Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2022

Sehr gut recherchiert und opulent erzählt

Keltenschwur
0

Das ist der zweite Band rund um die Keltin Rowan, die einst gemeinsam mit ihrem Milchbruder Johs von römischen Soldaten verschleppt und als Sklavin auf einem Weingut am Rhein arbeiten muss.

In diesem ...

Das ist der zweite Band rund um die Keltin Rowan, die einst gemeinsam mit ihrem Milchbruder Johs von römischen Soldaten verschleppt und als Sklavin auf einem Weingut am Rhein arbeiten muss.

In diesem Band gelingt ihre Befreiung durch ihre große Liebe Drystan, den Sohn des Häuptlings. Doch die Rückkehr in das heimatliche Dorf wird von einigen Bewohnern, darunter ihre eigene Familie, mit argwöhnischen Blicken beäugt. Vor allem auch deshalb, weil Rowan nur eine Bauerntochter ist, die nur innerhalb ihres Standes heiraten darf. Drystan wäre nach den bisherigen Gepflogenheiten tabu für sie.

Doch das sind nicht die einzigen Schwierigkeiten, die auf das junge Paar warten. Drystans Vater ist während seiner langen Abwesenheit gestorben und der Nachfolger will seine Macht und Position nicht aufgeben.

Wie weit die gehässigen Neider, die aus Rowans eigener Familie kommen, gehen, wird hier eindrucksvoll beschrieben.

Meine Meinung:

Mir hat dieser historische Roman rund um Rowan, Drystan und die Römer Caius und Aurelia recht gut gefallen. Es wäre gut, die Vorgeschichte „Keltensonne“ dieser Trilogie zu kennen, denn warum Rowans Familie gar so bösartig ist, wird hier nur angedeutet.

Da es ja keine schriftlichen Zeugnisse der Kelten gibt, sondern nur Berichte der Römer und einige Artefakte, kann sich die Fantasie der Autorinnen sehr gut entfalten.

Die Trilogie ist in Rheinland-Pfalz, beim Donnersberg angesiedelt. Hier hat man Überreste einer Kreisgrabenanlage gefunden, die auf ein größeres keltisches Oppidum hinweisen.

Darauf weisen die Autorinnen in ihrem Nachwort hin. Für alle jene, die mit Latein nicht viel am Hut haben, werden die wichtigsten lateinischen Begriffe in einem Glossar dargestellt.

Die Geschichte hat mir gut gefallen. Sie zeigt, dass es nicht immer leicht ist, Anführer zu sein und, dass Nachsicht, häufig missverstanden wird.

»Eine Gemeinschaft muss sich auf alle Mitglieder verlassen können. Nur dann ist sie stark!«


Fazit:

Ein gelungener historischer Roman aus der Zeit rund um 90 vor Christus. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.01.2022

Isadora Duncan - ein Leben für den Tanz

Der blaue Vorhang
0

Das Autoren-Duo Barbara Sichtermann und Ingo Rose nehmen sich in dieser Romanbiografie einer interessanten Persönlichkeit an: Isadora Duncan (1877-1927).

Isadora Duncan, eine irischstämmige Amerikanerin ...

Das Autoren-Duo Barbara Sichtermann und Ingo Rose nehmen sich in dieser Romanbiografie einer interessanten Persönlichkeit an: Isadora Duncan (1877-1927).

Isadora Duncan, eine irischstämmige Amerikanerin hat mit ihren, an die griechische Antike angelehnten, Tänzen einen nicht nur für Furore gesorgt. Denn anders als im klassischen Ballett, das seit Jahrhunderten im Corps, auf Spitze und im Tutu getanzt wird, tritt Isadora allein auf einer Bühne, deren Bühnenbild nur blaue Vorhänge sind, auf. Sie trägt nur ein durchscheinendes, fließendes Gewand, das dem griechischen Chiton ähnelt und tanzt (shocking!) barfuß. Statt des begleitenden, großen Orchesters spielt zu Beginn ihrer Karriere nur ein Pianist.

Diese avantgardistischen Darbietungen polarisieren zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Mehrmals wird sie mit Auftrittsverbot belegt. Selbst im Mutterland der angeblichen Freiheit, Amerika, darf sie in einigen Städten nicht auftreten. Das hat natürlich vor allem mit der bigotten und puritanischen Einstellung der Amerikaner zu tun.

Isadora feiert große Triumphe, verdient eine Menge Geld, das sie auch gleich wieder ausgibt und erlebt auch Niederlagen. Ihre Idee, Tanzschulen zu gründen, um den Kindern das neue Körpergefühl beizubringen, wird nur teilweise von Erfolg gekrönt sein.

Isadora Duncan versteht sich als Feministin. Dazu gehört auch, dass sie nicht heiraten will. So hat sie drei Kinder von drei Männern. Dieser, für die damalige Zeit skandalöse Lebenswandel kostet sie in Berlin zahlreiche empörte Gönner. In Paris sieht man darüber großzügig hinweg.

Den Unfalltod ihrer beiden älteren Kinder, Deidre und Patrick, in Paris wird sie nie verwinden. Das dritte Kind stirbt kurz nach der Geburt.

Isadora Dunacn selbst stirbt am 14. September 1927 in Nizza, als sich ihr Schal in den Speichen eines offenen Wagens verfängt und sie erdrosselt.


Meine Meinung:

Das Autorenduo Barbara Sichtermann und Ingo Rose zeichnen eine interessante Biografie der Tänzerin, die ihrer Zeit voraus war, denn an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert geben nach wie vor Männer den Ton an.

Sie zeigen das Auf und Ab der Karriere, die enge Bindung des Familien-Clans zueinander und auch die Tragödien in Isadoras Leben.

Zahlreiche Zitate und einige Fotos ergänzen diese Romanbiografie.


Fazit:

Eine gelungene Romanbiografie einer außergewöhnlichen Künstlerin, der ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 25.01.2022

Kein Atlas im herkömmlichen Sinn

Atlas der Zukunft
0

Landkarten üben eine seltsame Faszination auf viele Menschen aus. Ob Anfänger oder hauptberuflicher Kartograf - man kann Landkarten stundenlang betrachten und sich nicht daran sattsehen. Karten begegnen ...

Landkarten üben eine seltsame Faszination auf viele Menschen aus. Ob Anfänger oder hauptberuflicher Kartograf - man kann Landkarten stundenlang betrachten und sich nicht daran sattsehen. Karten begegnen uns im Alltag überall, sei es als kostbares handkoloriertes Einzelstück, oder als gedrucktes Massenprodukt oder als Grafik im Navigationssystem im Auto. Doch sie können noch viel mehr als nur die Topografie von Orten darstellen.

Mit diesem Buch zeigen die Autoren Ian Goldin und Robert Muggah welche Möglichkeiten sich durch die Verschneidung von Satellitenbildern mit Daten aller Art den Lesern bieten. Sie stellen „vorher-nachher-Bilder“ gegenüber und zeigen damit die Veränderungen, die von Menschen geschaffen, unseren Planeten veränder(te)n. Nicht immer zum Besten der Erde und seiner Bewohner.

Oder wussten Sie schon, dass die USA mehr Erdgas, das sie durch das umstrittene Fracking gewinnen, ungenutzt in die Atmosphäre blasen, als für die Beheizung von 4,25 Millionen Häusern genützt werden könnten? Diese Leuchtfackeln sind auf S. 84 sichtbar.

In 100 Karten, die nach 13 Themen geordnet sind, wird für die Leser u.a. der Raubbau an der Natur, und der damit verbundene Klimawandel, die Ungleichheit, Unzufriedenheit, Bevölkerungsentwicklung und Migration, Urbanisierung, sowie die Verslumung und Kriminalität dargestellt. Dabei fällt auf, dass manches sehr subjektiv betrachtet und vielleicht (bewusst?) verfälscht wird. Denn wie kann es sein, dass ausgerechnet die USA als weiße Fläche dargestellt wird, wenn es aus den Seiten 254 ff. um das Thema „Gewalt außerhalb von Kriegshandlungen“ geht? Keine Schulmassaker, keine Polizeigewalt, keine Unfälle mit Waffen in Privathaushalten? Es scheint als hätten die Autoren dies ausgeblendet und irrational handelnde Menschen außerhalb der USA angesiedelt.

Auch so manche andere Äußerung ist mit Vorsicht zu betrachten. So soll es um 1500 im damaligen Österreich, das bekanntlich ein wenig größer war als unsere heutige Republik, den Autoren nach, nur zwei Druckerpressen gegeben haben (S.433). Dem widerspricht allerdings die Wiener Stadtgeschichte, die bereits zwischen 1482 und 1485 die Namen von zwei Druckereien mit Druckerpressen nennt.

Das Buch ist kein Kartenwerk im Sinne der Kartografie, sondern eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der Menschheit. Die Texte sind interessant, die Fragestellungen oft unbequem und kontrovers. Die Abbildungen dagegen sind häufig unscharf oder durch ungeschickte Farbwahl schlecht zu entziffern.
Daneben stört auch der Falz, der so manche grafische Information bestimmter Regionen einfach schluckt.

Fazit:

Für echte Karten-Liebhaber und Kartografen ist das Buch vermutlich eine Enttäuschung. Wer gerne aufschlussreiche Analysen grafisch aufbereitet haben möchte, kann an diesem Buch seine Freude finden. 4 Sterne.

Veröffentlicht am 22.01.2022

Fesselnder Auftakt einer Familiengeschichte

Blutgold
0

Dieser Reihenauftakt beruht auf der wahren Geschichte der Brüder Sass, die im Berlin der 1920er nach einem holprigen Beginn zu einem Verbrechersyndikat aufsteigen.

Berlin, kurz nach dem Ende des Ersten ...

Dieser Reihenauftakt beruht auf der wahren Geschichte der Brüder Sass, die im Berlin der 1920er nach einem holprigen Beginn zu einem Verbrechersyndikat aufsteigen.

Berlin, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges: Die Menschen sind desillusioniert, hungern und frieren, das Geld verliert rapid an Wert und viele haben sich noch nicht damit abgefunden, den Krieg verloren zu haben. Zu denen zählen zahlreiche Offiziere verschiedenster politischer Gesinnung. Die einen verachten den Kaiser, der es sich in Holland bequem macht, und die anderen wollen die Monarchie wiederherstellen. Allen ist gemeinsam, dass sie sowohl Sozialisten als auch Bolschewiki hassen. Eine Regierungsbeteiligung dieser Gruppierungen soll um jeden Preis verhindert werden. Dazu ist ihnen jedes Mittel, auch die Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. So weit der historische Hintergrund.

Die Brüder Sass, derer gibt es viele, sichern das Überleben der Familie anfangs durch Einbrüche, kleinere Diebstähle und illegale Glückspiele. Jeder der Brüder hat ein anderes kriminelles Talent. Doch als zwei während eines Einbruchs möglicherweise den Mord an Luxemburg und Liebknecht beobachtet haben, gerät die Familie nicht nur in den Fokus der Polizei. Mit der Obrigkeit kann es die lange verschollene und wieder aufgetauchte Tante Antonia aufnehmen.

Unter Antonias Führung floriert das Familienbusiness und wird zum Syndikat Berlin. Man mischt in vielen Bereichen mit, ob im Glücksspiel, bei Wetten, bei den Nachtklubs oder beim Verschieben von gestohlenen Armeebeständen. Dass die Konkurrenz hierüber nicht sonderlich erfreut ist, versteht sich von selbst.

Meine Meinung:

Michael Jensen, dessen „Jens-Druwe-Reihe“ ich schon gerne gelesen habe, hat hier einen politischen Krimi geschrieben, der aufzeigt, wie die Bühne für Adolf Hitler aufbereitet wurde. Wir haben teil an historischen Ereignissen wie den Straßenschlachten zwischen der Arbeiterbewegung und den Konservativen sowie Umsturzversuchen wie dem Kapp-Putsch. Wir begegnen verschiedenen historischen Persönlichkeiten wie Paul Hindenburg oder Ernst Gennat und nehmen Anteil an dem Leben der Berliner.

Obwohl die Familie Sass natürlich auch vom Chaos der Nachkriegszeit profitieren, wirken sie sympathischer als die Verschwörerclique der Offiziere.

Die Charaktere sind liebevoll gestaltet, haben so ihre Ecken und Kanten. Meine Lieblingsgestalt ist Tante Antonia, die mit Herz und Hirn, den Sass-Brüdern erklärt, wie so ein Familienbusiness zu führen ist.

Interessant ist auch der Einblick in die Polizeiarbeit ohne DNA-Abgleich und Ähnlichem. Man ist nicht einmal davon überzeugt, dass eine Verbrecherkartei nützlich wäre. Ernst Gennat ist gerade dabei, seine Mordinspektion einzurichten.

Fazit:

Dieser Krimi ist ein historischer Kriminalroman. Wer einen „Whodunit“-Krimi lesen möchte, ist hier nicht richtig. Wer sich aber mit der (Verbrecher)Geschichte von Berlin beschäftigen will, findet hier eine interessante Lektüre. Gerne gebe ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 05.01.2022

Trotz langsamen Starts gut zu lesen

Gärten, Gift und tote Männer
0

Im fiktiven Örtchen Oberdistelbrunn passiert selten Aufregendes. Das ändert sich schlagartig, als beim Literaturkränzchen ein Dorfbewohner unangemeldet auftaucht und dort röchelnd zusammenbricht und stirbt. ...

Im fiktiven Örtchen Oberdistelbrunn passiert selten Aufregendes. Das ändert sich schlagartig, als beim Literaturkränzchen ein Dorfbewohner unangemeldet auftaucht und dort röchelnd zusammenbricht und stirbt. Die pensionierte Lehrerin Pauline und Möchte-gern-Miss-Marple denkt sofort an eine Vergiftung. Wenig später verschwindet der Dorfpfarrer spurlos.

Der Dorfpolizist Kapplhuber ist wenig motiviert, dem Verschwinden des Pfarrers oder Paulines Hinweise auf den vergifteten Bauern nachzugehen. So forschen Pauline und ihre Freundinnen auf eigene Faust.

Doch damit ist der Aufregungen noch nicht genug. Paulines Schwester quartiert ihren Sohn Vincent samt Leihhund bei ein. Vincent bringt Leben in die gute Stube von Pauline, die mit ihrem Mann Fred, ein ziemlich langweiliges Leben führt.

„Ist ja steil, bei Euch geht echt was ab und ich habe Oberdistelbrunn für ein durch und durch verschlafenes Nest, also für einen Ort, wo das schlimmste Verbrechen darin besteht, die Restmülltonne am falschen Tag vor die Haustüre zu stellen.“ (S. 90)

Wenig später vergeht Vincent das Lachen, denn er wird des Mordes an einem Besucher der Gartenausstellung verdächtigt. Pauline und ihre Freundinnen intensivieren ihre Ermittlungen und machen sich bei der nun hinzugezogenen Kriminalpolizei nicht gerade beliebt ...

Meine Meinung:

Klaudia Blasl, die ja schon mehrere Krimis mit schrägen Hobby-Ermittlerinnen geschrieben hat, ist hier wieder ein leicht lesbarer Krimi gelungen. Ihre Kenntnisse von Giftpflanzen, die sie in zwei Büchern zu Papier gebracht hat, finden hier ihre Anwendung.

Es dauert eine geraume Zeit, bis der eigentliche Krimi so richtig losgeht. Zuerst werden die Protagonisten mit all ihren Ecken und Kanten vorgestellt. Allen voran natürlich die pensionierte Lehrerin Pauline, die fast alle im Dorf (zumindest die Jüngeren) unterrichtet hat und für viele eine Respektsperson ist. Pauline kennt sich gut mit Kräutern aus und hat für jedes Wehwehchen ein passendes Heilmittel in ihrer überdimensionalen Handtasche. Pauline wirkt ein wenig depressiv, was vor allem an Fred, einem ausgesprochenen Couchpotato liegt, der außer, Essen in sich hineinstopfen und Kreuzworträtsel lösen, den ganzen lieben Tag nichts tut.

Die Auflösung ist gelungen und bedient im weitesten Sinn das Klischee „der Mörder ist immer der Gärtner“.

Fazit:

Ein Krimi, der sich gut lesen lässt, obwohl er etwas langsam startet. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.