Cover-Bild Das verlorene Paradies
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Penguin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 08.12.2021
  • ISBN: 9783328602583
Abdulrazak Gurnah

Das verlorene Paradies

Roman. Nobelpreis für Literatur 2021
Inge Leipold (Übersetzer)

Endlich wieder in deutscher Übersetzung lieferbar: das Buch, mit dem Abdulrazak Gurnah der Durchbruch gelang

Ostafrika, Anfang des 20. Jahrhunderts: Der zwölfjährige Yusuf führt mit seiner Familie ein einfaches Leben auf dem Land. Als der Vater sich mit seinem kleinen Hotel verschuldet, wird Yusuf in die Hände von Onkel Aziz gegeben und landet im lebhaften Treiben der Stadt, zwischen afrikanischen Muslimen, christlichen Missionaren und indischen Geldverleihern. Die Gemeinschaft dieser Menschen ist alles andere als selbstverständlich und von subtilen Hierarchien bestimmt. Yusuf hilft in Aziz‘ Laden und bei der Pflege seines paradiesisch anmutenden Gartens. Doch als der Kaufmann ihn auf eine Karawanenreise ins Landesinnere mitnimmt, endet Yusufs Jugend abrupt. Die gefährliche Unternehmung bringt Krankheit und Tod und zeigt allen Teilnehmern schmerzhaft, dass die traditionelle Art des Handels keine Zukunft mehr hat. Was Yusuf erlebt, lässt ihn erwachsen werden. So verliebt sich der junge Mann nach seiner Heimkehr kopfüber, aber er und alle um ihn herum werden brutal mit der neuen Realität der deutschen Kolonialherrschaft konfrontiert.

Einfühlsam, lebendig und in leichtem, humorvollem Ton, erzählt Abdulrazak Gurnah in »Das verlorene Paradies« vom Erwachsenwerden in Zeiten des kolonialen Umbruchs. Im Original 1994 erschienen, stand der Roman u.a. auf der Shortlist des Booker Prize und stellte für Gurnah den Durchbruch als Schriftsteller dar. Jetzt ist er endlich wieder in der Übersetzung von Inge Leipold auf Deutsch zu lesen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.02.2022

Zwischen der Vergangenheit und der Zukunft

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2021 wurde der Autor mit dem Literaturnobelpreis für diesen Roman ausgezeichnet, der bereits im Jahr 1994 erschien.

Abdulrazak Gurnah zeigt in diesem Buch die Brutalität des Lebens in Afrika Anfang des ...

2021 wurde der Autor mit dem Literaturnobelpreis für diesen Roman ausgezeichnet, der bereits im Jahr 1994 erschien.

Abdulrazak Gurnah zeigt in diesem Buch die Brutalität des Lebens in Afrika Anfang des XX. Jahrhunderts. Wegen des Krieges sowie des Hungers mussten zahlreiche Umsiedlungen vorgenommen werden. Das Unheimlichste, was man zwischen den Zeilen erkennt, ist Kindersklaverei. Am Beispiel vom Hauptcharakter Yusuf, der wegen der Schulden seines Vaters an einen Kaufmann „verschenkt“ wird, sieht man das harte Schicksal eines unschuldiges Kindes, das keine Freiheit mehr hat. Während der Leser die Kindheit und das Erwachsenwerden von Yusuf beobachtet, wird einem deutlich, dass das Leben des ganzen Kontinents sowie die Kultur Afrikas sich allmählich verändert. Es wird mehrmals betont, dass die Kolonialisierung durch Europäer der Grund dafür ist. Durch die ironischen Bemerkungen des Autors sowie die Perspektive der Erzählung eines Kindes und später Jugendlichen sieht das ganze Bild nicht so drastisch. Trotzdem berührt die Geschichte einen vollkommen. Mit der Zeit hat Yusuf Einiges erlebt: Liebe, gefährliche Abenteuer, religiöse Fragen und Antworten, Unrecht. Alles, was ihm bleibt und der einzige Ort, wo er sich frei fühlt ist ein Garten - ein Paradies, wo er von seinem anderen Leben träumt. Er denkt kaum an seine Familie, er hat sie schon vergessen und das mit 17 Jahren! Wie kann das Schicksal so gemein sein!
Im Laufe der Geschichte wird die alte Welt von Yusuf zerstört. Er trifft eine wichtige Entscheidung, was mich sehr beeindruckt hat.

Die Geschichte ist tiefgründig und real, ab und zu langatmig. Ich konnte das Buch in kurzer Zeit nicht beenden. Für diesen Roman habe ich mehr Zeit gebraucht, als sonst. Erst das Ende des Romans war für mich dynamischer und interessanter. Im Nachhinein bin ich froh, diesen Roman gelesen zu haben.
Ich kann das Buch diejenigen empfehlen, die gerne über die anderen Kulturen lesen, bzw. über Afrika und deren Geschichte.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Wortgewandt, bildhaft, lebendig

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Dieser Roman, der im Original 1994 erschien, und dafür sorgte, dass Abdulrazak Gurnah einem großen Publikum bekannt wurde, spielt auf Sansibar am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Hauptfigur ist Yusuf, ein ...

Dieser Roman, der im Original 1994 erschien, und dafür sorgte, dass Abdulrazak Gurnah einem großen Publikum bekannt wurde, spielt auf Sansibar am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Hauptfigur ist Yusuf, ein Junge, der mit seiner Familie ein sehr einfaches Leben führt. Als die Familie in Geldnot gerät, verkauft sein Vater ihn an Aziz, und da fängt für Yusuf ein ganzen anderes Leben an. Nicht nur die bunte Vielfalt der Stadt auch die Verschiedenartigkeit der Menschen überwältigen ihn. Aber all das ist noch gar nichts zum dem, was er während einer Karawanenreise ins Landesinnere alles noch erleben soll...
Obwohl der Autor die Lebensumstände und Lebensweisen schonungslos dem Leser vor Augen führt, hat er aber bei aller Ernsthaftigkeit einen überraschend humorvollen und leichten Schreib- und Erzählstil. Der Leser macht, genau wie Yusuf, eine Reise, die ihm eine ganz eigene, exotische, gefährliche Welt offenbart. Lässt man sich darauf ein, wird man im Verlauf immer tiefer in die Geschichte hineingezogen.
Fazit: „Das verlorene Paradies“ ist ein wortgewandter, bildhafter und lebendiger Roman, der dem Leser interessante Einblicke zu Zeiten der Kolonialisierung Afrikas im ausgehenden 19. Jahrhunderts gewährt.

Veröffentlicht am 29.01.2022

Wenn die Eltern einen verkaufen…

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Als im vergangene Jahr 2021 der Nobelpreisträger Abdulrazak Gurnah verkündet wurde, war hierzulande erst einmal keine große Resonanz, da ja, oh Schreck!, der Roman „out of print“ war. Es gab zwar 1998 ...

Als im vergangene Jahr 2021 der Nobelpreisträger Abdulrazak Gurnah verkündet wurde, war hierzulande erst einmal keine große Resonanz, da ja, oh Schreck!, der Roman „out of print“ war. Es gab zwar 1998 eine deutsche Übersetzung von Inge Leipold, aber das Buch war vergriffen und keine neue Auflage in Planung, obwohl der Roman auch schon mal auf der Shortlist des Booker Preises (90er Jahre) stand. Zum Glück gibt es nun eine neu gesichtete Version des Romans um ein sehr hilfreiches Glossar am Ende erweitert.
‚Das verlorene Paradies‘ spielt zum Ende des 19. Jahrhunderts auf Sansibar und zieht sich im Laufe der Geschichte bis hinunter nach Mosambik. Hier auf Sansibar, wo auch der Autor 1948 geboren wurde, beginnt die Geschichte. Dem Paradies?
Im Mittelpunkt steht der Junge Yusuf, der aus der Armut heraus von seinem Vater an den fliegenden Händler Aziz verkauft wird. Die Familie, die ein 4-Bett Hotel betreibt kann seine Schulden nicht mehr begleichen und gibt den Jungen fort. Dem 12jährigen wird das erst nach geraumer Zeit deutlich. Er wird zum Diener, zur Aushilfe und befreundet sich mit Kalil, einem anderen Junge.
Der Roman strotz nur so von rassistischer Übergriffigkeit, ist allseits überzeichnet und deckt auf, dass es egal ist wer, wenn nieder macht, es ist immer ein Angriff. Hier im Roman wird das anhand der historischen Situation schön demonstriert durch die Gemengelage an kolonialen Eroberern (vor allem im Roman die Deutschen), sowie indische Händler und die arabischen Sultane aus dem Oman, die zuvor die Vorherrschaft innen hatten.
Der Roman lebt von dieser multikulturellen, multiperspektivischen Verschachtelung. Gelungen ist aus meiner Sicht, dass hier zwar eine Geschichte erzählt wird, aber zugleich auch ein historischer Blick auf die Gemengelage an Kindersklaverei, an Kolonialismus, an Rassismus. Sehr gelungen und das noch mit Figuren, die trotz der ständigen Ausbeutung und Unterdrückung den Lebensmut und den humorvollen Sarkasmus nicht verlieren.
Die Deutung über den Roman und die Parallelen zur Bibel hätte ich ohne einen Hinweis nicht erkannt. Hier wird wohl die Geschichte Genesis parallel stark erzählt, obwohl der Roman durch die arabische Vorherrschaft Suren des Korans vorherrschen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf liest es sich noch einmal etwas anders und der Titel rückt stärker in den Fokus: Paradies!
Fazit: Egalitäre Sehnsüchte und Wünsche, darin sind wir Erdenbürger uns zu jeder Zeit gleich – eine zeitlose Feststellung.

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Veröffentlicht am 27.01.2022

Eine ganz andere Coming-of-Age-Geschichte

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„Das verlorene Paradies“ ist die Neuauflage, die bereits 1994 erschienen ist und 2021 mit Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Ende des19-Jahrhundert Ostafrika/Tansania. Sansibar ist einer der wichtigsten ...

„Das verlorene Paradies“ ist die Neuauflage, die bereits 1994 erschienen ist und 2021 mit Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Ende des19-Jahrhundert Ostafrika/Tansania. Sansibar ist einer der wichtigsten Handelspunkten vom indischem Ozean. Yusuf wächst als Einzelkind in sehr einfachen Verhältnissen in einem kleinen Dorf auf, wo auch sein Vater ebenfalls ein kleines Hotel betreibt. Doch das Hotel läuft nicht gut, sodass Yusuf Tag zu Tag hungrig ins Bett geht. Nur ein mal im Jahr, wenn Onkel Aziz zu Besuch kam, gibt es Festessen und obendrauf 10-Anna von seinem Onkel, worauf Yusuf den ganzen Jahr lang ungeduldig wartet. Doch als er zwölf wurde, ändert sich sein Leben von Heute auf Morgen. Dieses Jahr gibt es stattdessen eine glänzende Münze, leise Gespräche zwischen sein Vater und sein Onkel und innige Umarmungen von seiner Mutter. Denn sein geliebter Onkel ist in Wirklichkeit ein reicher Geschäftsmann, an dem sein Vater Geld verschuldet ist. Als Aziz sein Geld zurück haben wollte, welche die kleine Familie sowieso nicht hat, pfändet Aziz Yusuf, bis seinem Vater das Geld zusammenkratzt, um Yusuf zurückzukaufen. Fortan lebt Yusuf fern entfernt von seinem Eltern, arbeitet mit einem etwas älteren Jungen zusammen, welcher ebenfalls gepfändet wurde, in Aziz's Mischwarenladen und hilft bei der Pflege seines paradiesischen Garten. Als Aziz Yusuf auf die Karawanenreise mitnimmt, lässt das ganze Reisen den Jungen vorzeitig erwachsen werden...

Bildgewaltig, detailreich, farbenfroh, doch immer mit der Schatten begleitet erzählt Gurnah das Heranreifen eines Jungen. Die Geschichte fängt sehr berührend an. Wir lernen Yusuf kennen, weinen, hoffen und träumen mit ihm. Doch in der Mitte des Buches verliert, meine Meinung nach, die Handlung seine Intensität. Da Yusuf auf Karawanenreise ist, tauchen viele Männer auf, die rülpsen, pupsen, gegenseitig mit unmöglichen Wörter schimpfen und beleidigen. Es war zwar realitätsnah und authentisch, aber wenn ich ehrlich bin, hat es mich gestört und das Ganze hat Yusufs Geschichte auf Zweitestelle gedrängt, was ich sehr schade fand. Doch das Ende holt Gurnah seine Leser*in wieder ans Bord.

Obwohl das Buch recht anspruchsvoll ist, lässt sich es sehr leicht lesen. Auf einem, mir unbekanntem Land, in einem weit zurück liegenden Zeitpunkt reisen, war sehr interessant. Allerdings, wer kein Vorkenntnisse über die deutsche Kolonialzeit in Ostafrika und etwas Wissen über die Islamgeschichte hat, würde sich hier verloren fühlen. Zum Glück war es für mich nicht der Fall, sodass ich das Buch flüssig und ohne Verständnisprobleme sehr gern gelesen hab.

„Das verlorene Paradies“ ist einer berührende, teilweise mystische, düstere und eine ganz andere Coming-of-Age-Geschichte, welche ich sehr gern gelesen habe.

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