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Veröffentlicht am 25.01.2022

Eine etwas aus der Zeit gefallene Familiengeschichte mit Schwächen

Wir sind schließlich wer
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„Dein Mitleid kannst du dir sparen. Ich habe einen reichen Mann, ein Kind, alles, wovon eine Frau nur träumen kann. Und du? Deine engste Beziehung ist die zu einem Hund. Und weil du dein eigenes Elend ...

„Dein Mitleid kannst du dir sparen. Ich habe einen reichen Mann, ein Kind, alles, wovon eine Frau nur träumen kann. Und du? Deine engste Beziehung ist die zu einem Hund. Und weil du dein eigenes Elend nicht ertragen kannst, kümmerst du dich um die Dramen anderer Leute.“

Anna und Maria sind Schwestern, stammen aus einer niederrheinischen Landadelsfamilie und könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Anna eine Stelle als Vertretungspastorin übernimmt und vor allem den konservativen Teil der Gemeinde Alpen überzeugen möchte, erlebt Maria ihren persönlichen Supergau. Ihr Mann Gottfried wird verhaftet, kurz darauf verschwindet ihr Sohn Sascha. Anna versucht ihrer Schwester zu helfen. Doch das ist gar nicht so einfach, Maria zeigt sich widerwillig, außerdem fuhrwerkt ihre standesbewusste Mutter Mechtild öfter dazwischen und die hat ihre ganz eigenen Vorstellungen, wie sich ihre Töchter zu verhalten haben.

Autorin Anne Gesthuysen schreibt gut verständlich, formuliert klar und recht schlicht. Sie erzählt, was aktuell passiert, von Annas Neuanfang, Marias Krise, Saschas Verschwinden. In Rückblenden schildert sie zudem zentrale Momente aus der Vergangenheit der Familie.

Obwohl Schwestern, sind Anna und Maria das komplette Gegenteil voneinander.
Maria wirkt mit ihren traditionellen Vorstellungen von einer repräsentativen, adligen Familien wie aus der Zeit gefallen. Sie versucht den Erwartungen der Mutter zu entsprechen, die es so ausdrückt: „Wir sind uns so ähnlich, Maria. Unser Platz ist an der Seite eines Mannes aus der gehobenen Gesellschaft. Das verlangt Disziplin.“ Doch Maria ist nicht glücklich mit ihrer Rolle, schon längst hat sie die Kontrolle über ihr Leben verloren. Anstatt ihre Probleme anzugehen, verharrt sie im Nichtstun, sucht Trost im Alkohol. Schwester Anna hingegen ist aktiv, sie packt die Dinge und Probleme an, ist offen und ehrlich. Auch wenn sie mit ihren „fortschrittlichen“ Ansichten mitunter aneckt, schafft sie es, Leute zu bewegen und zu mobilisieren. Anna hat wie Maria Schlimmes durchgemacht, Traumatisches erlebt, aber sie lässt sich nicht unterkriegen.
Während Mutter Mechthild an ihren konservativen Werten festhält und keinen wirklichen Zugang zu ihren Töchtern hat, können die sich auf Großtante Ottilie verlassen. Ottilie hat viel Lebenserfahrung, viel Verständnis und ist erfrischend direkt, ganz ohne Standesdünkel. Einige Dorfbewohner scheinen auf den ersten Blick spröde, misstrauisch und ablehnend, zeigen aber dann, was wirklich in ihnen steckt. Diese Entwicklung gefiel mir.

Zwangsläufig werden die Schwestern durch ihre Probleme zusammengeschweißt, verbindet sie doch das gleiche Ziel, Sascha wiederzufinden. Dass man sich bei allen Differenzen auf die Familie und letztendlich auch auf die Dorfgemeinschaft verlassen kann, ist eine schöne Botschaft, die im Roman sehr deutlich durchkommt. Dennoch lässt mich der Roman etwas überfragt zurück. Nicht nur, dass ich Schwierigkeiten hatte, das Buch in ein Genre einzuordnen, mich haben einige Aspekte des Plots überhaupt nicht überzeugt. Gerade der Kriminalfall um Saschas Verschwinden und seine Auflösung war mir zu plump, erinnerte eher an einen Schüleraufsatz oder einen seichten Fernsehfilm als an einen seriösen Roman für Erwachsene. Die Rückblenden haben mir gefallen, allerdings halte ich die Darstellung von Marias und Mechthilds Einstellung für nicht sehr realistisch, ihren Standesdünkel hätte ich eher ins vorletzte Jahrhundert verortet. Anne Gesthuysen hat durchaus Humor, aber für mich kommt dieser leider zu selten und zu wenig feinsinnig und subtil durch. Die Vorgängerbücher haben mich in der Hinsicht mehr überzeugt. „Wir sind wer“ wirkt auf mich etwas lieblos zusammengeschustert und nicht immer ganz ernst zu nehmen, als wüsste die Autorin bis zum Schluss selbst nicht, wohin ihre Reise wirklich gehen soll. Das Buch ist stellenweise nett zu lesen, stellt menschliche Eigenarten zwar überspitzt, aber oft amüsant und unterhaltsam dar, hat aber einige Schwächen. Uneingeschränkt empfehlen -wie die Vorgänger- kann ich es daher leider nicht.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Eine hochdramatische Flucht - spannend, aber nicht durchgehend mitreißend

Survivors - Die Flucht beginnt
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Zacky ist der seltsamste Leoparden-Drückerfisch der Weltgeschichte und lebt in einem Korallenriff. Sein heutiger Tag beginnt merkwürdig. Es ist dunkel und viel zu warm. Die Hitze macht die Bewohner des ...

Zacky ist der seltsamste Leoparden-Drückerfisch der Weltgeschichte und lebt in einem Korallenriff. Sein heutiger Tag beginnt merkwürdig. Es ist dunkel und viel zu warm. Die Hitze macht die Bewohner des Riffs besonders hungrig. Aber nicht nur das, die Tiere sind zudem extrem verunsichert. Warum bleichen die Korallen aus und sterben? Zacky denkt an die Lieder seiner Vorfahren und sieht nur eine Lösung: die Flucht. Denn in einem toten Riff gibt es keine Nahrung und keinen Schutz mehr und die Tiere sind gefährlichen Jägern wie den Squids mit den drei Herzen ausgeliefert. Die Riffbewohner müssen gemeinsam ihre Heimat verlassen, um zu überleben, sie müssen zu „Survivors“ werden.

Autor Boris Pfeiffer schreibt kindgerecht und gut verständlich. Dass er seine Figur Scir mitunter neu erfundene, treffende Wörter sagen lässt wie „übersonnenwarm“ oder „muränenschwesterngemein“ die zwar nicht geläufig sind, deren Bedeutung aber sofort klar ist, gefällt mir gut. Die Geschichte beginnt mit dem Prolog und einem Ausblick auf das Ende des Buches. Danach wird chronologisch erzählt, wie es zu der beschriebenen Situation kommt. Das Cover erinnert an einen Zeichentrickfilm, wirken die Meeresbewohner doch fast dreidimensional. Die schwarz-weiß Bilder der Illustratorin Theresa Tobschall passen gut zur Geschichte, sind ausdrucksstark, detailreich und motivieren die Leserinnen und Leser. Die Schrift ist etwas größer gedruckt und daher sehr gut und angenehm zu lesen. Das Buch richtet sich an Kinder ab neun Jahren.

Die Survivors, das sind besondere Figuren. Da ist zunächst Zacky, der halb schwarz, halb regenbogenbunt ist und dem die Lieder seiner Vorfahren viel bedeuten. Seine beste Freundin das mutige Steinfischmädchen Scir hat nur ein Auge, erfindet immer wieder erstaunliche neue Wörter. Dann gibt es noch den Hai Heuler, bei dem Omen nomen ist, weil er sich ständig jammernd für sein grausames Fressverhalten entschuldigt, was mich anfangs amüsierte, später dann aber eher nervte. Hinzu kommen u.a. noch eine schwangere Röchin und zwei giftige Kegelschnecken. Sie alle sind so grundverschieden, müssen aber notgedrungen zusammenhalten, um im Schwarm gegen gemeinsame Feinde wie die Squids zu bestehen und die Naturkatastrophe zu überleben. Eine abwechslungsreiche, interessante Figurenmischung, aber die einzelnen Charaktere hätten für mich durchaus noch etwas sorgfältiger ausgearbeitet werden können, viele blieben für mich recht farblos. Bei der Vielzahl an Charakteren hätte ich mich über eine Übersicht der Figuren am Buchanfang gefreut.

Werden die Survivors gemeinsam erfolgreich gegen die Gefahren ankämpfen? Eine absolut gefährliches, dramatisches Tiefsee-Abenteuer erleben Zacky und seine Gefährten. Das Buch hat ein offenes Ende, der Schluss kommt dabei überraschend abrupt. Insgesamt ist die Serie auf vier Bände angelegt. Boris Pfeiffer macht mit seiner Geschichte auf das wichtige Thema Sterben der Meere aufmerksam. Ein hochaktuelles Problem, gegen das die Menschen unbedingt vorgehen müssen.
Viele Aspekte des Buchs haben mich überzeugt: tolles Cover, ausdrucksstarke Illustrationen, Scirs gelungene Wortneuschöpfungen, der hochaktuelle Hintergrund, die interessante Figurenkonstellation und der dramatische Plot. Dennoch riss mich die spannende Geschichte nicht richtig mit, der Funke wollte einfach nicht überspringen, aber ich kann nicht genau erklären, woran das liegt. Eventuell fehlt mir noch der tiefere Bezug zu den Figuren, die oft noch etwas blass bleiben. Vielleicht finde ich im zweiten Band noch einen besseren Zugang zu Geschichte und zu den Figuren. Ich werde der Fortsetzung noch eine Chance geben, das Thema hat schließlich höchste Beachtung verdient.

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Veröffentlicht am 16.12.2021

Klamaukige Weihnachten

Morgen, Klufti, wird's was geben
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Weil Klufti lieber seine Serie schaut als der Erika beim Dekorieren zu helfen, fällt Erika von der Leiter und verletzt sich. Und weil Dr. Langhammer dafür sorgt, dass sich Erika ausgiebig im Krankenhaus ...

Weil Klufti lieber seine Serie schaut als der Erika beim Dekorieren zu helfen, fällt Erika von der Leiter und verletzt sich. Und weil Dr. Langhammer dafür sorgt, dass sich Erika ausgiebig im Krankenhaus ausruht, muss sich Klufti nun alleine um die Weihnachtsvorbereitungen kümmern und sich auch noch als guter Gastgeber für Markus japanischen Schwiegervater beweisen. Klufti erfährt am eigenen Leib dass Murphys Gesetz - was schiefgehen kann, geht schief- oft leider tatsächlich zutrifft….

Gewohnt witzig, flüssig und direkt schreiben die beiden Autoren. Sehr speziell ist dabei Kluftis Denglisch, sein Kauderwelsch-Englisch, mit dem er sich mit seinem japanischen Gast unterhält. Manchmal durchaus amüsant, aber oft auch ziemlich plump. Das Buch ist wie ein Adventskalender in 24 Kapitel, 24 Katastrophen, eingeteilt, lässt sich also theoretisch auch wie ein Adventskalender lesen.

Klufti ist wie er ist, irgendwie drollig und ziemlich unbeholfen. Er schafft es immer wieder, von einer Katastrophe in die nächste zu schlittern. Ihm fehlt oftmals das Gespür und der Sinn für die Realität. Aber was Kluft eigentlich ausmacht, seine schnelle Kombinationsgabe, sein wacher Verstand, fehlt in diesem kleinen Weihnachtsbuch leider völlig. Klufti agiert wie ein naives Kindergartenkind, oft zum Fremdschämen. Ich bin eigentlich ein großer Klufti-Fan, mag seine permanenten, unterhaltsamen Streitereien mit Doktor Langhammer und Richard Meier. Leider gibt es in diesem Weihnachtsklufti viel zu wenig davon - Meier kommt überhaupt nicht vor- und dafür zu viele alberne Klamaukmomente. Für mich ist Klufti eigentlich viel feinfühliger und pfiffiger als er sich hier präsentiert.

Lichterkettendeko, Glühwein, Weihnachtsmarkt, Weihnachtsessen, das alles findet „In Morgen, Klufti, wird’s was geben“ ganz anders statt als üblich und dennoch werden so manche Klischees bedient. Das Buch hat durchaus seine lichten Momente, aber leider insgesamt zu wenige davon und dafür zuviel Slapstick, zuviel Fremdschämen, zuviel Klamauk und zu viele an den Haaren herbeigezogene Albernheiten. Es liest sich fast so, als waren die Autoren beim Schreiben selbst etwas vom Glühwein besäuselt gewesen. Dass sie dabei Spaß hatten, ist allerdings sehr gut vorstellbar. Auch beim Lesen schadet der Genuss von Glühwein sicherlich nicht, um die Witze ausnahmslos lustig zu finden. Stellenweise spaßig und kurzweilig, aber insgesamt für mich als Kluftifan doch eher enttäuschend. Ich hoffe, das war nur ein kurzes Zwischenspiel. Klufti kann definitiv besser Krimi als Weihnachten.

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Charmante, nette Grundidee, aber sehr unglaubwürdige Handlung

Bis ans Ende aller Fragen
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„Es ist nie zu spät so zu sein, wie man gern gewesen wäre“

Maxi hat sich als Kind ihre Zukunft genau ausgemalt: Sie wollte Ärztin werden, ihren heimlichen Schwarm Rafael heiraten und mit ihm eine Familie ...

„Es ist nie zu spät so zu sein, wie man gern gewesen wäre“

Maxi hat sich als Kind ihre Zukunft genau ausgemalt: Sie wollte Ärztin werden, ihren heimlichen Schwarm Rafael heiraten und mit ihm eine Familie gründen. Doch die Realität sieht anders aus: Jetzt ist sie 44, Inhaberin eines Cafés in Hamburg und allein. Ihr langjähriger Freund Thomas hat sie wegen einer anderen verlassen und ist nun Vater. Als Maxi in ihrem Café eine Trauerfeier für einen sympathischen Witwer mit zwei Kindern ausrichtet, kommt Maxis Nichte Summer, die als Aushilfe im Café arbeitet, eine Idee. Maxi soll eine Trauergruppe besuchen und behaupten, ihren Mann verloren zu haben. Auf diesem Weg lässt sich doch bestimmt ein Witwer mit Kindern kennenlernen und Maxi kommt doch noch zu einer Familie. Dass Maxi sich tatsächlich überreden lässt, diese abstruse Idee in die Realität umzusetzen, macht Maxis Situation nicht besser und bringt eine gigantische Liebeskatastrophe ins Rollen.

Anne Hertz schreibt flüssig, lebendig und leicht verständlich in der ersten Person Präsens. Zwischen den Passagen, die die aktuelle Handlung erzählen, sind dreißig Jahre alte Tagebucheinträge von Maxi abgedruckt, deren P.S. oft mit Fragen enden, was mir gut gefallen hat. Man lernt Maxi, ihr Leben, ihre Träume und Vorstellungen also sowohl als Kind als auch als Frau in den Vierzigern kennen.
Die Gestaltung des Covers finde ich sehr ansprechend und gelungen, in dekorativer Drucktechnik sind auf dem Titel gelbe, dunkelrosa, schwarze und dunkelblaue Motive wie Blätter, eine Tasse, Blüten oder ein Teebeutel zu sehen.

In Protagonistin Maxi konnte ich mich zunächst gut hineinversetzen. Sie wirkt ein bisschen verplant, hadert damit, dass sich ihr Leben anders entwickelt hat, als sie wollte, ist aber eigentlich nicht unglücklich mit ihrer beruflichen Situation. Maxi kümmert sich rührend um ihre Kaninchen, liebt Kinder und geht einfühlsam auf sie ein. Auch ihr früheres Ich aus dem Tagebuch wirkt zwar sehr naiv und unbedarft, aber irgendwie liebenswert. Ganz anders präsentiert sich Maxi gegen Ende des Buchs. Ihre genervten und unsensiblen Reaktionen zum Schluss hin schreckten ab, Maxi wurde mir immer unsympathischer. Für mich war mich da nicht mehr nachvollziehbar, warum Maxi angesichts ihres unangenehmen Verhaltens so gut bei ihren Mitmenschen ankommt.
Maxis Nichte Summer mit ihren spontanen, verrückten Ideen bringt frischen Wind in die Handlung. Sie kommt allerdings für eine Studentin recht unreif und kindisch rüber, benimmt sich eher wie ein Teenager.

Einige Romane des Autorenduos habe ich wirklich gerne gelesen, „Glückskekse“ oder „Die Sache mit meiner Schwester“ haben mich überzeugt und zum Nachdenken gebracht haben. Dementsprechend neugierig war ich auf das neue Buch der Schwestern Frauke Scheunemann und Wiebke Lorentz. Der Roman vermittelt, dass es nie zu spät fürs Glück ist. Eine schöne Vorstellung, die zuversichtlich stimmt. Auch die Idee, die Liebe in einer Trauergruppe zu suchen und immer wieder amüsante, naive Tagebucheinträge mit originellen Fragen am Ende einzuschieben, die Maxis früheres Ich beschreiben, finde ich nett und charmant. Daraus hätte man viel machen können. Die Klärung der Fragen, wieviel Kind noch in Maxi steckt und wie weit man für seine Träume gehen darf, hätte mich wirklich interessiert. Leider ging es darum nur am Rande. Die Autorinnen lassen meiner Meinung nach ihren Figuren und deren Beziehungen keinen Raum, sich zu entwickeln. Alles geht viel zu schnell: Kinder, Männer und Frauen sind sofort verliebt, neue Möglichkeiten fallen einem einfach in den Schoß, die unwahrscheinlichsten Zufälle reihen sich aneinander, Erkenntnisse kommen aus dem Nichts, alles fügt sich wie von Geisterhand. Intensive Momente mit romantischer Stimmung sind hier Fehlanzeige, stattdessen empfand ich die Handlung oft als unrealistisch, an den Haaren herbeigezogen und leider irgendwie plump.
Ja, ich habe den Roman stellenweise genossen, so wie einen Fernsehabend, bei dem man sich aber permanent wundern muss, weil das, was da auf dem Schirm geboten wird, zwar unterhält, aber so gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat und man sich irgendwie ein ganz kleines bisschen für dumm verkauft vorkommt. Für mich ist die übertriebene Handlung einfach zuviel des Guten, weniger wäre da mehr gewesen. Ich hätte mir weniger, dafür mehr tiefgründigere Figuren gewünscht, weniger übertriebene, dafür mehr nachvollziehbare Entwicklungen, weniger absurde Zufälle und dafür mehr Glaubwürdigkeit, weniger belanglose Plattitüden, dafür mehr nachvollziehbare Gefühle. Für mich leider kein Glanzstück, mit ihren anderen Romanen haben die Verfasserinnen bewiesen, dass sie durchaus mehr können.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Leichte, kurzweilige Urlaubs-Sommerlektüre

Suche Platz auf Wolke Sieben
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„Hier bin ich schwerelos, meine Ordnung ist aufgehoben, und meine Karten werden neu gemischt.“

Marlene ist am Tiefpunkt. Ihr Freund verlässt sie aus heiterem Himmel und dann verliert sie auch noch ihren ...

„Hier bin ich schwerelos, meine Ordnung ist aufgehoben, und meine Karten werden neu gemischt.“

Marlene ist am Tiefpunkt. Ihr Freund verlässt sie aus heiterem Himmel und dann verliert sie auch noch ihren Job. Bei einem Abend mit ihrer bestenFreundin und reichlich Alkohol kommt Marlene eine ziemlich gute Idee: eine Online-Dating-Agentur mit Mitgliedern, die alle ähnlich „grün ticken“, der Name des Projekts ist Programm „Wolke sieben“. Drei Jahre später hat Marlene ihre Idee sehr erfolgreich in die Tat umgesetzt. Sie selbst springt auch immer wieder als Ghostwritern für ausgewählte Kunden ein. Als der Sänger Basket und sein Manager Bruno Buchenwald eine Zusammenarbeit mit Marlenes Agentur vorschlagen, bringt das Marlenes Leben ziemlich durcheinander. Denn plötzlich regen sich auch in Marlene lange Zeit nach der gescheiterten Beziehung mit ihrem Freund wieder Gefühle.

Franziska Jebens schreibt einfach, unkompliziert und gut verständlich in Ich-Form aus Marlenes Sicht. Es fiel mir nicht schwer, mich rasch in die Geschichte hineinzuversetzen.

Marlene ist eine sensible Frau, die sich selbst und anderen treu bleibt. Sie ist äußerst loyal. Nach der Enttäuschung mit ihrem letzten Freund hat sie der Liebe abgeschworen und versteckt sich hinter ihrer Arbeit, obwohl sie selbst durchaus eine Romantikerin ist. Ein Urlaub in Sardinien lässt Marlene umdenken: „Wieso muss ich erst auf Sardinien durch Wellen tauchen, um zu erkennen, dass es ungesund ist, so viel Zeit hinterm Schreibtisch zu verbringen? Hier draußen spielt das wahre Leben. Hier draußen bin ich frei. Einmal ins Leben eintauchen? Genau! Das werde ich jetzt tun!“

Ob Marlene am Ende nicht nur für ihre Kunden, sondern auch für sich selbst den Richtigen findet? Der Roman startet flott, frisch und spritzig, schwächelt dann aber stellenweise auf dem Weg zum recht vorhersehbaren Ende und bleibt dabei häufig nur an der Oberfläche. Dennoch eine leichte-lockere, kurzweilige Sommerliebeslesekomödie mit schönem Fazit: „Veränderung gehört zum Leben wie die Brandung zum Meer. Sie hat mich wachsen, mich zu mir finden lassen. Und das ist es doch, worum es im Leben letztendlich geht.“ „Suche Platz auf Wolke Sieben“ bringt während des Lesens garantiert ein paar Sonnenstrahlen, sollte das Wetter einmal schlecht sein.

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