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Veröffentlicht am 25.01.2022

Wirklichkeit und Fiktion

ewig her und gar nicht wahr
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Das Hörbuch zu „ewig her und gar nicht wahr“ von Marina Frenk gesprochen von der Autorin.
Kira ist Künstlerin und lebt mit Marc und ihrem gemeinsamen Sohn Karl in Berlin. Sie erzählt uns eine Geschichte, ...

Das Hörbuch zu „ewig her und gar nicht wahr“ von Marina Frenk gesprochen von der Autorin.
Kira ist Künstlerin und lebt mit Marc und ihrem gemeinsamen Sohn Karl in Berlin. Sie erzählt uns eine Geschichte, ihre Geschichte, aber auch die ihrer russisch-jüdischen Verwandten. Denn alle Generationen verbindet etwas-die Flucht. Seit dem zweiten Weltkrieg würde die Familie heimatlos hin und her getrieben. Immer auf der Suche nach einem friedlichen Ort zum Leben. Kira hat ihre Heimat in Berlin gefunden. Dennoch fühlt sie sich nicht richtig real in dieser Welt. Ihre Erzählungen driften immer wieder ab in surreale Bilder, von denen man erst auf dem Höhepunkt begreift, dass sie nicht real sind. Fiktion und Wirklichkeit vermischen sich, wie bei einem Kunstwerk und schaffen so beim Hörer ein sagenhaftes Kopfkino. Kira versucht sich an realen Personen festzuhalten, wie ihrer beste Freundin oder ihren kleinen Sohn Karl. Sie dienen ihr als Anker. Dazwischen reisen wir mit ihr zwischen den Zeiten und den Wirklichkeiten hin und her. Marina Frenk schafft es plastische Kunstwerke so in Worten auszudrücken, dass sie beim Hörer ganz reale und überraschende Emotionen ausdrücken. Die können zwischendurch auch wirklich unangenehm sein, aber wenn diese Szene dann vorüber ist, weckt sie einfach nur Faszination für diese hohe Kunst des Ausdrucks. Besonders erwähnenswert bei diesem Hörbuch ist unbedingt die warme und sympathische Stimme der Autorin. Ihr melodischer Klang trägt einen hoffnungsvoll durch die schwermütige Geschichte. Sie hat die Geschichte für mich zu einer Erinnerung werden lassen, die ich immer mit ihrer Stimme verbinden werde und noch 100te Male hören könnte.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Hass im Paradies

Don't HATE me
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„Don't hate me“ von Lena Kiefer
In zauberhafter Kulisse der griechischen Insel Korfu, spielt sich ein Liebesdrama ab. Da dies der zweite Band der Don't-Reihe ist, und der Titel es ja schon verrät, könnt ...

„Don't hate me“ von Lena Kiefer
In zauberhafter Kulisse der griechischen Insel Korfu, spielt sich ein Liebesdrama ab. Da dies der zweite Band der Don't-Reihe ist, und der Titel es ja schon verrät, könnt ihr euch vorstellen, dass die große Liebe zwischen Kenzie und Lyall schwer erschüttert wurde. Als Kenzie das Angebot erhält beim Innenausbau eines Hotels auf Korfu zu helfen, kommt ihr diese Ablenkung wie gelegen. Aber das Leben macht ihr einen Strich durch die Rechnung, denn auch ihr Ex, Lyall hat bei diesem Hotel seine Finger mit im Spiel. Es beginnt ein wundersamer Tanz aus Ablehnung, Zuneigung und Verlangen. Lena Kiefer hat es wieder geschafft den Spannungsbogen bis weit über 300 Seiten zu halten. Das führte dazu, dass es bei mir wieder eins dieser Bücher wurde die ich innerhalb von 3 Tagen verschlungen habe. Ja, dass Genre ist „New Adult“ und ja, davon bin ich mittlerweile meilenweit entfernt. Aber bin ich deshalb zu alt? Ich denke nicht! Denn manchmal muss man sich einfach zurückfallen lassen in Zeiten, in denen die erste Liebe der Mittelpunkt des Universums war. Wo alle anderen Probleme dahinter verblassten und man sich einfach nur geliebt und unbesiegbar gefühlt hat. Also traut euch! Lasst den Alltag hinter euch und erlebt die erste große Liebe und das Glück der Jugend durch die wunderbaren Worte Lena Kiefers.

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Veröffentlicht am 12.01.2022

Sie leben mitten unter uns

Von Füchsen und Menschen
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„Von Füchsen und Menschen“ von Sophia Kimmig
Der Fuchs hat längst den städtischen Raum erobert und lebt mitten unter uns. Doch wie genau lebt er in der Hauptstadt Berlin? Was findet er zu fressen? Wie ...

„Von Füchsen und Menschen“ von Sophia Kimmig
Der Fuchs hat längst den städtischen Raum erobert und lebt mitten unter uns. Doch wie genau lebt er in der Hauptstadt Berlin? Was findet er zu fressen? Wie sieht sein Tages(Nacht)ablauf aus? Sophia Kimmig war dem Rotbraunen viele Jahre auf der Fährte, hat Füchse in ihrem Lebensraum gefangen und besendert und konnte so viele interessante Einblicke in das Fuchsleben gewinnen. Dabei ist auch viel Kurioses, Lustiges und Seltsames geschehen, von dem sie uns erzählt. Denn welcher Berliner rechnet schon damit im Großstadttrubel einem Fuchs zu begegnen? Besonders nicht an einer Dönerbude oder im Bus. Ich habe in diesem Buch viel neues über Füchse, aber auch über das „andere“ Nachtleben meiner Stadt gelernt. Nun sehe ich so manche Spur mit anderen Augen und weiß auch die brachliegenden Schandflecken der Stadt als Rückzugsort für Wildtiere zu schätzen. Aus Sophia Kimmigs Worten fließt so viel Liebe und Begeisterung für „ihre“ Füchse, dass es mich sehr berührt hat. Sie hat einen unglaublich schönen und mitreißenden Schreibstil und hat das Buch mit ihrer liebevollen Art beseelt und zu etwas ganz besonderem gemacht. Von mir gibt es hier eine klare Leseempfehlung, und das nicht nur für Naturliebhaber, sondern für alle die neugierig sind und sich auf das Abenteuer jenseits ihres Häuserblocks einlassen wollen. Denn vielleicht ist der ständig nachts bellende und seltsam heiser klingende Nachbarhund, gar keiner?!

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Veröffentlicht am 09.01.2022

Wintersonne

Überwintern. Wenn das Leben innehält
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„Überwintern- Wenn das Leben innehält“ von Katherine May
Ich durfte diesen großartigen Roman als Hörbuch erleben. Nicht nur die Natur erlebt regelmäßig den Winter. Auch in uns wird es ab und an Winter, ...

„Überwintern- Wenn das Leben innehält“ von Katherine May
Ich durfte diesen großartigen Roman als Hörbuch erleben. Nicht nur die Natur erlebt regelmäßig den Winter. Auch in uns wird es ab und an Winter, wenn uns das Leben aus der Bahn wirft, und sich die Lebenspläne plötzlich ändern. Katherine May erzählt von ihrem Winter der sie heimgesucht hat. Sie erzählt aber auch wie sie den Winter überstanden hat und ihr der Frühling neue Kraft gebracht hat. Auf ihrem Weg durch den Winter hat sie viel ausprobiert, Sauna, Eisbaden, das Sonnenwendefest in Stonehenge und so manches mehr. Und auf all ihren Reisen nimmt sie uns mit. Wir lernen interessante Menschen kennen und neue Denkweisen. Wir lernen viel darüber wie die Natur und andere Völker den Winter jedes Jahr aufs neue überstehen. Katherine May vereint in ihrem Buch einen tollen und authentischen Roman mit einer Art Sachbuch. Ihr Buch ist inspirierend, tröstend und wohlig wärmend. Die Sprecherin Jennipher Antoni hat definitiv mit ihrer warmen angenehmen Stimme zu diesem hyggeligen Gefühl beigetragen.

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Veröffentlicht am 30.12.2021

Steinige Wege

Mutters Lüge
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Marta und ihr Zwillingsbruder Tomek werden Ende der 1960er Jahre, in Polen geboren. Sie leben mit ihrer Mutter in Breslau. Die Mutter arbeitet sehr viel und so sind die Kinder, schon in sehr jungen Jahren ...

Marta und ihr Zwillingsbruder Tomek werden Ende der 1960er Jahre, in Polen geboren. Sie leben mit ihrer Mutter in Breslau. Die Mutter arbeitet sehr viel und so sind die Kinder, schon in sehr jungen Jahren sich häufig selbst überlassen. Halt erfahren sie von einer befreundeten Familie die sich liebevoll um die Drei kümmert. In ihrer Jugend müssen sie ihre Heimat Polen verlassen. Ihre Mutter flieht in einer Nacht-und Nebel Aktion mit ihnen nach Westdeutschland. Obwohl die Familie in Polen in äußerst ärmlichen Verhältnissen gelebt hatte, ist besonders für Marta dieser Einschnitt schwer. Sie ist sehr gut in der Schule, hat sich alles hart erarbeitet und den Wunsch Ärztin zu werden. Zurück blieb alles was ihr viel bedeutete, wie die geliebten Menschen und ihre Zukunftsträume. Doch Marta lässt sich nicht unterkriegen, sie lernt rasch die neue Sprache und sucht Anschluss in der neuen Schule. Schon bald hat sie sich auf ihr altes Leistungsniveau zurückgekämpft. Die Beziehung zwischen Marta und ihrer Mutter ist schwierig. Es herrscht ein großes Schweigen. Die Mutter ist Marta gegenüber unnahbar, gefühlskalt und verständnislos. Sie hält ihre Tochter auf Distanz, wohingegen sie ihren Sohn Tomek vergöttert. Marta schuftet und beißt sich durch und findet nach ihrem Studium Arbeit in der Schweiz, wo sie sich erneut ein neues Leben aufbaut. Diesmal jedoch ohne die Mutter. Trotz der räumlichen Trennung, ist diese ständig präsent. In allem was Marta tut, erhofft sie sich Anerkennung, Aufmerksamkeit und die Liebe ihrer Mutter. Lohn erhält sie jedoch kaum.
Obwohl der Schreibstil der Autorin recht nüchtern und distanziert wirkt, hat es mir das ein und andere Mal Tränen in die Augen getrieben. Die Gefühllosigkeit der Mutter gegenüber ihrer Tochter macht einen nur fassungslos. Man hat das Bedürfnis die kleine Marta einfach nur in den Arm zu nehmen und zu trösten. Bereits am Anfang des Romans fühlt man zudem die Präsenz eines dunklen Geheimnisses. Dies hat mich beim Lesen stark vorangetrieben, da ich unbedingt wissen wollte was denn da nur los ist. Gerne hätte ich den ein oder anderen genommen und geschüttelt um dahinter zu kommen. Diese Sprachlosigkeit der Protagonisten war oft kaum ertragbar. Allerdings sehr stimmig. Das Geheimnis liegt wie ein Schatten auf ihrer aller Leben. Jedoch bringt die Wahrheit zuerst viel Schmerz, der allerdings notwendig ist, damit die Heilung beginnen kann. Das Buch hat mich tief bewegt, denn.es zeigt die Macht die Eltern haben mit ihrem Verhalten das Leben ihrer Kinder nachhaltig zu beeinflussen. Und es zeigt wie sich erlittenes Unrecht von einer auf die andere Generation überträgt. Wie unschuldiges neues Leben vergiftet wird. Und dennoch macht die Geschichte doch auch so unglaublich Mut. Marta zeigt das es sich lohnt sein Leben in die Hand zu nehmen und es täglich neu zu beginnen. Stolz auf das zu sein, was man aus eigener Kraft erreicht und geleistet hat, zu verzeihen und die zu lieben die sich selber und andere nicht lieben können.

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