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Veröffentlicht am 03.02.2022

Abenteuerlich magischer Schulspaß

Die Schule für Tag- und Nachtmagie. Mathe, Deutsch und Wolkenkunde
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Die Zwillinge Lucy und Nora (10) sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht! Wie gut, dass sie zu ihrem 10. Geburtstag die Einladung in die Schule für Tag- und Nachtmagie erhielten. Die tagaktive blonde ...

Die Zwillinge Lucy und Nora (10) sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht! Wie gut, dass sie zu ihrem 10. Geburtstag die Einladung in die Schule für Tag- und Nachtmagie erhielten. Die tagaktive blonde Lucy liebt den Unterricht in der Tagschule und ganz besonders Lichtschwimmen! Nur Wolkenkunde scheint ihr sehr öde zu sein, bis ihr Lehrer verletzungsbedingt ausfällt und eine junge, strahlende Vertretungslehrerin übernimmt. Allerdings gibt es auch einen neuen Schüler: Elias, mit den merkwürdig hellen Augen! Es ist nicht nur seltsam, dass er mitten im Schuljahr auftaucht, sein Erscheinen bereitet ihr auch Sorgen, weil nur 6 Schüler in ihrer Klasse zugelassen sind und mit ihm wären es 7. Darf er bleiben, muss jemand anderes gehen. Doch nicht nur das bringt sie ins Grübeln. Elias geschehen Dinge, die eigentlich ausgeschlossen sind und dann hört Lucy im Traum auch noch fremde Stimmen...

Während Band 1 den Fokus auf Nora und die Nachtschulklasse mit ihren Besonderheiten legte, widmet sich dieser Band besonders Lucy und der Tagschulklasse. Auch hier wird neben den üblichen Fächern wie Deutsch und Mathe auch ganz spezieller Tagmagieunterricht gelehrt. Doch so aufregend wie es klingt findet Lucy zwar Lichtschwimmen, aber bei Wolkenkunde könnte sie sogar tagsüber prima einschlafen! Ja, da geht es Lucy nicht anders als normalen Schülern, bzw. vielleicht den Zuhörern. Was bitteschön soll an Wolken denn so spannend sein? Mit der neuen Lehrerin ändert sich alles und viel mehr als sie erahnen kann. Ja, auch Wolken können magisch sein und nicht nur große Schatten voraus werfen, sondern auch alles verändernde Ereignisse ankündigen. Doch was soll diese in der Stadt seltene Carambawolke prophezeien? Schule einmal ganz anders? Magischer, aufregender und voller Einzigartigkeit, die staunen lässt! Kinder lieben Internatsgeschichten, weil sie nach Abenteuer ohne elterliche Aufsicht klingen, wobei Nora und Lucy sehr froh über elterliche Fürsorge wären. Immerhin sind ihre Eltern seit 5 Jahren untergetaucht, ein Umstand, der ihr Leben prägt. Auch in diesem Band spielen ihre verschwundenen Eltern wieder eine entscheidende Rolle. Neben diesem Thema treffen wir natürlich auch Nora und ihre besten Freunde wieder, denn die zwei Schulzweige sind ja nicht völlig voneinander losgelöst und es ist ja schön zu erfahren, dass es ihnen gut geht. Die zwei Bände bauen zwar aufeinander auf, aber eigentlich kann man sie auch unabhängig voneinander hören oder in umgekehrter Reihenfolge. Das wäre zwar suboptimal, aber immer noch verständlich und ohne zu viele Spoiler möglich. Wir können uns auf jeden Fall nicht entscheiden, welchen Unterricht wir lieber hätten, nur, dass ich wohl eher für die Tagschule geeignet werde und meine Tochter wohl eher Nora begleiten würde... Die außergewöhnlichen Ideen, die in dieser Schule Raum finden, gefallen uns sehr gut und sie werden sehr spannend in dieses neue Abenteuer eingewoben. Es geht aber auch dieses Mal wieder um Toleranz, dem Unbekannten und den Unbekannten gegenüber, aber auch um Versöhnung und Verzeihung – zwei Themen, die man eigentlich nicht oft genug ansprechen kann.

Julia Nachtmann übernimmt wieder lebendig und kurzweilig mit ihrer variationsreichen Stimme alle Rollen, egal ob Schüler, Lehrer oder sprechende Tiere. Ja, einige der Haustiere in der Schule können mehr, als man auf den ersten Blick ahnt, aber man hört es ihnen sofort an! Um die Freude noch zu verlängern gibt es im Booklet noch das kinderleicht-alkoholfreie Rezept für einen magischen Regenbogen-Cocktail - fruchtig-frisch und regenbogenfröhlich.

Ein abenteuerlich magischer Schulspaß ab 8 Jahren.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Eindringlich, unmittelbar, direkt

Heul doch nicht, du lebst ja noch
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Hamburg 22.6.-29.6.1945: Die Krieg ist aus, die Stadt liegt in Trümmern, die Menschen müssen in den wenigen verbleibenden Wohnräumen enger zusammenrücken und fremde Menschen ohne Dach über dem Kopf aufnehmen. ...

Hamburg 22.6.-29.6.1945: Die Krieg ist aus, die Stadt liegt in Trümmern, die Menschen müssen in den wenigen verbleibenden Wohnräumen enger zusammenrücken und fremde Menschen ohne Dach über dem Kopf aufnehmen. Lebensmittel sind rationiert und reichen dennoch nicht aus, um den Hunger zu stillen, der Schwarzmarkt blüht. In einer namenlosen Straße leben drei 14-jährige: Jakob, Sohn eines deutsch-blütigen Vaters und einer jüdischen Mutter, lebt heimlich in den Trümmern, nachdem seine Mutter noch im Februar nach Theresienstadt deportiert wurde. Dass der Krieg vorbei ist, hat er noch nicht mitbekommen. Angst und Hunger treiben ihn um. Trautes Eltern leben, betreiben weiter ihre Bäckerei, aber selbst für sie ist nicht genug Brot zum satt werden da. Doch sie treibt die innere Leere um: seit Ewigkeiten gibt es kein Mädchen ihres Alters mehr in der Gegend und die Schule macht schon ewig Ferien. Hermann war HJ-Führer aber zu jung für den Dienst an der Waffe, anders als sein Vater, der Kfz-Meister, dem beide Beine im Feldlazarett amputiert wurden. Nun ist auch der Sohn ans Haus gefesselt, als Träger seines Vaters, der alleine nicht auf die Toilette eine halbe Etage tiefer kommt.
Drei Schicksale aus Sicht der Jugendlichen, unmittelbare Gedanken, wie frisch aus ihren Köpfen. Unmittelbar, ehrlich, verzweifelt und mit ungebrochenen Hunger nach Leben.
Jetzt da die Zeitzeugen immer weniger werden und einige wild entschlossen scheinen dieses unsägliche Leid und diese Ungerechtigkeit zu vergessen, die Krieg und besonders totalitäre, nationalistische Staaten mit sich bringen, ist es umso wichtiger von denen zu hören und zu lesen, die mit den Erzählungen der Zeitzeugen aufwuchsen.
Der Stil ist einfach, knapp und direkt, weshalb man das Gefühl hat unmittelbar in die Köpfe der Jugendlichen zu dringen. Ganz ohne literarische Schnörkel ist man sofort mittendrin. Die ersten paar Sätze benötigt man noch zur Orientierung, aber dann... Es sind keine Jugendlichen, die man sofort in sein Herz schließt. Hermann als ehemaliger HJ-Führer, mit seiner herrischen, herablassenden Art, der Traute als Weib nicht mit Fußball spielen lässt, ist sogar richtig abstoßend. Aber nach und nach dringt man mehr in ihn ein und stellt fest, dass es auch der verzweifelte Versuch ist, an besseren Zeiten für ihn festzuhalten. Der Krieg und die Nazis sind weg und ihm bleibt nur sein Leben, aber was für eins? Hat er denn überhaupt eine Perspektive? Die verkrusteten Denkstrukturen sind noch fest in seinem Hirn verwurzelt, hängen fest. Doch als Traute einen Laib Brot in Aussicht stellt, siegt der Überlebensinstinkt über seine Machoeinstellung und nach und nach offenbart sich seine menschliche Seite. Traute ist gefangen in ihrer Trauer über die Veränderungen. Über den Verlust der Schule und ihrer Freundinnen, die auswanderten, oder einfach verschwanden. Nie hat sie wirklich hinterfragt, wohin sie denn verschwunden sind. Dafür ärgert sie sich lieber über die Einquartierung der Flüchtlinge aus Ostpreußen, die ihr jetzt den Platz wegnehmen und deren kleine Kinder sie immer nerven. Nach und nach lernt sie, sich in ihre Lage zu versetzen und durch sie und den kleinen Max, der auf der Straße den Fußball seines gefallenen Bruders zum Kicken mitbringt, kommt sie zum Nachdenken. Was er erzählt geht ihr ans Herz. Als dann plötzlich noch „Friedrich“ wie aus dem Nichts auftaucht, ist sie bereit, alles was für sie bis dahin selbstverständlich war zu überdenken. „Friedrich“ ist es inzwischen so gewöhnt sich und seine Identität zu verstecken, dass es ihn absolut umhaut, als er begreift, dass er frei ist und überlebt hat.
Eine Woche im Leben dieser Jugendlichen, die alles verändert, die ebenso abrupt beginnt, wie sie endet. Das Leben ändert sich radikal für die zwei Jungs und zu gerne möchte man wissen, ob es ihnen anschließend gut geht, aber diese Entscheidung bleibt einem selbst überlassen. Ungewiss ist es, ob sie mit diesem Umbruch klar kommen. Es hilft ja alles nichts! Sie haben gelernt zu überleben, daher habe ich für mich entschieden, dass sie es weiterhin tun werden und klar kommen werden, auch wenn Narben zurückbleiben. Manchen mag dies unbefriedigend vorkommen, aber es ist ein hervorragender Einstieg in ein Gespräch, über das wieso, weshalb, warum? Was weißt Du von Deinen Großeltern? Haben Sie Dir was darüber erzählt? Was haben sie damals im Krieg gemacht?
Da die Jugendlichen, Kinder und Erwachsenen selbstverständlich Begriffe dieser Zeit verwenden und über Organisationen reden, die es heute Gott sei Dank nicht mehr gibt, befindet sich im hinteren Teil ein Glossar mit Erklärungen. Auch wenn ich mit den Erzählungen über den Krieg und die Nachkriegszeit aufgewachsen bin, war mir nicht alles bekannt. Mein einer Opa erzählte immer, er habe den Westwall gebaut, weil er wegen seines Herzens wehruntauglich war. Nun weiß ich, er war im Baubatallion. Er hat Menschen gerettet, in dem er sie zu einer kurzen Haftstrafe verurteilte (er war Richter). Ich hatte so meine Zweifel, dass sich die Verurteilten darüber freuten, aber nun weiß ich, dass der Vater von acht Kindern somit wehrunwürdig wurde und nicht in den Krieg eingezogen werden konnte. Auch wenn ich noch mit den Zeitzeugen aufgewachsen bin, wird mir nun einiges verständlicher. Ein kurzes Buch, welches begreifen lässt, welch Gräueltaten damals geschahen, welche menschenverachtenden Taten für einige nicht nur selbstverständlich waren, sondern auch alltäglich. Obwohl hierzu kein Blick in ein KZ geworfen wird, sondern es „nur“ indirekt offenbar wird ist die Altersempfehlung ab 14. Dieses Grauen wird deutlich, es bleibt hängen, es hinterlässt Spuren. Ein Buch dass man nicht so schnell vergisst.
Die Autorin selbst ist übrigens 5 Jahre nach Kriegsende geboren und hat einige der Folgen des Krieges wohl noch selbst als kleines Kind mitbekommen, denn so schnell ist Hamburg nicht aus Schutt und Asche wieder auferstanden und alle hatten wieder genug zu essen. Sie hat 1945 zwar nicht selbst miterlebt, aber die Erzählungen der Zeitzeugen haben ihre Kindheit und Jugend geprägt.
Wenn man sich die Fahnen und Zeichen auf Anti-Corona-Demos sieht, weiß man, wie wichtig es ist, dass allen klar ist, was diese bedeuten und das diese Grenzen auf keinen Fall überschritten werden dürfen. Ein Mahnmal, das nicht nur Jugendliche ab 14 Jahren gelesen haben sollten.

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Veröffentlicht am 28.01.2022

What a delight!

Die unhöfliche Tote
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Frühsommer 2016: Das Brexit-Referendum hat gerade den Ausstieg Großbritanniens aus der europäischen Union besiegelt, Theresa May löst David Cameron als Premierministerin ab, in den USA geht es in die heiße ...

Frühsommer 2016: Das Brexit-Referendum hat gerade den Ausstieg Großbritanniens aus der europäischen Union besiegelt, Theresa May löst David Cameron als Premierministerin ab, in den USA geht es in die heiße Wahlkampfphase zwischen Hilary Clinton und Donald Trump, als die Queen ihr Lieblingsgemälde von ihrer Yacht auf einer externen Ausstellung, statt vor ihrem Schlafgemach entdeckt. Sie ist not amused und beauftragt Rozie, ihre stellvertretende Privatsekretärin mal wieder diskret für sie zu ermitteln. Eigentlich sollten in der Royal Collection selbst die Privatgemälde ihrer Majestät verzeichnet sein, aber dass sich über dieses Gemälde von hohem persönlichen Wert nichts finden lässt, macht Rozie stutzig. Als dann noch die unbeliebte Chefhaushälterin tot neben dem königlichen Pool von Privatsekretär Sir Simon entdeckt wird und die Queen von Rozie erfährt, dass die Verstorbene Drohbriefe erhielt, wie auch einige andere Angestellte des Palasts, sieht Elisabeth II die Zeit gekommen Scotland Yard einzuschalten, jedoch nicht ohne diskret die Ermittlungen zu leiten und zu lenken.

Noblesse oblige und so ist es natürlich undenkbar, dass die Königin persönlich ermittelt, auch wenn dies ihre heimliche Passion ist, von der nur Rozie und Prince Philipp wissen dürfen, denen sie voll vertraut. Dass die kompetente und engagierte Rozie auf offiziellem Weg keine Hinweise zum Verschwinden des Bildes der Britannia finden kann, sehen sie und ihre Chefin als Indiz dafür, dass da etwas nicht stimmt. Auf Geheiß ihrer Majestät soll Rozie daher zu dem ehemaligen Leiter der Royal Collection reisen, in der Hoffnung, dass dieser in seinem Gedächtnis noch hilfreiche Informationen entdecken kann. Sholtow Harveys Gastfreundschaft ist sensationell und tatsächlich fällt ihm einiges Hilfreiches ein, doch hilft es ihr auch in der Angelegenheit mit den Drohbriefen und der verhassten Haushälterin weiter? Diese Verwicklungen bringen die kleinen grauen Zellen der Queen und Rozie ganz schön zum Glühen, während sie sich bemühen, sämtliche Erfolge anderen, männlichen Mitarbeitern und Scotland Yard zuzuschreiben. Herrlich, wie diese sich schließlich im Glanze der Erfolge der zwei Komplizinnen sonnen!

Ein wunderbarer Cosy Crime, beim dem das Zuhören ein Genuss ist, so viele kleine Infos zum Zeitgeschehen, den Interna der Royals und auch zum Betrieb des gesamten Hofstaates erfährt man nebenbei. Warum sind eigentlich sämtliche ausländischen Botschafter am Hofe von St. James akkreditiert? Darüber wundert sich Rozie schon seit längerem und als sie die Antwort herausfindet, staunt sie nicht schlecht. Auch hatte sie keine Ahnung, dass sämtliche Paläste in der Stadt durch ein unterirdisches Tunnelsystem miteinander verbunden sind. Über dessen Sinn und Verwendung ranken sich die unterschiedlichsten Theorien, zu denen Rozie letztendlich noch eine weitere wird hinzufügen können. Die Queen und ihre engste Familie wirken unglaublich sympathisch und die schiere Größe dieser Unternehmen, die eigentlich die royalen Güter darstellen, sind für eine Person fast zu groß, um den Überblick zu behalten. Daher kommen nur die Besten der Besten als Mitarbeiter der Queen in Betracht, auch wenn sich diese Qualität nicht unbedingt in ihrer Vergütung widerspiegelt, oft aber in ihrer unerschütterlichen Loyalität. Die Auflösung dieser Fälle ist daher ebenso komplex wie schwer durchschaubar und vielleicht ist seine Logik nicht unbedingt seine Stärke. Der Raffinesse der Queen und ihrer Komplizin tut dies jedoch keinen Abbruch. Heimliche Stars in den Nebenrollen sind natürlich Prince Philipp und ihre Corgys.

Sandra Voss liest diesen Krimi souverän und versteht es zwischen der jungen, kompetenten Rozie und der ebenso distinguierten, wie gewitzten Monarchin hin- und her zu wechseln. Sie arbeitet gekonnt den feinen Humor in der Interaktion der Charaktere heraus und versteht es auch Sir Simon und seinen übrigen männlichen Kollegen den sprachlichen Schliff zu verleihen. Very British!

Ich habe jede Minute genossen! Was für ein köstlicher Krimi, wie meine Oma gesagt hätte!

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Veröffentlicht am 27.01.2022

Superhelden der Chaosklasse!

Dog Man 8
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Der ewige Dauerschurke Petey the Cat ist aus der Haft entlassen worden und bemüht sich redlich seinem Sohn Lil'Petey ein guter Vater zu sein. Doch der kleine Petey lebte ja bisher bei Dog Man und Roboter ...

Der ewige Dauerschurke Petey the Cat ist aus der Haft entlassen worden und bemüht sich redlich seinem Sohn Lil'Petey ein guter Vater zu sein. Doch der kleine Petey lebte ja bisher bei Dog Man und Roboter 80 – HD, die für ihn auch seine Familie sind. Nun haben sie das geteilte Sorgerecht und es fällt ihnen nicht leicht, den wechselnden Umgang mit seinen Trennungen ohne Szenen durchzuziehen. Aber Petey zuliebe wollen sie sich zusammenreißen. Aber der Kleine möchte nun auch noch ausgerechnet seinen Opa im Knast besuchen und der ist weit davon entfernt, ein besserer Kater geworden zu sein. Tatsächlich nutzt er den Besuch von Sohn und Enkel um auszubrechen und sich der hinterlistigen „Die faire Fee“ ,bekannt aus Funk und Fernsehen, anzuschließen. Diese ist es leid im Kinderfernsehen für Fairness mit ihrer Bauchrednerpuppe zu werben. Sie will Macht! Hierfür kommt ihr die Entdeckung von 22 unschuldigen kleinen Kaulquappen im Tümpel gerade recht. Mit Hilfe der von Dog Man zu entsorgenden Supa-Gehirnzellen, die psychokinetische Kräfte verleihen, verwandelt sie die Kaulquappen und den nächstbesten Baum zu einer gefährlichen Armee, die ihr die Weltherrschaft sichern soll. Doch hat sie ihre Pläne ohne Berücksichtigung der Kräfte des chaotisch Guten in Gestalt von Dog Man, dem kleinen Petey, 80-HD und Sarah gemacht!

Dav Pilkey ist nicht nur ein Bestsellerautor, der Lesemuffel mit seinen chaotisch, frechen Comics und Comicromanen zum Lesen verführt, sondern ein Schüler gewesen, den seine Lehrer aufgegeben hatten. Mit LRS und ADHS würde doch nie etwas aus ihm werden! Wie haben sich seine Lehrer doch in ihm getäuscht und so macht es mir besonderen Spaß, dass er mit seiner Dog Man Reihe immer wieder Titel und Motive von Klassikern der modernen amerikanischen Literatur aufgreift, in Band 8 Catch 22 als Fang 22. Während Catch 22 ein Antikriegsroman ist, indem den Soldaten, die sich gegen den Irrsinn des Krieges auflehnen als einzige Flucht der Wahnsinn bleibt und sie deswegen vortäuschen müssen geisteskrank zu sein, geht es hier um den Ausstieg aus dem Verbrechen. Die kleinen Kaulquappen sind manipuliert und helfen der kriminellen fairen Fee und dem Schurkenopa von Klein-Petey. Sie müssen sich allerdings nicht selbst befreien, sondern bekommen heldenhafte Hilfe von Dog Man und seinen Freunden, den Retter des Guten. Es ist aber wieder einmal keine klassische Superheldengeschichte, das würde ja auf Dauer langweilig. Nein, Dog Man ist witzig, denn bei ihm geht immer so einiges schief und das Chaos bricht aus. Zum Glück ist er nicht alleine, das würde wohl nichts bringen, aber gemeinsam schaffen sie es! Das ist wieder richtig turbulent, spannend und mit jeder Menge witziger Illustrationen und actiongeladenen Fliporamas! Bei diesen handelt es sich um einfache, kurze Daumenkinos, bei denen ganz schnell geblättert wird und die jungen Leser auch noch für den passenden Soundeffekt zuständig sind. Da bekommt das Lesen noch eine ganz eigene Komponente hinzu. Das ist aber nicht die einzige Besonderheit dieser Reihe. Nein, zum Schluss gibt es nicht nur einen Abdruck von Journalistin Sarahs Newsblog, sondern auch noch einen kurzen Zeichenkurs. In diesem kann jeder Schritt für Schritt lernen Dog Man, Klein Petey, Zuzu, Molly und Barky Baumgesicht zu zeichnen.

Ein großer abgedrehter Spaß, der dieses Mal auch mehr als einen Literaturklassiker aufgreift z.B. auch den Fänger im Roggen und My Fair Lady (Pygmalion, in der Theatervorlage allerdings ein britischer Klassiker, im Gegenzug zum Musical). Damit sind diese spaßigen Comics deutlich tiefgründiger, als man es auf den ersten Blick meint. Denn sie vermitteln auch Werte. Neben dem Polizist mit dem angenähten Hundekopf sind Journalistin Sarah und ihre Hündin Zulu richtig schlau. Da merken die Kinder schnell, dass Mädchen den Jungs in nichts nachstehen. Neben Mut und Freundschaft werden hier aber auch die Probleme der Patchworkfamilie thematisiert und die Kinder merken, dass auch Klein-Petey manchmal hin- und hergerissen ist wohin er gehört und die zwei Familien nicht immer seine Interessen in den Vordergrund stellen, wie sie es sollten. Ein sehr kindernahes Thema, behutsam aufgegriffen.

Wer nun denkt, „Mist, klingt interessant, ist aber schon der 8. Band!“ - macht nichts, jeder Band beginnt erst einmal mit einem Rückblick, was bisher geschah. Bei Band 8 ist dieser auch ausführlicher, als noch bei Band 2, aber kurzweilig genug, um Dog Man Profis nicht zu verprellen.

Ein großer Spaß für Lesemuffel bis 11 Jahren und noch etwas älter!Sup

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Veröffentlicht am 18.01.2022

Verwirrende erste Liebe

Bleistiftherz
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Liv ist fast 13 und lebt mit ihrer liebevollen, aber eigenwilligen Mutter in Oslo. Ihre Eltern sind geschieden, daher arbeitet ihre Mutter viel und voller Leidenschaft im Krankenhaus. Eigentlich sollte ...

Liv ist fast 13 und lebt mit ihrer liebevollen, aber eigenwilligen Mutter in Oslo. Ihre Eltern sind geschieden, daher arbeitet ihre Mutter viel und voller Leidenschaft im Krankenhaus. Eigentlich sollte Liv jetzt ihre Sommerferien, die letzten vor dem Wechsel auf Gymnasium, genießen. Stattdessen hockt sie traurig zu Hause und zeichnet. Ihr war immer klar, dass sie anders ist, als Gleichaltrige, aber dank ihrer coolen Freundin Ida und ihrer abenteuerlustigen Oma, hat es ihr nie was ausgemacht. Doch Oma ist vor Kurzem gestorben und Ida mit ihren Eltern weg gezogen und der Kontakt ist abgebrochen. Um Schwung in ihr Leben zu bringen, schleppt ihre Mutter sie zu einem Essen mit ihrer neuen Kollegin und deren gleichaltrigem Sohn Frans. Sie sind gerade erst aus Kalifornien nach Oslo gezogen und Liv, die eigentlich nie weiß, worüber sie mit Jungs reden soll, treffen seine warmen, grünen Augen mitten ins Herz. Sie beschließt cooler und mutiger und modischer zu werden und sogar zu dem Skateboardanfängerkurs zu gehen, zu dem ihre Mutter sie angemeldet hat.

Liv hat ihre Oma sehr geliebt und nun ist sie von einem auf den anderen Tag nicht mehr da, genauso wie Ida, mit der sie seit dem Kindergarten befreundet ist und die sie seither vor Ulrik, dem Fiesling aus der Parallelklasse, in Schutz nimmt. Eigentlich scheinen Oma, Mama und Liv nichts miteinander gemeinsam zu haben und doch verbindet sie sehr viel. Auch wenn Liv sehr schüchtern und introvertiert ist, ist sie so liebevoll und aufmerksam, wie die anderen Frauen ihrer Familie und genauso anders als der Durchschnitt. Oma war immer die aufregende, die nichts von Konventionen hielt und das Abenteuer suchte, auch wenn sie im Alter dann doch Kniffel und Saunagänge mit ihren alten Freundinnen oder Dichterlesungen in der Bibliothek mit ihm Freund Hallgrim vorzog. Diese alten Herrschaften sind eigentlich alles Rebellen in ihrer Zeit gewesen und wenn man es genau betrachtet sind sie es auch noch heute. Ich finde diese Truppe richtig cool und witzig! Dennoch wird Liv immer wieder als „Oma“ gehänselt. Es fällt ihr nicht leicht, sich Fremden zu öffnen, doch mit dem Auftauchen von Frans wird plötzlich alles anders und sie beschließt eine völlig andere zu werden. Aber natürlich kann niemand aus seiner Haut raus und es tat mir wirklich in der Seele weh, wie verzweifelt Liv versuchte nicht mehr sie selbst, sondern stattdessen jemand anderes zu sein, nur um Frans zu gefallen. Dabei fragte ich mich immer, warum eigentlich, denn ich hatte nie den Eindruck, dass er sie nicht so mochte, wie sie nun mal ist. Aber in ihrer Verzweiflung nimmt sie die Welt um sich herum verzerrt wahr. Die fiesen Stimmen, die sie schon seit Kindergartentagen nicht nur ärgern, sondern sie in regelrechte Panik versetzen, bekommen die Oberhand, auch wenn sie es gar nicht will.

Ich habe wirklich mit Liv mitgelitten, die vergeblich versucht sich aus einem imaginären Kokon zu befreien, um als Schmetterling strahlend davon zu fliegen. Dabei merkt Liv gar nicht, dass sie keine Raupe ist... Pubertät ist schon schwierig genug, aber bei Liv verkomplizieren außergewöhnlich viele Umbrüche in ihrem Leben und ihre Introvertiertheit diesen Prozess noch. Ehrlich, mir sind irgendwann die Taschentücher ausgegangen, so sehr habe ich mit ihr gelitten! Es war aber ein wunderschönes Leiden, das am Ende absolut befreiend und glücklich endet.

Eigentlich mag ich skandinavische Autoren nicht so, mir sind ihre Bücher oft zu depri und düster. Liv selbst macht sich das Leben auch nicht gerade leicht und einen Sonnenschein kann man sie auch nicht gerade nennen, so schwer wie sie sich das Leben gerade selbst macht. Dennoch fand ich dieses Buch unglaublich schön und nicht deprimierend (und das obwohl ich es im dunklen, kalten Winter las). Die Autorin hat es geschafft, mit ihren Worten und ihrem Stil mich mitten ins Herz zu treffen. Ein wunderschönes Buch ab 11 Jahren, für alle die offen, für ein bisschen verwirrend-süße Liebe sind.

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