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Veröffentlicht am 08.07.2022

Die Sünden der Jugend

Ein französischer Sommer
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Lavendel, Pinienduft, glitzerndes azurblaues Meer, Pastis, Croissants, Bistros und Savoir-vivre – all das vereint “Ein französischer Sommer”. Der Roman versprüht eine geballte Ladung französischen Sommercharmes ...

Lavendel, Pinienduft, glitzerndes azurblaues Meer, Pastis, Croissants, Bistros und Savoir-vivre – all das vereint “Ein französischer Sommer”. Der Roman versprüht eine geballte Ladung französischen Sommercharmes und wird so vom Setting her zur atmosphärisch überaus angemessenen Sommerlektüre, die ich zumindest in der ersten Hälfte gern gelesen habe – weil die Grundstimmung einfach so entspannt und fließend war.

Mit der jungen Leah, die in eigentlich nichts so richtig auf die Reihe bekommt, reisen wir an die französische Riviera, um dem alternden Schriftsteller Michael zu assistieren, der offensichtlich eine aus bedauernder Nostalgie gespeiste Affinität zu der jungen Frau zu entwickeln scheint. Die Handlung hätte nun spannungsgeladen, mit leidenschaftlichen Unterströmungen und amourösen Verwicklungen auf den Höhepunkt zu steuern können – leider tut sie es aber nicht so wirklich. Zwischen zahlreichen Rückblenden in Michaels Jugendzeit, die ihn als affektierten, egoistischen und wenig ehrenhaften Selbstdarsteller entlarven, und den sonnengetränkten Stunden an der Côte d’Azur schaukelt die Handlung mitunter träge dahin, Schwung wird durch die allgegenwärtigen Alkoholexzesse, den anscheinend zum guten Ton gehörenden Drogenkonsum und die ein oder andere mehr oder weniger erotische Szene in den Ablauf gebracht. Zum Ende hin scheint der Roman sich dann daran zu erinnern, dass er auch noch irgendwie über die Ziellinie muss und das ist dann leider der Punkt an dem der (zugegebenermaßen) bisher recht milde Spannungsbogen aus dem Takt gerät. Auf den letzten Seiten wird nun eine politisch-tragische Intrige erschaffen, die irgendwie so gar nicht zum Rest des Romans passen will. Nichts gegen Griechenland, aber hatten wir nicht schon genug Sommer auf den französischen Seiten? Die Handlungsentwicklung hat mich am Ende so gar nicht mehr überzeugt, sie wirkt wie ein Nachgedanke, der unbefriedigend ausgeführt wird bzw. so, als ob die Autorin unbedingt etwas über diese griechische Episode schreiben wollte, aber nicht genügend Stoff für eine eigenständige Geschichte gehabt hätte. Ich muss gestehen, dass der Schluss nicht nur aus diesem Grund unerquicklich ist, auch insgesamt hat er mir missfallen. Für ein geschlossenes Ende bleibt zu viel in der Luft hängen, für eine literarisch ansprechende Schlussnote nimmt er zu wenig Bezug auf die in der Handlung und den Figuren angelegten Möglichkeiten.

Die Figuren haben nämlich in ihrer egoistischen und hedonistischen Art, mit der sie Unsicherheiten und Fehlentscheidungen zu verschleiern suchen, durchaus Potenzial, auch wenn mir keine einzige der Figuren sympathisch war. Leahs unreifes Dümpeln durchs Leben hat mir dabei sicherlich mehr zu schaffen gemacht, als Michaels selbstverliebte und mitunter verschlagene Art, die aber interessant zu beobachten war, vor allem auch, weil man im alternden Michael Spuren des jüngeren suchen konnte.

Insgesamt ist der Roman eine recht gefällige Sommerlektüre für Frankophile, ich hätte mir jedoch mehr konsequente Stringenz in der Handlungsführung gewünscht und eine über den Konsum von Alkohol und Drogen hinausgehende Definition von Jugend.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Warum?

Wut
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„Wut“ ist ein Roman, der anfänglich abstößt und verstört, dann zeitweise fasziniert und zum Ende hin leider in surrealer Absurdität zu zerfasern scheint, was durch den sehr gelungen Epilog jedoch einigermaßen ...

„Wut“ ist ein Roman, der anfänglich abstößt und verstört, dann zeitweise fasziniert und zum Ende hin leider in surrealer Absurdität zu zerfasern scheint, was durch den sehr gelungen Epilog jedoch einigermaßen wieder herausgerissen werden kann. Erzählt wird die Geschichte einer Kindheit, die unter den brutalen Ausbrüchen einer Mutter, deren Fürsorge zwischen Vernachlässigung und unkontrollierbarer Wut schwankt, leidet. Diese im Gesamtkontext kurz erscheinenden Erinnerungen wechseln sich ab mit Rückblicken in das familiäre Konstrukt und das Heranwachsen der Mutter, die sich schon im frühen Kindesalter durch Unbeherrschtheit auszeichnete. Eine Erklärung für dieses Verhalten bieten diese Einsichten jedoch leider nicht. In der Folge springt der Roman episodenhaft durch das Leben des Protagonisten, zusammengehalten werden die einzelnen Kapitel durch die Auswirkungen der mütterlichen Erziehungsmethoden, mal ist der direkte Zusammenhang deutlich zu erkennen, mal tritt die Mutter auch fast völlig in den Hintergrund. Schließlich begibt sich die Handlung in etwas abstrus erscheinende Gefilde, bei aller Liebe zur Verschmelzung dessen, was als real wahrgenommen wird und der puren Imagination, erschien mir der Weg der Geschichte schließlich doch als zu weit, zumal dieser auf Kapitel folgte, die von völlig unglaubwürdigen Figuren bevölkert wurden.

Der Roman liest sich sehr gut, aber das Gefühl, dass hier insgesamt nur an der Oberfläche eines Problems bzw. sehr vieler Probleme gekratzt wird, lässt mich nicht los. Gerade in Bezug auf die Figur der Mutter fehlt mir eine tiefere Auseinandersetzung, die mehr ist als ein bloßes Nachzeichnen von Ereignissen.
Insgesamt ein besonders in der ersten Hälfte lesenswerter Roman, der sich aber scheut, seinen starken, abstoßenden Auftakt im Verlauf der Handlung einzulösen. Letztlich ist nur das Ende so stark wie der Beginn verspricht.

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Veröffentlicht am 26.01.2022

Nett und naiv

Der kleine Buddha auf der Reise nach Hause
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"Der kleine Buddha" ist ein kleines Büchlein mit netten Geschichten, wie man sie aus der Achtsamkeitspraxis oder auch aus psychologischen Ansätzen kennt, die die Wahrnehmung stärken sollen, essentielle ...

"Der kleine Buddha" ist ein kleines Büchlein mit netten Geschichten, wie man sie aus der Achtsamkeitspraxis oder auch aus psychologischen Ansätzen kennt, die die Wahrnehmung stärken sollen, essentielle Fragestellungen aus dem Leben mittels Gleichnissen aufwerfen und im besten Fall es ermöglichen, etwas für den eigenen Alltag und das persönliche Dasein mitzunehmen.
In diesem Fall muss ich feststellen, dass das Buch seine Aufgabe nicht schlecht macht, mich aber letztlich nur die "Geschichte des Nomaden" und der "Regenliebhaberin" wirklich überzeugt haben. Alle anderen Geschichten sind freundlich und angenehm zu lesen, hinterlassen aber keinen bleibenden Eindruck. Sicherlich kommt es gerade bei Texten dieser Art auch auf die persönliche Lebenssituation an, aber ich hätte mir insgesamt doch kraftvollere und subtilere Episoden gewünscht. Die offensichtliche Naivität und Verniedlichung des kleinen Buddha hat mich dazu tatsächlich eher genervt.
Sicherlich ein nettes, harmloses Buch, wenn man keinen allzu großen Erkenntnisgewinn erwartet, aber es gibt bessere Texte dieser Art.

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Veröffentlicht am 30.12.2021

Feelgood zur Weihnachtszeit

Geld oder Lebkuchen
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„Geld oder Lebkuchen“ ist ein sehr nettes Feelgood-Hörbuch für die Weihnachtszeit, dessen Handlung allerdings nicht sonderlich mitreißt oder überrascht – vielmehr bietet es von der Story her viel wohlig-warme ...

„Geld oder Lebkuchen“ ist ein sehr nettes Feelgood-Hörbuch für die Weihnachtszeit, dessen Handlung allerdings nicht sonderlich mitreißt oder überrascht – vielmehr bietet es von der Story her viel wohlig-warme Weihnachtatmosphäre, ein rundes Happy End und amüsante Figuren. Diese gewinnen mit Sicherheit sehr viel an Charakter und Eigenart, weil sie von Katja Danowski mit so viel Leben, einem Hauch norddeutschem Zungenschlag und (wenn nötig) auch blasiertem Schickimicki in der Stimme gefüllt werden. Man hat sofort konkerte Gesichter zu den Stimmen im Kopf, denn Menschen, die so sprechen, gibt es wirklich. Die Art der Lesung hat mich ehrlich gesagt sehr viel mehr begeistert und interessiert als die eigentliche Geschichte, die zwar humorvolle Momente und viel Gerechtigkeit aufweist, aber einfach nicht so recht Spannung aufzubauen vermag. Das einzige was mich an der Lesart von Katja Danowski gestört hat, waren ihre Kinderstimmen. Die Natürlichkeit und Authentizität, die sie den erwachsenen Figuren verleiht, fehlt den Kindern leider völlig. Hier wirkt es leider oftmals sehr aufgesetzt und übertrieben. Insgesamt aber ein unterhaltendes Hörbuch für die Weihnachtszeit.

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Veröffentlicht am 30.11.2021

Bezaubernd belanglos

Bonnie Propeller
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"Bonnie Propeller" ist eine Geschichte, die sich besonders an Hundeliebhaber richtet - für alle anderen ist es eine kurze Geschichte darüber, wie sich eine Frau einen neuen Hund zulegt und nach ein paar ...

"Bonnie Propeller" ist eine Geschichte, die sich besonders an Hundeliebhaber richtet - für alle anderen ist es eine kurze Geschichte darüber, wie sich eine Frau einen neuen Hund zulegt und nach ein paar Startschwierigkeiten davon überzeugt ist, dass es sich bei ihrem Hund um ein ganz besonderes Tier handelt.

So bezaubernd und entzückend die Geschichte auch anmutet, so belanglos ist sie auch. Gut geschrieben ist die Story allemal, aber es ist eher die Art von Erzählung, die man mal so im Bekanntenkreis von sich geben könnte - ich bezweifle einfach stark das allgemeine Interesse eines größeren, eventuell auch nicht ganz so hundeaffinen Publikums. Und vor allem frage ich mich, wieso diese Geschichte gleich ein ganzes, gebundenes Buch braucht. Selbst als eine short story innerhalb eines Geschichtenbandes wäre sie wohl eher eine von den zahmeren und unbedeutenderen. Sicher, man kann durch den Text viel Charakterisierungsarbeit betreiben, wenn man dazu aufgelegt ist, aber insgesamt wirkt das Ganze dann doch auch etwas oberflächlich...

Für mich war das Büchlein nette Unterhaltung mit einem schicken Titel - mehr aber auch sicher nicht.

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