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Veröffentlicht am 09.03.2022

Unterhaltsame Geschichte

#London Whisper – Als Zofe ist man selten online
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Inhalt:


Voller Selbstvertrauen und Elan startet Zoe ihr Auslandsschuljahr im Internat Dunwick House in London. Gemeinsam mit ihren Freundinnen hat sie sich ein besonderes Event überlegt. Einmal in der ...

Inhalt:


Voller Selbstvertrauen und Elan startet Zoe ihr Auslandsschuljahr im Internat Dunwick House in London. Gemeinsam mit ihren Freundinnen hat sie sich ein besonderes Event überlegt. Einmal in der Woche organisieren sie gemeinsam den Mitternachtsclub, eine Feier.

Die aktuellste Mottoparty läuft unter den Namen „Nacht im Mondschein“. Die Freundinnen haben sich hierfür mächtig ins Zeug gelegt.

Im Verlaufe des Festes wird Zoe von ihrer Freundin auf den Dachboden des Hauses geführt. Dort hat diese einen auffallend schönen Spiegel entdeckt. Noch während die Mädchen diesen bewundern, fällt das Mondlicht auf dessen Fläche. Bevor Zoe begreift, was passiert, befindet sie sich auch schon (ohne ihre Freundin) mitten in einem völlig anderen Gemäuer.

Zoe wähnt sich in einem Traum. Denn sie befindet sich, das stellt sich bald heraus, im London des Jahres 1816. Sie steht im Dienste einer der renommiertesten Familien Englands, der Familie Arlington. Dort soll sie als Zofe für Erziehung und Ausbildung der Tochter, Miss Lucie, sorgen.

Miss Lucie, das wird bald klar, ist unglaublich schüchtern. Sie möchte ihr Zimmer nicht verlassen. Einzig ihr frecher Spitz, namens Prickelton, darf in ihrer Nähe verweilen. Zoe passt sich schnell der neuen Umgebung an. Miss Lucie in die feine Gesellschaft einzuführen, dürfte für jemanden, der in der Gegenwart einen erfolgreichen Instagramkanal betreibt, doch kein Problem sein.

Bald schon hat Traudelwald (ehemals Zoe) das Leben der Familie Arlington ordentlich aufgemischt.
Instagram-Substitut in der Damenwelt des 19. Jahrhunderts ist ein Kettenbrief mit wertvollen Tipps für den Alltag. Auch sollte eine Lady nicht in ihrem Zimmer versauern sondern Bälle besuchen und sich von wohlhabenden Herren den Hof machen lassen. Wäre doch gelacht, wenn man der schüchternen Lucie nicht irgendwie zu mehr Selbstvertrauen und Spaß im Leben verhelfen könnte!



Meinung:


London Whisper – Also Zofe ist man selten online“ erinnerte mich ein wenig an die erfolgreiche Serie Bridgerton. Auch hier geht es um die feine Gesellschaft, um schöne Kleider, um Bälle und um das Finden der großen Liebe.

Mit Zoe hat die Autorin eine Protagonistin geschaffen, die keinesfalls auf den Mund gefallen ist. Schon in der Gegenwart zeigt sich die 16-jährige lebhaft, voller Tatendrang und unerschrocken. Sie nimmt sich nicht zurück, ist ungefiltert und sehr direkt. Uneitel und ohne jede Attitüde präsentiert sie sich auch im Jahr 1816.

Kein Wunder also, dass Zoe weiterhin spricht, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. So rutschen der jungen Zofe auch Sätze wie, „finde ich auch smart“ und „ich bin eher der Action-Typ“, heraus. Statt sich jedoch auf die Zunge zu beißen oder darüber nachzudenken, ob sie mit solchen Aussagen vielleicht aus der Rolle fallen könnte, übergeht Zoe solche „Ausrutscher“. Ob das im England des 19. Jahrhunderts mit all seiner Selbstgerechtigkeit, die gesellschaftlichem Wandel, Freizügigkeit und die Emanzipation der Frau ablehnte, so denkbar war, kann bezweifelt werden.

Als Zofe eines guten Hauses nimmt sich Zoe einiges heraus. Gelegentlich wird sie zwar darauf hingewiesen, wo ihr Rang in der Gesellschaft ist, jedoch lässt sie sich nicht allzu lange davon abhalten und gibt dem Affen schnell wieder Zucker.

Zoe gelingt es bald mit ihrer Idee – dem Whisper-Wispher-Brief – eine Adaption von Socialmedia in die viktorianische Gesellschaft einzuführen. Hierin verbreitet sie Ratschläge und spricht Tabuthemen der höheren Gesellschaft an. Der Brief geht schnell “viral“ und wird unter der Hand weitergereicht. Zoe ist begeistert von ihrem neuen Leben.

Im späteren Verlauf erfährt die Geschichte eine Wendung, als Zoe beginnt, sich den Geschehnissen in reflektierter Weise zu stellen. Sie wird gezwungen über die Zukunft und ihr Leben im 19. Jahrhundert nachzudenken. Mit dem Auftauchen eines jungen Lords bekommt die junge Zofe zudem erfrischenden Gegenwind.



Fazit:


London Whisper – Als Zofe ist man selten online“ spielt in dem bunten Wohlfühl-Universum, in dem auch die amerikanische Fernsehserie Bridgerton angesiedelt ist. Auf der Suche nach dem Authentischen, Logischen wird man hier eher weniger fündig. Das Buch lädt aber zur kurzweiligen, amüsanten Zeitreise ein.

Die Geschichte dreht sich im Wesentlichen um schöne Kleider, Klatsch und Tratsch, die Ballsaison und die Suche nach der großen Liebe. Hinzu kommt eine Prise Fantasy, Mystik, Freundschaft, die keine Klassenunterschiede kennt, und natürlich Romantik.

Wer Spaß an Serien wie „Bridgerton“ hat, wer schon immer mal eine Reise ins 19. Jahrhundert machen wollte, der wird mit diesem Buch gewiss einige sehr unterhaltsame Lesestunden verbringen können.

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Veröffentlicht am 26.01.2022

Eine herzerwärmende Geschichte

Heartstopper Volume 1 (deutsche Hardcover-Ausgabe)
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Inhalt:

Charlie hat es nach seinem Outing an der Schule nicht immer leicht gehabt. Er musste sich viele blöde Sprüche anhören und wurde leidlich gemobbt. Mittlerweile ist diese Phase weitestgehend überstanden.

In ...

Inhalt:

Charlie hat es nach seinem Outing an der Schule nicht immer leicht gehabt. Er musste sich viele blöde Sprüche anhören und wurde leidlich gemobbt. Mittlerweile ist diese Phase weitestgehend überstanden.

In den Pausen trifft sich Charlie heimlich mit Ben, wahlweise im Musikraum oder in der Bibliothek. Doch immer mehr fühlt sich Charlie von Ben ausgenutzt. Dieser hat nebenbei eine Freundin, die Treffen finden nur dann statt, wenn Ben der Sinn danach steht und outen möchte er sich auch nicht.

Nach dem Ende des aktuellen Schuljahres findet eine neue Klasseneinteilung der Lerngruppen statt. Charlie muss neben Nicholas Nelson, einem sehr beliebten Schüler, sitzen, dessen große Leidenschaft dem Rugbysport gilt.

Charlie und Nicholas kommen sich allerdings schnell näher. Sie verbringen die Pausen miteinander und treffen sich irgendwann auch in der Freizeit. Charlies Ängste, Nicholas könnte auf die „bösen Zungen“ an der Schule hören und anfangen ihn zu meiden, verpuffen bald. Ganz im Gegenteil: Nicholas steht für Charlie ein. Er verteidigt ihn, wenn andere über ihn lästern und hilft ihm, als Ben übergriffig wird. Was wäre, wenn Nicholas doch mehr als Freundschaft für Charlie empfinden würde? Gelänge es ihm, offen zu seinen Gefühlen zu stehen?



Meinung:

Bei „Heartstopper Volume 1“ handelt es sich um ein Comicbuch mit Schwarz-weiß-Zeichnungen, die im Stil der Abbildung auf dem Cover ähneln.

Alice Oseman erzählt in ihrem Buch die Geschichte von Charlie, der den großen Schritt bereits gewagt und sich als homosexuell geoutet hat. Auch, wenn er mittlerweile mit den Mitschülern klarkommt, so ist er dennoch in seinem Leben nicht wirklich glücklich. Er besitzt zwar einen guten Freund, aber er kennt auch niemanden, mit dem er die kleinen, schönen Momente im Leben teilen kann.

Es gibt Ben, mit dem sich Charlie ab und an trifft. Doch als Ben sich bei Charlie meldet, ignoriert dieser ihn geflissentlich. Dieses Verhalten hat mich verwirrt zurückgelassen. Denn dem Leser wird durch den Verlauf der Geschichte und auch durch die Mimik in den Zeichnungen vermittelt, dass Bens Verhalten falsch ist. Ich kam jedoch nicht umhin mich zu fragen, warum es okay ist, wenn Charlie Ben einfach ignoriert, warum er nicht offen das Gespräch sucht und mit Ben einfach „Schluss macht“. Ben versteht das Verhalten von Charlie nicht – oder möchte es nicht verstehen - und sucht immer wieder Kontakt. Er wird aufdringlich. Irgendwann findet dann ein Gespräch statt und Charlie sagt klar, was er empfindet. Auch, wenn diese Argumente schlüssig waren, und auch, wenn klar war, dass Ben in dieser Geschichte „der Bösewicht“ ist, so bin ich mir im Nachhinein immer noch nicht sicher, inwieweit Charlies Verhalten qualifiziert ist, ihn dem jungen Leser als moralisches Subjekt anzubieten.

Charlie lernt nach einer neuen Klasseneinteilung am Ende des laufenden Schuljahres Nicholas kennen. Nicholas ist offen, er ist beliebt, er hört nicht auf das, was die Mitschüler ihm einzuflüstern versuchen. Alice Oseman zeigt in ihrem Roman anhand dieser beiden Figuren, dass man manchmal ohne großes Zutun das Glück haben und einen Menschen kennenlernen kann, der besonders gut zu einem passt. Dieser eine Mensch, mit dem man sich sofort perfekt fühlt und mit dem man, ohne sich groß anzustrengen, einzigartige Momente erleben kann. So jemand ist Nicholas für Charlie.

Die Freundschaft zwischen Charlie und Nicholas, das vermittelt die Autorin in ihrer Geschichte, ist einzigartig. Irgendwann treffen sich die beiden auch bei Nicholas zu Hause. Sie machen einen Schneespaziergang mit Nellie, Nicholas süßer Hündin. Sie spielen gemeinsam Videospiele, Charlie bringt Nicholas das Schlagzeugspielen bei. Sie haben einfach Spaß. Und sie kommen sich näher. Charlie stellt sich schon länger die Frage, ob Nicholas vielleicht mehr für ihn empfinden könnte. Doch Nicholas hat sich mit seiner sexuellen Orientierung noch nicht so intensiv beschäftigt.

Der Autorin gelingt es, ihrer Geschichte durch kleine Spielereien in den Zeichnungen einen besonderen Charme zu verleihen. So fliegen im Hintergrund zwischen den Comickästchen z.B. Blüten durch die Luft, wenn es romantisch wird, kleine Noten zeigen, dass bei einer Party Musik gespielt wird oder fallende Blätter deuten eine herbstliche, romantische bzw. nachdenkliche Stimmung an.

Ganz am Ende des Buches gibt es dann noch ein paar kleine Specials über die Geschichte hinaus. Alice Oseman erläutert anhand der Figuren Charlie und Nicholas, wie die Schuluniformen und Rugby-Trikots an ihrer Schule aufgebaut sind. Es folgt die Zeichnung einer Kassette, auf deren Rückseite die Lieder der persönlichen Playlist der Charaktere geschrieben wurden sowie Tagebucheinträge von Charlie und Nicholas - schlussendlich Steckbriefe aller wichtigen Charaktere.



Fazit:

Alice Oseman schreibt mit "Heartstopper Volume 1"- treffsicher und feinsinnig zugleich - eine Geschichte vom Erwachsenenwerden und vom Umgang mit Homosexualität.

Es ist offensichtlich, wo die Stärken des Buches liegen: Eine herzerwärmende Geschichte, vielschichtige Figuren sowie smarter Humor. Man spürt beim Betrachten der Bilder instinktiv, mit welch großer Freude die Schöpferin ans Werk gegangen ist. Kleinste Details sind es, die das Gesamtbild so lesenswert machen.

„Heartstopper“ endet mit einem kleinen Cliffhanger und ist einfach viel zu schnell vorbei.

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Veröffentlicht am 21.07.2021

Man braucht Zeit, um hineinzukommen

A Reason To Stay (Intensive New-Adult-Romance von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau) (Liverpool-Reihe 1)
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Inhalt:

In Liverpool möchte Billy ein neues Leben anfangen. Ihr großer Wunsch ist es einen Assistenzplatz für Kuration im Naturkundemuseum zu ergattern.

Die Party, im Anschluss an die Führung durch das ...

Inhalt:

In Liverpool möchte Billy ein neues Leben anfangen. Ihr großer Wunsch ist es einen Assistenzplatz für Kuration im Naturkundemuseum zu ergattern.

Die Party, im Anschluss an die Führung durch das Mary Annings Museum, möchte Billy nutzen, um Kontakte zu den Mitarbeitern zu knüpfen und networking zu betreiben.

Das Schicksal meint es nicht gut mit Billys Plänen. Erst fällt sie, nachdem sie jemand geschubst hat, direkt in die Arme eines Fremden, dann setzt ihre Freundin Olivia alles daran, die Party möglichst zeitnah zu verlassen.

Olivia tut der Vorfall leid. Sie hat eine gute Entschuldigung, die jedoch nicht die verpassten Kontakte aufwiegt. Ihr schlechtes Gewissen versucht sie zu beruhigen, indem sie ein heimliches Treffen zwischen dem Fremden von der Treppe und Billy organisiert..

Sowohl Cedric, so der Name des Fremden, als auch Billy sind davon anfangs nicht begeistert. Doch sie machen das Beste aus der Situation. Bald aber merken beide, dass sie einen guten Draht zueinander haben. Schnell wird jedoch klar, dass Cedric nur an einem schönen Abend interessiert ist. Auch Billy möchte eigentlich eher ihr Leben konsolidieren.
So entsteht die Geschichte zweier Figuren, die weder miteinander noch ohne einander leben können.

Billy erfährt in Gesprächen von Gerüchten, die sich um Cedric drehen. Er scheint jemand zu sein, der seltsam unberührt bleibt, der oft beobachtet und doch keine Nähe zulässt. Freundschaften sucht er nicht, Beziehungen bleiben oberflächlich. Und das hat auch einen guten Grund: Denn die düsteren Gedanken und Gefühle, die ihn in schwierigen Zeiten überkommen, kann Cedric nicht beherrschen.


Meinung:

Jennifer Benkau macht es ihren Lesern anfangs nicht leicht, ihre Figuren zu finden und der Handlung zu folgen.

Der Leser lernt Billy kennen. Eine selbstbewusste junge Frau, die scheinbar in ihrer Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen gemacht hat. Eine Zeit lang musste sie in ihrem Auto schlafen. Irgendetwas hat sie aus ihrer alten Heimat vertrieben. In Liverpool hat sie nun Fuß gefasst. Hier ist sie auf die quirrlig spontane Olivia getroffen, die sie auch prompt in ihrer WG aufgenommen hat. Billy hat Träume und Ziele. Sie möchte unbedingt die Assistenzstelle für Kuration im Naturkundemuseum ergattern.

Als Billy auf Cedric trifft, nimmt ihr Leben jedoch eine unerwartete Wendung. Cedric ist ein Junge, der mit seinem Charme sofort von sich zu überzeugen weiß. Er trägt ein schiefes Lächeln auf den Lippen, ist entwaffnend ehrlich und flirtet hemmungslos. Bereits beim ersten Zusammentreffen möchte er Billy gleich zu einem gemeinsamen Frühstück einladen.

Cedric studiert Meeresbiologie an der Liverpooler University. Also genau dort, wo Billy im “ Sweet & Cheesy“, einem kleinen Campusrestaurant, arbeitet.

Im ersten Teil des Buches lernt der Leser die Figuren besser kennen. Als Leser muss man sich daran gewöhnen, dass der Anfang der Beziehung geradezu in Lichtgeschwindigkeit erzählt wird.
Gemeinsam besuchen sie Restaurants. Cedric geht auf eine Forschungsreise und berichtet Billy davon. Das ist alles manchmal verwirrend und vielschichtig, manchmal anekdotisch-abschweifend und oft unübersichtlich.

Cedric quälen, das ergibt sich nach einigen Seiten, düstere Gedanken, die er selbst als Gewitter bezeichnet. Er erscheint auf Außenstehende immer wie ein fröhlicher Mensch, der mit seinen Problemen gut umgehen kann. Doch das ist nicht so.

Es dauert, bis Cedric über seine Krankheit spricht. Die Auswirkungen, die eine Depression auf Betroffene und ihre Umwelt haben kann, werden von ihm sachlich und nüchtern in Gesprächen dargestellt.

Erst in der letzten Hälfte des Buches kam für mich ein richtiger Lesesog auf. Billy und Cedric haben gemeinsame Erfahrungen gesammelt und die waren nicht immer einfach. Die Beziehung, die beide zueinander aufgebaut haben, ist sehr intensiv und zugleich unglaublich rücksichtsvoll.

Und gerade da, wo sowohl Cedric und Billy nicht mehr ohne einander können. Da, wo der Leser die beiden auch unbedingt zusammen sehen möchte, obwohl er begreift, dass diese Beziehung alles andere als einfach ist, da holt Billy ihre Vergangenheit ein.

Im letzten Viertel des Buches setzte all das ein, was ich über die Seiten hinweg vermisst habe. Cedric und Billy führen unglaublich intensive Gespräche. Sie zeigen einen bedingungslosen Zusammenhalt und lassen sich dennoch gegenseitig alle Freiheiten. Hier bleibt die Sprache oft sachlich und trifft die Leser doch mitten ins Herz.


Fazit:

Zugegeben, "A Reason to Stay" von Jennifer Benkau erfordert eine Portion Durchhaltevermögen, aber der Leser wird bestens für seine Mühe belohnt.

Man braucht Zeit, um hineinzukommen in Benkaus Roman. Der Anfang hallt verwirrend und vielschichtig, abschweifend und unübersichtlich nach.

Das Ende entschädigt aber für einige überflüssige Seiten zuvor. Im letzten Viertel erlebt der Leser Momente beeindruckender Schönheit, emotionaler Tiefe und scharfsinniger Gespräche. Hier findet sich ein gelungenes Buch über den Luft- und Lebensräuber Depression.

Ein Buch dem man sich als Leser mit Geduld und großer Neugierde nähern sollte. Lesern die das mitbringen, ist das Buch zu empfehlen.


Buchzitate:

„Alles ist gerade so falsch, alles. Ich weiß nicht wohin ich soll.“ „Im Zweifel zu mir. Bei mir bist du richtig, okay?“

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Veröffentlicht am 26.05.2021

Eine Bereicherung für das Fantasygenre

Vortex – Die Liebe, die den Anfang brachte
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Inhalt:

Nach und nach erobern die Vermengten die großen Städte. Kapstadt, Kairo, Tokio, Neu London und Sydney sind schon gefallen. Die Situation scheint sich immer mehr zuzuspitzen.

Im Hintergrund gibt ...

Inhalt:

Nach und nach erobern die Vermengten die großen Städte. Kapstadt, Kairo, Tokio, Neu London und Sydney sind schon gefallen. Die Situation scheint sich immer mehr zuzuspitzen.

Im Hintergrund gibt Hawthorne den Regie führenden Fädenzieher, der über allem thront. Mit Bale an seiner Seite, den er unter Einsatz von Drogen seinem Willen unterworfen hat, steht er kurz davor, den Weg zurück ins Jahr 2020 zu finden. Dort angekommen wäre es ein Leichtes, den Urvortex erstarken zu lassen. Innerhalb kürzester Zeit wäre ein knappes Jahrhundert kurzerhand ausgelöscht, der ganze Planet würde vermengt werden, und die Menschheit mit einem Schlag nicht mehr existieren.



Meinung:

Während Hawthorne mit Hilfe des besten Vortexläufers, Bale, kurz davor ist, seine Pläne umzusetzen, suchen Elaine und ihre Freunde verzweifelt nach einem Ausweg. Dieser besteht darin Juliane Canto, die Chefnavigatorin des Kuratoriums, in Sáo Paulo zu evakuieren. Canto könnte helfen, Bale zu finden. Das würde Hawthorne davon abbringen, den Urvortex zu finden, doch was dann? Elaine ist seit geraumer Zeit nicht mehr in der Lage Vortexe zu erschaffen. Die Vermengten haben sich zusammengefunden und sind dabei die Städte zu erobern. Und Bale?! Er befindet sich Dank des Scopes und der Manipulation von Hawthorne in einem Zustand, der ihn zu einem völlig anderen Menschen hat werden lassen. Unter dem Einsatz der Droge hat er nicht nur seine gesamte Vergangenheit vergessen, auch ist er zu einem Monster geworden, das alles dafür tun würde, die Feinde von Hawthorne auszulöschen und dazu gehören auch Elaine und ihre Freunde.

Kann man sein zukünftiges Leben überhaupt nach eigenen Vorstellungen beeinflussen, oder ist die Zukunft schicksalhaft vorherbestimmt? Diese zentrale Frage greift Anna Benning in ihrer Vortex-Reihe immer wieder auf. Bale hat Elaine in Band 2 der Reihe verraten, was er in der Zukunft gesehen hat, nämlich, dass alles zu dem einen Punkt führen wird, der Elaine dazu bringt, sich in den Urvortex zu stürzen und sich für ihre Freunde zu opfern. Elaine wird sterben. Bale hingegen versucht seit Jahren alles, um die Zukunft zu ändern.

Als Leser fragt man sich spätestens ab dieser Offenbarung im zweiten Band, ob und wie die Charaktere es schaffen werden, die ausweglose Situation, in der sie sich befinden, zu lösen. Alleine dieser Punkt sorgt schon für Spannung.

Viele Figuren sind dem Leser bereits über die Geschichte hinweg ans Herz gewachsen. War Holden mir z.B. im ersten Band noch nicht sympathisch, so habe ich ihn in der Fortsetzung regelrecht ins Herz geschlossen. Aber auch die Grunder, die Elaine einst aufgenommen haben, das Wassermädchen Susi, die mit einer Beatmungsmaschine an Land überleben kann und die stets so liebevoll und zerbrechlich wirkte sowie Elains bester Freund, der Zünder Luka, der von der ersten Seite der Geschichte stets an ihrer Seite stand. Ich habe mich gefreut, sie alle in diesem dritten Band noch einmal wiedersehen zu dürfen.

In Band 3 ist es Atlas, der wie ein Ruhepol ständig in Elaines Nähe verweilt. Bales Hund schenkt der einstigen Läuferin Kraft und Mut. Auf Holden ist Elaine jedoch, seitdem dieser dabei geholfen hat, Bale an Hawthorne auszuliefern, immer noch sauer. Das führt dazu, dass es in diesem Band lange dauert, bis wieder eine zarte Bindung zwischen den beiden Charakteren aufleben kann.

Elaine legt ihren Fokus in diesem Abschlussband auf die Rettung ihres Freundes. Sie würde alles tun, um Bale zurückzugewinnen, und dieser würde in seiner Verfassung alles tun, um sie auszuliefern - oder besser gleich zu töten.

Der Leser erfährt in Band 3 der Reihe mehr über Bales und Elaines Vergangenheit, über deren Elternhaus und die Entstehung der Welt, in der sie seit Jahren zu Hause sind.

Die Reihe bringt den Leser zwischenzeitlich an die Grenzen der Geduld, um dann aber im letzten Band die vielen Fäden und Ebenen zum Ende wieder erzählerisch gekonnt zusammenzuführen.



Fazit:

Ich kenne niemanden, der ernsthaft daran glaubt, dass das Bleigießen an Silvester die Zukunft verrät. Doch könnte die Zukunft nicht trotzdem determiniert sein?

Anna Benning schreibt mit „Vortex – Die Liebe, die den Anfang brachte“ den gelungenen Abschlussband einer Reihe, die sich dieser Frage widmet.

Fans dieser Reihe werden sich freuen, dass sie in diesem Buch mehr über die Vergangenheit von Bale und Elaine erfahren können.

Anna Benning schließt die übergreifenden Handlungsbögen zufriedenstellend ab und entlässt uns - Gott sei Dank - diesmal nicht mit einem Cliffhanger. Wäre die Autorin nicht von dem Wunsch beseelt, am Ende der Reihe beinahe alle roten Fäden zusammenzuführen, hätte das Buch allerdings vielleicht noch mehr Biss.

Die Reihe bleibt aber eine Bereicherung für das Fantasygenre mit einer komplexen Story und neuen, erfrischenden Ideen.



Buchzitate:

Wir waren gefangen in einem unendlichen Kreis aus Ereignissen, und egal, welchen Schritt wir machten – selbst wenn ich die Zeit verändert hatte und es damals diesen Kampf, die Suche in dem U-Bahn-Tunnel eigentlich nicht gegeben haben konnte -, der Lauf der Dinge blieb am Ende immer derselbe. Und das bedeutete: Das Schicksal blieb es auch.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Ein verrückter Roadtrip

Unpregnant - Der Trip unseres Lebens
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Inhalt:

Veronica ist Ivy-League-Material, Kandidatin für die größten und prestigeträchtigsten amerikanischen Ivy-League Universitäten. In ihrer High School ist sie Favoritin für die Abschlussrede, Anführerin ...

Inhalt:

Veronica ist Ivy-League-Material, Kandidatin für die größten und prestigeträchtigsten amerikanischen Ivy-League Universitäten. In ihrer High School ist sie Favoritin für die Abschlussrede, Anführerin des Debattier-Clubs und Jahrgangsbeste. Das Highlight ihres Jahres besteht darin, sich mit ihren Freundinnen auf ein großes Lernwochenende zu treffen. Ihr Freund Kevin ist Star der Fußballmannschaft, Mitglied in der Kirchenband und sieht verdammt gut aus. Er ist der Grund, warum Veronica und ihre Freundinnen zu jeder Party eingeladen werden.

Ausgerechnet Veronica, die von allen gemocht wird, und die selbstverständlich niemals ungeschützt mit ihrem Freund schlafen würde, ist es, die sich eines Tages mit einem Schwangerschaftstest auf dem Mädchenklo wiederfindet. Als ihr dieser in einem Schockmoment aus der Hand fällt und direkt unter der Tür hindurch rutscht, ist es ausgerechnet Veronicas ehemals beste Freundin Bailey, deren Stimme kurz darauf ertönt. Sie hat den Schwangerschaftstest natürlich sofort entdeckt. Es dauert nicht lange, bis Bailey über die Toilettentür schaut und das Desaster perfekt macht.

Für Veronica gibt es nur eine Option mit dieser Situation umzugehen: Eine Abtreibung muss her. Den Auswirkungen des US-Föderalismus geschuldet befindet sich der nächste Ort, wo dies möglich ist, in Albuquerque. Und das ist genau 1599 Kilometer von ihrer Heimat Columbia entfernt. Ihren Eltern und schon gar nicht ihren Freundinnen, die sie für perfekt halten und allesamt gerne Kevin als potentiellen Vater ihrer eigenen Kinder sehen würden, kann Veronica von dieser Absicht erzählen.

Es erscheint passend, dass die vorlaute, in vielerlei Dingen hemmungslose und zynische Bailey, die in der Schule keinen guten Leumund genießt, bereit ist, Veronica für kleines Geld nach Albuquerque zu fahren.

Und das ist der Beginn eines absolut verrückten, chaotischen und filmreifen Roadtrips, den keine mehr vergessen wird.



Meinung:

Veronica ist eine absolute Vorzeigeschülerin. Ihre Clique aus Freundinnen passt zu ihrem Wertekosmos. Doch schnell wird klar, dass jede einzelne sofort mit Veronicas Freund Kevin durchbrennen würde, sobald sich eine Möglichkeit hierzu bieten würde. Veronica selbst scheint sich daran nicht unbedingt zu stören. Sie ist stolz auf ihr Leben und auf den Freund an ihrer Seite. Dieses Verhalten kippt jedoch, als Veronica auf der Mädchentoilette feststellen muss, dass sie von genau diesem Jungen ein Kind erwartet. Sie hat verhütet. Manchmal sogar doppelt! Wie konnte da ein Fehler passieren? Was da geschehen ist, bleibt dank Kevin selbst nicht lange rätselhaft und unerklärlich: Er hatte das Kondom mehrfach manipuliert, um seine Freundin auch nach dem College in seiner Nähe zu wissen.

Einen erfrischenden Kontrast zu Veronicas sozialem Umfeld stellt Bailey dar. Das Mädchen mit den türkisfarbenen Haaren, dem abgeplatztem grünen Nagellack und den zerrissenen Jeans, die auf den ersten Blick düster, zynisch und vielleicht sogar ein wenig angsteinflößend daherkommt. Schon bald bietet sie die beste Fahrgelegenheit, die sich Veronica für einen Abtreibungstrip nach Albuquerque wünschen kann.

Bailey sagt, was sie denkt. Sie hat keine Hemmungen mitten in einem Diner, in dem es vor Truckfahrern nur so wimmelt, einen Termin für ihre Mitfahrerin bei der Abtreibungsklinik klarzumachen und sich dort auch im gleichen Atemzug nach Möglichkeiten für ein Waxing im Genitalbereich zu erkundigen. Man könnte sagen, dass Bailey für das Entstehen der meisten Abenteuer auf dem Roadtrip verantwortlich zeichnet. Sie schlägt ein Angebot für einen Joint nicht aus, sie betrinkt sich mit Pfirsichlikör in einer Stretch-Limousine, sie scheut sich nicht mitten im Nirgendwo in einen Stripclub zu gehen und dort nach einer Mitfahrgelegenheit Ausschau zu halten. Sie schlägt dahingegen aber schnell die Flucht vor, als ein Mann die beiden Mädels ein Stück des Weges in seinem Auto mitnehmen möchte. Schließlich könnte es sich hierbei um einen Serienmörder handeln.

Vielleicht merkt man schon an diesen Zeilen, dass es sich bei Veronicas und Baileys Roadtrip um eine ziemlich abgedrehte und chaotische Geschichte handelt, die auf jeder Seite einen großen Unterhaltungswert verspricht.

Die Figuren sind nicht immer sympathisch. Ganz besonders Kevin, der von Bailey früh als Stalker bezeichnet wird, erscheint immer wieder recht spontan an diversen Reisepunkten und macht es den Mädchen schwer. Er möchte eine Zukunft mit seiner Liebsten und dem ungeborenen Kind. Dass er einen Fehler gemacht haben könnte - mag sein. Doch Kevins Ego scheint grenzenlos und Veronicas abweisende Worte prallen einfach an ihm ab.

Auf der Reise gelingt es Veronica die Fehler ihrer Vergangenheit zu reflektieren. Zu diesen Fehlern gehört definitiv auch Kevin. Sowohl Veronica als auch Bailey versuchen mit der Vergangenheit abzuschließen. Das geschieht nicht immer mit Worten, sondern nicht selten auch gewaltaffin. So zögert Bailey nicht, dem aufdringlichen Kevin zwischen die Beine zu treten und Veronica greift, nachdem sie erste Hemmungen abgelegt hat, auch gerne zum Elektroschocker ihrer Reisegefährtin.



Fazit:

“ Unpregnant – Der Trip unseres Lebens“ ist ein gedruckter Film. Die Grenzen des Konventionellen und des Wahrscheinlichen überschreitet diese Geschichte entschieden. Das Buch ist durchaus unterhaltsam zu lesen und gekonnt konstruiert. Die Geiselnahme eines Frettchens, Kühe umstoßen bei Nacht, die Flucht vor einem potentiellen Serienmörder, ein Lapdance in einem Stripclub irgendwo im Nirgendwo, eine riesige Elefantenskulptur besteigen. Das alles und noch viel mehr hat das Buch zu bieten.

Einwände, dass manches zu konstruiert, zu auf die Spitze getrieben sei, verhindert das Buch – allerdings nur zum Teil - mit seiner Dynamik.

Leser, die sich darauf einlassen wollen, werden mit “ Unpregnant – Der Trip unseres Lebens“ ihre Freude haben.

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