Flucht und Neuanfang
Das Haus am Deich – Fremde UferMir hat der Auftakt der neuen Saga von Regine Kölpin gut gefallen, er macht auf jeden Fall Lust auf mehr Nordsee.
Auf dem Cover sind zwei Frauen zu sehen, die auf einem Deich spazieren gehen, im Hintergrund ...
Mir hat der Auftakt der neuen Saga von Regine Kölpin gut gefallen, er macht auf jeden Fall Lust auf mehr Nordsee.
Auf dem Cover sind zwei Frauen zu sehen, die auf einem Deich spazieren gehen, im Hintergrund ist der Leuchtturm und die Nordsee zu sehen. Zeitlich lässt der Roman sich auf die Jahre 1947 bis 1950 eingrenzen. Der Klappentext umreist grob, worum es in dem Roman geht, wobei er die ganze Dramatik nicht abbildet.
Es geht um Flucht und Neuanfang, um Freundschaft und die Rolle der Frau Ende der 40er Jahre, um die Inflation und die Stellung der Vertriebenen in der Gesellschaft. Im Zentrum stehen die beiden 19-jährigen Frauen Frida und Erna, welche zusammen in Stettin das Konservatorium besucht haben. Auf der Flucht vor den Russen haben sich dann ihre Wege getrennt und erst nach einer ganzen Weile schaffen sie es wieder Kontakt zueinander aufzunehmen, wobei das Schicksal mit ihnen recht unterschiedlich verfahren ist. Sie beide suchen nicht nur ihre Rolle innerhalb der Familie, sondern auch in der Gesellschaft. Sie schließen Freundschaften, suchen nach einer Arbeit und machen erste Bekanntschaften mit Männern.
Der Roman wird größtenteils aus der Perspektive von Frida und Erna erzählt, einige Rückblenden erleichtern dem Leser das Verständnis. Die Zeitangaben helfen ebenso die zeitlichen Rahmen besser einschätzen zu können. Was mir sehr gut gefallen hat ist zum einen die Ausarbeitung der wenigen Personen, die dafür aber sehr überzeugend agieren. Zum anderen sind die Beschreibungen der damaligen Zeit der Autorin sehr gut gelungen. Was mich ein klein wenig gestört hat ist, dass wesentliche Ereignisse ausgelassen oder übersprungen werden, sodass man erst im Nachgang davon erfährt. Ebenso sind einige Zeitsprünge recht groß, sodass der Abstand zwischen den Ereignissen recht groß ist. Beschreibende Passagen und Dialoge halten sich gut die Waage, was dem Lesefluss zugutekommt. Sehr authentisch ist der norddeutsche Zungenschlag, den die Autorin gut in den Roman einbaut. Ein Personenregister, Dankesworte und ein Literaturverzeichnis runden den Roman ab.
Ein Roman für alle die gerne einen Ausflug an die Nordsee Ende der 40er Jahre unternehmen wollen und die gerne Familiensagas lesen.
Ein gelungener Auftakt mit kleinen Schwächen, der aber noch viel Potential für die weiteren zwei Bände bereithält. Ich bin sehr gespannt, ob der Mörder noch zur Rechenschaft gezogen wird. Mehr wird an dieser Stelle aber nicht verraten.