Eine ungewöhnliche Protagonistin
Inhalt:
Violet wurde nicht wie die meisten anderen Kinder in einem Krankenhaus, sondern mitten in einer Leichenhalle geboren. Ihr Vater arbeitet in einem Bestattungsunternehmen und nichts wäre Violet ...
Inhalt:
Violet wurde nicht wie die meisten anderen Kinder in einem Krankenhaus, sondern mitten in einer Leichenhalle geboren. Ihr Vater arbeitet in einem Bestattungsunternehmen und nichts wäre Violet lieber, als bei ihm in die Lehre zu gehen. Violets bester Freund und treuester Begleiter ist ein Windhund namens Bones, den sie auf dem Friedhof nebenan gefunden hat und der ihr fortan nicht mehr von der Seite weicht. So nimmt es nicht Wunder, dass das junge Mädchen den Tod nicht allzu sehr fürchtet. Für sie gehört er zum Leben dazu.
Was Violet jedoch sehr stört ist, dass sie als Mädchen von der Gesellschaft nicht wirklich gesehen wird. Ihr Bruder darf zur Schule, sie nicht. Ihr Bruder wird vermutlich irgendwann das Bestattungsunternehmen des Vaters übernehmen. Für Violet steht diese Möglichkeit gar nicht erst zur Debatte. Ein Mädchen hat bestimmte Pflichten zu erfüllen und die bestehen, das mag man sich vielleicht denken, nicht darin, zu viele Fragen zu stellen oder gar in einem spannenden Mordfall zu ermitteln.
Doch genau dazu kommt es, als Violet mitten in der Nacht dem Geist eines Jungen namens Oliver begegnet. Um einen solchen muss es sich doch handeln, schlussfolgert Violet, denn der Körper des Jungen wurde vor Kurzem erst als Leichnam bei ihrem Vater abgegeben. Doch Oliver ist, das stellt sich bald heraus, quicklebendig. Ihn plagt jedoch Gedächtnisverlust und er ist sich sicher Opfer eines Angriffs geworden zu sein.
Im Laufe der nächsten Zeit überschlagen sich die Ereignisse. Violets Vater hat Mitleid und stellt den Jungen ohne Herkunft als Lehrling in seinem Bestattungsunternehmen ein. In letzter Zeit ist das Arbeitspensum stark angestiegen. Dass immer mehr Leichen angeliefert werden, ist schon bemerkenswert. Eigenartig ist auch, dass Olivers Akten plötzlich aus dem Karteikasten verschwunden sind. Vieles lässt ahnen, dass in letzter Zeit nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Lässt sich die jüngste Übersterblichkeit wirklich auf natürliche Umstände und Unfälle zurückführen?
Oliver, Violet und Bones entscheiden sich zu ermitteln. Schließlich ist auch Oliver ein mutmaßliches Verbrechensopfer. Durch die Ermittlungen der Polizei gerät dann auch noch Violets Vater in Verdacht; was die Sache endgültig persönlich macht.
Meinung:
Bei dem Titel, „Der lebende Tote von Seven Gates“, handelt es sich um den Auftaktband der Violet und Bones Reihe von Sophie Cleverly. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen und lässt sich somit sehr gut als Einzelband lesen.
Der Leser begleitet hier eine mutige und starke Protagonistin namens Violet, die im 19. Jahrhundert aufwächst. Ihr junges Leben, wie das Leben jeder Frau im viktorianischen Zeitalter, ist darauf ausgerichtet, eine gute Ehefrau und Mutter zu sein und später einmal den Haushalt zu führen.
Doch Violet möchte sich dieser, ihr von der Gesellschaft auferlegten Rolle, nicht fügen. Sie würde gerne wie ihr Bruder zur Schule gehen und irgendwann das Bestattungsunternehmen ihres Vaters übernehmen. Violet ist direkt am Friedhof aufgewachsen. Dort hat sie auch ihren treuesten Freund, einen Windhund, aufgefunden, den sie liebevoll auf den Namen „Bones“ getauft hat.
Besonders gefallen hat mir Violets nonchalante Einstellung zum Thema Tod. Bereits auf den ersten Seiten des Buches kommt es beispielsweise zu einer Szene, in der Violet auf dem Friedhof Äpfel gesammelt hatte, die sie dann einfach mal kurz, ganz pragmatisch in einem Sarg zwischenlagert. Auch ist es für Violet selbstverständlich, sich mit den Toten zu unterhalten. Gelegentlich hört sie ihre Stimmen und nimmt deren Gefühle war. Diese Einstellung hilft dem jungen Mädchen vermutlich auch dabei, als sie durch die schicksalhaften Ereignisse ungewollt Ermittlerin in einem Mordfall wird.
Gemeinsam mit Oliver, dem Jungen, der eigentlich tot hätte sein sollen, und dem klugen Windhund Bones bildet sie ein unschlagbares Team, deren Ermittlungsarbeit ich als Leserin sehr gerne durch die Buchseiten hinweg verfolgt habe. Oliver ist hierbei eher der ängstliche Typ, den Violet oft antreiben muss. Bones hingegen hat oft „den richtigen Riecher“ und bietet Violet eine wertvolle Unterstützung bei ihrer Arbeit.
Für die Zielgruppe von Leser/innen ab 11 Jahren ist dieses Buch mit Sicherheit spannend, zumal sich Violet und ihr Ermittlerteam in große Gefahr begeben. Schließlich haben sie es mit einem waschechten Mörder zu tun. Mit dem Zeitlimit auf den Schultern, um den Fall zu lösen, werden ihre Untersuchungen auch ständig behindert.
Fazit:
Sophie Cleverly schreibt mit ihrem Reihenauftakt „Violet und Bones - Der lebende Tote von Seven Gates" einen – für die Zielgruppe – gleichsam spannenden wie vergnüglichem Abenteuerroman mit einer ungewöhnlichen Protagonistin.
Violet ist nicht nur auf einem Friedhof aufgewachsen. Im London des 19. Jahrhunderts stellt sie sich gegen gesellschaftliche Regeln und viktorianische Konventionen. Zum Missfallen ihrer Mutter bildet sie mit dem neuen Lehrling des Vaters und ihrem treuen Begleiter, dem Windhund Bones, ein Ermittlerteam, das in einem Mordfall ermittelt.
Hierbei zeigt sich Violet als selbstbestimmte, junge Heldin, deren Motivation stets nachvollziehbar ist. Sie ist es, die das Team leitet, Mut spendet und stets Kombinationsgabe beweist.
Das Buch jauchzt streckenweise vor Freude an der Schreiberei und lässt sich wirklich gut lesen. Der Tod kommt hier überdies als allgegenwärtige Komponente im Leben der Menschen daher, was sicherlich gesund ist.