
Hannah lässt sich daher auch nicht zweimal bitten, als Thomas ihr vorschlägt zu ihm zu ziehen. So bricht sie alle Zelte hinter sich ab und lässt sich auf das Abenteuer Bodensee ein.
Dort folgt das böse Erwachen, denn ihr neuer Freund ist ein absoluter Workaholic und will kein Wort über seine erste Frau Katharina verlieren, die bereits seit über zwei Jahren als vermisst gilt. Zwar stellte die Polizei damals einige Ermittlungen an, doch führten diese ins Nichts. Ben hat das plötzliche Verschwinden der Mutter dermaßen traumatisiert, dass er seitdem verstummt ist.
Hannah findet die Stimmung in ihrem neuen Zuhause mehr als bedrückend. Dazu verhält sich Rahel das Kindermädchen der Familie seltsam, was Hannah ins Grübeln bringt. Sie beschließt auf eigene Faust Nachforschungen zu betreiben, weil sie weiß, dass sie erst glücklich sein kann mit Thomas, wenn sie erfährt, was wirklich mit Katharina geschah…
„Die erste Frau“, ein Thriller der Autorin Rebecca Russ erzählt die Geschichte einer jungen, frisch verliebten Frau. Zugegeben, die Liebe lässt Menschen durchaus auch einmal unvernünftige Dinge tun, doch was die Romanheldin in ihrer Geschichte alles Dummes anstellt, mag man als Leser nicht fassen.
Da wäre einmal die kurze Zeit des Zusammenseins. Knapp zwei Monate kennt sich das Heldenpaar, als Hannah beschließt, zu Thomas zu ziehen und ihren Job zu kündigen. Sich also ihrer großen Liebe ganz und gar „auszuliefern“, obwohl sie Thomas noch gar nicht wirklich kennt. Zwar versucht sie alles, um mit den neuen Menschen, die sie in ihrem neuen Zuhause kennen lernt, warm zu werden, doch die Art und Weise wie sie das anstellt, wie naiv sie agiert und vor allem, wie egoistisch dieses Tun auf den Leser wirkt, ist ein Punkt, den meiner Meinung nach, die Autorin leider nicht bedacht hat. Denn zumindest möchte man doch beim Lesen hoffen und bangen, was das Schicksal der Heldin oder des Helden angeht, was aber nur möglich ist, wenn diese einem in irgendeiner Hinsicht sympathisch sind oder anderweitig interessant wirken.
Weder Hannah noch Thomas sind jedoch Romanfiguren, die das vermögen. Stattdessen wirken sie wie schablonenhaft gezeichnete Akteure, denen jegliche Wärme abzugehen scheint. Nicht nur das Haus strahlt eine unterkühlte Atmosphäre aus, auch die Beziehung zwischen dem Heldenpaar, ihr gegenseitiges Miteinander wirkt klinisch steril und man kann ihre angebliche Liebe füreinander so gar nicht nachvollziehen.
Vor allem aber erschloss es sich mir nicht, wieso sich Hannah in einen solchen Mann überhaupt verlieben konnte, bzw. es im Vorfeld noch nicht einmal in Betracht zog, womöglich mit einem Mörder zusammen zu sein. Ihre Ermittlungsversuche wirken stümperhaft, undurchdacht und die überflüssige Aktion mit dem Riesenrad, wo sie auch noch eine unschuldige Person hineinzieht, brachte das Fass dann zum Überlaufen.
Die Auflösung des Ganzen kann zwar mit diversen Überraschungsmomenten aufwarten, doch hatte ich das Interesse an der Story da eigentlich schon verloren.
Für den angenehmen, flüssigen Schreibstil an sich vergebe ich einen Punkt, für Storyline, Charakterzeichnung und Atmosphäre kann ich aber leider keinerlei weitere vergeben.