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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.03.2022

Berührend, unterhaltend und empfehlenswert!

Kurz mal mit dem Universum plaudern
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Bücher aus dem Hanser Verlag haben mich bisher nie enttäuscht. Ganz im Gegenteil, brachte der Verlag bisher immer wieder Bücher heraus, die mich absolut fesseln und überzeugen konnten.
„Kurz mal mit dem ...

Bücher aus dem Hanser Verlag haben mich bisher nie enttäuscht. Ganz im Gegenteil, brachte der Verlag bisher immer wieder Bücher heraus, die mich absolut fesseln und überzeugen konnten.
„Kurz mal mit dem Universum plaudern“ hat mich unheimlich überrascht. Ich habe auf Grund des Klappentextes nicht mit der Tiefe und Ausdehnung der Handlung gerechnet. Dabei ist der Klappentext wirklich passend, aber es steckte einfach so viel mehr zwischen den Buchdeckeln als ich vorher erwartet hatte. Das Buch war eine wahre Explosion an Themen und hat mich einfach aus den Socken gehauen.

Cliff war dabei die erste Überraschung. Er war viel roher und ursprünglicher, als ich erwartet hatte. Und überraschte mich eher auf eine unschöne Art und Weise. Aber schnell lernte ich Cliff zu schätzen. Er ist einfach ein Charakter, den man nicht so häufig in Büchern findet. Und obwohl ich das Buch vor ein paar Wochen schon beendet habe und erst jetzt dazu gekommen bin, die Rezension vollständig zu verfassen, ist er mir nach wie vor präsent im Hinterkopf, wenn ich Erinnerungen an das Buch wachrufe. So traurig das ist, ich lese so viele verschiedene Bücher, dass die meisten Charaktere schnell in einem undurchsichtigen Nebelschleier verschwinden, sobald ein paar Wochen verstrichen sind. Nur die wirklich guten Charaktere und die, die sich stark von der Masse abheben, bleiben in Erinnerung. Und Cliff sowie ein paar der Nebencharaktere heben sich wahrlich von der Masse ab.

Die Handlung hat mir auch wirklich gut gefallen. Und wie bereits angedeutet, gab es ein ganzes Potpourri an Themen, die über die üblichen Verdächtigen des Genres hinausgehen. Eine TW möchte ich an dieser Stelle deshalb ansprechen ohne zu spoilern: Selbstmord, Drogenkonsum, Alkohol.
Ein paar Lücken im Konstrukt habe ich dennoch beim Lesen gefunden ohne danach wirklich gesucht zu haben. Für ein paar Plottwists hätte ich schon etwas zu fest beide Augen zudrücken müssen, um sie unkommentiert zu überlesen. Das ist etwas schade, da an so vielen Stellen spürbar viele Gedanken in die Geschichte eingeflossen sind, wodurch ein paar Twists nur noch unglaubwürdiger wirkten.
Aber diese kleinen Stolperer werden gleich wieder wett gemacht durch die humorvolle Art der Charaktere und dem unterhaltsamen Schreibstil. Auch wenn wirklich viele Kraftausdrücke verwendet wurden.

Meine Worte werden dem Inhalt nicht gerecht, deswegen hier die Aufforderung: Lest das Buch! Es wird vielleicht etwas schwer im Magen liegen, aber zu gleichen Teilen auch Hoffnung schenken.

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Veröffentlicht am 28.01.2022

Grandiose Rückkehr des Donnerstagsmordclubs

Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2)
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Nachdem mich schon der erste Band rund um die Senioren des Donnerstagsmordclubs so begeistert hat, freute ich mich schon sehr auf unterhaltsame Lesestunden.
Vieles am ersten Band hat mich sehr überraschen ...

Nachdem mich schon der erste Band rund um die Senioren des Donnerstagsmordclubs so begeistert hat, freute ich mich schon sehr auf unterhaltsame Lesestunden.
Vieles am ersten Band hat mich sehr überraschen können, weshalb meine Erwartungen an dieses Buch relativ hoch waren.

Schnell ist man als Leser:in wieder mitten drin im abenteuerlichen Leben des Quartetts aus Elizabeth, Joyce, Ibrahim und Ron. Denn Ruhe und dröger Alltag ist zumindest für diese vier Bewohner der Seniorenresidienz „Coopers Chase“ ein absolutes Fremdwort. Wie aus dem nichts taucht Elizabeths Ex-Mann, ebenfalls Geheimagent, auf und ab diesem Zeitpunkt jagen sich die Ereignisse nur so. Diamanten, Drogen, Morde, Intrigen, Verrat und die große Frage: Sollte Joyce sich einen Hund aus dem Tierheim holen?

Zu einem solch reichhaltigen Plot gesellt sich britischer Humor und ein Sammelsurium an liebenswerten Charakteren. Für mich eine absolut gelungene Mischung!
Erstaunlicher Weise hat mir dieser Band sogar noch einen kleinen Ticken besser gefallen als der erste. Ich mag die vier einfach. Auch wenn Elizabeth immer noch zu viel einer Mary Sue an sich hat, immer die Lösung parat, immer einen Schritt voraus, immer ungeschlagen und immer das Werkzeug, um alle Dinge zu lösen.
Es gab in diesem Band viele Elemente, die ich sehr mochte, kleine Plot Linien, die zu einem tollen Gesamtbild beitrugen. Zum Beispiel, wie es sich anfühlen kann, wenn man seine eigenen Grenzen überschreitet und was für einen Auftrieb einem das Gefühl geben kann, sich mehr zu trauen. Und wie fragil dieses Gefühl ist, da es uns so schnell wieder genommen werden kann. Oder, dass es verständlich ist, sich einsam zu fühlen, allein zu sein obwohl man umgeben von Menschen ist. Und das eine Therapie wirklich viel Gutes bewirken kann. Oder wie furchtbar es ist, einem geliebten Menschen dabei zusehen zu müssen, wie er immer mehr der Demenz verfällt.
Und obwohl diese Themen durchaus ernst sind, vielleicht sogar zu traurig klingen, ist die Geschichte so positiv und nimmt sich dieser auf eine wirklich tolle und verständnisvolle Weise an. Ohne jedoch in eine toxische Positivität abzudriften.

Das Tempo ist etwas rasanter als der erste Band und vor allem das letzte Viertel hat mich absolut in Beschlag genommen. Aus der Hand legen konnte ich das Buch zu dem Zeitpunkt auf gar keinen Fall mehr und musste einfach immer weiter lesen.
Zu dem etwas rascheren Tempo tragen auch die vielen eher kurzen Kapitel und die Abwechslung der Handlung bei. Meist ist das Buch abhängig vom jeweiligen Charakter in Perspektive des personalen Erzählers geschrieben, Joyce hingegen hat öfters Kapitel als Ich-Erzählerin, da sie wie auch im ersten Band den Leser wieder an ihren Gedanken teilhaben lässt, die sie in ihr Tagebuch schreibt. Als personaler Erzähler treten natürlich überwiegend unsere Senioren auf, doch auch die Mitglieder der Orts angehörigen Polizei, Chris und Donna, oder sogar der ein oder andere Bösewicht. Mir gefiel dieser Perspektivwechsel sehr gut.
Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, phasenweise eher umgangssprachlich.

Ich bin sehr erleichtert, dass es in absehbarer Zeit einen weiteren Band geben wird. Wer den ersten Band mochte, der wird mit diesem auch seine große Freude haben. Wer dem britischen Humor verfallen ist und Cosy Crime Leser:innen kann ich diese Reihe nur wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 25.01.2022

Interessanter Erfahrungsbericht über die Arbeit mit MSF eines Allround-Managers

Ein Krankenhaus im Kongo
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Helfen, das – so ist meine feste Überzeugung – ist die beste Eigenschaft von uns Menschen. Jeder hilft irgendwie irgendwem auf die ihm oder ihr mögliche Art und Weise. Den Großeltern Einkäufe vorbeibringen, ...

Helfen, das – so ist meine feste Überzeugung – ist die beste Eigenschaft von uns Menschen. Jeder hilft irgendwie irgendwem auf die ihm oder ihr mögliche Art und Weise. Den Großeltern Einkäufe vorbeibringen, einer guten Freundin zu hören, spenden an eine Organisation, an die man glaubt oder Winterjacken an Flüchtlingsheime geben. Und dann gibt es noch Menschen wie Robert Kösch, denen diese Art von Hilfe nicht mehr reicht, die mehr machen wollen, die sich selber für anderen hinten anstellen.
Robert Kösch lebte für sieben Monate im Kongo, um dort mit „Ärzte ohne Grenzen“ (Médecins Sans Frontières, kurs MSF) ein Krankenhaus zu bauen.
Doch das Leben hat manchmal ganz andere Pläne und Corona ist nicht die einzige Überraschung und das einzige Hindernis, das genommen werden muss.

Ich mag Erfahrungsberichte unheimlich gerne und könnte mich total in ihnen verlieren. Ich bin selber keine Ärztin, habe aber genug Ärzt:innen in meinem Bekanntenkreis und habe auch dadurch natürlich schon viel über die Arbeit von MSF gehört. Einen Erfahrungsbericht habe ich aber zuvor noch nicht darüber gelesen und war deswegen sehr gespannt auf all die Dinge, die Robert Kösch so zu berichten hat.
Ich persönlich habe gedacht, dass bei MSF nur Ärzt:innen und medizinisches Personal arbeiten, was für ein naiver Irrglaube. Schließlich hängen an einer solch großen Organisation ganz verschiedene Berufe mit dran. Das war gleich das Erste, was ich beim Lesen des Klappentextes lernte, denn Robert Kösch ging als Allround-Manager für Personal, Finanzen und Logistik nach Baraka im Kongo.
Und das blieb für mich nicht die einzige interesante Information. MSF handelt losgelöst von Religion und Politik vor Ort, um sich nicht einer bestimmten Seite zuordnen zu lassen. Losgelöst bedeutet jedoch natürlich nicht, dass MSF ohne Grenzen agieren kann, denn immer wieder müssen Entscheidungen und Handlungen mit ortsansässigen Parteien diskutiert und neu bewertet werden.
Es gab neben vielen Informationen zu MSF auch einige Gedankengänge des Autors, die ich sehr spannend fand, vor allem was Entwicklungshilfe eigentlich ist, wo deren Grenzen liegen und ob die Art und Weise wie geholfen wird überhaupt die richtige ist. Aber was wären die Alternativen? Und wer bestimmt was richtig und was falsch ist? Gibt es bei Hilfe überhaupt ein richtig und ein falsch?
Ich hätte mir gewünscht, dass einige dieser Gedankengänge noch ein wenig mehr in die Tiefe gegangen wären und ausführlicher diskutiert worden wären, aber vielleicht habe ich als Leserin ja das Glück, das Robert noch einmal an einem Projekt teilnehmen wird und dieses in Buchform festhalten möchte 

Generell ist das Buch sehr chronologisch aufgebaut, Passagen über Roberts neuen Alltag, mittlere bis kleine Kulturschocks und all die schönen Stunden mit nicht mehr so fremden Menschen werden genauso erzählt wie die Tätigkeitsfelder für einen Allround-Manager bei MSF, Schilderungen über die Arbeit und Arbeitsbedingungen vor Ort und die harsche Realität im Kongo.
Skurril war es für mich, nochmals über die Anfänge von Corona zu lesen. Über das Anfang 2020 noch vermeintlich weit entfernte Virus in einem vollkommen anderen Land auf einem ganz anderen Kontinent. Auch die Reaktionen im Kongo, sowohl von politischer als auch gesellschaftlicher Art, haben mich interessiert.

Der Schreibstil ist sehr locker und umgangssprachlich, die Kapitel relativ kurz gehalten. Nachdem ich das Buch in die Hand nahm, hatte ich auch schon wieder etliche Seiten gelesen. Toll fand ich die Bilder, die in der Mitte des Buches abgedruckt waren.

Alles in allem hatte ich sehr viel Vergnügen mit der Lektüre und konnte viel über die Arbeit von MSF mitnehmen. Empfehlen kann ich das Buch auf jeden Fall.

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Veröffentlicht am 04.11.2021

Zum Staunen und Mitmachen

Faszination Krake
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Kraken zählen schon immer zu meinen absoluten Lieblingstieren. Ich bin absolut fasziniert von der Intelligenz dieser außergewöhnlichen Tiere und habe schon etliche Bücher über Kraken verschlungen. Deswegen ...

Kraken zählen schon immer zu meinen absoluten Lieblingstieren. Ich bin absolut fasziniert von der Intelligenz dieser außergewöhnlichen Tiere und habe schon etliche Bücher über Kraken verschlungen. Deswegen sprach mich „Faszination Krake“ ab der ersten Sekunde einfach an.
Auch wenn die Zielgruppe deutlich jünger ist als ich, so hatte ich doch sehr viel Spaß mit diesem Buch. Und habe trotz meiner Vorliebe für Kraken noch eine Menge lernen können!

Jedes Kapitel beginnt mit einem kleinen Reim und ist nochmals in Unterpunkte aufgeteilt. Somit eignet sich das Buch auch gut als Vorlese-Buch, wobei man nach jedem Absatz genug Zeit hat, sich die vielen Illustrationen näher anzusehen.
Die Schriftgröße ist sehr groß, weshalb auch Kinder weniger Probleme haben dürften, das Buch selbstständig zu lesen.
Immer wieder gibt es interessante Einschübe, wie zum Beispiel die Sparte „Für Schlauköpfe“. In sehr knappen Sätzen erläutert der Autor in spielerisch-einfacher Weise sehr informative Zusätze, zum Beispiel woher das Wort Tentakel überhaupt kommt und was Kraken alles damit anstellen können. Gerade von diesen Einschüben habe ich eine Menge lernen können!
Auch lassen sich ein paar Listen finden, die von informativen Aufzählungen (welche Krakenarten gibt es eigentlich?) bis hin zu lustigen Fakten (was wollte der Autor als Kind werden?) reichen.
Immer wieder gibt es auch die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden. Ob nun Unterschiede auf zwei Bildern gesucht werden sollen oder versteckte Kraken, auf eigentlich jeder Seite gibt es etwas Spannendes zu entdecken.

Die Illustrationen sind unglaublich schön. Ich hoffe sehr, dass Michèle Ganser irgendwann Drucke dieser wundervollen Bilder verkauft. Mit unglaublicher Detailverliebtheit und biologisch-anatomischer Korrektheit, ich habe mich vollkommen in den tollen Stil verliebt.
Ich wünsche mir ein wissenschaftliches Werk (für Erwachsene) mit diesen tollen Illustrationen und interessanten Fakten!

Empfehlen kann ich das Buch allen, vor allem aber neugierigen und wissbegierigen Kindern.

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Veröffentlicht am 18.10.2021

Komplexes Zusammenspiel aus Magie, Politik, Wissenschaft und Geschlechtsidentität

Anarchie Déco
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„Babylon Berlin mit Magie“ – wer könnte da schon widerstehen? Ich war unheimlich gespannt auf das Buch des Autorenduos Judith und Christian Vogt. Ich bin eine begeisterte Fantasy-Lerserin und mochte Babylon ...

„Babylon Berlin mit Magie“ – wer könnte da schon widerstehen? Ich war unheimlich gespannt auf das Buch des Autorenduos Judith und Christian Vogt. Ich bin eine begeisterte Fantasy-Lerserin und mochte Babylon Berlin unheimlich gerne. Und dann klang der Klappentext – besonders die rätselhaften Phänomene - so verlockend, dass ich gleich meine Nase in das Buch stecken musste.

Ich merkte jedoch gleich, dass ich das Buch vollkommen falsch eingeschätzt hatte. Erwartet hatte ich einen spannungsgeladenen, schnellen Roman voller fantastischer Elemente im bewegten Berlin. Was ich nicht erwartet habe, war eine Bandbreite an Komplexität der Charaktere, eine wissenschaftliche Herangehensweise an die Magie, Feminismus, Gendergerechtigkeit, politische Verstrickungen und ein authentisches Berlin der 1920er.
Kurzum: Ich habe das Buch gnadenlos unterschätzt.

Die Atmosphäre hat mir unheimlich gut gefallen. Es fühlte sich wahrhaft an wie das Pulverfass, das Berlin zur damaligen Zeit gewesen sein muss. Während nachts ausgelassen gefeiert wurde, Hüllen fallen gelassen und Hemmschwellen überschritten wurden, drohte immer im Hintergrund die Ahnung einer dunklen Gefahr.
Einer der Kernelemente des Buches ist die politische Lage der damaligen Zeit und die Verstrickungen der Charaktere mit und in der Politik. Mir persönlich hat es wahnsinnig gut gefallen, dass die Autoren sich eben nicht nur an dieser Umbruchsatmosphäre bedient haben, sondern auch die Schreckensseiten, die sich ankündigten, mit in ihrem Buch verarbeitet wurden.
Ich interessiere mich persönlich sehr für Politik und fand die Verarbeitung und Verbindung mit der Magie sehr gelungen.

Das Magiesystem an sich habe ich leider noch nicht vollständig greifen können. Mir ist es bei Fanatsy-Büchern sehr wichtig, dass das Magiesystem logisch aufgebaut ist und dass ich dieses auch verstehe. Ersteres ist definitiv der Fall. Ich habe es sehr genossen, mit welcher wissenschaftlichen Akribie die Autoren an die Magie herangegangen sind. Den zweiten Punkt kann ich leider nicht ganz bestätigen, da mir das System nach wie vor etwas zu vage gehalten ist, als dass ich es verstanden hätte.

Normaler Weise lese ich in einem wirklich hohen Tempo, das war bei diesem Buch insofern nur in Grenzen möglich, da ich die Magie und Komplexität zu gut wie möglich verstehen wollte. Aus diesem Grund musste ich vor allem zu Beginn des Buches mein Lesetempo drastisch drosseln. Doch lag es nicht nur an der physikalischen Komponente, sondern auch an der gesellschaftlichen Note.
Neben Wissenschaft und Politik ist ein weiteres Kernelement des Buches die Gesellschaft und das eigene Selbstbild. Es geht um Feminismus, Sexismus, Geschlechteridentität und Akzeptanz.
Jeder Charakter setzt sich auf die eigene Art und Weise mit diesen Themen auseinander, was mir sehr gut gefallen hat.
Leider zieht sich dadurch ein klitzekleines bisschen die Handlung etwas in die Länge, aber ich finde es sehr wichtig, dass nicht nur heteronormative Charaktere vorkommen, die im Fantasy-Bereich einfach überrepräsentiert sind. Daher schweift die im Klappentext angedeutete Handlung zwar etwas ab, macht dabei jedoch Platz für ein unheimlich wichtiges Thema. Und das auf eine sehr natürliche und niemals aufdringliche Art und Weise. Ich habe das Gefühl, mit meinem Gestammel dem überhaupt nicht gerecht zu werden, deshalb hier in aller Kürze: Es hat mir unheimlich gut gefallen und ich finde es toll, dass im deutschsprachigen Raum endlich mehr Platz im Fantasybereich gemacht wird.

Als Ur-Berlinerin haben mir in besonderem Maße die tollen Schilderungen Berlins gefallen. Ich freute mich nicht nur diebisch, wenn mir bekannte Orte auftauchten. Denn viele der Handlungsorte gehören zu meinem Leben dazu, wie zum Beispiel die HU oder der Ku’damm. Aber es gab so viele weitere schöne Anekdoten: Baden im Strandbadwannsee, Berliner Luft mit Mampe Halb & Halb, Gropius und andere namhafte Menschen.
Doch selbst ich konnte so viel Neues noch lernen über die Stadt, in der ich lebe und großgeworden bin, wie zum Beispiel über das Eldorado oder den Sozialen Wohnungsbau unter Taut.
Neben all den schönen Seiten hat Berlin natürlich noch eine weitere schreckliche, aber enorm wichtige Seite: die Zeit der Nationalsozialisten. Auch hier habe ich viel Neues lernen können oder habe bereits gelerntes bestätigt gesehen. Nicht nur einmal legte ich das Buch zur Seite, um mich mit bestimmten Personen auseinanderzusetzen.

Wissenschaft, Politik, Geschlechteridentität, Magie und Kriminalfall. Dieses Buch möchte auf knapp 500 Seiten all dies miteinander verbinden. Und schafft es überraschender Weise sehr gut.

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