Die familiäre Beleuchtung der Endlichkeit unseres Daseins
Für diesen Sommer‚Für diesen Sommer‘ ist eine Geschichte der Kernfamilie. Zunächst sind da Heinrich, seine Frau Johanne und die beiden Töchter. Die erstgeborene Monika und dann Franziska. Das Ehepaar baut sich ein Leben ...
‚Für diesen Sommer‘ ist eine Geschichte der Kernfamilie. Zunächst sind da Heinrich, seine Frau Johanne und die beiden Töchter. Die erstgeborene Monika und dann Franziska. Das Ehepaar baut sich ein Leben auf, kauft ein Haus, lebt ein bescheidenes, aber glückliches Leben nach dem Krieg. Die Kinder werden älter, gehen ihren eigenen Weg. Die eine in geordneten Bahnen, die andere rebelliert. Die aus dem Rahmen fallende Zissy (Franziska) bricht mit der Familie. Die Zeit vergeht, die Mutter stirbt. Es kommt erneut zu Reibungen mit Zissy und nun ist der Vater Heinrich alt und kann eigentlich nicht mehr alleine. Monika kümmert sich rührend und aufopfernd um den Vater bis sie zusammenklappt. Nun muss Franziska ran und zieht beim Vater ein. Auch Zissy ist an einem Punkt angekommen wo sie überlegen muss wie es in ihrem Leben weitergeht. Vieles ist im Umbruch.
Der Roman ist eine Darstellung des natürlichen Laufs der Dinge. Geboren, erwachsen und wieder degenerieren. Jede Generation und jedes Stadium findet hier seine Beleuchtung und wird in den Text eingebaut. Erzählt wird aus den Perspektiven Heinrichs und Franziskas im Wechsel. Beide haben natürlich eine sehr unterschiedliche Sichtweise und Wahrnehmung, aber was sie eint ist die Reflektiertheit. Jeder für sich und einfach anders. Bei Zissy steht der Umbruch im Fokus, bei Heirich das Ende. Und genau hier kommt die Stärke des Textes. Gisa Klönne schafft es eine doch recht langweilige, doch allzu bekannte Familien- und Lebensgeschichte, so aufzuarbeiten, dass sich das innere nicht nur für uns Leser:innen nach außen kehrt. Auch bringt es uns nahe wie zerbrechlich die Beziehungen und wie kurz die Zeit ist. Gisa Klönne springt auch öfters von der Gegenwart in die Vergangenheit wie es einem oft selbst geht, wenn Erinnerungsblitze aufleuchten und an ferne Tage erinnert, gute wie schlechte.
Ein Roman der leise und zart ist. Er gibt einem die gute Möglichkeit zu überlegen, wie die eigene familiäre Situation ist und was da noch zu kitten ist, bevor es eines Tages zu spät sein kann.
Das Hörbuch wird von Nina Petri als Zissy gelesen und Wolf-Dietrich Sprenger verkörpert Heinrich. Sehr gelungen, dieser Wechsel der Personen auch so deutlich in den Stimmen zu differenzieren. Beide sehr gelungen, Zissys Ratlosigkeit hört man förmlich raus und Heinrichs Alter wird großartig gelesen von Wolf-Dietrich Sprenger. Die Hörbuchfassung ist äußerst gut geworden. Auch wenn es etwas lang ist mit mehr als 10 Stunden Laufzeit ein Hörvergnügen!