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Veröffentlicht am 29.01.2022

Historische Poesie - Wenn eine bekannte biblische Geschichte aus islamischer Sicht erzählt wird

Sonne, Mond und elf Sterne
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Melike Yasar erzählt in ihrem Buch "Sonne, Mond und 11 Sterne" die für uns Christen aus der Bibel bekannte Geschichte um Josef und seinen 11 Brüdern aus islamischer Sicht. Aus Josef wird somit Yusuf und ...

Melike Yasar erzählt in ihrem Buch "Sonne, Mond und 11 Sterne" die für uns Christen aus der Bibel bekannte Geschichte um Josef und seinen 11 Brüdern aus islamischer Sicht. Aus Josef wird somit Yusuf und aus Benjamin wird Bünyamin.

Yusuf wird von seinen Brüdern in einen Brunnen geworfen und anschließend an eine vorbeiziehende Karawane auf ihrem Weg nach Ägypten verkauft. Auf diesem Weg gelangt der augenscheinlich sehr schöne und mit besonderen Fähigkeiten ausgestattete Yusuf in Ägypten in das Haus des Wesires Pontifar und lernt dessen Frau Raila kennen. Diese macht ihm sogleich eindeutige Avancen. Da Yusuf jedoch ein Prophet Gottes werden will, widersteht er Railas Schönheit und wird dadurch in ein Gefängnis gebracht, aus dem er dann auf bekannten Umwegen zum König Ägyptens gelangt.

Wird Yusuf sein Ziel erreichen, ein Prophet zu werden?

Wird er seinen Vater und seine Brüder je wiedersehen?

Und wie entwickelt sich die schwierige Beziehung zu Raila?

Melike Yasar gelingt es in ihrer Erzählung, den eher monotonen Bibeltext in eine geradezu märchenhafte Geschichte zu verwandeln. Die Leser/innen werden zusammen mit Yusuf auf eine spannende Reise durch den Nahen Osten genommen und lernen dessen eigene Kulturen kennen. Die etwas zwiespältige Beziehung zwischen Yusuf und Raila ist dabei ein sehr belebendes und bereicherndes Element. Während der Lektüre sind die Leser/innen in einem ständigen Gefühlschaos zwischen Neid, Liebe, Trauer, purer Freude, Verzweiflung und Hoffnung gefangen.

Mein Fazit: Melike Yasar hat mit "Sonne, Mond und 11 Sterne" eine wunderschöne Geschichte geschrieben, die zeigt, wie traumhaft schön islamische Erzählungen sein können und wie spannend Texte aus der Bibel sein können, wenn sie ein neues lebendiges Gewand bekommen. Ihre bildhafte, nahezu märchenhafte und gefühlsbetonte Erzählweise machen dieses Buch zu einem absoluten Lesevergnügen, das auch für nicht religiöse Leser/innen sehr zu empfehlen ist. Ein sehr schönes, etwas antiquarisch designtes Cover und ein Stammbaum der zwölf Stämme der Brüder runden das Gesamtbild des Buches eindrucksvoll ab.

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Veröffentlicht am 13.01.2022

Spannendes Täter-Nichttäter-Puzzle mit überraschendem Ende

Das Loft
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In Linus Geschkes Thriller "Das Loft" müssen die zuständigen Ermittler, Rakow und Höger, einen voraussichtlichen Mord an den Mitbewohner von Sarah Hauptmann und Marc Lammert aufklären. Dieses gestaltet ...

In Linus Geschkes Thriller "Das Loft" müssen die zuständigen Ermittler, Rakow und Höger, einen voraussichtlichen Mord an den Mitbewohner von Sarah Hauptmann und Marc Lammert aufklären. Dieses gestaltet sich jedoch aufgrund der fehlenden Leiche und nicht eindeutigen Aussagen als sehr schwierig. Wo ist die Leiche? Lebt Henning Järisch etwa noch, trotz des hohen Blutverlustes? Wer ist sein(e) Mörder(in)?

Der 351 Seiten starke Thriller ist in fünf Kapitel aufgeteilt, die wiederum in weitere Abschnitte gegliedert sind. In diesen Abschnitten werden die Situationen und Sichtweisen aus den Blickwinkeln der einzelnen Protagonisten beschrieben. Ein Stilmittel, welches zugegebenermaßen nicht neu ist, speziell in diesem Thriller aber eine gewaltige und beeindruckende Spannung erzeugt.
Als Leser(in) versteht man durchaus, warum die Polizei nicht so richtig von der Stelle kommt. Zudem entwickelt sich daraus ein echter Pageturner, da die Neugierde, was mit Henning passiert ist und mit Sarah und Marc noch passieren wird, ins Unermessliche steigt.
In den Passagen von Sarah und Marc gelingt es Linus Geschke brilliant, deren Vergangenheit uns näher zu bringen, ohne das der Lesefluß gestört wird.

Das Cover erweckt sofort die erforderliche Spannung. Die abgebildete Fahrstuhltür mit den geröteten Flächen an den Innenseiten der Tür läßt auf ein grausames Vergehen dahinter schließen.

Aufgrund der Reisetätigkeit des Autors kommen die im Thriller erwähnten Orte sehr authentisch und exakt beschrieben rüber. Jede Lokalität, die im Thriller beschrieben wird, hat der/die Leser(in) somit absolut bildhaft vor sich und kann sich dadurch sehr gut in die jeweilige Situation hineinversetzen.

Mein Fazit:
Ein ausgezeichneter Thriller, der in seine Leser(innen) den Ermittlertrieb von Anfang an weckt. Ein kniffliges Puzzle, welches am Ende eine völlig unerwartete Lösung findet. Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 05.01.2022

Hochspannender Thriller über ein psychologisches Duell zwischen Opfer und Täter

Nummer Neunzehn
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Dennis Schulz ist mit "Nummer Neunzehn" ein herausragender Thriller gelungen!

Eine junge Frau, Larissa Roth, die sich gerade von ihrem gewalttätigen Mann trennen und eine neue Freundschaft knüpfen konnte, ...

Dennis Schulz ist mit "Nummer Neunzehn" ein herausragender Thriller gelungen!

Eine junge Frau, Larissa Roth, die sich gerade von ihrem gewalttätigen Mann trennen und eine neue Freundschaft knüpfen konnte, wird von einem Mann gekidnappt. Als sie wieder zur Besinnung kommt, findet sie sich auf einem einfachen Lager in einem Kellerraum wieder, in dem sie sich fortan den demütigenden Blicken, Berührungen und grausamen Spielen ihres Entführers, Henning, widersetzen muß. Nach und nach erfährt sie, daß sie nicht das erste Opfer Hennings ist, sondern die "Nummer Neunzehn" einer krankhaften Idee von Henning werden soll.

In dem 332 Seiten starken Thriller wird von Beginn an ein derart hoher Spannungsbogen aufgebaut, der ein zwischenzeitliches Beiseitelegen des Buches nahezu unmöglich macht. Dennis Schulz nimmt uns Leser/-innen im Grunde mit in den Keller, aus dem wir dann gemeinsam mit Larissa nur noch entfliehen wollen. Jede Qual erleiden wir fast körperlich adäquat mit. Auch den Raum selber sieht man permanent vor sich und würde sich am liebsten eine wärmende Decke umwickeln, um der Kälte und Hennings geifernden und bohrenden Blicken zu entkommen.

Das für mich herausragenste an diesem Thriller ist der kammerspielhafte Plot, der lediglich mit den zwei genannten Protagonisten derart durchweg fesselt, das zum Thriller so wahnsinnig ausgezeichnet passende Cover und dann zum Ende des Buches die so unerwartete Wende, die dem Thriller dann noch einmal einen mächtigen Drive verleiht.

Jedem Thriller-Fan darf dieses Buches auf keinen Fall im Regal fehlen! Eines der absoluten Thriller-Highlights im Jahre 2021!

Unbedingte wohlverdiente 5 Sterne in allen Bereichen (Handlung, Cover, Charaktere und Spannung)!

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Veröffentlicht am 27.12.2021

Starke und Mut machende Autobiographie einer jungen Frau

Anders schön
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Ilka Brühl beschreibt in ihrer noch sehr jungen 150 Seiten umfassenden Autobiographie ihren ganz speziellen Lebensweg.

Sie kommt mit einer Nasen-Lippen-Spalte auf die Welt und muss schon als Säugling ...

Ilka Brühl beschreibt in ihrer noch sehr jungen 150 Seiten umfassenden Autobiographie ihren ganz speziellen Lebensweg.

Sie kommt mit einer Nasen-Lippen-Spalte auf die Welt und muss schon als Säugling mit den daraus resultierenden Schmerzen, Atembeschwerden und ersten Operationen kämpfen. Schnell wird den Lesern/-innen jedoch klar, dass sie sich diesen Kämpfen stellt und sich nicht unterkriegen lässt.

Ilka Brühl gelingt es dabei wunderbar, nicht unaufhaltsam auf die Tränendrüse zu drücken und Mitleid zu erzeugen. Selbstverständlich will sie nichts verharmlosen und spricht auf ihre einzigartige Weise körperliche als auch seelische Schmerzen auf ihrem noch jungen Lebensweg direkt, kurz und knapp an, aber in aller erster Linie will sie schlicht und ergreifend für alle Menschen Akzeptanz und Respekt verlangen. Der Autorin ist es wichtig, daß wir die Vielfalt der Menschheit zu schätzen wissen und erkennen, daß wir von jedem Menschen, egal welche physischen oder psychischen Beeinträchtigungen dieser hat, so viel lernen können.

Ilka Brühls Schreibstil ist dabei konsequent kurz und spricht das, was die Autorin uns sagen möchten sehr direkt an. Für mich ist in "Anders schön" erfreulicherweise sehr viel Humor und eine interessante Prise Selbstironie enthalten, wodurch beim Lesen niemals eine Art Schwermut, Depression oder Hilflosigkeit aufkommt. Ganz im Gegenteil: Es macht sehr viel Freude zu lesen, wie diese junge Frau auf ihre einzigartige Art und Weise gelernt hat, sich selber zu lieben und zu akzeptieren und ihren Weg zu gehen.

Eine unbedingte Leseempfehlung für jedermann/-frau!

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Veröffentlicht am 24.12.2021

Brutale Morde mit astrologischem Hintergrund

Die Toten von Inverness
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G.R. Hallidays 542 Seiten starker Schottland-Krimi ist lokalisiert in die wunderbare Landschaft rund um Inverness.

Der Krimi ist in 8 Tagen gegliedert. Die Ermittlerin DI Monica Kennedy fahndet nach dem ...

G.R. Hallidays 542 Seiten starker Schottland-Krimi ist lokalisiert in die wunderbare Landschaft rund um Inverness.

Der Krimi ist in 8 Tagen gegliedert. Die Ermittlerin DI Monica Kennedy fahndet nach dem oder die Mörder von Jungen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren. Die Morde haben diverse Gemeinsamkeiten. Zum einen haben die Toten einen schwarzen Stein in der Luftröhre stecken und sind zum anderen in seltsamen aber eindeutigen Positionen abgelegt. Unterstützung bekommt Monica Kennedy bei Ihren Ermittlungen von dem Sozialarbeiter Michael Bach, der zu dem einen und anderen Mordopfer im Laufe seiner beruflichen Tätigkeit Kontakt hatte. Werden die beiden den Täter ausfindig machen können? Und was hat es mit dem schwarzen Stein und den Positionen auf sich?

G.R. Halliday baut einen enormen Spannungsbogen von Beginn an auf und erreicht durch die Orts- und Blickwechsel in den Kapiteln, diesen auch noch zu steigern und den Lesern/-innen ständig neue Rätsel aufzugeben, die schier unlösbar scheinen. Immer wenn man kurz vor dem Durchbruch zu stehen scheint, erfolgt eine neue unerwartete Wendung. Halliday spielt dabei geschickt mit unserer Phantasie und Hobbykriminalistik und nimmt uns mit auf eine sehr spannende Reise durch die Highlands, die Einsamkeit und Abgeschiedenheit rund um Inverness.

Die Protagonisten, Kennedy und Bach, sind von Beginn an gleich sehr menschlich dargestellt und dürfen in dem Krimi auch ihre Ecken und Kanten haben. Zum Beispiel, wenn Monica Kennedy Zweifel überkommen, wenn sie ihre Tochter wieder einmal zu Lasten der aktuellen Ermittlungsarbeit vernachläßigt.

Für alle Krimifans, auch die, die wie ich Schottland bislang noch nicht besucht haben, eine absolute Leseempfehlung.

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