Grausamer Thriller mit einigen Mankos
Eis. Kalt. Tot.Inhalt
»Du weißt, wofür das ist. Wir beobachten dich. Und wenn du nicht damit aufhörst, werden wir wiederkommen. Dann wird es mehr als diesen Nadelstich geben.« Wenn sich die beschaulichen Gassen von Kopenhagen ...
Inhalt
»Du weißt, wofür das ist. Wir beobachten dich. Und wenn du nicht damit aufhörst, werden wir wiederkommen. Dann wird es mehr als diesen Nadelstich geben.« Wenn sich die beschaulichen Gassen von Kopenhagen in einen Ort des Grauens verwandeln und du nicht weißt, ob du das nächste Opfer bist … Ein bizarrer Fall für die Super-Recognizerin Marit Rauch Iversen und ihre Kollegen von der Mordkommission.
Meinung
Ich weiß bei diesem Buch gar nicht so recht, wie ich eigentlich anfangen soll, denn eigentlich muss ich nach zwei komplett verschiedenen Kategorien bewerten. Ich kann hier ganz schwer einfach das ganze Buch “in einen Topf” werfen und einfach so bewerten. Warum? Weil ich es noch nie erlebt habe, dass ein Teil des selben Buches mich total begeistern und ein anderer Teil fürchterlich nerven kann.
Ich möchte mit dem Positiven beginnen: Die Autorin hat mit “Eis. Kalt. Tot.” wirklich einen spannenden, sehr grausamen und dadurch auch auf perfide Weise faszinierenden Thriller geschrieben. Sie schreibt hervorragend, wie ich finde, und hat es wirklich mit Bravour gemeistert, mich als Leserin an die Seiten zu fesseln. Der Fall und vor allem die Ermittlungen sind unheimlich breit gefächert und es wird sich ganz viel mit der Vergangenheit der Opfer beschäftigt. Hier prallen ganz viele Themen aufeinander, die für mich neu und spannend und sehr einzigartig waren.
Leider hatte ich gegen Ende fast ein bisschen das Gefühl, dass es zu viele kleine Handlungsstränge waren und die Autorin es letztendlich nicht mehr ganz geschafft hat, sie alle einzusammeln. Für mich blieben sehr essentielle Teile am Ende irgendwie ein wenig auf der Strecke. Man hätte entweder noch ein bisschen mehr aufklären oder andere Szenen vielleicht einfach von Grund auf weglassen können. Aber am Ende hat natürlich alles dazu gezählt, einen auf die falsche Fährte zu locken und damit hat das natürlich alles auch eine Daseinsberechtigung in einem Thriller.
Kommen wir nun zu dem, was mich so sehr gestört hat und was aus einem richtig guten Buch leider nur noch ein mittelmäßiges macht: Die Figuren. Ich hatte das Gefühl, dass man zwanghaft versucht hat, individuelle und besondere Charaktere zu erschaffen. Leider ist das nur mäßig gut gelungen. Wenn man dem Klappentext glauben mag, dann ist unsere Hauptfigur Marit Rauch Iversen – doch den Eindruck hat man leider nicht wirklich. Vielmehr muss man sich hier über hunderte Seiten hinweg mit einer absolut unsympathischen, zynischen und immer wütenden Ermittlerin anfreunden – doch das gelingt einem partout nicht. Kirsten Vinther ist glaube ich die unsympathischste Figur, die mir jemals in einem Buch untergekommen ist. Und sie war der Grund, weshalb ich beinahe das Buch zur Seite gelegt und abgebrochen hätte. Einzig der spannende Fall und das Interesse darum, wie er ausgelöst wird, hat mich weiterlesen lassen. Denn ganz im Gegensatz zu Kirsten ist da ja auch noch Jesper Bæk, der ganz offensichtlich das genaue Gegenteil der lauten Ermittlerin sein soll. In sich gekehrt und ohne wirklichen Mut schleicht er sich so durch die Kapitel. Er bekam einfach keine Farbe bis zum letzten Drittel des Buches. Da wurde es endlich besser und man hat dann doch beinahe so etwas wie Sympathie für Jesper empfinden können. Und Marit … nun ja, sie wird irgendwie lange Zeit wie eine Randfigur behandelt und benimmt sich auch so. Das ist irgendwie schade, weil sie wenigstens Charakter und Substanz hatte. Und weil sie ja eigentlich als Protagonistin angepriesen wird …
Jetzt habe ich viele negative Worte verloren und insgesamt klingt die Rezension viel schlechter, als es das Buch letztendlich verdient hat. Dabei ist es in der Tat kein schlechtes Buch, nur schwebt diese große negative Kritik ein bisschen über all dem Guten, von dem es ja auch eine Menge gab. Denn ich wurde auch unterhalten, es gab wenig bis gar keine Klischees und die Autorin hat ganz viel Kopenhagen einfließen lassen, was mir ebenfalls sehr gefallen hat.
Fazit
Ein durchwachsener Thriller, der leider vor allem wegen seiner unsympathischen Charaktere Minuspunkte sammelt. Dennoch durchaus ein Buch für alle Fans von grausamen und blutrünstigen Thrillern.
3 von 5 Buchherzen ♥♥♥
Danke an NetGalley und den Verlag für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars!