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Veröffentlicht am 31.01.2022

Sie kann es nicht lassen

3 Zimmer, Küche, Mord
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Loretta Luchs hat dem Ermitteln abgeschworen, ein für allemal. Ein Zeichen für die Erneuerung ist auch Lorettas Wunsch nach einer neuen Wohnung. Und sie hat Glück, ihre Bewerbung bei der quasi Verwalterin ...

Loretta Luchs hat dem Ermitteln abgeschworen, ein für allemal. Ein Zeichen für die Erneuerung ist auch Lorettas Wunsch nach einer neuen Wohnung. Und sie hat Glück, ihre Bewerbung bei der quasi Verwalterin Frau Schiller wird erhört. Der Umzug ist schnell geschafft und auch Kater Baghira gewöhnt sich schnell ein. Loretta hat nun einen Balkon, welch eine neue Lebensqualität. Die allerdings wird etwas eingetrübt, als sie eines Morgens einen der neuen Nachbarn bewegungslos auf einer der Bänke im Hof sieht. Schnell eilt Loretta zur Hilfe, nur um feststellen zu müssen, dass für den jungen Mann jede Hilfe zu spät kommt.

Nach dem letzten Fall, der Loretta sehr ins Nachdenken gebracht hat, will Loretta wirklich der Polizei nicht mehr ins Handwerk pfuschen. Und es lässt sich alles so gut an. Die neuen Nachbarn sind zwar etwas neugierig, aber doch nett. Gleich wird Loretta in die Hausgemeinschaft einbezogen. Natürlich bekommt sie auch mit, dass besonders das Mädchen von oben, Harmony, sehr bedrückt wirkt. Ihr Stiefvater scheint von seinem Lehrerberuf auch nach Feierabend nicht lassen zu können. Die Mutter des jungen Mädchens ist froh, wieder einen Partner zu haben. Für die Probleme ihrer Tochter ist sie nicht offen.

Lorettas neue Umgebung sorgt für eine echte Frische. Man kann sich gut vorstellen, wie sie gemeinsam mit Baghira ihren neuen Balkon genießt. Und doch, sie kann es nicht lassen. Als sie den jungen Mann findet, ruft sie natürlich die Polizei und fängt ebenso natürlich selbst an, sich Gedanken zu machen. Loretta bleibt eben Loretta. Vielleicht sollte sie doch Privatdetektivin werden oder direkt bei der Polizei anfangen. Das Ermitteln ist wohl einfach ihre Berufung. Keine große Überraschung, dass Loretta nachforscht. Und auch keine Überraschung, dass sie mit Kommissarin Küppers aneinander gerät. Das ist wie ein Treffen mit alten Bekannten. Auch wenn einem durchaus die Idee kommen könnte, sie hätte es diesmal mit dem Ermitteln sein lassen, so gefällt ihre gewitzte Art. Diese unterhaltsame Sommerlektüre erhellt eine trüben Wintertag.

Veröffentlicht am 15.01.2022

Der Geliebte

Die dritte Freundin
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Nancy Hennessy fühlt sich überfordert in ihrer Ehe. Da scheint die Affäre mit David wie ein frischer Wind in ihrem Leben. Doch nach einigen Monaten hat sich Nancy für Tochter und Ehemann entschieden. Ihr ...

Nancy Hennessy fühlt sich überfordert in ihrer Ehe. Da scheint die Affäre mit David wie ein frischer Wind in ihrem Leben. Doch nach einigen Monaten hat sich Nancy für Tochter und Ehemann entschieden. Ihr Liebhaber will allerdings nicht von ihr lassen. Und eines Morgens nach einem Treffen mit ihrer Freundin Eleanor wird Nancy tot aufgefunden. Ihr Ehemann Robert und Eleanor sind entsetzt. Eleanor wusste von der Affäre und sie fühlt sich irgendwie schuldig. Die dritte im Freundinnenbund, Mary, möchte Eleanor unterstützen, aber was kann sie tun, Nancy ist tot, ihrer kleiner Freundeskreis dezimiert.

Drei Freundinnen, die sich seit ihrer Studienzeit kennen und immer Kontakt gehalten haben. Sie geben sich gegenseitig Halt, obwohl ihre Lebensentwürfe sehr unterschiedlich sind. Oder vielleicht waren nicht die Entwürfe so verschieden, eher das, was dabei herausgekommen ist. Eleanor hat sich für die Arbeit bei einer NGO entschieden, während Mary sich sehr der Familie verschrieben hat. Nancy dagegen war die, die immer die Blicke auf sich zog. Sie hat hat einige Jahre nach der Geburt ihrer Tochter wieder angefangen im Homeoffice zu arbeiten. Von außen betrachtet könnten sie mit ihrem Leben zufrieden sein. Aber wer ist das schon? Und nun ist eine von ihnen tot.

Bei dem Cover dieses Buches handelt es sich um einen echten Blickfang, bei dem die drei Blumen vermutlich die drei Freundinnen symbolisieren. Wenn dann im Klappentext noch der Tod einer der drei Frauen erwähnt wird, erwartet man einen spannenden Kriminalroman. Ein wenig wird man enttäuscht, da die Handlung im Buch doch etwas ruhiger abläuft. Man braucht ein Weilchen, um sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Dann aber stellt man fest, dass das subtile Zusammenspiel zwischen den Frauen doch einiges zu bieten hat. Erst nach und nach kommt heraus, was die Drei lieber verschwiegen hätten oder wo sie besser anders gehandelt hätten. Letztlich verfolgt man doch mit Interesse, welche Entwicklungen zum Tode von Nancy Hennessy geführt haben und erfährt einiges über eine Generation von Frauen, die mit Enthusiasmus ins Leben gestartet ist, und doch noch nicht alles erreichen konnte, was sie vielleicht wünschte.

Veröffentlicht am 09.01.2022

Geschichte ruft

Miss Maxwells kurioses Zeitarchiv
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Madeleine Maxwell bekommt von ihrer ehemaligen Lehrerin ein unerwartetes Jobangebot. Das St. Mary’s Institut betreibt Archäologie der ganz besonderen Art. Dafür muss Madeleine jedoch erstmal die Zusatzausbildung ...

Madeleine Maxwell bekommt von ihrer ehemaligen Lehrerin ein unerwartetes Jobangebot. Das St. Mary’s Institut betreibt Archäologie der ganz besonderen Art. Dafür muss Madeleine jedoch erstmal die Zusatzausbildung bestehen und bevor sie die überhaupt antreten kann, gilt es die Verschwiegenheitserklärung zu unterschreiben. Und jeder Fehler kann bedeuten, dass sie raus ist. Wie schnell das gehen kann, erfahren einige Mitbewerber gleich am Anfang. Doch Madeleine „Max“ boxt sich durch. Auch wenn sie sich nicht überall Freunde macht, ihre Jungfernreise besteht sie mit Bravour. Ihre erste echte Zeitreise. Archäologen und Archäologinnen wie sie dürfen bei historischen Ereignissen dabei sein.

Madeleine „Max“ Maxwell betritt die Bühne der Reihenheldinnen. Und schon bei ihrem ersten Auftritt hat sie einige gefährliche Abenteuer zu bestehen. Auf ihren Reisen sollen sie Informationen sammeln und Fragen klären, die in der Geschichte Rätsel aufgeben. Doch wie alle Zeitreisenden dürfen sie nicht eingreifen. Der Fluss der Historie muss erhalten bleiben, damit die Zukunft wie bekannt stattfinden kann. Natürlich gibt es eine Grauzone, denn wer würde einem Kind, das stürzt nicht wieder aufhelfen. Schnell muss Max feststellen, dass es nicht so einfach ist, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und sie bemerkt auch, dass in den Zeitläufen mehr Reisende unterwegs sind als geahnt.

Archäologie mal anders - wie im Klappentext aufgeführt, so könnte man diesen ersten Band und sicher auch die anderen der Reihe betiteln. Zwar muss zunächst die Ausbildung bestanden werden, damit die handelnden Personen und mit ihnen die Leser erstmal erfahren, worum es geht. Doch dann entspinnt sich eine interessante Handlung um Gegenwart und Vergangenheit. In Institut muss man wirklich aufpassen, weil nicht alle mit offenen Karten spielen. Und so kann Max manchmal nur raten, wer Freund oder Feind ist. Das Leben im Institut mutet mitunter wie ein Dasein im Internat an, mit Aktivitäten ebenso wie Feiern oder Gelagen. Ein kleines Manko möglicherweise, denn es hat etwas aufgepfropftes. Insgesamt jedoch bietet dieser Roman eine klasse Idee, die gut und spannend in Szene gesetzt wurde.

Veröffentlicht am 03.01.2022

Der Unsichtbare

Illegal
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Schon seit ungefähr zehn Jahren lebt der Ghanaer Kodjo in Berlin. Solange er verheiratet war einigermaßen legal, doch seit der Scheidung ist er ein Illegaler. Sein erstes Bestreben ist es daher, unsichtbar ...

Schon seit ungefähr zehn Jahren lebt der Ghanaer Kodjo in Berlin. Solange er verheiratet war einigermaßen legal, doch seit der Scheidung ist er ein Illegaler. Sein erstes Bestreben ist es daher, unsichtbar zu sein. Er will in Berlin bleiben. Als er sich mal wieder in der Übergangsbehausung aufhält, beobachtet er im Haus gegenüber einen Mord. Und weil er diesmal doch gesehen wird, ist er selbst es, der in Verdacht gerät. Kodjo bleibt keine andere Möglichkeit, als den wahren Täter zu entlarven. Die Polizei geht schließlich der Einfachheit halber dem einzigen Hinweis nach, den sie hat.

Bei Kodjo handelt es sich um einen intelligenten jungen Mann. Nach seinen Erzählungen kommt er aus einer wohl situierten Familie in Ghana und sein Auftreten bestätigt das. Dennoch lebt er illegal in Berlin. So ganz klar ist nicht, weshalb er nicht zurückgeht, um legal wieder einzureisen. Nachdem er den Mord beobachtet hat, kann er logischerweise nicht einfach zur Polizei. Mit den wenigen Informationen, die er hat, versucht er selbst zusammen mit ein paar Freunden und Freundinnen, den Täter zu finden. Die Gruppe arbeitet geschickt und trägt gewitzt einige Informationen zusammen. Doch was, wenn der Mörder merkt, dass er enttarnt wurde?

Der Beginn dieses Kriminalromans ist klasse gemacht. Der illegale, aber unschuldige Kodjo, der , um sich von dem Verdacht zu befreien, versucht, den Täter selbst ausfindig zu machen. Und wie klug und gewieft er sich dabei anstellt. Man ist ganz bei ihm und hofft vielleicht etwas naiv, dass er Erfolg hat. Schließlich soll der wahre Täter gestellt werden. Toll, wie seine Freunde und Freundinnen ihm helfen. Hobbydetektive zwar, aber durchaus ernst zu nehmen. Doch im weiteren Verlauf gerät die Geschichte wie schon im Klappentext angedeutet zur Jagt auf Kodjo. Während der Lektüre dieses Teil beginnt man, sich zu fragen, ob die Polizei wirklich so schlecht ist, dass man ihr überhaupt nicht vertrauen kann. Und vielleicht ist man etwas treu doof, aber da verliert einen die Handlung. Und der Schluss wirkt gerecht, aber nicht richtig. In Teilen wartet dieser Roman mit einer sehr spannenden und gut konstruierten Geschichte auf.

Veröffentlicht am 10.12.2021

Das Uhrengeheimnis

Der Uhrmacher in der Filigree Street
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Nathaniel genannt Thaniel arbeitet als einfacher Telegraf für das Innenministerium. Sein Leben verläuft eher eintönig. Er hat eine kleine Wohnung und unterstützt seine Schwester. Eines Abends findet Thaniel ...

Nathaniel genannt Thaniel arbeitet als einfacher Telegraf für das Innenministerium. Sein Leben verläuft eher eintönig. Er hat eine kleine Wohnung und unterstützt seine Schwester. Eines Abends findet Thaniel eine fein gearbeitete Taschenuhr. Rästelhaft, wie die Uhr in sein Zimmer gelangte. Nathaniel macht sich auf die Suche nach der Herkunft der Uhr. In dieser Zeit des Jahres 1883 verbreiten sich Gerüchte, dass ein Anschlag auf Scotland Yard geplant sein könnte. Die Telegrafendrähte zwischen den Ministerien laufen heiß. Doch immer noch bleibt das Rätsel um die Uhr und eine Spur führt Thaniel zu einem Uhrmacher, der in Japan geboren wurde.

Der einfache Angestellte Nathaniel, der eigentlich einen anderen Lebenstraum hatte, kommt hier in Berührung mit einer anderen Welt. Der Uhrmacher Keito Mori mit japanischen Wurzeln führt in in ein japanisches Dorf, das zu Anschauungszwecken in London aufgebaut wurde. Und auch einen Einblick in seine Handwerkskunst gibt er dem jungen Thaniel Steepleton. Nathaniel ist fasziniert von den filigranen Uhrwerken, die Mori herstellt und bei denen es sich eher um Kunstwerke denn als um bloße Uhren handelt. Dass Angebot bei Mori einzuziehen, nimmt Nathaniel gerne an. Vielleicht erzählt Mori ihm noch mehr über die Uhr und deren Funktionsweise.

Der Beginn dieser phantastischen Geschichte überzeugt ungemein. Das geheimnisvolle Auftauchen der Uhr, die Suche nach dem Uhrmacher, die drohende Gefahr eines Anschlags. Schritt für Schritt nähert sich Nathaniel dem Rätsel und taucht dabei in nicht nur in eine fremde Kultur ein, sondern er betritt auch Kreise, mit denen er sonst nicht in Berührung gekommen wäre. Doch als es beginnt um den Hintergrund von Moris Anwesenheit in London zu gehen, wird die Lektüre schwieriger und wirkt verworren, noch später geht weiteres Interesse verloren, weil die Handlung von einer folgerichtigen Abfolge in eine Phantastik überführt wird, für die man als Leser geschaffen sein muss. Dennoch bleibt Nathaniel sympathisch und die Vermischung möglicher historischer Begebenheiten mit einigen übersinnlichen Elementen bildet einen Ansatz, der neugierig macht. Sehr ansprechend ist auch das liebevoll gestaltete Cover.