Profilbild von kayla

kayla

Lesejury Star
offline

kayla ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kayla über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2022

Lawinengefahr

Das Chalet
0

Das „Mädchen für alles“ Erin und der Koch Danny jobben in den französischen Alpen als Angestellte im Tourismussektor. Ein bewirtschaftetes Luxus – Chalet in Perce – Neige ist ihr Arbeitsplatz.
Als sich ...

Das „Mädchen für alles“ Erin und der Koch Danny jobben in den französischen Alpen als Angestellte im Tourismussektor. Ein bewirtschaftetes Luxus – Chalet in Perce – Neige ist ihr Arbeitsplatz.
Als sich eine Gruppe von Tech – Hipstern ankündigt, verhalten sich die beiden professionell, obwohl die Mitarbeiter des Start – Ups nicht unkompliziert sind. Die meisten der acht Gäste sind privilegierte Upper – Class – Sprösslinge. Natürlich lernten sich der Gründer der Streaming App „Snoop“ (eine Art Spotify-Verschnitt mit Echtzeitbonus) und sein engster Mitarbeiter in einem englischen Internat kennen. Auch Erin und Danny stammen aus Großbritannien, der Gourmetkoch hat gar eine Sozialbau-Vergangenheit (Franzosen kommen nur am Rande vor, das fand ich ein wenig seltsam). Es gibt den Computernerd, die Diva mit asiatischen Wurzeln, ein Ex-Model, eine Yoga – Anhängerin. Einzig die Ex-Angestellte Liz fällt bei diesem Betriebsausflug aus dem Rahmen – sie hat nicht den richtigen „Stallgeruch“, ist verhuscht und scheinbar sozial inkompetent. Das große Geld und eine drohende Übernahme machen das trügerische Firmenidyll bald zunichte. Bei einem Lawinenunglück verschwindet ein Gast aus der Truppe und bald gibt es einen Toten im „Chalet“. Doch es soll nicht bei einer Leiche bleiben…
Ruth Wares Geschichte ist durchweg spannend und unterhaltsam, es gibt alternierende Erzählperspektiven, der Stil der Autorin ist nicht übel. Der Einsatz von social media Komponenten ist gelungen, er passt gut zum plot, wobei die Followerzahl eigentlich fast schon wieder „out“ ist. Die frostige Atmosphäre gefiel mir gut, da ich den Krimi im Winter gelesen habe, auch der kammerspielartige Erzählrahmen hat sich im Genre bewährt. Nicht glücklich war ich jedoch mit der Charakterisierung der Personen. Die Figurenzeichnung ist schablonenhaft und stereotyp. Scheinbar skrupellose Rich Kids treffen auf ein schlaues, unterschätztes Mitglied (das, wie könnte es anders sein, eine traumatische Kindheit hatte) der Arbeiterklasse. Der erste Teil der Geschichte gefiel mir definitiv besser als der zweite Teil. Auch unter der Oberfläche brodelnde Konflikte sind nichts Neues.
Obwohl die story durchaus spannend ist, ist sie auch recht vorhersehbar. Ziemlich schnell ist klar, wer der Mörder ist (war das so intendiert?). Zum Psychogramm taugt der Krimi (Thrillerfeeling kommt nicht auf) leider auch nicht, zu fade sind die plot twists. Für meinen Geschmack gibt es zu viele „praktische“ Zufälle im Handlungsverlauf. Ein vergessener Schlüssel, ein Mensch mit einem untrüglichen Instinkt, etc. Die (küchen)psychologischen Erklärungsansätze sind zu flach und nach der eigentlichen Auflösung gibt es unnötiges Blabla, da die Nebenhandlungen zu dominieren scheinen. „Das Chalet“ ist okay für Zwischendurch, aber es mangelt dem Kriminalroman einfach an Raffinesse.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.01.2022

Am Puls der Zeit

Late Night
0

Nora Welling konnte mich mit ihrem New – Adult-Roman rund um Nuria und Luis begeistern. „Alles, was Du für mich bist“ gefiel mir richtig gut! Daher wollte ich unbedingt auch „Late Night – Unter Haien“ ...

Nora Welling konnte mich mit ihrem New – Adult-Roman rund um Nuria und Luis begeistern. „Alles, was Du für mich bist“ gefiel mir richtig gut! Daher wollte ich unbedingt auch „Late Night – Unter Haien“ lesen.

Worum geht’s?

Schauplatz Berlin:
Gemeinsam mit ihrem Freund Tobi hat die Informatikerin Louisa eine App entwickelt, welche Autisten bei der Kommunikation unterstützen soll. Doch Louisa benötigt dringend Investoren für das Start-Up, damit die Software in (Massen)Produktion gehen kann. Die schöne Programmiererin möchte unbedingt Menschen helfen, weil ihre Schwester Pauline Autistin ist – Louisa hat hautnah miterlebt, welche Steine Menschen mit Behinderung in den Weg gelegt werden. Gemeinsam mit Tobi möchte die junge Frau, die ihr Studium mit Auszeichnung abgeschlossen hat, ihr Produkt in einer Fernsehshow präsentieren. Doch außer dem smarten „Wunderkind“ Ruben Stephanski ist keiner der Juroren bereit, sich an den Kosten zu beteiligen. Kann Louisa dem schwerreichen Stephanski wirklich trauen, oder ist seine Rückkehr aus den USA nur ein kurzes Intermezzo?

Das Grundgerüst der Geschichte wurde ganz klar von der Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ inspiriert. Louisa als Figur erinnerte mich rein optisch an Amelie, die Protagonistin mit einem bestimmten Körperbau, die in „Alles, was Du mir versprichst“ dem Helden den Kopf verdreht.
Wie in der „Everything for you” – Reihe gibt es also auch in „Late Night“ eine blonde Hauptfigur. Ich hätte mir gewünscht, dass die Heldin in „Unter Haien“ anders angelegt ist. Im Gegensatz zu Amelie findet sie ihre Schönheit zwar eher hinderlich, manche Gedankengänge wiederholen sich aber auch. Ich hätte mir hier einfach mehr Abwechslung gewünscht. Wie in fast allen Romanen der Autorin geht es um Eigen – und Fremdwahrnehmung, und es gibt natürlich eine heiße Romanze. Sprachlich und stilistisch hätte ich mir aber mehr „Feinschliff“ und inhaltlich eine Straffung gewünscht – an „Alles, was Du für mich bist“ kommt „Unter Haien“ leider nicht ganz heran, aber es ist klasse, wie mühelos Nora Welling Menschen mit besonderen Bedürfnissen in ihre Geschichte integriert. Pauline ist für mich der heimliche Star der Erzählung!
Der Liebesroman ist am Puls der Zeit, da gesellschaftlich relevante Themen wie Leistungsdruck, Sexismus und mentale Gesundheit angesprochen werden. Insofern ist „Late Night – Unter Haien“ kein reiner Wohlfühlschmöker zum Träumen, stellenweise wird es dramatisch und düster. Eskapismus wird man in Nora Wellings Geschichten nicht finden, dieser Aspekt ist die große Stärke und gleichzeitig die größte Schwäche des Romans; die Liebesgeschichte und der Erzählstrang rund um Pauline hätten meines Erachtens mehr Raum einnehmen dürfen.

Von mir gibt’s dreieinhalb von insgesamt fünf möglichen Sternen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.11.2021

Postkartenidylle

Das kleine Chalet in der Schweiz
0

Als die Lebensmitteltechnikerin Mina Campbell ihrem Freund vor versammelter Mannschaft einen Heiratsantrag macht und ihr Liebster prompt ablehnt, fällt sie aus allen Wolken, da klar ist, dass ...

Als die Lebensmitteltechnikerin Mina Campbell ihrem Freund vor versammelter Mannschaft einen Heiratsantrag macht und ihr Liebster prompt ablehnt, fällt sie aus allen Wolken, da klar ist, dass ihre ehemals beste Freundin eine Affäre mit Minas Beau begonnen hat. Zu allem Überfluss landet der missglückte Antrag auch noch im Internet, Mina wird zur Lachnummer und auch beruflich geht es für die junge Frau bergab. Wie gut, dass Minas Patentante (und Chalet - Fee) Amelie in der Schweiz der rettende Anker ist, auch wenn sie nicht mehr in Basel wohnt! Kurzerhand reist die junge Frau in die Alpenrepublik, dort warten kulinarische Abenteuer auf den vom Pech verfolgten Wirbelwind (ihrem Exfreund war Mina zu spontan). Auch für die Liebe gibt es eine neue Chance…
„Das kleine Chalet in der Schweiz“ ist der sechste Band der „Romantic Escapes“-Reihe von Julie Caplin. ( Nicht alle Bände sind in’s Deutsche übersetzt worden, schade eigentlich).Es ist eine Wohlfühllektüre zum Entspannen, natürlich ist die Liebesgeschichte auch ein wenig vorhersehbar, dies hat mich jedoch nicht gestört. Ich hätte als Autorin die Erzählung jedoch ein wenig gestrafft, da es einige Längen im plot gibt. Ich hätte mir auch richtig „urige“ Schweizer in der Geschichte gewünscht; zwar gibt es süße Szenen, Après – Ski -Romantik (die Protagonistin mausert sich in Rekordzeit von der blutigen Anfängerin zur versierten Wintersportlerin), haufenweise Schweizer Schokolade, leckeres Fondue, Rösti und Raclettekäse, aber eben auch einen „Luke“ und keinen „typischen“ Urs. Ich war dennoch nicht gelangweilt, da meine Erwartungen nicht enttäuscht wurden. Es gab kein unnötiges Drama und keine absurden Wendungen, dies gefiel mir gut, da ich im Vorfeld auf der Suche nach einer leichten Lektüre war. Ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen, der Stil der Autorin Julie Caplin ist eingängig, aber nicht zu simpel für meinen Geschmack. „Das kleine Chalet in der Schweiz“ ist ein stimmungsvoller Schmöker, der den Leser oder die Leserin vom grauen Großbritannien in die schöne Schweiz führt. Die volle Ladung Postkartenidylle trifft auf eine Prise Landeskunde. Schön ist die kleine Karte im Buch. Die begeisterte Hobbyköchin Mina findet in der Schweiz sowohl ihr berufliches als auch ihr privates Glück. Ende gut, alles gut!


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.10.2021

Das Streben nach Glück

Schöne Welt, wo bist du
0

Sally Rooney studierte am Trinity College Politikwissenschaften & Literatur. Ist die 1991 geborene Autorin die „Stimme ihrer Generation“? Regelmäßig stürmt sie mit ihren Büchern die Bestsellerlisten. Mit ...

Sally Rooney studierte am Trinity College Politikwissenschaften & Literatur. Ist die 1991 geborene Autorin die „Stimme ihrer Generation“? Regelmäßig stürmt sie mit ihren Büchern die Bestsellerlisten. Mit „Schöne Welt, wo bist Du“ hat sie ihren dritten Roman vorgelegt.

Worum geht’s?

Vier junge Menschen stehen im Mittelpunkt der Erzählung. Die erfolgsverwöhnte Schriftstellerin Alice zieht sich nach einem Zusammenbruch auf’s Land zurück. Mit ihrer Freundin Eileen tauscht sie lange E-mails aus. Der Briefroman lässt grüßen! Eileen arbeitet auch in der Literaturbranche, sie ist jedoch nicht so erfolgreich wie Alice (die Frauen lernten sich während des Studiums kennen, die Figuren im Roman sind circa 30 Jahre alt); in der irischen Metropole versucht sie, über die Runden zu kommen. Auf Tinder lernt Alice den Lagerarbeiter Felix kennen. Er ist unglücklich mit seinem Job, doch die Miete will schließlich bezahlt sein. Eileen kreist um ihren (Ex)freund Simon.
Vordergründig passiert nicht viel im Roman, da er eher character- driven als plot- driven ist, wie man auf Englisch so schön sagt. Sex & Liebe wirken nicht unbedingt verbindend. Es geht um die Beziehung beziehungsweise Beziehungslosigkeit der Figuren zueinander, es geht um existenzielle Fragen und um soziale Ungerechtigkeit, die Figuren blicken pessimistisch in die Zukunft, einerseits steht ihnen die Welt offen, andererseits ist ihr Alltag bestimmt von Unsicherheit und Ungewissheit. Das Verhältnis der Generationen ist gestört, Eltern halten ihre Kinder für undankbar und egoistisch. Die Kinder leiden unter dem Desinteresse ihrer Erzeuger. Diese explosive Mischung führt zu Depressionen. Das Phänomen zieht sich durch alle Schichten, auch der eher bodenständige Felix ist nicht so robust, wie es scheint. Ein kluger Schachzug der Autorin, da psychische Krankheiten im Arbeitermilieu tabu sind und gerne mal als „Wehwehchen“ abgetan werden.
Sally Rooney verfügt über eine scharfe Beobachtungsgabe und manche Gedanken sind durchaus schlau, manchmal schrammt die Erzählung jedoch haarscharf am Banalen vorbei. Böse Zungen würden von Nabelschau und Wohlstandsproblemen sprechen. Stilistisch konnte mich der Roman absolut überzeugen, auch wenn ich den plot etwas gestrafft hätte; die Autorin verzichtet konsequent auf wörtliche Rede, dieses Stilmittel lässt die Geschichte frisch und modern erscheinen.
Insgesamt blieb der Roman aber leider hinter meinen Erwartungen zurück, da er auf mich wie eine Synthese aus Rooneys früheren Arbeiten wirkt, wobei sich das Alter der Protagonisten natürlich geändert hat. Während der Lektüre musste ich oft an Connell und Marianne aus „Normale Menschen“ denken, was per se nichts Schlechtes ist. Neu ist das Ganze aber nicht, und teilweise ist „Schöne Welt, wo bist Du“ eine recht deprimierende Angelegenheit & sicher keine Wohlfühllektüre, man muss in der richtigen Stimmung sein, um die Geschichte zu lesen; zum Glück gibt es einen Silberstreif am (Erzähl)Horizont.
„Schöne Welt, wo bist Du“ von Sally Rooney bewerte ich mit dreieinhalb von insgesamt fünf möglichen Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.07.2021

High School Musical?

Kate in Waiting
0

„In Wahrheit ist es nämlich so: Ohne Andy verknallt zu sein, ist sinnlos.“

„Kate in Waiting – Liebe ist (nicht) nur Theater“ ist ein witziger Liebesroman. Als Leser/in hat man das Gefühl, mittendrin statt ...

„In Wahrheit ist es nämlich so: Ohne Andy verknallt zu sein, ist sinnlos.“

„Kate in Waiting – Liebe ist (nicht) nur Theater“ ist ein witziger Liebesroman. Als Leser/in hat man das Gefühl, mittendrin statt nur dabei zu sein, da eine Ich-Erzählerin durch das Geschehen führt. Die Handlung ist in den USA angesiedelt.

Worum geht’s?

Anderson ist Kates bester Freund. Gemeinsam besuchen sie die Theater – AG an der Highschool, Musicals sind ihre Leidenschaft. Nie hätte Kate Garfield gedacht, dass sie einmal mit dem feinsinnigen Anderson streiten würde, als jedoch der Beau Matt Olson auftaucht, hängt der Haussegen schief: Sowohl Kate als auch Anderson (der laut Kate einen exzellenten Geschmack in allen Dingen hat) haben ein Auge auf den Jungschauspieler geworfen…
„Kate in Waiting“ ist typischer Jugendroman. Nerds vs. Sportler, Highschooldrama, Freund &Feind, wechselnde Allianzen: Diese Themen gehören zum Genre wie die Faust auf’s Auge. Neu ist der LGBTIA-Aspekt, der bewirkt, dass die Geschichte am Puls der Zeit ist. Die Figuren sind divers, die Handlung ist zwar abwechslungsreich, aber auch ein wenig vorhersehbar. Ich mochte die Sprache und den humorvollen Stil der Autorin. „Kate in Waiting – Liebe ist (nicht) nur Theater“ ist eine Erzählung, die sehr unterhaltsam ist, das Tempo erinnert an Netflix – Teenie – Dramen oder auch an die Serie „Glee“. Die Kapitelüberschriften („Ouvertüre“) passen perfekt zum Thema, die liebevolle Ausarbeitung durch Becky Albertalli (die Autorin war mir vor der Lektüre unbekannt) überzeugt. Die Figuren haben Ecken & Kanten, sie verhalten sich nicht immer logisch oder rational, als Leser/in kann man sich auf eine geballte Portion Drama gefasst machen, es gibt aber auch lustige Szenen: Teenager in Nöten! Wie die Geschichte endet, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Fazit: Dieses Jugendbuch ist für die Hauptzielgruppe genau das Richtige.
„Kate in Waiting – Liebe ist (nicht) nur Theater“ von Becky Albertalli ist ein Roman über das Erwachsenwerden, in welchem die Sorgen & Nöte von Teenagern mit sehr viel Empathie in den Mittelpunkt gerückt werden. Von mir gibt’s dreieinhalb von insgesamt fünf möglichen Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere