Profilbild von reni74

reni74

Lesejury Star
offline

reni74 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit reni74 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2022

Anderer Blickwinkel

Frauenfragen - Männer antworten
0

Es gibt sie, Fragen, die eben nur Frauen gestellt bekommen. Oft zielen diese Fragen unter die Gürtellinie, sind indiskret, teils von Sexismus geprägt, oder einfach total banal. Moderatorin und Journalistin ...

Es gibt sie, Fragen, die eben nur Frauen gestellt bekommen. Oft zielen diese Fragen unter die Gürtellinie, sind indiskret, teils von Sexismus geprägt, oder einfach total banal. Moderatorin und Journalistin Mari Lang trifft für ihren, in Coronazeiten entstandenen Podcast "Frauenfragen" verschiedene östereichische Promi-Männer und stellt ihnen Fragen, die sonst eben nur Frauen beantworten müssen. Ihre interessanten Gespräche hat sie zum Teil in diesem Buch aufgeschrieben.

Von den Promis kenne ich, zugegebenermaßen nur Richard Lugner, den Baulöwen, die Anderen sind in Deutschland wahrscheinlich eher weniger bekannt. Ich könnte mir das Format gut mit einigen deutschen Promis vorstellen. Die Autorin versteht es gut ihre Gespräche schriftlich wiederzugeben. Sie schreibt leicht, mit viel Humor, charakterisiert ihr Gegenüber treffend und macht auch keinen Hehl aus ihren Empfindungen während der Gespräche, auch wenn sie negativ waren. Die Treffen mit den Gesprächspartnern werden eingebetete in persönliche Alltagsbetrachtungen der Autorin, das macht sie mir sehr sympathisch. Die einzelnen Abschnitte sind oft zum Schmunzeln, manchmal aber auch einfach nur zum Kopfschütteln und zeigen teils generationsbedingte Ansichten der befragten Männer.

Das Buch enthält 11 Gespräche, zu Beginn gibt es den "Roten Teppich" mit ein paar Einstiegsfragen, sowie eine Grafik des Gesprächspartners. Zwischen den einzelnen Abschnitten kommen Frauen zu Wort und berichten von klassischen Frauenfragen, die ihnen gestellt wurden. Es gibt natürlich ein Nachwort der Autorin, eine Danksagung und am Ende wird jeder Gast noch einmal kurz vorgestellt. Das Buch enthält einige Fussnoten, die man auf den letzten Seiten erläutert bekommt.

Ein wirklich interssantes Buch, das mal einen ganz anderen Blickwinkel ermöglicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.01.2022

Das Leben geht weiter

Das Geschenk
0

Weihnachten steht vor der Tür und aus Mitleid hat Kathrin zugesagt zusammen mit dem verwitweten Klaus zu feiern. Er und seine verstorbene Frau waren gut mit Kathrin und ihrem Mann Peter befreundet und ...

Weihnachten steht vor der Tür und aus Mitleid hat Kathrin zugesagt zusammen mit dem verwitweten Klaus zu feiern. Er und seine verstorbene Frau waren gut mit Kathrin und ihrem Mann Peter befreundet und das gemeinsame Feiern war viele Jahre Tradition in den beiden Familien. Peter ist von der Vorstellung wenig angetan und bei der Ankunft gibt es dann direkt eine ziemliche Überraschung.

Das Geschenk ist keine gewöhnliche Weihnachtsgeschichte, wie der Titel vielleicht suggeriert. Vielmehr geht es in dem schmalen Büchlein um Freundschaft, Trauer, Verlust, die verschiedenen Sichtweisen von Personen auf das selbe Ereignis. Es geht um Vorurteile, um Traditionen, um das Bild, das man von einer Person hat, um eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber dieser und über das Unverständnis, wenn diese sich anders verhält, als es "angemessen" ist. Aber was ist angemessen und wer legt die Parameter dafür fest?

Die Autorin legt eine gut durchdachte Charakterstudie vor und kommt mit ihrer Beschreibung direkt auf den Punkt. Der Leser findet sich in den Figuren wieder und wird sicher die ein, oder andere Situation schon ähnlich erlebt haben. Der Stil des Buches ist dabei aber nicht oberlehrerhaft, die Geschichte wird leicht erzählt, ohne den Ernst zu nehmen, humorvoll, mit einem Augenzwinkern, ohne ins Lächerliche abzudriften.

Das Buch müsste jetzt nicht zwingend an Weihnachten spielen, aber das Setting bekommt so einen besonderen Rahmen. Der Zeitpunkt ist in sofern gut gewählt, da man ja gerade an Weihnachten gern alles perfekt haben will und das Bedürfnis nach " heiler Welt" irgendwie größer ist, was eben auch erhöhtes Konfliktpotenzial bietet.

Das Geschenk zeigt wieder einmal, das man eben nicht hinter die Fassade sehen kann. Selbst das idealste Paar hat seine Probleme, selbst in der perfektesten Familie läuft nicht immer alles glatt und auch innerhalb einer jahrelangen Freundschaft gibt es Dinge, von denen man nichts weiß.

Ein wirklich lesenswertes Buch mit viel Stoff zum Nachdenken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.11.2021

Wichtiges Buch

FRAUEN LITERATUR
0

Ich habe mir vor dieser Lektüre nie wirklich Gedanken darüber gemacht, ob schreibende Frauen anders behandelt, verlegt, oder rezensiert werden. Allein wenn ich allerdings an meine Schulzeit zurückdenke, ...

Ich habe mir vor dieser Lektüre nie wirklich Gedanken darüber gemacht, ob schreibende Frauen anders behandelt, verlegt, oder rezensiert werden. Allein wenn ich allerdings an meine Schulzeit zurückdenke, fallen mir sofort etliche männliche Autoren ein, die Pflichtlektüre waren, bei Autorinnen ist mir tatsächlich nur Christa Wolf eingefallen. Schon merkwürdig. Auch beim erinnern an den Schullesestoff meiner Kinder kommen die allgegenwärtigen Namen zu Tage, Goethe, Schiller, Heine, Mann und ein, oder zwei modernere Stoffe, aber auch hier, Frauen definitiv in der Minderheit.

Nicole Seifert zeigt mit diesem Buch eindringlich und fundiert, dass dies keine verschobene Wahrnehmung ist, sondern Realität. Früher schon und auch heute noch. Während bestimmte Werke aus männlicher Feder ohne Unterbrechung hoch gelobt werden und als wervolle Klassiker gelten, sind Werke von Frauen, obwohl zur Erscheinung genauso erfolgreich, in Vergessenheit geraten. Viele dieser wunderbaren Geschichten werden seit einigen Jahren "wiederentdeckt" und die Lektüre lohnt sich, damals wie heute, denn anders als von Männern oft behauptet , können Frauen weit mehr als nur Liebesromane.

Ich selber muss gestehen, dass auch ich in einigen Rezensionen oft explizit darauf hinweise, dass ich erstaunt darüber bin, dass die Worte von einer Frau stammen. Gerade bei Thrillern geht mir das oft so, dass ich denke - wow, so brutal schreibt eine Frau. Aber warum ist das eigentlich so? Weil auch ich, unterbewusst, einer Autorin nicht zutraue, so schreiben zu können? Alles Quatsch, wie ich schon mehrfach lesen durfte, aber diese Denkweise schein tief in uns verwurzelt, vielleicht sogar anerzogen. In meinem Bücherregal liegt die Frauenquote übrigens überdurchschnittlich hoch, gerade was mein Lieblingsgenre Krimi/Thriller anfeht. Hier haben Autorinnen bei mir eindeutig die Nase vorn. Auf meiner Liste abgebrochener Bücher finden sich dagegen fast gar keine Autorinnen. Ich wähle meine Bücher eh nicht nach dem Namen, sondern nach dem Inhalt aus.

Nach der Lektüre ist auf jeden Fall klar, dass sich gerade auch im schulischen Bereich etwas ändern muss, aber natürlich vorrangig bei Verlagen, Verlegern und besonders männlichen Kritikern. Denn wie gesagt, Frauenliteratur hat weit mehr zu bieten als Rezepte, Haushaltstipps und Romantik. Meine Leseliste ist nach diesem Buch um einige wirklich interessante Bücher gewachsen.

Ein Muss für alle Leser und Literaturbegeisterten, unabhängig davon, welchem Geschlecht, oder welcher sexuellen Orientierung man sich zugehörig fühlt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2021

Böser Wolf

Harzhunde
0

Ein Jäger wird Nachts von einem riesigen Tier angefallen, ein Schäfer entdeckt gerissene Schafe auf der Weide, treibt hier etwa ein Wolf sein Unwesen im Harz? Wolfsexpertin Maria ist vom Gegenteil überzeugt, ...

Ein Jäger wird Nachts von einem riesigen Tier angefallen, ein Schäfer entdeckt gerissene Schafe auf der Weide, treibt hier etwa ein Wolf sein Unwesen im Harz? Wolfsexpertin Maria ist vom Gegenteil überzeugt, auch noch, nachdem sie im Wald eine übel zugerichtete Leiche findet. Bald schon ist sie den Anfeindungen der Einheimischen ausgesetzt und bittet Privatdetektiv Stefan Blume um Hilfe, der zieht schnell beunruhigende Schlüsse und das seine eigene Vergangenheit ihn einzuholen droht, macht die Sache nicht gerade besser.

Harzhunde ist der zweite Krimi mit der Ermittlerfigur Stefan Blume. Ich habe das erste Buch nicht gelesen und habe es hier auch nicht vermisst. Die Geschichte steht gut für sich Allein und was man an Hintergründen aus Blumes mysteriöser Vergangenheit wissen muss, wird einem in gut eingestreuten Hinweisen präsentiert. Der Leser erfährt gerade so viel, wie für die Geschichte nötig ist, es bleibt genug im Dunkeln um Lust auf weitere Aufklärung in den nächsten Büchern zu machen. Ich denke das hat der Autor als roten Faden durch die Reihe geplant. Blume ist eine recht schwierige Hauptfigur und ich weiß nicht, ob ich ihn im wahren Leben mögen würde. Das wiederum macht ihn für mich als Leser natürlich sehr interessant. Die Geschichte spielt im Harz und beim Lesen bin ich ständig auf mir bekannte Orte gestoßen, auch das gefällt mir an diesem Krimi.

In seiner Story hat der Autor gleich mehrere Themen miteinander verbunden. Der Konflikt zwischen Landwirten und Tierschützern zum Thema Wolf ist nur eines davon. Den Titel des Buches kann man nach der Lektüre durchaus mehrdeutig verstehen.

Die Geschichte ist spannend geschrieben, als Leser folgt man gedanklich den Spuren, die Blume verfolgt und zieht so eigene Schlüsse. Eine Ahnung zum Mörder hatte ich relativ schnell, die Zusammenhänge haben sich aber erst nach und nach aufgerollt. Die Auflösung, lässt am Rande einige Fragen offen, die aber dem schon erwähnten roten Faden der Reihe zugeordnet werden können und somit später beantwortet werden. Ein gut geschriebener Krimi, ohne viel Schnickschnack, den man gut weglesen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.10.2021

Amüsanter Hobbydetektiv

Der Rabbi und der Kommissar: Du sollst nicht morden
0

Rabbi Silberbaum bekommt Besuch von einer älteren Dame aus seiner Gemeinde, sie erzählt ihm von ihren Eheproblemen und ihrem Entschluss zu ihrer Tochter nach Israel zu ziehen. Wenig später ist sie Tod, ...

Rabbi Silberbaum bekommt Besuch von einer älteren Dame aus seiner Gemeinde, sie erzählt ihm von ihren Eheproblemen und ihrem Entschluss zu ihrer Tochter nach Israel zu ziehen. Wenig später ist sie Tod, das Herz. Rabbi Silberbaum, leidenschaftlicher Krimileser, ist sich sicher, hier ist irgendwas nicht koscher.

Michel Bergmann hat schon in seiner Arbeit beim Film sein humoristisches Talent unter Beweis gestellt und auch dieser Krimi liest sich mit einem stetigen Schmunzeln im Gesicht, ohne ins absurde abzurutschen. Die Figuren sind teils liebenswert schrullig und haben ihre Eigenheiten, agieren dabei sehr harmonisch miteinander. Besonders die anfänglich unter keinem guten Stern stehende Beziehung zwischen dem Rabbi und Kommissar Berking entwickelt sich zu einem serienreifen Zusammenspiel. Der Grundstein für ein zukünftiges Dreamteam ist gelegt.

Der Autor stellt seinem Krimi mit einem Rabbi eine sehr besondere Ermittlerfigur voran. Der Leser bekommt so verschiedene Einblicke in die jüdische Lebensart. Auch hier ist manches mit einem Augenzwinkern zu sehen, wenn zb das Klischee der jüdischen Mama bedient wird, die ihrem Kind stets ein schlechtes Gewissen macht. Aber auch ernste Themen, wie die leider notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der jüdischen Gemeinde werden kurz angesprochen, ohne den Krimi zu einem Politikum zu machen, oder eine Diskussion über Antisemitismus in das Buch einzubringen.

Das Buch ist kurzweilig und spannend geschrieben, es liest sich in zwei Tagen flott weg. Vordergründig ist hier der Weg das Ziel, Täter und Motiv haben Rabbi und Leser schnell ermittelt, es geht also darum das Ganze zu beweisen. Hier wird es kurz ein ganz klein wenig langatmig, aber wirklich nur ein kurz.

Dem Autor ist hier ein toller Einstieg in eine geplante Reihe gelungen, mit seiner smarten sympatischen Hauptfigur hat das Buch Wiedererkennungswert. Der Krimi ist klassisch aufgebaut und mit genau der richtigen Dosis Humor gespickt, das wird sicher viele Fans finden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere