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Veröffentlicht am 24.01.2022

München zusr Stunde null

Das doppelte Gesicht
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München, 3 Monate nach Kriegsende im August 1945. Die Stadt liegt in Trümmern, die Menschen hungern und frieren. Viele haben ihre Bleibe und ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Die amerikanischen Besatzer ...

München, 3 Monate nach Kriegsende im August 1945. Die Stadt liegt in Trümmern, die Menschen hungern und frieren. Viele haben ihre Bleibe und ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Die amerikanischen Besatzer haben die Aufgabe für Recht und Ordnung zu sorgen.
Billa Löwenfeld, eine Jüdin, war mit ihrer Mutter vor 6 Jahren nach Amerika ausgewandert, hat dort die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen und kommt als Fotoreporterin in ihre Heimatstadt zurück. Durch Zufall wird sie in Mordfälle verwickelt.
Die Polizei wird gerade neu aufgebaut. Emil Graf, ein junger Kriegsheimkehrer ohne Nazivergangenheit, wird zum Ermittler berufen. Sein Vorgesetzter, der Captain, Joe Simon hat ihn in einem Gefangenenlager kennengelernt. Kaum hat er seinen Dienst angetreten wird er mit seinem ersten Mordfall konfrontiert. Noch am gleichen Tag geschahen zwei weitere Morde. Die Toten haben einige Gemeinsamkeiten. Sie sind in ihre Wohnungen zurückgekehrt und es ist nichts geplündert oder zerstört. Alle sind gut situiert, alleinstehend und im besten Mannesalter. In vorderster Front haben sie alle nicht gekämpft.
Die beiden Protagonisten Billa und Emil gefallen mir gut. Sie werden uns sicher noch durch die folgenden Bände dieser Pentalogie begleiten.
Der Erzählstil ist leicht und locker. Die Handlung sehr spannend aufgebaut.
Dieses Buch verbindet Historie und Krimi miteinander. Uns ist sehr gut recherchiert. Wir erfahren viel vom Leid der Menschen, die hart vom Krieg betroffen sind. Aber es ihnen auch klar, wenn auch oft widerwillig, dass sie den Krieg begannen.
Gern empfehle ich diesen historischen Kriminalroman weiter, der von mir 5 Sterne erhält.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Berührende Familiengeschichte von Krieg, Vertreibung und Flucht aus dem Sudetenland

Marlenes Geheimnis
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Welch eine Geschichte. Dramatik und Emotionen pur. Ich versank total in Marlenes Geheimnis, das auf historisch belegten Ereignissen beruht.
Brigitte Riebe hat die Flucht und Vertreibung der Sudetendeutschen ...

Welch eine Geschichte. Dramatik und Emotionen pur. Ich versank total in Marlenes Geheimnis, das auf historisch belegten Ereignissen beruht.
Brigitte Riebe hat die Flucht und Vertreibung der Sudetendeutschen aus dem heutigen Tschechien, in eine berührende Liebesgeschichte eingebettet. Ihr Schreibstil ist so plastisch, das ich total von der Handlung mitgerissen war.
Mit Eva, der Hauptfigur in der Kriegs- und Nachkriegszeit litt, weinte und trauerte ich. Sie war eine starke und stolze Kämpferin aber ohne diese Charaktereigenschaften hätte sie wahrscheinlich diese grauenhaften Geschehnisse nicht überstanden. So erlebte ich eine Zeitreise, die gefühlvoll aber doch sehr authentisch dargestellt ist.
Das Buch handelt von drei Frauen, die drei Generationen auf zwei Zeitebenen verkörpern. Diese gehen meist unbemerkt ineinander über. Der Schreibstil von Brigitte Riebe ist sehr spannend und hat immer wieder unerwartete Wendungen.
Gleich zu Anfang des Buches, als die Personen langsam in die Handlung einflossen, erstellte ich mir ihren scheinbaren Stammbaum. Marlenes Geheimnis, wäre kein Geheimnis, wenn dieser zum Schluss noch Bestand hätte.
Als Christiane Julika Auberlin, genannt Nane, von Frankfurt aufbricht um nach langer Zeit wieder an den Bodensee, den sie so liebt, zu fahren, nahm sie mich gleich mit. Ihre Großmutter Eva ist verstorben und die drei Frauen der Familie treffen sich aus diesem traurigen Anlass wieder.
Nane stand ihrer Großmutter sehr nah. Leider kamen ihre Mutter Victoria, und ihre Tante nicht gut miteinander aus und stritten oft. So lebte sich die Familie auseinander.
Von ihrer Tante Marlene erhält sie einen Umschlag mit einem dicken Notizbuch ihrer Oma. Sie hofft, dass ihre Enkelin es schafft dauerhaften Frieden zwischen ihrer Mutter Vicky und ihrer Tante Marlene zu stiften, wenn sie ihre Lebensbeichte gelesen hat. Die Großmutter wünscht sich, dass alle ihre Wurzeln kennen. Daher hat sie ihre Erlebnisse von Vertreibung, Flucht, Lagerleben, Einquartierung bis zum Neuanfang am Bodensee aufgeschrieben.
Ein sehr gefühlvoller Roman, trotz der schauerhaften Handlungen, an denen wir teilhaben müssen.
Uns wird unsere Geschichte wieder in Erinnerung gebracht. Es gab schlimme Zeiten, da waren Millionen von Deutschen auf der Flucht und suchten ein neues Zuhause. Das sollten wir angesichts der heutigen Flüchtlingsströme, nicht vergessen.

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Veröffentlicht am 28.12.2021

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Am Himmel drei Sterne
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Die ergreifende und wahre Überlebensgeschichte zweier junger Schwestern.

Maya Freiberger schreibt dazu:“Zum Hintergrund des Romans: Die Geschichte basiert auf den Memoiren der Tante meiner Frau, die ...


Die ergreifende und wahre Überlebensgeschichte zweier junger Schwestern.

Maya Freiberger schreibt dazu:“Zum Hintergrund des Romans: Die Geschichte basiert auf den Memoiren der Tante meiner Frau, die ihre Erlebnisse niedergeschrieben hat. Das Thema Verschleppung der Siebenbürger Bevölkerung aus Rumänien nach Russland zur Zwangsarbeit während des 2.Weltkriegs, wurde bislang literarisch kaum behandelt. Mit “Am Himmel drei Sterne” liegt nun dieses dunkle Kapitel in der Geschichte in Romanform vor. „


Es ist ein sehr emotionales Buch, das Maya Freiberger verfasst hat. Ihr Schreibstil nimmt einen gefangen. Mit einfachen Worten, die sich um so tiefer einprägen, hat sie das Schicksal beschrieben, was den Menschen, die als Deutsche in Siebenbürgen leben, ertragen mussten. Sehr detailgetreu beschreibt sie, die Lager, die Behandlung der Menschen dort und die Arbeiten, zu denen sie gezwungen wurden. Es prägt sich tief ein und wird noch lange Zeit in mir nachhallen. Das Buch lässt sich nicht so einfach weg lesen. Mich hat es sehr mitgenommen.

Der Roman beginnt mit einem Prolog im Jahre 2001 in Hamburg und endet mit dem Epilog im gleichen Jahr am gleichen Ort. Dazwischen ist er in zwei Teile unterteilt, in denen Selma Benning die Geschichte ihrer Verschleppung und Zwangsarbeit in Russland erzählt.

Selma, eine alte Frau, liegt in ihrem Bett und wird von einem Albtraum geplagt. Die Dämonen ihrer Erinnerung haben sie wieder heimgesucht und werden für sie zur Wirklichkeit. So läuft sie schlaftrunken, nur mit ihrem dünnen Nachthemd bekleidet, in die kalte und regnerische Herbstnacht hinaus. Ein Nachbar bekommt es mit und verständigt ihre Tochter Karoline, die sich auf den Weg zu ihrer Mutter macht. Karoline weiß, dass ihre Mutter Schreckliches erlebt hat. Sie kennt aber nur Bruchstücke aus der damaligen Zeit. Jetzt ist sie unnachgiebig und besteht darauf, die ganze Geschichte zu erfahren. Sie weiß, dass Selma es sich von der Seele reden muss.

Wohlbehütet wuchsen Selma und ihre Schwester Irma in einer Stadt in Siebenbürgen auf. Sie waren Deutsche. Ihre Familie lebte schon seit Jahrhunderten als Siebenbürger Sachsen in diesem Siedlungsgebiet in Rumänien. Doch der Krieg fordert auch weit ab von Deutschland seinen Tribut. Rumänien wechselt die Seiten und verbündet sich mit den Alliierten. Die sowjetischen Soldaten kommen nach Siebenbürgen. Für die deutsche Minderheit beginnt eine grausame Zeit., die alles verändert.

Plünderungen setzten ein. Familien werden auseinander gerissen. Deutsche Männer, die nicht an der Front dienen werden verschleppt. Auch vor den jungen Frauen machen die Russen nicht halt. Wie Vieh werden sie zusammen getrieben und unter unmenschlichen Bedingungen mit Güterzügen in die Sowjetunion gebracht. Dort werden sie gezwungen schwerste körperliche Arbeit zu leisten. Schutzlos sind sie vielen Demütigungen ausgesetzt.
Sie sollen das von den Deutschen im Krieg zerstörte Land wieder mit aufbauen.
Zuerst kommen sie in ein Lager nahe der völlig zerstörten Stadt Kriwoi Rog. Es ist Winter und eisige Kälte herrscht vor.
Selma hat ständig Sorge um Irma, die schon immer recht schwach ist und gesundheitlich instabil. Fluchtversuche scheitern immer wieder. Die Frauen müssen sich in ihr Schicksal fügen. Aber sie solidarisieren sich mit der Zeit und helfen sich gegenseitig. Es gibt aber auch Russen, die den Frauen beistehen. Manches Mal siegt die Menschlichkeit.

Als viele Frauen denken, sie haben es geschafft und die nun nach Jahren eintreffenden Züge bringen sie Hause, kommt es noch schlimmer. Man bringt sie noch weiter in den Osten der Ukraine. In das Kohlerevier von Donezk. Jetzt lernen sie die wirkliche Hölle kennen.

Maya Freiberger hat einen historischen Roman geschaffen, der an die Zeit zum Ende und nach der Naziherrschaft erinnert. Die unschuldigen Frauen aus Siebenbürgen mussten für die Gräueltaten des Krieges bitter büßen. Sie lebten nur für ihre Hoffnung eines Tages wieder nach Hause zu kommen. Daran glaubten sie. Sonst wäre es ihnen wahrscheinlich unmöglich gewesen, für ihr Überleben zu kämpfen.
Selma hat ihren Kampf für ihre Schwester und die Freundinnen nie aufgegeben. Immer versucht sie das Gute im Menschen zu sehen. Keiner wird böse geboren, durch das Leben wird er dazu gemacht. Davon ist sie fest überzeugt. Jeden Strohhalm,ergreift sie in diesen Zeiten um ihrer Schwester und den Freundinnen zu helfen. Aber alle schafften es nicht.

Ein Buch, entstanden nach wahren Erlebnissen, das mich sehr ergriffen hat. Es erhält von mir fünf wohlverdiente Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 02.12.2021

Floriane im Rausch mit Farben zwischen Talent und Perfektionismus

Die Schwestern vom Ku'damm: Tage der Hoffnung
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Nun ist das Finale der Roman-Trilogie von Brigitte Rieb erschienen. Wieder ist das Cover sehr gut gelungen und passt sich den Vorgängern wunderbar an. Im Vordergrund eine junge Frau in einer Caprihose. ...

Nun ist das Finale der Roman-Trilogie von Brigitte Rieb erschienen. Wieder ist das Cover sehr gut gelungen und passt sich den Vorgängern wunderbar an. Im Vordergrund eine junge Frau in einer Caprihose. Vor ein paar Jahren undenkbar. Doch ein neuer Zeitgeist hat die Menschen erfasst. Die langen Entbehrungen sind vorbei. Man fühlt sich frei. Der Spirit der 50-er und 60-er Jahre ist im Buch greifbar.

In diesem Band dürfen wir eintauchen in die Gefühlswelt der kleinen Floriane. Das gelingt Brigitte Riebe wieder so gut, dass man sie vor sich sieht. Einfach famos. So wie ganz nebenbei werden wir mit der Zeitgeschichte vertraut gemacht. Ob aus Mode, Musik, Film, Fernsehen oder Theater. Viele der damaligen bekannten Persönlichkeiten tauchen in diesem Buch auf.

Nach einem Jahr in Paris und ihrer gescheiterten Beziehung zu Pascal kommt Floriane nach Berlin zurück. In der französischen Metropole hat sie viel über Kunst gelernt. Wo immer es ging, besuchte sie Museen mit den Werken großer Meister. Ihr Ziel ist es an der Kunstakademie studieren zu dürfen. Auch ohne, das eigentlich verlangte Abitur. In Paris war sie nicht untätig. Sie hat allerlei gemalt und gezeichnet und hofft, dass dies ihre Eintrittskarte für ein Studium sein könnte. Sie möchte endlich nicht mehr als das kleine Nesthäkchen behandelt werden sondern gegen ihre Schwestern bestehen. Dem Wunsch ihres Vaters, sich mit ihrem künstlerischen Talent für Farben und Formen hauptberuflich in das Modekaufhaus Thalheim einzubringen setzt sie sich entgegen. Sie will nur eins, sich der Kunst widmen.

Die beiden vorherigen Bücher handeln von Rike und Silvie, ihren großen Stiefschwestern. Diese haben ihren Platz im Leben gefunden, sind erfolgreich. Rike im Kaufhaus und Silvie beim Sender RIAS. Beide haben auch schon für den Fortbestand der Thalheim-Familie gesorgt. Aber auch für sie gibt es keinen Stillstand. So begleiten wir sie hier weiter.

Sehr gekonnt von der Autorin geschildert, dürfen wir nun Floris steinigen Weg ihrer Selbstverwirklichung mit erleben. Ich fühlte mich ihr oft verbunden. Mit aller Kraft und Sturheit sieht sie immer vorwärts und steht wieder auf. Benka, ein Freund, den sie währen der Probesemester auf der Kunstakademie kennen lernt ist immer an ihrer Seite, wenn es not tut und das tut es oft. Auf ihn ist Verlass. Er ist ihr Fels in der Brandung. Jeder braucht so einen Menschen, der ohne zu hinterfragen handelt. Das ist hier sehr schön zu erleben. Auch der Familienzusammenhalt nimmt hier einen breiten Raum ein. Hat man auch unterschiedliche Ansichten, man ist für einander da.

Leider sind die Zeiten nicht überall rosig. Den Menschen in der DDR geht es nicht so gut. Besonders ist dies in der zwei geteilten Stadt Berlin zu spüren. Viele aus dem Ostsektor kommen zum arbeiten in den Westsektor. Auch die Brüder Friedrich und Carl Thalheim wohnen mit ihren Familien in Ost und West. So trifft sie Abriegelung der DDR mit Stacheldraht, bewaffneten und schießbereiten Soldaten, die praktisch über Nacht geschieht, besonders hart. Flori ist diese ganze Nacht des 13. August mit ihrem Freund Benka in Berlin unterwegs. Sie können kaum glauben, was sie dort sehen und erleben.

Brigitte Riebe ist hier eine sehr emotionale Trilogie um das Modekaufhaus Thalheim gelungen. Wunderbar sind die Zeiten mit ihren Höhen und Tiefen dargestellt. Auch die Thalheims und allen voran, Flori, die die Hauptperson in diesem abschließenden dritten Teil ist. Ich trenne mich nur ungern von ihr.

Es erstaunt mich immer auf das neue, wie detailgetreu und doch in einem wunderbaren Schreibstil die Autorin uns an ihre Protagonisten fesselt. Sie verbindet die Geschehnisse in Politik, Kultur und Kunst und verwebt sie miteinander. Liebe und Hass. Alles beieinander. Es liest sich so leicht, auch wenn dieser Teil, durch die Teilung Deutschlands, für mich, die sie in der DDR erlebte, äußerst gefühlsbetont ist.

Das Buch endet mit dem Besuch des amerikanischen Präsidenten Kennedy. Der hält vor dem Schöneberger Rathaus eine in die Geschichte eingegangene Rede, die mit den berühmten Worten: Ich bin ein Berliner endet. Auch Floriane hat sich einen guten Platz ergattert. Sie ist gereift und hat ihre Aufgabe und ihre Liebe, nach einem langen Weg, gefunden. Die Familie Thalheim musste viele Schicksalsschläge einstecken. Durch ihren festen Willen und dem Zusammenhalt wurden sie gemeistert.

Brigitte Riebe legt uns hier ein Meisterwerk vor. Wie lange mag sie wohl recherchiert haben, um die Personen und die zeitgeschichtlichen Ereignisse zusammen zu fügen?

Wie auch in den beiden anderen Teilen der Trilogie gibt es am Ende eine Zeittafel. Ich machte von ihr reichlich Gebrauch.

Danke für dieses wundervolle, fesselnde Werk. Gern empfehle und voller Überzeugung, empfehle ich es weiter. Man sollte aber alle drei Teile lesen. Die Familie ist recht ungewöhnlich und für viele Überraschungen gut. Von daher legte ich mir gleich zu Anfang einen Stammbaum an. Aber die Thalheims wären nicht die Thalheims, wenn dieser sich nicht im Laufe der Geschehnisse verändern sollte.

Voller Begeisterung vergebe ich 5 wohlverdiente Sterne. Mehr stehen leider nicht zur Verfügung

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Veröffentlicht am 02.12.2021

Wunderbare Jahre in denen man das Leben tanzen muss

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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Das Cover des Buches ist sehr schön gestaltet. Im Vordergrund, die junge Frau, ist Silvie in einem schicken Kleid, ganz im Stil der 50-iger Jahre. Im Hintergrund ein Hotel und davor viele schöne Autos. ...

Das Cover des Buches ist sehr schön gestaltet. Im Vordergrund, die junge Frau, ist Silvie in einem schicken Kleid, ganz im Stil der 50-iger Jahre. Im Hintergrund ein Hotel und davor viele schöne Autos. Auf der Rückseite sehen wir noch das Cafe Kranzler. Es geht den Menschen besser und sie wollen wieder was erleben. Das suggeriert mir das schlichte aber sehr schöne Cover.

Der zweite Teil der Trilogie über das Modekaufhaus Thalheim ist von Brigitte Riebe aus Sicht der mittleren Schwester geschrieben. Es beginnt im Frühjahr des Jahres 1952. Silvie ist da 29 Jahre und möchte endlich ihr Leben genießen. Ihr steht der Sinn nach Musik, Tanz, Kino und all den schönen Dingen, die in den schweren Zeiten ins Abseits gerieten.

Es sind die Jahre des Wirtschaftswunders. Ludwig Erhard trägt als Bundeswirtschaftsminister erheblich dazu bei. Die Bundesrepublik und Westberlin erholen sich recht schnell von den Kriegsfolgen. In den sowjetisch besetzten Teilen Deutschlands und Ostberlin sieht es dagegen ganz anders aus. Die 1949 gegründete DDR kann in keinster Weise mithalten. Überall sind noch die Wunden des Krieges zu sehen. Während es in der BRD ständig besser wird und die Menschen vom Marshallplan der USA profitieren, herrscht im anderen Teil Deutschlands ein ständiger Mangel. Noch immer gibt es kaum neuen Wohnraum. Ruinen bestimmen das Straßenbild. Die Lebensmittelmarken sind noch nicht abgeschafft und die Geschäfte sind leer. Durch die Teilung Deutschlands in die einzelnen Besatzungszonen sind viele Familien getrennt und erleben diese Zeit sehr unterschiedlich. So auch die Thalheim Familie.

Das Modekaufhaus Thalheim in Westberlin wird von der ältesten Thalheim Schwester Rike, sehr gewissenhaft und sorgsam geführt. Doch als nach 10 langen Jahren in Krieg und Gefangenschaft, Oskar, der Zwillingsbruder von Silvie zurückkehrt beginnen die Turbulenzen. Friedrich Thalheim, der Vater, setzt den Sohn als Geschäftsführer ein. Entsprechend dem Rollenbild der Zeit. Dieser ist von Krieg und russischer Gefangenschaft traumatisiert und wird von Albträumen geplagt. Die kaufmännischen Kenntnisse, die Rike das Modekaufhaus erfolgreich führen lassen, fehlen ihm.

Silvie möchte ihren eigenen Weg abseits des Modekaufhauses gehen. Beim Rundfunksender RIAS engagiert sie sich stark. Ist Redakteurin und bringt ein neues Sendeformat heraus. „Stimmen“. Sie hat den genialen Einfall bekannte Persönlichkeiten live in ihre Sendung zu holen und sie zu interviewen. Da gerade in Berlin die 2. Berlinale vor der Tür steht, möchte sie mit Billy Wilder starten. Es gelingt ihr und wird ein voller Erfolg. Doch im Privatleben ist sie nicht zufrieden. Sie möchte Mann, Kind und Haus. Leider hat sie bei ihren Männerbekanntschaften nicht solch glückliches Händchen, wie im Beruf.

Mit viel Empathie und einem geschichtlich fundiertem Wissen über die damalige Zeit lässt uns Brigitte Riebe an den großen und kleinen Erlebnissen, Schicksalsschlägen und Kämpfen der Thalheim Familie weiter teilhaben.

Sehr gut gefällt mir, dass es auf den letzten 21 Buchseiten eine Zeittafel gibt, wo wichtige geschichtliche Daten der Jahre 1952 bis 1957 aufgelistet sind.

Ihr Schreibstil ist so bildhaft, dass ich, die in der DDR, im Jahre des Wunders von Bern geboren wurde, total hingerissen von ihren Büchern bin. Sie bringt mir in leichter Form die Geschichte jener Zeit nahe, die ich nicht erlebt habe und die meine Eltern in der DDR ganz anders erlebten.

Für mich macht dieses Buch auch sehr authentisch, das Musik, Filme, Schauspieler und Ereignisse, wie zufällig im Buch erwähnt werden.

Eine Inhaltsangabe über das Buch hier zu erstellen, liegt mir fern. Auf jeden Fall sollten alle, die Interesse an der deutschen Geschichte, in Ost und West, dieses Buch und die anderen der Trilogie lesen. Ich muss feststellen. Dass ich doch noch viele Fakten aus der BRD nicht kannte.

Die fiktiver Familie Thalheim und die Zeit der 50er- Jahre sind hier hervorragend miteinander verwoben.

Ich gebe dem Buch 5 wohlverdiente Sterne und meine absolute Leseempfehlung

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