Der Report der Magd
Spätestens durch die Verfilmung hat wohl fast jeder von dieser erschreckenden Dystopie der kanadischen Autorin Margaret Atwood gehört. Auch ich habe zumindest Teile der Serie gesehen, wollte das Buch aber ...
Spätestens durch die Verfilmung hat wohl fast jeder von dieser erschreckenden Dystopie der kanadischen Autorin Margaret Atwood gehört. Auch ich habe zumindest Teile der Serie gesehen, wollte das Buch aber immer unbedingt noch lesen. Jetzt habe ich das Hörbuch gehört und mir die Geschichte quasi vorlesen lassen.
Ich muss sagen, es war grandios, aber kein Buch, dass gute Laune macht. Im Gegenteil, ich brauchte schon Pausen, weil die Lektüre mich ganz schön runtergezogen hat. Auch wenn die Geschichte fiktiv ist, braucht es nicht viel Fantasie sich vorzustellen, dass ein totalitäres, theokratisches Regime auf ähnliche Ideen kommen könnte, wie in dem Buch dargestellt. Selbst 40 Jahre nach seinem Erscheinen ist das Buch noch top aktuell.
In dem Staat Gilead sind die Frauen all ihrer Rechte beraubt, das Deckmäntelchen des Glaubens rechtfertigt alles. Regimegegner werden konsequent verfolgt und getötet. Jeder könnte ein Spitzel sein und nur einigen höhergestellten Persönlichkeiten, wie z.B den sogenannten Kommandanten werden gewisse Privilegien zugestanden, um sie bei Laune zu halten.
Der Roman wird aus Sicht der Protagonistin Desfred erzählt, die in einem Kommandantenhaushalt lebt, weil sie zu der Minderheit der noch fruchtbaren Frauen gehört und deren einzige Aufgabe es ist, dem Kommandanten und seiner Frau Nachwuchs zu bescheren. Sollte sie tatsächlich schwanger werden, würde man ihr das Kind wegnehmen, sie in den nächsten bedürftigen Haushalt als Gebärmaschine weitergeben.
Im Laufe der Erzählung erfahren wir immer mehr über die Anfänge und Entstehung des Regimes. Durch Erinnerungen von der Zeit davor und danach entsteht aus vielen Puzzleteilchen ein komplexes Bild. Immer schwingt bei Desfred‘s Schilderungen die Hoffnung mit, es möge doch eine Untergrundbewegung geben, so dass Liebe und Menschlichkeit am Ende doch siegen würden.
Ich kann diesen eindringlichen und erschreckenden Roman von Margaret Atwood nur wärmstes empfehlen. Ein Vergleich mit George Orwell drängt sich förmlich auf. Der „Report der Magd“ ist ein ebensolches literarisches Meisterwerk, wie ich finde.