"Die Vertraute“ von Gilly MacMillan klang einfach so gut, dass ich es unbedingt lesen musste. Meine Erwartungen waren eigentlich quasi nicht vorhanden, weshalb ich mich umso mehr auf das Buch gefreut habe. Zudem ist es das erste Buch der Autorin für mich und ich war definitiv mehr als gespannt und neugierig darauf.
Der Schreibstil der Autorin empfand ich als sehr einnehmend und fesselnd.
Die Atmosphäre unglaublich schwer und drückend.
Ich weiß wirklich nicht, was dieses Buch an sich hatte, aber tatsächlich hatte ich unglaublich viel Spaß bei der Story und konnte es nur schwer aus der Hand legen.
Im Fokus steht Lucy, deren Perspektive wir auch erfahren. Dieser Umstand sollte sie mit Tiefe und Intensität ausstatten.
Aber tatsächlich hatte ich das Gefühl, sie nicht ein Stück zu kennen.
Gilly MacMillan hat hier eine sehr vielschichtige und überaus faszinierende Persönlichkeit erschaffen, deren Bann man immer mehr erliegt.
Ich konnte Lucy nur schwer widerstehen.
Dabei mochte ich sie nicht einmal.
Das klingt total verquer, aber sie hat mich nicht mehr losgelassen.
Im Laufe der Handlung erfährt man wahnsinnig viel über sie, aber gleichzeitig hat man das Gefühl, rein gar nichts über sie zu erfahren. Man fragt sich immer mehr, was mit Lucy eigentlich nicht stimmt.
Paranoia, Wahn, oder einfach nur zuviel unaufgearbeitete Dinge, die sie an sich selbst zweifeln lassen.
Dafür setzt sich die Autorin sehr intensiv und tiefgreifend mit ihrer Vergangenheit auseinander. Denn darum geht es hier auch in erster Linie.
Denn Lucy hat eine tragende Vergangenheit, die auch ihre Gegenwart überschattet.
Ganz nebenbei geht es auch um die Gegenwart, in der so einige mysteriöse Dinge passieren.
Oft hat man wirklich das Gefühl, nicht zwischen Realität und Wahn zu unterscheiden.
Zudem verkompliziert sich auch Lucys Persönlichkeit, was die Dinge nur umso schwerer machen.
Ist Lucy Opfer oder Täter?
So ganz weiß man dies niemals.
Gilly MacMillan widmet sich in erster Linie den psychologischen Aspekten und das macht sie einfach unglaublich großartig.
Von der Thematik war ich wahnsinnig begeistert und ich war wirklich gespannt, inwieweit ich mit meinen Vermutungen richtig liege.
Der Autorin gelingt es wahnsinnig gut, die Spannung konstant aufrechtzuerhalten.
Bis zum Schluss hab ich gerätselt, um was es hier wirklich geht.
Denn zum einen gibt es viele Ungereimtheiten in der Vergangenheit, die sich in der Gegenwart dann fortführen.
Fast hat man das Gefühl, Lucy ziehe alles Böse und Unglück magnetisch an und jeder, der ihr begegnet ist dem Untergang geweiht.
Im Laufe der Handlung wurde die Story immer komplexer und irgendwie auch komplizierter.
Mir war es fast zuviel des Guten.
Und mein Gott, es hätte so großartig werden können. Hätte wohlgemerkt.
Denn die Grundidee ist sehr grandios und vielfältig. Der perfekte Grundstein wurde gelegt, die Autorin schwenkt jedoch um und entscheidet sich in eine andere Richtung zu gehen.
Das ist grundsätzlich nicht falsch.
Aber auf mich wirkte es unglaubwürdig und wenig überzeugend, zumal der rote Faden, der die ganze Zeit da war, einfach gekappt wurde.
Das Ende hat mich sehr unzufrieden zurückgelassen.
Ich hatte mir etwas völlig anderes erhofft, zudem blieb es auch relativ offen.
Was für mich einfach ein bitterer Beigeschmack ist.
Letztendlich zwar ein unglaublich spannender und vielschichtiger Thriller, mit einer großartigen Grundidee, der mich wirklich begeistert hat, dessen Potential aber nicht ausgeschöpft wurde.
Schade.
Fazit:
Es hätte so unfassbar toll werden können.
„Die Vertraute “ von Gilly MacMillan ist ein vielschichtiger und überaus faszinierender Thriller, dem eine sehr interessante Grundidee innewohnt.
Mir hat es unglaublich viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen, weil ich bis zum Schluss keine Ahnung hatte, wie es enden würde.
Leider wurde das vorhandene Potential nicht gänzlich ausgeschöpft, was einfach unfassbar schade ist.
Das Ende hat mich sehr ernüchtert und am Glauben zweifeln lassen.
Zumal die essentiellen Aspekte zu wenig Gehör fanden. Dafür punkte die Autorin im psychologischen Bereich, denn dieser ist unfassbar gut ausgearbeitet.
So unsagbar schade, dass hier nicht mehr herausgeholt wurde.