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Veröffentlicht am 17.03.2022

Eine prägende Geschichte für das Leben, das Herz und der Seele

Whitestone Hospital - High Hopes
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Ich sitze hier und überlege nun, wie ich die richtigen Wörter finden soll, die dem Buch gerecht werden. Wo soll ich bloß anfangen und wo enden? Noch immer galoppiert mein Herz und meine Finger zittern ...

Ich sitze hier und überlege nun, wie ich die richtigen Wörter finden soll, die dem Buch gerecht werden. Wo soll ich bloß anfangen und wo enden? Noch immer galoppiert mein Herz und meine Finger zittern ununterbrochen, wenn ich nur an all das denke, was ich in High Hopes erlebt habe. Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle und Erlebnisse. Und immer, wenn ich dachte, dass es vorbei ist, kam der nächste unerwartete Loop und stellte meine Welt komplett auf den Kopf. Denn genau das tut Ava mit uns und unseren Gefühlen. Sie lässt sie vorsichtig aus uns hervorrufen, nur um uns in ebendiesen Emotionen ertrinken zu lassen. Mein Herz schmerzt noch immer und hat sich nicht erholt.

Ach, Ava, was hast du bloß getan? Wenn du mir so sehr das Herz brechen wolltest, dann musstest du mir bitte auch eine Anleitung zum Flicken und Pflegen dessen geben!

Fangen wir aber mal mit den einfachen Sachen an: In diesem Buch begleiten wir die junge Ärztin Laura auf ihrem Weg der Assistenzzeit im Whitestone Hospital. Auch Nash Brooks, der Stationsarzt, dürfen wir über die Schulter blicken. Die Geschichte wird nämlich aus beiden Perspektiven geschrieben, sodass uns die Sicht der beiden nicht verwehrt bleibt und wir ein rundes Bild und die geballte Ladung an Gefühlen abbekommen.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Gepaart mit dem spannenden Inhalt fliegen die Seiten nur dahin. An den richtigen Stellen nimmt er an Schwere zu, wird locker und humorvoll, aber auch ernst. Avas Schreibstil fängt uns ein, katapultiert uns in eine andere Welt und lässt die reale anhalten, damit wir in die reelle absteigen können. Ava nimmt uns mit all unseren Sinnen ein und zieht uns mit ihren poetischen Sätzen in den Bann, sodass wir der Geschichte hilflos ausgesetzt sind und nichts tun können, außer zu lesen, zu fühlen und zu bangen.

Zu Beginn tasten wir uns an die Geschichte ran, kommen mit Laura an, bis nach und nach die volle Bedeutung und Verantwortung eines Arztes bei uns ankommt, als wir unseren ersten Fall erleben. Sobald Laura einen Fuß ins Whitestone setzt, wissen wir sofort, dass wir angekommen sind. Dass wir endlich an einem Ort sind, der für uns ein Safe Place sein wird, da wir hier keine Maske zu tragen brauchen. Keine Fassade, kein falsches Spiel. Nur Ehrlichkeit. Und Wahrheit. Vollkommen entblößt. Doch geborgen und sicher.

High Hopes gibt uns realistische Einblicke in den Alltag eines Arztes. Auch wenn man keine Ahnung von der Medizin hat, werden die Fälle so dargestellt, dass sie für jeden verständlich sind. Und falls man doch etwas nachschlagen mag, gibt es am Ende ein Glossar.
Hautnah erleben wir verschiedene Aspekte im Alltag einer Chirurgin. Von Notaufnahme, OP, Station bis hin zum Rettungsdienst - alles ist dabei. Dabei kommt die Konkurrenz, der Neid und das Gefühl der Benachteiligung unter den Kollegen nicht kurz. Auch im wahren Leben kommen solche Gefühle trotz Freundschaft auf. Authentisch greift Ava viele kleine, aber wichtige Punkte auf, die leider in der Welt passieren, und macht uns auf einer sanften, aber dennoch bestimmten Art und Weise auf sie aufmerksam und klärt uns auf. Es werden so viele Themen angeschnitten, sie mit so viel Ehrlichkeit und Authentizität aufgezeigt und mit so viel Feinfühligkeit und Sensibilität behandelt, dass Ava jenen eine Stimme verleiht, die keine haben und sonst untergehen. Um Spoiler zu vermeiden möchte ich nur Zeenah sagen. Dafür bin ich Ava auf ewig dankbar!

Still und leise lernen wir mit Laura, stoßen an unsere Grenzen, lernen unsere Kapazitäten neu kennen und geben mehr als wir haben. Die anfängliche Blase aus Liebe, Humor und Leichtigkeit, die Ava um uns errichtet, zerplatzt jäh und plötzlich, als die Schattenseiten dieser Welt, der Welt des Arztseins, aufgezeigt werden. Denn Ärzte sind eben auch nur Menschen und müssen nach den Spielregeln der Natur und des Schicksals spielen. Aber auch die Tatsache, wie viel ein Arzt reinstecken muss, mitmachen muss, und wie viel er opfern muss, damit vieles halbwegs reibungslos läuft, wird in der Geschichte aufgegriffen. Denn oftmals ist den Patienten gar nicht bewusst, dass viele Ärzte psychisch belastet sind und einen Schutzmechanismus aufbauen müssen. Dass sie dabei „kalt“ und „gefühllos“ wirken könnten, ist eine der vielen Konsequenzen. Ava gelingt es, mit den Fällen diese Belastung detailliert darzustellen und wie ihre Charaktere in dem Moment damit klarzukommen versuchen. In vielen Situationen habe ich mich wiederfinden können und so das Geschehen viel intensiver erleben dürfen, weil ich eben persönliche Erfahrungen mitbringe.

Aber nicht nur die Welt der Mediziner, sondern auch die der Liebe und des Lebens finden ihre Stimme in High Hopes.
Laura und Nash sind beide direkte Charaktere, die ohne Scheu offen ihre Gedanken und Gefühle mit uns teilen, weshalb sie von Anhieb wie Freunde sind und uns das Gefühl vermitteln, dass wir sie bereits kennen und nicht erst kennenlernen müssen. Durch ihre Direktheit spüren wir die Anziehung zwischen den beiden sofort und können diese nicht leugnen. Das Aufeinanderprallen, die Schlagabtausche, das Hin und Her zwischen den beiden gleicht einem Tanz, der seine Choreografie noch lernen muss. Es ist eine leise, aber intensive Liebesgeschichte, die in einer lauten Umgebung ihre ersten Wurzeln schlägt. Bis sie jedoch vollständig erblühen kann, müssen einige Hürden überwunden werden. Denn das Schicksal legt uns Steine in den Weg. Arztsein ist nicht einfach.

Auch die Nebencharaktere sind alle greifbar gezeichnet, jeder mit seiner besonderen Eigenschaft ausgestattet. Insgesamt ist es eine tolle Truppe, die uns herzlich aufnimmt. Besonders Ian hat mir sehr angetan. Seine lockere und humorvolle Art half mir, das Buch zu überstehen. Denn die Fälle und vor allem das Ende nehmen uns psychisch viel mit.

Ach ja, das Ende. Wir ignorieren gekonnt, dass es sowas gibt. Okay? Danke!

Da wir vom Ende nicht reden wollen, weil es zu schmerzhaft ist, kann ich zusammenfassend sagen, dass das Buch ein Muss für jeden ist. Von Gänsehaut-Momenten, über emotionale Phasen bis hin zu nervenaufreibenden Szenen bietet High Hopes alles, was ein perfekter Roman ausmacht. Es ergreift unser Herz, spricht mit unserer Seele und berührt unsere Sinne. Mit diesem Werk zeigt uns Ava nicht nur die wunderschönen, sondern auch die schmerzvollen Seiten des Lebens - Genau wie das Leben, ohne Filter und ohne Rücksicht auf uns zu nehmen. Weil das Leben eben rücksichtslos sich nimmt, was es will.

Ava hat so viel Mühe in diesem Werk gesteckt, so viel Arbeit und Recherche und Fleiß und Liebe und auf so viele Sachen geachtet, dass diese unbändige Liebe in jedem Satz, jeder Zeile und jedes Wort sichtbar wird. Es wird romantisch, emotional, schmerzvoll und ehrlich. Es wird weh tun, sehr weh tun, weshalb wir verzweifeln werden und das Gefühl haben, dass Ava uns die Luft zum Atmen nimmt - was sie ja auch tut. Wir werden so viele tolle Menschen kennenlernen (Ian!!!), Gutes und Schlechtes erleben, Verluste und Gewinne wahrnehmen. Wir werden fallen, uns wehtun, vor allem aber wieder aufstehen, lernen und wachsen. Ava hat eine Geschichte für das Leben geschrieben, die uns alle prägen wird. Weil High Hopes eben ein Buch ist, wo wir nicht nur unser Herz, sondern auch unsere Seele und uns selbst verlieren, nur um uns neu zu finden und stärker als zuvor hervorzukommen. Denn die Geschichte zeigt uns, welche grundlegenden Werte letztendlich zählen, nichts bestand hat und alles vergänglich ist. Dass wir Menschen Menschen sind unabhängig Herkunft, Nationalität, Religion und Aussehen. Die Geschichte verlangt viel ab - deswegen unbedingt die Triggerwarnung beachten! -, nimmt viel von uns, gibt aber auch vieles zurück. Weil es uns Lebensweisheiten und Dinge fürs Leben lehrt. Das Whitestone ist für mich ein Zufluchtsort, ein Safeplace, geworden, weil jeder willkommen ist und er selbst sein kann, ohne sich verstecken zu müssen. Denn das Whitestone fängt uns auf, hält uns fest und wenn wir ehrlich sind, wollen wir es selbst nicht mehr loslassen!

Ava hat mit dem Auftakt der Reihe eine vielgestaltige, -geschichtete und komplexe Welt erschaffen, die Grundlage einer tollen und tiefgründigen Welt sind. Eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Blick hinter den Kulissen und Nebencharakteren

Animants Welt
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Animants Welt ist ein Zusatzband und kein zweiter Band! Es ist wichtig, die Staubchronik zu kennen, damit man das volle Bild hat.

Ich fand es schön, neben Zusatzkapiteln zu Animant und Mr Reed auch welche ...

Animants Welt ist ein Zusatzband und kein zweiter Band! Es ist wichtig, die Staubchronik zu kennen, damit man das volle Bild hat.

Ich fand es schön, neben Zusatzkapiteln zu Animant und Mr Reed auch welche zu Elisa und den anderen zu haben. Vereinzelt werden zwischen ihnen zudem Zusatzinformationen wie ein Exkurs in die damalige Kostüme gezeigt und erklärt. Für unwissende eine schöne Bereicherung. Das Buch bekommt durch die Briefe und Einblicke in die Gefühlswelt der Charaktere einen persönlichen Touch und rundet die Geschichte rund um Staubchronik harmonisch ab.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Erleuchtende Einblicke

Magic Academy - Der dunkle Prinz
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Diese Kurzgeschichte habe ich im Anschluss an die Reihe gelesen und nun Darren viel besser verstanden. Es ist ratsam, diese Novella nach Band 1, jedoch nicht vor Band 1 zu lesen. Die Geschichte ist wundervoll ...

Diese Kurzgeschichte habe ich im Anschluss an die Reihe gelesen und nun Darren viel besser verstanden. Es ist ratsam, diese Novella nach Band 1, jedoch nicht vor Band 1 zu lesen. Die Geschichte ist wundervoll geschrieben, mit einem tollen Schreibstil, der die Seiten dahinfliegen lässt. Auch die Einblicke in Darrens Leben vor dem ersten Jahr waren erschreckend, gleichzeitig aber auch erleuchtend. Endlich versteht man nun, warum Darren so ist, wie er ist. Natürlich konnte ich es mir denken, dass er eine harte Vergangenheit hatte. Doch schwarz auf weiß die Bestätigung zu erhalten erweckt noch einmal andere Perspektiven und Gedanken. Selbst sein Bruder hat mir sehr leidgetan, den ich im letzten Band der Reihe hassen gelernt habe. Ein Prinz sein ist kein Kinderspiel und einfach, das weiß jeder. Aber dennoch fand ich es schrecklich, was Darren alles durchstehen musste. Umso beeindruckt bin ich nun von ihm, dass er mit Riyah doch wundersame Momente verbracht hatte und eigentlich auch humorvoll war. Stichwort: Verkleidung. Wer die Reihe gelesen hat, versteht, was ich meine. Also wer die Reihe kennt, sollte sich die Kurzgeschichte vornehmen, damit ein rundes, rundes Bild entsteht und man die Geschichte mit einem leicht veränderten Blick sieht.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Sanfte Geschichte mit emotionalen Wendungen

Dunbridge Academy - Anywhere
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„Ich bin immer noch Emma, aber was ich hier sein werde, das liegt ganz allein in meiner Hand.“

Anywhere ist der Auftakt der neuen Trilogie von Sarah Sprinz. Es geht um Emma Wiley, die auf den Spuren ...

„Ich bin immer noch Emma, aber was ich hier sein werde, das liegt ganz allein in meiner Hand.“

Anywhere ist der Auftakt der neuen Trilogie von Sarah Sprinz. Es geht um Emma Wiley, die auf den Spuren ihres Vaters ist und die Wahrheit hinter seinem Verlassen erfahren möchte. So reist sie nach Schottland, um an die Dunbridge Academy zu gehen, in der Hoffnung, mehr über ihre Eltern und ihre Vergangenheit zu erfahren. Denn auch sie waren Schüler und Schülerin des Internats. Bereits auf dem Frankfurter Flughafen trifft Emma auf Henry und zwischen den beiden beginnt es zu prickeln. Doch Henry hat eine Freundin. Wird Emma ihren Plan verfolgen können oder ihren Gefühlen nachgeben und sich ablenken lassen?

Das Buch wird in der Ich-Perspektive aus beiden Sichten geschrieben. So erfahren wir nicht nur Emmas Geschichte, sondern auch die Henrys. Wer schon einmal ein Buch der Autorin gelesen hat, weiß, dass der Schreibstil sehr flüssig und leicht zu lesen ist. Man ist sofort in die Klauen der Geschichte gefangen, weshalb die Seiten nur dahinfliegen. Sarah Sprinz‘ Liebe zum Detail wird an genau den perfekten Stellen ausgeweitet, die wichtig für die Handlung sind und dem Lesenden ein besseres Bild vermitteln. Und an genau den perfekten Stellen ausgespart, um der Handlung Spannung zu verleihen.

Der Prolog ist sehr interessant und lässt einen grübeln, worüber gesprochen wird, vor allem aber, von wem er handelt. Ist es Emma oder doch Henry, da beide Charaktere mit uns sprechen? Gegen Ende des Buchs wird dieselbe Szene aufgegriffen, und in dem gegebenen Kontext versteht man nun, um wen es geht. Und um was es geht. Und mit dieser Auflösung hätte wohl niemand gerechnet. Ganz und gar nicht!

Emma ist eine sehr zielstrebige Person, die das Laufen liebt. Für mich - ein Sportmuffel - nicht nachvollziehbar, doch als der wahre Grund an die Oberfläche kommt, ist man zutiefst berührt. Das Laufen hat eine emotionale Bedeutung für Emma. Das erklärt auch die Widmung, die Sarah Sprinz zu Beginn so emotional verfasst hat. Henry dagegen ist der typische Vorzeigeschüler und Schulsprecher. Auf ihn ist immer Verlass und er würde alles tun, um seine Liebsten zu schützen. Auch wenn es bedeutet, in ein Schlamassel zu geraten, das seine Zukunft aufs Spiel setzen würde.

Das Buch beginnt mit Emma, wie sie hektisch auf den Weg zum Flughafen ist und in Henry läuft. Auf diese Weise lernen sie sich kennen und legen den Weg zur Dunbridge Academy gemeinsam zurück. Dort angekommen nimmt die Autorin uns so authentisch mit an das Internat, dass man selbst das Gefühl hat, mit Emma jeden Geruch, jedes Geräusch und jede Emotion wahrzunehmen. Das Prickeln der Neugier und der Aufregung bereitet sich ebenfalls in unserem Bauch und auf unserer Haut aus. Schnell lernt man neben Henry auch seine Freundin Grace kennen, ebenso Tori und Sinclair - letzteres Henrys bester Freund. Tori ist das typische aufgewühlte und laute Mädchen, das sich nicht einkriegen lässt. Und Sinclair ist eben Sinclair. Ihn habe ich jetzt schon fest ins Herz geschlossen und freue mich sehr auf seine Geschichte!

Stück für Stück kommen wir an die Academy an und lernen die Schüler und Schülerinnen, Lehrer und Lehrerinnen kennen. Am meisten bleibt jedoch Mr Ward in Erinnerung, denn er scheint eine Vergangenheit mit Emmas Eltern zu haben. Denn direkt auf der ersten Begegnung ist er ihr gegenüber negativ gestimmt und nicht gut anzusprechen. Warum genau ist vorerst unklar. Fest steht allerdings, dass er sie noch weniger mag als die anderen Schüler. Seine griesgrämigen Züge sind nämlich allgemein bekannt. Und als gegen Ende hin das Geheimnis gelüftet wird, ist doch alles anders gekommen, als man gedacht hätte. Ich zumindest hatte einige Theorien, ganz sicher jedoch nicht die, die die Autorin eingebaut hat.

Die Atmosphäre an der Academy ist sehr einladend, offen und willkommen. Man fühlt sich direkt aufgenommen und möchte am liebsten gar nicht mehr weg. Gleichzeitig jedoch auch sehr geheimnisvoll, mystisch, aufregend und voll Adrenalin geladen. Denn die ganzen Mitternachtparties, Besuche nach der Flügelzeit und die vielversprechenden Spaziergänge durch efeubewachsenen Mauern sind alles andere als erlaubt. So ist man immer im Wettlauf mit der Zeit und des Erwischtwerdens.
Die Autorin beschreibt zwar den Alltag eines Internatsschülers, doch ist der Fokus erst einmal auf die Entwicklung beider Hauptprotagonisten gelegt. Es passiert dementsprechend nicht sehr viel und gewaltiges, doch benötigt diese Geschichte auch nichts Weltbewegendes. Das Mitverfolgen der Charakterentwicklung sowie deren Beziehung ist meiner Meinung ausreichend genug. Zwischendurch wirft die Autorin häppchenweise Hinweise bezüglich Emmas Vater uns zu, die uns mit gekräuselter Stirn zurücklassen. Ist er doch ganz anders, als Emma ihn in Erinnerung hat? Das ganze Buch baut auf das Finden Emmas Vater auf. Und als es schließlich passiert, war ich ziemlich sprachlos. Ich hatte vieles erwartet, mir die Situation auf unterschiedliche Weise vorgestellt. Doch nicht so, wie es gekommen ist. Genaueres möchte ich hier nicht erwähnen, da ich sonst zu sehr spoilern würde.

Gleichzeitig nähern sich Emma und Henry immer mehr und können die Anziehung nicht ignorieren. An dieser Stelle muss jeder für sich bestimmen, ab wann eine Beziehung unter Fremdgehen eingestuft wird. Es passiert nämlich etwas, wo ich über Henry enttäuscht war. Doch diese Enttäuschung nahm er mir sogleich wieder weg, als er mit Grace offen über ihre Situation spricht. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass er viel früher die Karten offen auf den Tisch legen würde.

Als schließlich nur positives in Sicht ist, nimmt die Autorin unser Herz in die Hand und reißt es gewaltsam aus unserer Brust, ohne Rücksicht auf die klaffende Wunde, die sie uns zugefügt hat. Ich war sprachlos, mein Kinn berührte den Boden, meine Augen wollten die Buchstaben nicht als Wahrheit annehmen und meine Seele unterdrückte einen Schrei. Glücklicherweise fängt uns Sarah Sprinz auf und hilft uns unseren Weg der Heilung zu finden. Zwar dauert es und es braucht seine Zeit, doch findet der Lesende wieder langsam Luft zum Atmen. Ganz heilen werden wir wohl erst wirklich mit der Zeit. Das war eine so große Wendung und so unerwartet, dass ich sprachlos zurückgelassen wurde. Wo das ganze Buch eher eine sanfte Atmosphäre mit lockeren Geschehnissen, dem Einleben und sich finden befasst - mit wenigen kleinen emotionalen Momenten - geht diese Wendung jedoch sehr unter die Haut. Sarah Sprinz schickt uns durch einen dunklen Tunnel, der nicht zu enden scheinen mag. Der Schmerz ist so stark und präsent, dass wir von ihm geblendet werden und einen Fehler nach den anderen machen und noch tiefer fallen. Die Wunde ist zu tief, als dass wir sie einfach vergessen können, und zu groß, als dass wir einfach ein Pflaster drauf kleben können. Doch irgendwann, wenn man denkt, dass man nicht mehr laufen kann, nicht mehr weiter kann, und nun endgültig untergeht, erblickt man einen kleinen Lichtfleck. Ein Funke auf Hoffnung, auf eine erträglichere Zeit. Gegen Ende hin ist längst nicht alles verheilt. Aber genau das fand ich sehr authentisch. Auch im wahren Leben braucht man Zeit, bis man die Erkenntnis trifft, dass man mit dem Schmerz und dem Loch leben lernen muss. Und genau diese Erkenntnis erfahren wir. Im Prolog wiederum, das Monate später ansetzt, sieht die Lage viel besser aus und man erkennt erste Ansätze der Heilung. Gleichzeitig stellen sich die Nackenhaare auf und der Lesende starrt gebannt und mit angehaltener Luft auf die nächsten Wörter und liest und liest und liest und wartet auf den Moment, in dem die Autorin uns wieder zu Atem kommen lässt. Und als sich alles fügt, wissen wir, dass wir endlich, endlich, endlich angekommen sind und keinen Grund zum Laufen brauchen.

Insgesamt eine sehr gelungene, schöne Geschichte, die sich mit wichtigen Themen befasst und sowohl die schönen als auch die bösen Seiten des Lebens aufgreift.

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Veröffentlicht am 08.01.2022

Heikles, aber wichtiges Thema.

Heart of Scars
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„Vivere militare est- Leben heißt zu kämpfen“ ✨

In diesem Buch geht es um Joyce, die nur ihre kleine Schwester beschützen möchte und deswegen alles in Kauf nimmt- selbst den körperlichen Missbrauch. ...

„Vivere militare est- Leben heißt zu kämpfen“ ✨

In diesem Buch geht es um Joyce, die nur ihre kleine Schwester beschützen möchte und deswegen alles in Kauf nimmt- selbst den körperlichen Missbrauch. Eigentlich hält sie sich von Männern fern, aber eines Tages trifft sie auf Ace, der durch sie hindurchzuschauen scheint. Wer ist er und wird er ihr helfen können, aus dem Albtraum zu erwachen?✨

Das Buch wird hauptsächlich aus Joyce und Aces Sicht erzählt. Vereinzelt kommen ein, zwei Szenen vor, in der wir jemand anderes begleiten, aber nur, um das Gesamtbild der Geschichte verstehen zu können. Ich persönlich liebe es, wenn ich aus der Sicht der beiden Protagonisten lesen darf. Dieser Perspektivwechsel ist der Autorin sehr gut gelungen. Eigentlich lese ich kein NA, weil ich reine Liebesgeschichten nicht mag. Aber dieser Roman verspricht, tiefgründig zu sein und erfüllt dieses Versprechen. Es geht nämlich um Missbrauch- körperlichen und psychischen. Joyce wird nämlich von ihrem Adoptivvater missbraucht- nein, nicht sexuell. James findet seinen Frieden, indem er Joyce körperlich nach seinem Geschmack schmückt. Wie genau dieses Schmücken aussieht, erfährt ihr im Buch. Ich persönlich war nach der Szene baff, wie genau die Autorin die Hintergründe beschreibt und warum und wie James sich sein Kunstwerk vorstellt. Ich war einfach von den Menschen echt angeekelt, weil es leider tatsächlich solche Menschen gibt, die missbrauchen. Das Buch fängt mitten in einer sehr traumatisierenden Szene an, die einen sprachlos zurücklässt. So brutal hatte ich mir das Buch dann doch nicht vorgestellt. An diesem Tag wird Joyces Leben geprägt und ihr Wille gebrochen. Nun lässt sie alles mit sich geschehen, damit es ihrer kleinen Schwester gut geht. Nebenberuflich kellnert sie und trifft währenddessen auf Ace, der durch sie hindurchzuschauen scheint. Durch verschiedene Umstände landet sie letztendlich bei ihm und lernt, Menschen zu vertrauen, selbstbewusster zu werden und körperliche Nähe zu ertragen. Ich fand Joyces Reise nach jahrelangem Missbrauch als ein Mensch angesehen und respektiert zu werden, sehr interessant.

Es ist nicht einfach von heute auf morgen den jahrelangen Missbrauch in den Hintergrund zu stellen und zu leben. Die ständige Angst, dass das Glück endet und einem das gewohnte widerfährt, ist immer da. Auch das anfängliche Unglauben, dass ein Mann anders sein kann, zumal sie ja nur schlechte Erfahrungen mit ihrem Adoptivvater gemacht hat. Besonders vor den wütenden Männern hat sie Angst. Das widersprüchliche ist, dass sie ausgerechnet Ace mögen lernt, der selber Aggressionsprobleme hat. Denn er hat auch eine düstere Vergangenheit hinter sich. Das ist auch einer der Gründe, warum er Joyce versteht. Sie steht an einer Stelle, die er vor einigen Jahren hinter sich gelassen hat. Dennoch lernen wir ihn zu vertrauen und lieben, weil er seine Wut nicht gegen Joyce, sondern gegen das, was mit ihr geschehen ist, hegt. Weil er trotz allem seine Menschlichkeit nicht verloren hat. Weil er Respekt kennt. Weil er lieben weiß.

Wir begleiten zwei gebrochene Protagonisten, die viel stärker sind, als sie glauben. Zwei gebrochene Charaktere, die zusammen einen kompletten Menschen ergeben. Die dunkle Zeiten hinter sich gelassen haben und nun gemeinsam auf eine neue Zukunft hoffen, die strahlend sein wird. Doch bis dahin ist es ein langer Weg für Joyce. Immer wieder passiert etwas, das ihre Fortschritte wettmacht und sie wieder zurückstößt. Bis auf den aller letzten Rückfall sind alle anderen vollkommen verständlich und nachvollziehbar. Den letzten verstehe ich nicht, weil Ace ihr eigentlich helfen wollte und Joyce es als eine Art Vertrauensbruch angesehen hat. Neben den ernsten Momenten gibt es auch ganz lustige und lockere Szenen. So der Spieleabend. Es gibt viele emotionale Szenen, die mich echt berührt haben. Beispielsweise am Ende eine. Da sorgte Aces Flehen und Sorgen für Gänsehaut bei mir. Auch die Nebencharaktere sind super beschrieben. Der mysteriöse Devron und der lustige Chazz. Ich habe beide in mein Herz geschlossen, wobei es bei Devron bisschen gedauert, aber dann einen tiefen Platz in meinem Herzen gefunden hat. Von den beiden würde ich gerne mehr lesen wollen. Natürlich fehlen die Wendungen und Überraschungshiglights nicht. Von denen gibt es einige, die die Spannung steigern lassen.

Wie ihr seht, bin ich von der Geschichte überzeugt. Mein einziger Kritikpunkt wäre der Schreibstil. Er war mir dann doch zu jungenhaft, da die Gedanken direkt im Stil erfasst wurden und nicht wie sonst als gesondert dargestellt sind. So liest man oft „verdammte Scheiße, ich...“. Auch an Wörter wie „Baby“, „Schatz“ und „Süße“ musste ich mich gewöhnen, weil ich erstaunlicherweise noch kein Buch mit solchen Anreden gelesen habe. Bzw das englische „darling“ oder „honey“ nicht so sehr ins Auge springen wie die deutschen Kosewörter. Ansonsten fand ich die Geschichte super. Es war unglaublich, Joyce auf ihrem Weg der Besserung zu folgen. Und ich habe beim Lesen viele Messages bekommen und Lehren erhalten. Zum einen das oben angeführte Zitat. Joyce hat bewiesen, dass man im
Leben kämpfen muss und nicht aufgeben darf. Egal, um was es geht, seien es die Verfolgung der eigenen Träume oder einfach durch den Tag zu leben. Wir müssen kämpfen. Dieses Zitat dient als Ansporn für mich. Das schönste war, dass das Zitat direkt als erstes angeführt wird, bevor die Geschichte beginnt. Also habe ich mich dementsprechend eingestellt. Leben heißt zu kämpfen! Zum anderen habe ich das folgende Zitat ins Herz geschlossen: „Ich will keinen Mann, der mich so sehr liebt, dass er für mich sterben würde. Ich will einen Mann, der mich so sehr liebt, dass er für mich LEBT!“. Ich glaube, dieses Zitat bedarf keiner weiteren Worte mehr und spricht für sich. Eine gelungene Geschichte, die ein heikles Thema anspricht, weil es leider Gottes viele gibt, die Missbrauch ausgesetzt sind und keine Hilfe bekommen oder einfach zu ängstlich sind, um sich Hilfe zu holen.

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