Von der Magie des Andersseins
Lockruf der ZeitDer eigenbrötlerische Einzelgänger Andrej repariert mit Vorliebe altertümliche, komplexe Objekte. Sein besonderes Talent: hoffnungslos geglaubten Fällen wieder Leben einzuhauchen. Aber das ist nicht sein ...
Der eigenbrötlerische Einzelgänger Andrej repariert mit Vorliebe altertümliche, komplexe Objekte. Sein besonderes Talent: hoffnungslos geglaubten Fällen wieder Leben einzuhauchen. Aber das ist nicht sein einziges Talent. Eines Tages zeigt sich bei ihm eine besondere Gabe, durch die er die Vergangenheit aus den Augen der Objekte sehen kann, die er repariert. Aber diese Gabe bleibt nicht lange unentdeckt. Denn Andrej schadet mit dieser speziellen Fähigkeit Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben, und auch die extrovertierte Chiara zeigt ein übermäßiges Interesse an ihm.
Also ich muss sagen, dass mich dieses Buch wirklich komplett überzeugt hat. Ich bin begeistert von den Charakteren, ganz besonders von Andrej, dem Schreibstil und der spannenden Mischung aus Krimi und Urban Fantasy.
Aber beginnen wir von Anfang. Andrej hat nicht nur eine besondere Fähigkeit, durch die er mit Hilfe von Objekten als Zeitzeugen Verbrechen aufdecken kann, er ist auch auf andere Art ganz besonders, denn Andrej ist Autist. Und so tauchen wir im Verlauf der Geschichte immer mehr in seine Welt, seine Verhaltensweisen, Eigenarten und auch sein Inneres ein und lernen so ihn und auch die "Krankheit" besser kennen. Stets begleitet wird er von seinem treuen Freund Ben, einem kaputten Kompass, den er vor dem Tod seines Vaters mit diesem reparieren wollte. Ben spricht in Andrejs Gedanken mit ihm, um ihm mentalen Beistand zu leisten, und das ist absolut herrlich zu lesen. Die Zwiesprache in der Andrej und Ben stehen ist wirklich amüsant und auch über Andrejs charakterbedingte Naivität und seinen Hang Dinge miss- oder falsch zu verstehen, musste ich mehr als einmal herzlich lachen. Was Andrej aber wirklich besonders macht, ist, dass er im Laufe der Geschichte eine enorme Wandlung durchmacht. Er gewinnt immer mehr an Stärke, Mut und Selbstbewusstsein. Nicht zuletzt auch durch Chiara, die ihn genau so nimmt, wie er ist, und selbst mit einem schlimmen Schicksal zu kämpfen hat. Auch Andrejs Großvater Sergei ist immer an seiner Seite und unterstützt und beschützt ihn, wo er nur kann. Und auch der Gegenspieler ist nicht nur böse; er hat eine grausame Vergangenheit und am Ende der Geschichte laufen alle Stränge in sich rund zusammen.
Die Geschichte war in sich eigentlich grundsätzlich spannend. Es war toll und interessant mitzuerleben wie Andrej Zeuge von Verbrechen wird, die er nie zuvor selbst miterlebt hat, und natürlich bringt ihn das auch in Schwierigkeiten, andererseits gibt er Menschen dadurch aber auch Klarheit und Seelenfrieden zurück und nicht zuletzt findet er durch seine spezielle Fähigkeit auch seine große Liebe, von der er immer dachte einem wie ihm würde dies verwehrt bleiben. Und am Ende wird alles aufgelöst und es bleibt eigentlich keine Frage unbeantwortet. Wer jetzt aber glaubt, die Geschichte ist von vornherein durchschaubar, der hat weit gefehlt. Der Leser fiebert und rätselt mit, erstellt eigene Vermutungen, die im weiteren Verlauf entweder gestärkt oder entkräftet werden und erst ganz am Ende erlöst uns die Autorin von unserer Grübelei.
Die Geschichte hat auch einen ganz eigenen, wunderbaren Schreibstil. Voller Details, besonderer Einblicke in das Innere eines jeden Charakters und sehr ausführlich. So kann man sich ganz auf die Geschichte einlassen, in diese abtauchen und wenn man besonders aufmerksam ist, wirklich viele Dinge entdecken.
Alles in allem muss ich sagen, dass mich die Geschichte wirklich begeistert hat. Von Anfang an hätte ich nicht erwartet, dass sie etwas so besonderes wird und ich Andrej und seine Geschichte so in mein Herz schließe! Ich vergebe 4,5 Sterne