Trautes Heim, Glück allein. Nicht.
Kleine PalästeHannos Mutter Sylvia ist verstorben, ermordet vom Hund. Das teilt sie mir sofort zu Beginn des Buches mit und auch, dass es nicht der erste Mordversuch des Hundes war, aber der erfolgreichste. Weil nun ...
Hannos Mutter Sylvia ist verstorben, ermordet vom Hund. Das teilt sie mir sofort zu Beginn des Buches mit und auch, dass es nicht der erste Mordversuch des Hundes war, aber der erfolgreichste. Weil nun ist sie ja tot. Da Carl, Hannos Vater, dadurch alleine ist, kehrt Hanno nach Hause zurück, fast dreißig Jahre war er weg. Aus Gründen. Susanne, die Nachbarstochter wiederum, die war nie weg. Die wohnt nach dem Tod ihrer Eltern immer noch nebenan und beobachtet. Als Hanno Hilfe bei der Pflege von Carl braucht, der dement und auf den Rollstuhl angewiesen ist, ist Susanne zur Stelle. Auch sie hat ihre Gründe, die sie seit Jahrzehnten verschweigt.
Schon der erste Satz ist grandios und zeigt die Richtung an, in die sich die Geschichte entwickelt. Sylvia ist zwar tot, aber ihre Gedanken und Gefühle bekomme ich als Leser mit. Die Story springt zwischen Sylvia, Hanno und Susanne hin und her, dazu noch zwischen den Jahren. Was damals im Jahre 1986 geschah, bleibt lange unklar. Was in 2018 passiert, das bekomme ich hautnah mit. Die Sprünge halten eine gewisse Spannung aufrecht und über allem schwebt eine unterschwellige Gefahr, die ich nicht näher benennen kann. Ich spüre, dass etwas Gewaltiges der Grund dafür ist, dass die Beteiligten zerrissen, zerstört, ja fast schon dysfunktional durch ihr Leben stolpern. Als ich den Grund dann irgendwann erfahre, bin ich entsetzt, aber endlich macht vieles einen Sinn. Die gutbürgerliche Fassade hat lange gehalten. Bis sie es nicht mehr tut.
Ein literarischer Genuss, der von mir verdiente fünf Sterne bekommt. Lesenswert!