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Veröffentlicht am 24.02.2022

Sehr berührende Story

Wo der Wolf lauert
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Lilach lebt das perfekte Familienleben. Im teuren Silicon Valley hat sie ein Haus mit Pool, ist glücklich mit ihrem Mann Uri und Sohn Adam scheint sich auch prima eingelebt zu haben. Lilach kommt eigentlich ...

Lilach lebt das perfekte Familienleben. Im teuren Silicon Valley hat sie ein Haus mit Pool, ist glücklich mit ihrem Mann Uri und Sohn Adam scheint sich auch prima eingelebt zu haben. Lilach kommt eigentlich aus Israel, ist jedoch nach Amerika ausgewandert, um ihrer Familie Sicherheit zu bieten. Doch was Lilach sich so sehnlichst wünscht, wird ihr leider nicht gegönnt. Als ein Mitschüler von Adam auf einer Party stirbt, gerät dieser ins Visier der Ermittlungen. Für Lilach bricht eine Welt zusammen und sie erkennt, dass der Wolf wohl doch überall lauern kann…

Selten hat mich eine Story von Anfang an so dermaßen gepackt wie diese. Sobald Milena Karas die ersten Sätze gelesen hat, war ich schon in der Handlung versunken. Ihre angenehme, ruhige und warme Stimme hat einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass ich mich zurücklehnen und mitreißen lassen konnte. Insbesondere weil sie die Betonungen und Atempausen perfekt gesetzt hat.

Dabei erleben wir die Geschichte aus der Perspektive von Lilach. Eine bewundernswerte Frau und Mutter, die niemandem was Böses will. Im Gegenteil – ihre Familie zu schützen, geht ihr über alles. Ihr Sohn Adam ist mit seinen 16 Jahren ein pubertierender Teenager, der sich nichts mehr sagen lassen will und sich völlig von seiner Mutter distanziert. Ein ganz normales Verhalten, was Lilach um den Verstand bringt und ihr Mutterherz verständlicherweise bluten lässt. Die eine oder andere Mutter unter euch kann das sicher nachvollziehen.

Alle Charaktere werden auf ganz besondere Weise beschrieben und dargestellt. Vor allem zu Lilach hatte ich gleich eine Verbindung aufbauen können und hätte sie manches Mal gerne in den Arm genommen. Adam war etwas unscheinbar, aber für sein Alter normal entwickelt. Sein Verhalten gegenüber seiner Mutter ist weiß Gott nicht vorbildlich, jedoch total der Pubertät geschuldet. Mutter und Sohn sind super authentisch, nichts wirkt over the top, sondern gut konzipiert und ausgetüftelt.

Fazit: Mich hat diese Story wahnsinnig berührt und mir passagenweise eine Gänsehaut beschert. Der psychologische Schreibstil der Autorin packt den Leser und löst ein Gefühlschaos aus, das ich selten erlebt habe. Eine Geschichte über Vertrauen, Liebe, Akzeptanz, Unglück und Selbsterkenntnis, die grandios umgesetzt wurde und daher in jedes Bücherregal bzw. auf jedes Abspielgerät gehört.

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Veröffentlicht am 04.02.2022

Dunkles, magisches Erlebnis!

Krabat - Das Hörspiel
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Welches Buch, das ihr in der Schule gelesen habt, blieb euch bis heute in Erinnerung? Bei mir sind es u.a. "Das Tagebuch der Anne Frank", "Die Welle", "Der Besuch der alten Dame" und "Krabat". Letztere ...

Welches Buch, das ihr in der Schule gelesen habt, blieb euch bis heute in Erinnerung? Bei mir sind es u.a. "Das Tagebuch der Anne Frank", "Die Welle", "Der Besuch der alten Dame" und "Krabat". Letztere Geschichte hat mich so gefesselt, dass ich mir die Verfilmung dutzende Male angesehen und nun zum Hörspiel gegriffen habe.

Es geht um Krabat, einen 14-jährigen Waisenjungen, dem in der Dunkelheit des Winters elf Raben in seinen Träumen erscheinen. Und so macht er sich, ihrem Ruf folgend, auf zur gefürchteten Mühle am Koselbruch.

"Genau in diesem Moment rissen die Wolken auf und der Mond tauchte alles in kaltes Licht. Da war sie. Wie ein mächtiges, böses Tier, das auf Beute lauert, lag die Mühle in den Schnee geduckt."

Krabat findet sich plötzlich als Lehrling eines geheimnisvollen Meisters wieder, erlernt das Handwerk eines Müllers und wird, in Rabengestalt, in schwarzer Magie unterrichtet. Man spürt, wie Krabat selbst, eine unterschwellige Bedrohung, kann diese jedoch nicht genau zuordnen. Erst im weiteren Verlauf begreift man das ganze Ausmaß der Situation. Nämlich dass dieser Ort und diese Magie einen hohen Preis fordern. Letztendlich geht es inhaltlich aber um noch viel mehr: Gehorsam, Zusammenhalt, Mut und Liebe. Es gibt keine konkrete Unterteilung in Gut und Böse. Jede Figur hat ihre Schattenseite und Geheimnisse. Und so verfolgt man die Geschehnisse mit Fingernägelkauen, steckt mittendrin, um zu erfahren, welches Schicksal die einzelnen Figuren zu erwarten haben.

Erzählt wird aus Krabats Sicht, sodass man ihm die ganze Zeit über wie ein stiller Freund auf Schritt und Tritt folgt. Die Sprache von Preußler ist zeitlos, direkt, pointiert und dabei äußerst tiefgründig. Er verzichtet auf unnötige Beschreibungen und schafft eine unheimliche, dichte Atmosphäre, die einen auch im Erwachsenenalter noch tierisch packen kann.

Fazit: Die HörbuchsprecherInnen und die musikalische Begleitung fügen sich perfekt zusammen und machen dieses dreistündige Hörspiel zu einem dunklen, magischen Erlebnis. Müsst ihr euch unbedingt selbst von überzeugen!

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Zeitzeugnis mit eindrucksvollen Grafiken

Bald sind wir wieder zu Hause
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In diesem Buch geht es um Geschichten, die niemals in Vergessenheit geraten dürfen. Die so wichtig sind wie unsere Gegenwart und unsere Zukunft.

Sechs verschiedene Menschen erzählen uns ihre Erlebnisse ...

In diesem Buch geht es um Geschichten, die niemals in Vergessenheit geraten dürfen. Die so wichtig sind wie unsere Gegenwart und unsere Zukunft.

Sechs verschiedene Menschen erzählen uns ihre Erlebnisse zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Sie waren noch Kinder, als man sie von ihren Familien trennte. Ihnen ihre Anziehsachen und das Spielzeug wegnahm. Sie lernen mussten, was Angst, Hunger und Verzweiflung bedeuten. Und dass Juden weniger wert waren als Nutzvieh.

Obwohl jede Erzählstimme nur ein paar Seiten zur Verfügung hat und mit wenig Text auskommt, durchlebt man das Grauen des Naziterrors und des Holocaust auf eine Weise mit, die einen nur erahnen lässt, wie schlimm es für diese Kinder damals gewesen sein muss. Das Buch bringt auf den Punkt, was geschehen ist. Mir ging das unglaublich nahe! Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf: von Vernichtungslagern, von Opfern des Massenmordes und von jenen, die all das Schreckliche überlebt haben.

Die Illustrationen greifen die bedrückende Stimmung auf, zeigen die Zustände der damaligen Fabriken, spiegeln u.a. die Gefühle der Zwangsarbeiter wider und vermitteln dem Leser einen guten Eindruck von der Brutalität und Ungerechtigkeit, die in der Hungerhölle vorherrschten.

Jede Geschichte endet damit, dass man darüber informiert wird, was aus den Kindern geworden ist, welche Verluste sie hinnehmen mussten, wie es ihnen seitdem ergangen ist und wo sie heute leben.

Ein Zeitzeugnis mit eindrucksvollen Grafiken und informativen Zeittafeln, das hoffentlich weiter aufrüttelt und zudem etwas Trost spenden kann. Eine stille Botschaft an jeden von uns, dass wir niemals vergessen dürfen, was geschehen ist.

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Düstere Story mit coolen Twists

Im Auge des Zebras
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Gleich zu Beginn wird der Leser Zeuge eines Aufeinandertreffens von der Polizei und einem russischen Drogenboss. Die unerklärlichen Ereignisse an Bord eines Dampfers sind ein nicht unerheblicher Teil der ...

Gleich zu Beginn wird der Leser Zeuge eines Aufeinandertreffens von der Polizei und einem russischen Drogenboss. Die unerklärlichen Ereignisse an Bord eines Dampfers sind ein nicht unerheblicher Teil der Ermittlungen, die Olivia Holzmann zusammen mit ihrem Team beim LKA Berlin führt. Allein kommt sie jedoch nicht weiter und wendet sich daher hilfesuchend an ihren ehemaligen Mentor und den bereits berenteten Severin Boesherz. Dieser gilt als Koryphäe auf seinem Gebiet und soll nun den Fall um die vermissten Jungen lösen.

Mit seinem lockeren und fesselnden Schreibstil holt Kliesch den Leser wieder voll ab. Er schafft eine Atmosphäre, die zu der Szenerie passt und suggeriert, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Wie die Ruhe vor dem Sturm. Ich hatte an einigen Stellen eine tierische (haha, ja, Wortwitz) Gänsehaut.
Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was mich anfangs etwas verwirrt hat. Im Nachhinein machte das aber absolut Sinn, weil sich die Puzzleteile dadurch step by step zusammensetzen. Man kann also super miträtseln - naja, und sich auf falsche Fährten locken lassen.

Die Hauptprotagonistin Olivia wirkt verletzlich, mimt aber die taffe, unerschrockene Kommissarin, der nichts und niemand etwas anhaben kann. Severin Boesherz ist ein kleiner Kotzbrocken. Zunächst kommt er unsympathisch rüber, manchmal auch etwas arrogant, aber man spürt da etwas in ihm, was man nicht so ganz greifen kann.

Das Ende hinterließ keine offenen Fragen und war ein richtiges Spannungsfeuerwerk. Mag eventuell etwas verworren sein, aber wer gerne um drei Ecken denkt, kommt hier voll auf seine Kosten.

Fazit: Mit diesem Reihenauftakt hat Vincent Kliesch ein ordentliches Brett abgeliefert. Quasi ein Statement an jeden Thriller-Fan da draußen. Eine düstere Story mit krassen Wendungen, die ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Intelligent, spannend und berührend erzählt

Perfect Day
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„Oh, it‘s such a perfect day. I‘m glad I spend it with you. Oh, such a perfect day. You just keep me hanging on“ (Lou Reed, Perfect Day)

Wenn Ann mit ihrem Vater einen gemütlichen Abend verbringen will, ...

„Oh, it‘s such a perfect day. I‘m glad I spend it with you. Oh, such a perfect day. You just keep me hanging on“ (Lou Reed, Perfect Day)

Wenn Ann mit ihrem Vater einen gemütlichen Abend verbringen will, gehört neben einer leckeren Pizza auch die geliebte Lou Reed Platte zum familiären Ritual dazu. Und wie sollte es anders sein? Der letzte Titel der Platte ist „Perfect Day“. Dank Romy Hausmanns neuem Thriller befinde ich mich nach wie vor in einem Wechselbad der Gefühle. Und es ist einfach absurd und genial zugleich, wie sich das Hören des Songs mit der Lektüre des Buches verändert. Probiert es mal aus!

Ann, die 24-jährige Germanistikstudentin, die an einem Abend, der doch eigentlich perfekt sein sollte, in einem Albtraum erwacht, der nicht mehr enden will. Ann, die mit einer unglaublichen Kraft, mit Löwenmut und unerschütterlicher Tochterliebe versucht, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen.

Tatsächlich habe ich mich in sehr vielen Wesenszügen von ihr wiedererkannt und vielleicht geht mir dieses Buch deswegen auch so nah. Unabhängig davon versteht es Romy Hausmann, ihre LeserInnen von Beginn an in ihren Bann zu ziehen. Diese Story ist vom ersten bis zum letzten Zeichen perfekt durchdacht. So wie Ann, die auf ihrer Suche nach der Wahrheit immer wieder schmerzlich feststellen muss, dass nichts so ist, wie es scheint, lässt Hausmann auch uns nur das sehen, was wir sehen sollen.

Aus drei verschiedenen Perspektiven blickt man in menschliche Abgründe und wird an moralische wie emotionale Grenzen gebracht. Anns Perspektive ist für mich schlüssig, glaubhaft und unumstößlich überzeugend. Während sie auf der Suche nach der Wahrheit ist, öffnen sich in den „Wir“-Abschnitten psychologische Schluchten (anders kann ich es nicht formulieren), die mich erschüttert haben. Und ohne zu spoilern: Ich lag völlig falsch mit meiner Vermutung, wer hier die Stimme ergreift. Ebenso schockierend ist die dritte Perspektive: Die Aufnahmen verdeutlichen, wie manipulativ Menschen sein können. Wer diese Aufnahmen macht? Nun, auch hier lag ich bis zum Ende falsch!

Fazit: Das neue Lesejahr hat gerade erst begonnen, aber „Perfect Day“ von Romy Hausmann ist direkt auf meiner Highlight-Liste 2022 gelandet. Intelligent, spannend und unglaublich berührend wird hier eine Story voller dramatischer Wendungen und einem für mich wirklich überraschenden Ende erzählt. Mich wird dieser Thriller noch eine Weile begleiten. Lesen!

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