Gelungener Fantasy-Roman, der die Grundidee des Märchens Rapunzel geschickt variiert
ValeriaMit ihrer zweiten Märchenadaption legt die Autorin Jasmin Jülicher diesmal eine mehr als gelungene Variation des altbekannten Märchens "Rapunzel" vor und siedelt ihre Version dabei in einem dystopischen ...
Mit ihrer zweiten Märchenadaption legt die Autorin Jasmin Jülicher diesmal eine mehr als gelungene Variation des altbekannten Märchens "Rapunzel" vor und siedelt ihre Version dabei in einem dystopischen Fantasy-Setting mit einer ordentlichen Portion Steampunk an, dass der Geschichte noch einen ganz besonderen Stempel aufdrückt.
Seit 5 Jahre wird die junge Valeria von ihrer Stiefmutter in einem Turm eingesperrt und ist fast komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Nur ein Fenster gewährt ihr einen kleinen Blick auf Turrim, der Stadt über dem Äther. Als sie dann auch noch gegen ihren Willen mit einem wesentlich älteren und äußerst zwielichtigen Mann verheiratet werden soll, sucht sie verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit aus ihrem Gefängnis. So zögert sie auch nicht lange, als ihr der junge Schmid Aaron anbietet, sie aus ihrer Not zu befreien. Doch je näher sie Aarons Heimat kommen, umso mehr drängt sich Valeria die Frage auf, ob sie vielleicht doch nur vom Regen in die Traufe geraten ist.
Mit viel Einfallsreichtum präsentiert uns die Autorin ihr außergewöhnliches Setting und besetzt es mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Charaktere in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Der packende Schreibstil hat mich mit jeder Seite tiefer in die gut aufgebaute Geschichte hineingezogen und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Zwar lehnt sich die Geschichte diesmal eher lose an die Märchenvorlage an, das Grundgerüst bleibt hier dennoch immer erkennbar und natürlich spielen auch Valerias lange Haare dabei eine tragende Rolle, wenn auch in deutlich anderer Form wie im Märchen. Zum Ende hin geht dann alles vielleicht doch eine Spur zu schnell und zu glatt, dies kann den insgesamt positiven Leseeindruck aber nur unwesentlich trüben.
So ergibt sich am Ende eine mehr als gelungene Märchenadaption, die sehr viel Spaß macht, und ein tolles Setting, das förmlich nach weiteren Geschichten schreit.